Womit beschäftigen sich eure 10jährigen? Sind eure 10jährigen auch so?

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  • Unser Sohn hat zum 10. Geburtstag ein Handy bekommen. Das hat einige Filter und Zeitlimits und Sperrungen eingestellt bekommen.

    Seit letztem Weihnachten gibt es hier eine switch, die aber nur am Wochenende benutzt werden soll.

    Das Kind hatte schon seit es klein ist, kaum eigene Ideen und spielt gerne bei anderen mit.

    Es ist leicht hyperaktiv, hat einfach ziemlich schnell und gut denkenden Kopf, hat Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren-> maßlosigkeit. Leider kenne ich diese Eigenschaften von mir (ausser, dass mein Kopf nicht so gut denkt)…deswegen habe ich auch kein Spiel auf meinem Handy ?.

    Er hat eine Stunde Zockzeit, die er -sobald er beide Füsse im Haus hat- sofort und komplett einlöst. Er klebt sofort an digitalen Meduen, sobald er dran kommt.

    Das Handy wird dauernd angeguckt, auch wenn es nur WetterApp ist.

    Und er ruft seine Freunde an-kann einer nicht, springt er zum nächsten.

    Wenn er nicht am Handy ist, liest er Mangas.

    Abends spielt er switch oder ist an seinem wenn seine Schwester ihre Serie guckt.

    Da bestehe ich mittlerweile darauf, dass er entweder mitguckt oder seine anderen Medien in die Küche mitnimmt.

    Ich möchte nicht, dass er beides macht. Und erhoffe mir, dass die Hektik, die in ihm steckt, dadurch eben nicht noch mehr befeuert wird.

    Er spielt Fussball im Verein, so dass er zum Glück nachmittags Sport treibt.

    Er hat einfach viel mehr Energie als andere Kinder. Leider radelt er nicht mehr zur Schule, sondern fährt Bus.

    Er ist sehr unsortiert: ständig muss er erinnert werden, seine getragene Wäsche zur Wäschetonne zu bringen, dass er seine Knie bitte unter den Tisch tut. Er lässt alles stehen und liegen, findet dann seine Sachen nicht. Dazu kommt, dass er ständig seine Schwester provozieren muss. Er kann nicht vom Frühstückstisch weggehen, ohne noch irgendwas blödes zu ihr zu sagen. Sich gemeinsam im Bad fertig zu machen ist nervtötend. Er ist laut, macht Getäusche, vergisst die Hälfte des Standardprogramms (Zähne putzen, Hände und Gesicht waschen und Haare bürsten).



    Wir haben einen grossen Garten mit Fussballtoren, haben Hühner, er hat ein großes Zimmer, Sachen wie gravitrax.

    Er kann sich nicht selbst beschäftigen.


    Mein Mann meint, dass man dem Kind dann etwas anbieten muss, wenn man ihn von den Medien und Mangas fernhalten möchte.

    Für ihn scheine ich eine veraltete Meinung zu Medien zu haben.

    Er ist vom Typ her ganz anders, hat nicht diese Suchttendenzen.

    Als das eine Spiel letztens nicht ging, ist mein Sohn ausgerastet und hat Sachen die Treppe runter geschmissen. Das finde ich besorgniserregend!


    Letztens durfte er spontan nach der Schule zu einem Kumpel- in den 3 Stunden haben sie eine davon vor der Zocke gehangen. Bei super Wetter draussen?.


    Können die 10jährigen nicht mehr ohne digitales Spielzeug spielen?

    Was spielen eure 10jährigen? Was machen sie nachmittags? Und was machen sie mit ihren Freunden?

  • Der größte Teil der Beschreibungen könnten von meinem Sohn stammen, der inzwischen 12 ist, aber in den letzten Jahren hat sich nicht furchtbar viel verändert. Die Zuhausezeit verbringt er im Bett mit Handy oder Tablet. Ist die Zeit verbraucht, hört er Radio. Er ist auch hyperaktiv, kam früher überhaupt nicht zur Ruhe, hat nie klassisch gespielt, ist maßlos, wenn es was zu holen gibt. Immerhin ärgert er seine Geschwister selten, weil sie ihm schlicht egal zu sein scheinen. Ich habe mich inzwischen damit abgefunden. Ich habe früher auch ewig Hörspiele gehört, Stunden gelesen oder Gameboy gespielt. Mir macht Bauchweh, dass das Angebot heutzutage so reichlich und grenzenlos ist. Ich hätte früher vielleicht 20 Kassetten mit Hörspielen und fünf Gameboy Spiele, heute haben die Kinder ständig Zugang zu Neuem.

