Freie Schule für nicht-neurotypisches Kind?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ich bin Montessorikind und, zur Einordnung, habe im. März einen Termin zur ADHS Diagnostik aber noch keine Diagnose.


    Für mich war die Monte definitiv nicht die richtige Schulform (die Sprengelschule wäre nur noch schlimmer gewesen). Ich habe sehr effektiv gelernt nur das leichteste zu machen, schwierige Aufgaben zu umgehen. Ich hatte keine äußeren wie inneren Gründe massive Anstrengungen und vor allem Ausdauer irgendwo rein zu stecken und dann bin ich mit massiven Lücken in die weiterführende Schule gewechselt und übelst aufs Maul gefallen.


    Mein Sohn, mit dem wir im Dezember zur Diagnostik sind, wird deswegen in der Regelschule eingeschult.

    “Stelle Dich an den Abgrund der Hölle
    Und tanze zur Musik der Sterne!”
    (Walter Moers)


    Du darfst sein, wer du bist, du darfst dich äußern und wir nehmen das ernst. Da ist immer beides: Wurzeln und Flügel, Bindung und Freiheit.

    (Herbert Renz-Polster)


    #NazisRaus #BOohneRechts

  • Genau das was du beschreibst NanaBaby, meinte ich auch.


    rheinländerin: hm, aber wenn das Kind, das Mühe beim Lernen hat, dann mit 10 Jahren sehr motiviert ist, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, sind bereits 4-5 Schuljahre vergangen. Wenn es langsam lernt und viele Wiederholungen braucht, wann kann es dann z.B. komplexere Texte lesen? Und außerhalb der Schule lernen: wenn es Kindern leicht fällt zu lernen, dann kann ich mir das gut vorstellen, aber wenn es schwer fällt und viel Übung braucht, wann und mit wem kann das dann gelingen?

    Die Lehrkräfte bekommen mit, womit sich welches Kind beschäftigt, was für Lern- und Entwicklungsfortschritte es macht, welche Stärken und Schwächen es hat. Sie geben auch viele Anlässe, sich auf verschiedenste Arten mit Lesen, Schreiben und Rechnen zu befassen. Wenn auffällt, dass ein Kind besondere Schwierigkeiten beim Erwerb von Grundkompetenzen hat, wird nicht erst in der 4. Klasse genauer hingeschaut. Ich weiß auch von einigen wenigen Kindern, die in der Grundschulzeit die Schule wechselten, weil die freie Schule sie nicht ausreichend begleiten konnte auf dem Weg, Lesen, Schreiben und/oder Rechnen zu lernen. Die Kinder wechselten dann in eine Förderschule, da das Problem gleichermaßen an einer staatlichen Regelschule bestanden hätte. Das waren alles Kinder mit entsprechenden Diagnosen oder im Diagnostikprozess.


    Wenn das Lernen schwer fällt, findet es idealerweise zu Hause mit den Eltern statt, sofern die Ressourcen dafür haben. Das verhält sich aber bei Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten, die staatliche Regelschulen besuchen, leider auch so.


    Meinem Sohn z. B. ist das Lesen- und Schreibenlernen nicht leicht gefallen. Als er mit 7 in die Schule kam, konnte er nicht lesen und rudimentär seinen Namen schreiben. Im ersten Schuljahr hätte er sich mit beidem nicht beschäftigt, wenn nicht ein Lockdown gekommen wäre. Am zweiten Tag teilte er mir seinen Entschluss mit, jetzt lesen lernen zu wollen, ich zeigte ihm einiges Material, er entschied sich für eines, und wir haben ca. 5 x wöchentlich etwa 20 Minuten geübt. Das ist für ihn sehr viel. Nach drei Monaten konnte er alleine Bücher mit großer Schrift und großem Zeilenabstand lesen. Handschriftliches Schreiben fällt ihm auch schwer, es entwickelt sich langsam und stetig mit einiger Unterstützung zu Hause, aber er wird vermutlich irgendwann aufs Tippen umsteigen. Deshalb machen wir zu Hause einen Kurs in 10-Finger-Schreiben mit ihm, und in der Schule wird auch bald einer angeboten, da das ja für viele nützlich ist.