    Ich biete meinem Sohn Sportarten an, inzwischen macht er Orientierungslauf und Parkour, und versuche ihn, hin und wieder einzubinden (zum Bäcker fahren, Geschwister abholen, im Garten helfen). Wenn möglich ist mein Großer auch regelmäßig mit seinen Kumpels mit dem Fahrrad unterwegs.


    Meine Tochter und ihre Freunde sind bald zehn und spielen demgegenüber noch sehr kreativ. Da werden Lager gebaut und Tierkliniken, Legowelten und Bastelsachen. Da ist das Handy eher Nebensache.


    Wo ich das so schreibe, erkenne ich dich wieder die Maßlosigkeit und fehlende Selbstregulation meines Großen wieder, anders als bei den Kleineren. Schwierig.

  • Du beschreibst exakt meinen Sohn, der demnächst 10 wird. Wenn er nicht an irgendeinem Bildschirm klebt, liest er. Meistens nicht mal richtige Bücher, sondern ebenfalls am Tablet.


    Auch er ist maßlos und hat klare Sucht-Tendenzen.


    Anderseits, als ich in seinem Alter war, habe ich auch in meinem Zimmer gesessen, Bücher verschlungen und dabei Kassetten gehört. Also gar nicht so viel anders.


    Mit anderen Kindern zusammen geht er auch raus, spielt Lego oder tauscht Sammelkarten.


    Ich weiß nicht, ob es bedenklich ist, aber wenn ich mich im Umfeld so umschaue, scheint es zumindest nicht ungewöhnlich zu sein.

  • Hier ist im gleichen Alter vieles - noch ohne eigenes Handy - ähnlich, und ich finde das ziemlich normal. Krach mit der Schwester gibt es hier auch dauernd,und ich kann mich noch gut erinnern, dass auch ich mich im Grundschulalter täglich schlimm mit meiner Schwester gestritten habe (heute haben wir ein sehr gutes Verhältnis). Das Chaos hier ist phasenweise auch riesig. Dein Sohn spielt Fußball, hat Freunde, und Treffen werden nicht zu 100 % mit Zocken verbracht, sondern es wird mal eine Stunde gezockt. All das gilt zu 100 % auch für meinen Sohn, und ich bin selbst gar keine Computerspielerin, kann aber schon beim Zugucken erkennen, dass mit einem Freund Fifa oder ähnliches spielen Spaß macht. Meiner liest keine Mangas, sondern comics und auch richtig dicke Bücher, aber was spricht denn gegen Mangas?

  • Oh, spannendes Thema, genau darüber habe ich mir in der letzte Zeit auch viele Gedanken gemacht.

    Hier ein 9jähriger.

    Wir haben keine Konsole, er hat kein Handy.
    Es gibt einen Laptop und ein Tablet, darauf darf zugegriffen werden, aber entsperren muss ich sie jedes Mal händisch.

    Ich bin sehr restriktiv, was die Mediennutzung bei meinen Kindern angeht, warum erkläre ich gleich.


    Ich habe vor einigen Jahren erlebt, dass viele Medienpädagogen empfohlen haben, die Kinder schon sehr früh an Mediennutzung heranzuführen.

    Ich sehe das sehr skeptisch. Gerade kritisch und kompetent mit Medien umzugehen lernen Kinder m.E. erst durch Aufklärung, Vorbild und Begleitung.

    Das sage ich bewusst, weil ich selbst so im Alter von 13 komplett allein im Internet unterwegs war (und froh bin, dass da nix passiert ist).


    Warum sind wir da sehr restriktiv? Nun ja, wir haben es ausprobiert. Ich habe festgestellt, dass mein kleines Kind nach einer Weile selbst das Handy ausstellt, weil es ihm langweilig wird. Mein großes Kind hingegen klebt viele, viele Stunden lang am Bildschirm und fällt danach in ein teils mehrere Tage andauerndes emotionales Loch.

    Es erinnert an eine Verstärker-Verlust-Depression. Der Anreizgehalt von einigen Spielen (z.B. mit der Switch) ist derart hoch, dass danach alles andere doof, langweilig, blöd ist. Das ist der Hauptgrund für den restriktiven Medienkonsum bei uns.

    Kürzlich konnte unser Kind einige Stunden bei einem anderen Kind spielen. Das Spiel lief dort nicht so, wie es sich unser Kind gewünscht hat (irgendwelche Boxen wurden halt immer vom anderen Kind geöffnet, das hat es sehr gefrustet). Danach war mein Kind eine Woche lang emotional ziemlich fertig. Das hat mich sehr erschrocken. Es war für mich sehr anstrengend im Alltag die Weichen entsprechend zu stellen, dass es meinem Kind langsam wieder besser ging.


    Deshalb fahren wir gerade folgende Strategie:

    - es gibt zwei, drei Hobbys, die es begeistern, die werden regelmäßig durchgeführt (Sport, was mit Gemeinschaft)

    - viel, viel Zuwendung, Aufmerksamkeit, Körperkontakt (da braucht unser Kind viel mehr, wir schauen zu, dass er das auch bekommt, das schafft die Grundlage dafür, dass wir da als Team zusammenarbeiten können, weil halt die Beziehung zum Kind viel Zeit und Priorität eingeräumt bekommt)

    - viele Unternehmungen, die "aufregend" sind (Klettersteige klettern, querfeldeinwandern, Höhlen "erforschen", Ausflüge mit ÖPNV)

    - er muss ohne zu Motzen im Haushalt helfen (kleine Aufgaben, wie Tiere füttern, Müll rausbringen, Klamotten in die Waschküche bringen)

    - Schule und Alltag muss ohne größere Probleme funktionieren (er muss sich selbstständig und rechtzeitig bettfertig machen und sowas)

    - er darf immer wieder im kleineren Umfang (30 min) das Tablet nutzen (Youtube Videos anschauen, das können Minecraft-Spielvideos sein, das kann aber auch ne Mathevorlesung von Christian Spannagel sein <3), nach dem vereinbarten Video mache ich sehr zügig aus - wenn es Drama gibt, gibt es längere Zeit keine Videos mehr, das funktioniert recht gut mittlerweile

    - es gibt alle paar Wochenenden immer mal wieder möglichst gemeinsam mit dem Papa oder anderen längere Episoden, wo gezockt werden darf - er muss dafür mindestens die gleiche Zeit draußen gewesen sein und sich intensiv bewegt haben (Bewegung hat auch einen hohen Anreiz für ihn, daher funktioniert das ziemlich gut)


    Das funktioniert gerade prima so, weil er recht interessiert daran ist, zu erklärt bekommen, wie diese oder jene Mechanismen innerlich bei ihm wirken. Er hat ein konzeptuelles Wissen davon, wie Suchtverhalten funktioniert und wir machen es sehr transparent, warum wir als Eltern so oder so entscheiden. Er sieht bei Altersgenossen, die sehr viel gamen, Süßigkeiten zur freien Verfügung haben und sich wenig bewegen, dass sie deutliches Übergewicht entwickeln.

    Und da mein Mann aus einer Generation kommt, wo er miterlebt hat, wie recht viele Leute wegen WoW ihr Studium und/oder Privatleben an die Wand gefahren haben und ich ebenso Suchtverhalten bei Kindern und Jugendlichen in Bezug auf Gaming erlebt habe, fällt es uns nicht schwer, da recht konsequent zu sein (im positiven Sinne: verlässlich und klar fürs Kind. Natürlich gibt es bei uns Ausnahmen :)

    Daneben sind mein Mann und ich was die Handynutzung angeht, echt schreckliche Vorbilder für unsere Kinder (nun ja, wir versuchen uns zu bessern...ja, es ist schon etwas besser geworden :D)


    Das ist keine Blaupause für andere und soll auch nicht so wirken, das ist halt das Procedere, das bei uns in unserer Familie mit unseren speziellen Charakteren und Rahmenbedingungen am besten funktioniert.

    Wenn ich nur so Kinder hätte, wie mein kleines Kind, könnten wir vermutlich eine Konsole zur freien Verfügung haben, da würde das wohl ganz gut funktionieren.