    Hm, ich kenne nur autistische Kinder, für die so eine freie Schule nichts gewesen ist, das kommt aber sicher auch aufs Konzept an. Bei uns war das auch nicht so toll, hat aber nur kurz gedauert. Wir hatten dann home-unschooling, das war ideal, aber das muss man auch erstmal leisten können und in Deutschland ist das ja auch keine Option. Am Ende steht und fällt es ja sowieso mit der Lehrperson, und wenn die eurige willig ist, würde ich eher versuchen, mit ihr zusammen zu arbeiten, statt das Umfeld zu wechseln.

    Ich frage mich: bekommt das Kind denn schon Medikamente? Das hilft vielen ja sehr bei der Konzentration. Und wie sieht es mit Anpassungen und Nachteilsausgleichen aus? Mein Mittelkind war beispielsweise fast ein Jahr nur Nachmittags in der Grundschule. Hausaufgabenbefreiung hatten wir auch schon mehrmals für mehrere Kinder.

    Gehörschutz, fidget-Spielzeug, die Erlaubnis, ins Heft zu kritzeln, ein Thera-Band unten am Stuhl (um die Füsse zu beschäftigen) ein Wiggelkissen, die Möglichkeit, Pausen zu machen... könnten alle bei der Konzentration helfen. Für mein Mittelkind war auch das lange Stillsitzen ein grosses Problem und der Tag zu lang (bei uns in Frankreich ist der Schultag aber auch wesentlich länger, als bei euch).

    Je nach Art der freien Schule können Dinge, die woanders aufwendig als Nachteilsausgleich zu beantragen sind, einfach gemacht werden: Die Nutzung von Fidget Toys, Gehörschutz, Stiften und Lineaturen freier Wahl, Tablets u.v.m., Bewegungs- oder Rückzugpausen und Pausentage, Essen und Trinken, wann gewünscht, nicht an einem Tisch sitzen usw. Wenn nicht alle anderen das gleiche machen, fällt ein Kind damit auch nicht als "anders" auf.

  • Ich finde das ganz spannend. Mein Kind ist definitiv auch so ein Vermeider, noch unklar, was dahinter steckt.


    Aber von allem was ich über Lernen gelernt habe, dachte ich auch immer, dass freie Schule toll sind für Kinder.

    Ich denke einerseits, dass freie Schulkonzepte besser funktionieren, wenn man sie komplett durchzieht und nicht dann eben doch wieder in Klasse 4 die Frage nach weiterführender Schule mit festem Lehrplan steht.


    Wenn das Lernen schwer fällt, findet es idealerweise zu Hause mit den Eltern statt, sofern die Ressourcen dafür haben.

    Aber da muss ich ehrlich sagen. Die hab ich nicht. Ich schaffe es ja nicht Mal meinem Kind Schnürsenkel binden beizubringen #schäm


    Auf der anderen Seite erlebe ich gerade, wie mein Kind (nach dem Zwang!) plötzlich anfängt am Wochenende freiwillig zu malen oder sich mit Buchstaben zu beschäftigen. Das ist für mich erstaunlich und ich frag mich seitdem, ob man Kinder nicht doch auch manchmal über Anfangsschwellen schleppen muss. Im Idealfall findet das natürlich an einer freien Schule statt, aber ich kenne auch eine junge Frau, die nach der freien Schule in der fünften oder sechsten Klasse auf die Waldorfschule gewechselt ist und dort massive Probleme hatte sich den Mathestoff noch nachträglich anzueignen, obwohl sie durchaus motiviert war.

  • Total spannend was ihr schreibt! Ich denke ja dass mein Sohn dann auf einer freien Schule nur basteln und spielen würde. Und sein kreatives Potential sehr ausbauen #nägel . Aber halt nicht deutsch und Mathe lernen würde.


    Habe ich schon erwähnt dass der Kerl den kleinen Bruder homeschoolt? Der kommt im Sommer in die Schule und eigentlich könnte man den jetzt schon (vom Stoff her) in die zweite Klasse stecken #hammer

  • Auf der anderen Seite erlebe ich gerade, wie mein Kind (nach dem Zwang!) plötzlich anfängt am Wochenende freiwillig zu malen oder sich mit Buchstaben zu beschäftigen. Das ist für mich erstaunlich und ich frag mich seitdem, ob man Kinder nicht doch auch manchmal über Anfangsschwellen schleppen muss.

    Ja, das war und ist bei mir definitiv der Fall!