  • Meiner wird gerade erst 9, aber ist genauso. Nach der Schule sofort ans Tablett bis die Zeit um ist, am liebsten Abends noch mal mit uns eine Serie gucken statt ein Brettspiel zu spielen. Termine werden auch immer so kalkuliert, dass er zuerst seine Medienzeit benutzen kann. Zumindest geht er im Moment oft mit den Freunden nachmittags raus, da hatten wir aber auch Monate, wo das nicht geklappt hat, da ist er dann zu Hause rumgerattelt, ihm war immer langweilig oder er hat am Tablett nach neuen Spielen gesucht. Er hört sonst auch viel Hörspiele und liest Comics oder baut Lego. Finde ich persönlich aber auch relativ normal.

    Kāhore taku toa i te toa takitahi, he toa takitini #knuddel


    Walks by sin too slowly.


  • Meine 9jährige spielt auch kaum alleine, guckt viele Videos. Ich finde es inzwischen ok, bei uns betrifft das hauptsächlich die Zeit vorm ins Bett gehen oder Vormittage am WE.

    Ansonsten ist sie eigentlich permanent unterwegs- Fußballverein, Schlagzeugunterricht (zum üben muss sie gebeten werden, dann läuft es aber), und sonst mit Freunden treffen. Da spielen sie auch super!

    Mit uns gemeinsam gehen gut Gesellschaftsspiele, Ausflüge/ Unternehmungen (zum Bespiel gestern Eislaufen) und kochen und backen. Kochen und backen macht sie tatsächlich auch gerne alleine, dann ist aber natürlich die Küche ein Schlachtfeld :)

    Was bei uns gar nicht geht: Hausaufgaben und üben, in 80% der Fälle eine Qual für alle Beteiligten…

  • Mangas, Comics und Bücher allgemein werden hier auch inhaliert. Da hab ich aber kein Problem damit, im Gegenteil. :)

    Wir wurden nur vom Augenarzt angehalten, darauf zu achten, dass er trotz der extremen Leserei noch genug Tageslicht abbekommt und alle 15min mal kurz in die Ferne schaut, damit davon die Kurzsichtigkeit nicht zu stark gefördert wird.


    Aber ansonsten glaube ich schon, dass es eben Kinder gibt, wo es hilfreich ist, viel zu regulieren. Der Schlüssel dabei ist aber, dass man das quasi gemeinsam mit ihnen entscheidet und bespricht, sie mit ins ins Boot holt, damit da eben keine Machtkampfdynamik entsteht.


    Ansonsten fällt mir noch ein, dass mein Kind sehr gut mit anderen Kindern spielen kann, wenn sie ähnlich gestrickt sind wie er. Die gibt es zwar nicht oft, aber wenn sehen wir halt zu, dass wir da öfters Verabredungen oder Übernachtungen organisieren, damit die Kinder miteinander spielen können.


    Das mit dem Ausflippen und Sachen runterschmeißen finde ich erstmal nicht besorgniserregend, sofern es nicht zu häufig vorkommt.

    Das ist aber auch das besagte "Drama", das wir nicht haben wollen, wenn es um Mediennutzung geht. D.h. Mein Sohn darf gerne sauer und stinkig sein, aber er darf weder auf seinen kleinen Bruder losgehen, noch Sachen durch die Gegend pfeffern. Das bekommt er aber gut hin, dass er sich da im Griff hat, sonst würden wir das wohl nicht von ihm verlangen bzw. kleinschrittiger gestalten.


    Hm, ich hoffe, ich konnte ungefähr vermitteln, was ich damit ausdrücken wollte.

  • In ganz vielem erkenne ich Q wieder, und zumindest bei der großen Freude an digitalen Spielen auch T.


    Wir hatten früher teilweise Zeitvorgaben bei digitalen Medien, oder Zeitfenster (wie z. B. Internet abends ab X Uhr aus, und nachmittags erst nach den Hausaufgaben an). Meiner Erinnerung nach war das mit 10 Jahren noch aktiv (da war zumindest der PC auch noch recht neu). Später gab es die Vorgabe, dass sie für weitgehende Beschränkungsfreiheit mindestens 1-2x/Woche Sport treiben sollen, das fiel dann für Q erst mit Corona.


    Eine weitere Bedingung war, dass wir, wen wir bedenkliche Suchttendenzen feststellen sollten, uns vorbehalten, weitergehend einzugreifen. Als so etwas hätten wir einsortiert, dass sie überhaupt keine Lust mehr gehabt hätten, an Familienaktionen teilzunehmen und alles dem Computerspiel unterordnen, selbst Dinge, die ihnen sonst Spaß gemacht haben, oder so etwas wie das Ausrasten und Dinge werfen, weil das Spiel nicht geht, hätte uns wohl auch auf den Plan gerufen. Wir haben insbesondere mit Q gelegentlich einen Online-Fragebogen zu "bin ich spielesüchtig" gemacht.


    Aber der einzige Aspekt, der bei beiden in Richtung Sucht zeigte, war die absolute Zeit, die sie mit Computerspielen verbringen/verbrachten. Alles andere war in der Hinsicht in Ordnung: Sie schaffen mehrere Wochen Urlaub in guter Stimmung ganz ohne PC und mit nur gelegentlich WLAN am Handy, für einen Billardabend sind sie in nullkommanix vom Rechner wegzulocken, usw.


    Es gab hier ja schon ganz viele Threads zum Thema Mediennutzung bei den Kindern, und ich gehöre zu denen, die Mediennutzung nicht grundsätzlich "böse" finden, sondern ein Hobby wie jedes andere. Ich finde es immer befremdlich, wenn Eltern (die Beispiele, die ich vor Augen habe, stammen überwiegend aus dem RL) gerne davon erzählen, dass ihre Kinder ja so gerne lesen und sich stundenlang in ein Buch vertiefen können - es andererseits aber abartig finden, wenn man Kinder stundenlang "vor dem PC parkt".


    Ich selber interessiere mich null für Computerspiele und wäre aus reinem Eigennutz total froh, wenn meine Kinder immer noch dafür zu begeistern wären, mit mir in den Wald zu gehen oder bei unserem (ehemals) Familiensport mitzumachen. Aber genausowenig wie ich ihnen in ihre Berufswahl reinquatschen möchte, möchte ich ihnen vorschreiben, womit sie ihre Freizeit gestalten.


    Bis etwa 14/15 Jahre habe ich mich noch in einer "Gesundheitswächterinnenrolle" gesehen (insbesondere für die Augen finde ich es wichtig, dass auch mal Dinge betrachtet werden, die weiter als 70 cm weg sind), und auch darin, ihnen andere Freizeitangebote zu machen (welchen Sport unsere beiden machen wollten, konnten sie sich im Wesentlichen frei aussuchen, und das hat auch bei beiden oft gewechselt).


    Die anderen Dinge, die du beschreibst: Zähneputzen vergessen, Sachen irgendwo liegenlassen und nicht wiederfinden, usw. - gibt es hier auch alles. Schon vor den Computern, ich denke, das ist davon unabhängig.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Hier ganze Familie sehr medienaffin.
    Kind 9,5 hat täglich eine Stunde Bildschirmzeit (egal ob Konsole, Pc oder Handy), was nicht an dem Tag aufgebraucht wird kann in eine Spardose notiert werden, am Wochenende gibts etwas mehr.


    Noch klappt das gut. Phasenweise versinkt er so sehr, dass er seinen Wecker überhört, der signalisiert wenn die Zeit um ist. Das war grade mehrere Wochen lang wieder Ursache für viel Knatsch, weil es mich sehr stresst, wenn ich da dauernd nebendran stehen muss.

    Handy hat er allerdings nur zum Hörspielhören, Fotos machen, Wecker, sich Sachen notieren.
    Smartphones verringern nachweislich die Konzentrationsfähigkeit/Aufmerksamkeitsspanne und ich habe das bei mir selbst schon festgestellt.
    Allerdings nicht im Alltag mit Handy neben mir, sondern erst, als es weg war: Als ich es mal Herrn D. mitgegeben habe, und zuhause am Fernseher lümmelte, habe ich alle ein bis zwei Minuten mit dem Blick zu der Stelle geschweift, wo sonst das Handy liegt. Bemerkt habe ich es nur dadurch, dass es so ein "Huch" wer, weil es nicht da lag.

    Ich konnte in der Folge richtig beobachten, dass das so weiterging und zwar im Rhythmus: Alle ein bis zwei Minuten stieg ich gedanklich aus der Filmhandlung aus, und mein Blick orienntierte sich kurz zum Handy hin.
    Ich fand und finde das sehr ungut und überlege schon die ganze Zeit, wie ich damit in Zukunft umgehen möchte.

    https://www.quarks.de/technik/…ne-unsere-produktivitaet/

    Gerade also, wenn dein Sohn eh tendenziell hyperaktiv, schnell denkend (vllt auch gedanklich häufig springend) und schlecht reguliert ist, wird das durch genau diesen von mit beschriebenen Effekt mMn eher verstärkt (also das immer wieder aufs Handy gucken). Das hat mWn auch was mit Dopaminausschüttung als Belohnungssystem zu tun.


    Zitat


    Mein Mann meint, dass man dem Kind dann etwas anbieten muss, wenn man ihn von den Medien und Mangas fernhalten möchte.

    Das sehe ich ähnlich. Nicht als grundsätzliche Regel für alle Kinder, sondern wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, selbst in eine Aktivität zu finden.
    PC, Konsole, Handy "machen" ja von außen, worauf Kind (Mensch) nur noch reagieren muss. Das halte ich nicht für an sich schädlich oder schlecht, aber es trainiert eben auch nicht, sich selbst beschäftigen zu lernen.
    Ich denke, das muss man dann als Eltern genauso begleiten und fördern (in eine Aktivität zu finden, und später dann, sich selbst eine zu suchen), wie man bei einem motorisch ungeschickten Kind "Essen kleinschneiden" oder "Zähne richtig putzen" gezielter und länger fördern muss oder bei einem schlecht regulierten die Selbstregulationsfähigkeit.

  • PC, Konsole, Handy "machen" ja von außen, worauf Kind (Mensch) nur noch reagieren muss. Das halte ich nicht für an sich schädlich oder schlecht, aber es trainiert eben auch nicht, sich selbst beschäftigen zu lernen.

    Diese Einschätzung verwundert mich.


    Zumindest meine Kinder und ihre Freund*innen, die genauso medienaffin sind, haben mehr oder weniger alle mit Minecraft angefangen.


    Darauf passt deine obige Beschreibung für mein Empfinden überhaupt nicht. Für mich war das am ehesten vergleichbar mit Legobauen am PC.


    Das einzige richtig "hohle" Spiel, das die Kinder meiner Beobachtung nach gespielt haben, war "Cookie Klicker" (das wohl darin bestand, so viele Kekse wie möglich anzuklicken). Dafür hat T dann einen "Auto-Klicker" programmiert, damit er nicht selber klicken muss #hammer


    Aber vielleicht meinst du mit "nur noch reagieren müssen" ja ganz etwas anderes und ich stehe auf der Leitung? #gruebel

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Mein Sohn word im Dezember 10 und bei uns läuft es ziemlich anders. Das liegt aber vermutlich eher daran dass er kein Handy/Tablet/Konsole/... hat.

    Er kann sich sich schlecht alleine beschäftigen und spielt dann viel mit den jüngeren Geschwistern.

    Am liebsten wäre es ihm wenn ich für ihn täglich eine andere Verabredung ausmache (selber kann er das noch nicht, was auch daran liegt dass er auf eine andere Schule geht als seine Freunde).


    Am liebsten baut er Lager/Tipis im Wald. Oder baut was mit Holz an Papas Werkbank, ... konventionelles Spielzeug war nie so seins.

  • Das einzige richtig "hohle" Spiel, das die Kinder meiner Beobachtung nach gespielt haben, war "Cookie Klicker" (das wohl darin bestand, so viele Kekse wie möglich anzuklicken). Dafür hat T dann einen "Auto-Klicker" programmiert, damit er nicht selber klicken muss

    #lol Hat er es dann wenigstens selbst gemerkt, wie irre das ist?


    Ich lese Mal gespannt mit. Hier ein Sechsjähriger, der noch sehr leicht mit Lego und Bauen zufrieden zu stellen ist, aber die Attraktivität davon nimmt ja vermutlich ab. Schade finde ich auch, dass das ehemalige Draußenkind gar nicht mehr so gerne raus will. Da muss es schon einen Anlass geben, also mit der Oma im Garten werkeln z.B. Ich denke da fehlt ihm auch ein Rudel hier vor Ort, was es aus unterschiedlichen Gründen so nicht direkt gibt.



    Ich konnte in der Folge richtig beobachten, dass das so weiterging und zwar im Rhythmus: Alle ein bis zwei Minuten stieg ich gedanklich aus der Filmhandlung aus, und mein Blick orienntierte sich kurz zum Handy hin.
    Ich fand und finde das sehr ungut und überlege schon die ganze Zeit, wie ich damit in Zukunft umgehen möchte.

    Das finde ich spannend. Ich hatte nicht direkt so eine Erfahrung, merke aber auch, dass es mir schwer fällt noch lange zu lesen oder einen Film anzuschauen ohne nebenher aufs Handy zu gucken. Ich lege es jetzt schon immer außer Reichweite.

  • Zugegeben, ich habe es etwas zu krass formuliert. Dieses "produziert etwas von außen und Mensch muss (nur) reagieren" existiert ja auf einer Skala, die zum einen vom Spiel, zum anderen aber auch vom Nutzverhalten bestimmt wird.

    Auch Minecraft gibt aber ja eine Welt und Möglichkeiten vor. Man kann losziehen und die Spielwelt präsentiert einem Dinge.

    Es ist eben kein freies Spiel.

    Das ist ein Brettspiel auch nicht oder nach Anleitung basteln. Beides finde ich genausowenig "hohl" wie PC Spiele (spiele selbst relativ viel).

    Trotzdem muss man bei Brettspielen oder Basteln aktiver sein, weil sonst nix passiert.
    Bei Minecraft kann man sehr aktiv und kreativ sein - muss aber nicht.
    Ich kenne kids, die nutzen den Cheatmodus und verbringen die PC-Zeit dann damit, einfach endlos irgendwelche Dinge zu spawnen und Tränke zu trinken oder im Gottmodus ein Monster nach dem anderen "one hit" zu töten nach dem Prinzip: mit extrem geringem (Handlungs)aufwand löse ich etwas aus.

    Ich mag Minecraft sehr und habe damals schon die Alphaversion gespielt. :)
    Ich finde es auch nicht schlimm, sich berieseln zu lassen, sei es von Serien, einem PC Spiel oder auch mal einem hohlen Handy-Daddel-Kram.

    Ich meine nur, dass es nicht fördert, dass ein Mensch, der sich schwer selbst beschäftigen kann, das lernt.

  • Der Schlüssel dabei ist aber, dass man das quasi gemeinsam mit ihnen entscheidet und bespricht, sie mit ins ins Boot holt, damit da eben keine Machtkampfdynamik entsteht.

    Absolut. Es hilft den Kinder auch selbst gute Entscheidungen zu treffen, wenn man mit ihnen gemeinsam Dinge bespricht und begründet, warum man sich Sorgen macht, oder welche Regeln man wichtig findet.


    Ich lese bei dir raus, dass es nicht nur um die Medien geht, diese zwar ein grosser Sorgenpunkt sind, aber nicht der einzige. Manche deiner Sorgen verstehe ich, andere nicht so ganz, zB Manga lesen und Freunde abtelefonieren finde ich ok, wo machst du dir da Sorgen?


    Und 2 von 3 h hat er mit seinem Kumpel was anderes ausser Medien gemacht, finde ich auch erstmal voll ok. Gerade mit Freunden koennen so Spiele ja nochmal mehr Spass machen.


    Geschwisterkonflikte sind ja bis zu einem gewissen gerade normal, auch sich ständig auf die immer gleiche Art ärgern. Aber guck dochmal, ob die beiden nicht auch gute Momente zusammen haben - manchmal verlieren wir das als Eltern aus den Augen.


    Dann erwähnst du aber auch Dinge wie Hyperaktivität, Selbstregulierungsprobleme, Vergesslichkeit, sich nicht alleine oder anders beschäftigen, Frust, wenn das Spiel nicht geht. Mein Eindruck ist, dass dein Bauch dir sagt, dass gerade vieles unrund laeuft, siehst du den Grund hier hauptsaechlich in den Medien? Vielleicht koenntest du dann eine Medienfreie Woche vereinbaren - dazu muss man aber auch, wie dein Mann schon sagt, auch Alternativen vorschlagen.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ansonsten, gerade zu Minecraft habe ich auch schon mal gepostet und gefragt. Hier wird es viel gespielt. Spielen mit Freunden erlaube ich fast immer, ich spiele auch mal mit, lasse mir erzählen und versuche im Gespraech zu bleiben. Und die Frage "wann weisst du, dass du fertig bist?" hat hier sehr geholfen. Ein starres Zeitlimit von 1h oder 90min ist halt auch doof, wenn man gerade mitten dabei ist, etwas auszuprobieren.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • mein 13 jähriges Kind beschäftigt sich sehr viel mit minecraft, switch und youtube filmchen über minecraft usw.

    mit 10 Jahren war hier noch das Lego-Fieber sehr akut - mit viel bauen aber auch ganz lange im Spiel versinken und allein oder mit Freunden sehr fantasievoll und intensiv Geschichten erfinden und spielen.

    Die Tendenz, trotz dieser Fähigkeit, vor Fernsehen oder Mario-Kart zu "versumpfen" hatte es auch da schon. Wir haben immer mal wieder "Abstinenz-Wochen" eingeführt, wenn es von der Zeit und emotional aus dem Ruder lief. Das konnte das Kind dann auch selbst schon feststellen, dass eine Woche Medienpause durchaus auch hilfreich war, wieder ins Lot zu kommen, und hat sich dann auch über die tolle "freie" Spielzeit gefreut - ohne, dass es da schon merklich zu einer besseren Selbstregulierung kam.

    Dann kam Corona und eine ätzende homeschooling Zeit. Zum Glück hat es hier ganz gut geklappt mit wechselnden zweier-Draußen-Verabredungen. Trotzdem ist seitdem die Mediennutzung deutlich intensiver. Ich versuche immer mal wieder auf die Augengesundheit hinzuweisen. Und das Kind macht 4-5 mal pro Woche Sport, verabredet sich gern mit Freunden und spielt auch gern mit dem Geschwister oder mit anderen Freunden zusammen minecraft. Emotional kann man inzwischen nicht mehr so eine direkte Verbindung zu online-Zeit feststellen - die Pubertät lässt grüßen.

    Wir versuchen halt, dran zu bleiben, ein paar Grundregeln einzuhalten (RL geht immer vor digital, keine Kontaktaufnahme onlne mit Personen, die Kind nicht auch im RL aus Schule/Dorf kennt), und als Eltern auch für inhalte interessiert und offen bleiben.

  • Ich bin euch wirklich dankbar für eure Posts!! Das hilft mir so sehr!

    Ja, ich glaube, dass Du das gut erkannt hast, Nachtkerze , dass die Medien nicht alleine meine Sorgen sind. Vielen Dank dafür!

    Ich habe Sorge, dass er so ein „Konsument“ wird, der alle Annehmlichkeiten annimmt, aber sich nicht einbringt. „Der wird ein Pascha-(ist er ja jetzt schon)“dieser Satz, den mir ein befreundeter Bekannter gesagt, sitzt wie ein Stachel in meinem Fleisch.

    Gerade ich, die emanzipiert erzogen wurde, ziehe einen Sohn auf, der sich wie im Hotel benimmt ?. Ich möchte nicht, dass er so ein Mann wird, der nichts im Haushalt hilft.


    Vielleicht sehe ich das auch zu verzerrt und sehe die schönen Seiten und Zeiten zu wenig?.

    Und vielleicht drückt er auch bei mir einen Trigger/Knopf, weil er meinem Bruder (und mir auch) sehr ähnlich ist. Und zu dem habe ich kein gutes Verhältnis.


    Ich bin so froh, dass ihr geschrieben habt. Im echten Leben habe ich keinen, mit dem ich darüber sprechen kann.

  • Ich möchte nicht, dass er so ein Mann wird, der nichts im Haushalt hilft.

    Da möchte ich gleich korrigieren (das ist mir immer wieder ein Anliegen, das in den Köpfen zurechtzurücken):


    "Ich möchte, dass er ein Mann wird, der begreift, dass der Haushalt Teil seines Aufgabenbereichs ist"


    Ich habe ja nun zwei medienaffine Jungs und daher vielleicht nicht so viel Vergleich, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das irgendwie mit dem Computerspielen korreliert.


    Hier arbeiten beide bereitwillig mit (wenn auch selten ohne Aufforderung), und es gibt durchaus eine Anpassung an das Computerspiel: Ganz selten lautet die Aufforderung mal: Du musst JETZT XY machen. Denn dann kommt: "Geht jetzt nicht, bin in 'ner Runde". Sondern sie kriegen Aufgaben, die zeitlich flexibler sind, die sie nach Ende der Runde machen können.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05