    “Stelle Dich an den Abgrund der Hölle
    Und tanze zur Musik der Sterne!”
    (Walter Moers)


    Du darfst sein, wer du bist, du darfst dich äußern und wir nehmen das ernst. Da ist immer beides: Wurzeln und Flügel, Bindung und Freiheit.

    (Herbert Renz-Polster)


    #NazisRaus #BOohneRechts

  • Total spannend was ihr schreibt! Ich denke ja dass mein Sohn dann auf einer freien Schule nur basteln und spielen würde. Und sein kreatives Potential sehr ausbauen #nägel . Aber halt nicht deutsch und Mathe lernen würde.

    Genau das kann aber den Unterschied ausmachen. Weil sie etwas basteln wollen oder neue Spiele spielen oder so, lesen sie Anleitungen, berechnen ein Budget, versuchen Baupläne zu verstehen…. Es ist eine komplett andere Art zu lernen. Und ja, es ist natürlich weniger vorhersehbar als an anderen Schulen, wann die Kids die Dinge lernen.

  • Total spannend was ihr schreibt! Ich denke ja dass mein Sohn dann auf einer freien Schule nur basteln und spielen würde. Und sein kreatives Potential sehr ausbauen #nägel . Aber halt nicht deutsch und Mathe lernen würde.

    Genau das kann aber den Unterschied ausmachen. Weil sie etwas basteln wollen oder neue Spiele spielen oder so, lesen sie Anleitungen, berechnen ein Budget, versuchen Baupläne zu verstehen…. Es ist eine komplett andere Art zu lernen. Und ja, es ist natürlich weniger vorhersehbar als an anderen Schulen, wann die Kids die Dinge lernen.

    Das alles würde mein Kind nicht tun.

    Er googelt noch nicht Mal etwas, was ihn interessiert.

    Nach außen hin verliert er dann einfach das Interesse.

    Auch im Vorschulalter, ohne Zwänge von außen, war das schon extrem ausgeprägt.


    Das einzige, was in einer freien Schule funktionieren könnte, wäre das soziale.

    Da er da aber auch immer auf sehr wenige Menschen extrem fixiert ist, wäre mir das zu heikel, dass er da passenden Anschluss findet.

  • Total spannend was ihr schreibt! Ich denke ja dass mein Sohn dann auf einer freien Schule nur basteln und spielen würde. Und sein kreatives Potential sehr ausbauen #nägel . Aber halt nicht deutsch und Mathe lernen würde.


    Habe ich schon erwähnt dass der Kerl den kleinen Bruder homeschoolt? Der kommt im Sommer in die Schule und eigentlich könnte man den jetzt schon (vom Stoff her) in die zweite Klasse stecken #hammer

    An der Schule meines Sohnes machen das tatsächlich die meisten Kinder im Grundschulalter so: Die Schultage bestehen hauptsächlich aus Spielen, Bauen, Basteln, Werkeln und Bewegung. Im Rahmen dieser Beschäftigungen lässt sich viel lernen, auch Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Beschäftigungen werden nur nicht ergriffen, um damit Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen und heißen nicht Deutsch oder Mathe.

    Ich denke auch, dass es Kinder gibt, für die eine freie Schule absolut unpassend wäre. Wenn überhaupt eine Wahlmöglichkeit besteht, ist es wichtig, genau zu schauen, ob Kind und Schule voraussichtlich zusammen passen und das auch kontinuierlich weiter zu prüfen.


    Mein Sohn z. B. vermeidet zunächst auch vieles, was ihn interessiert, da Aufmerksamkeit und Gedanken so schnell wieder woanders sind, oder einfach weil es gerade noch Interessanteres für ihn gibt. Anschließend ist er dann oft enttäuscht, weil er etwas verpasst oder vergessen hat, was er eigentlich wollte. Es ist ja auch schwer, damit umzugehen, dass eine Entscheidung für etwas auch immer eine Entscheidung gegen etwas impliziert. Inzwischen ist mein Sohn deutlich zufriedener mit sich: Er schaut jeden Abend in den Online-Angebotsplan des nächsten Tages, trifft eine Vorauswahl an Dingen, die er wahrscheinlich tun möchte und bringt entsprechende laminierte Kärtchen an einen Karabiner an, der an die Hose kommt, sodass er immer schauen kann, was er vor hatte und ob das immer noch so ist. Es gibt auch Dinge, die er fast nur zu Hause macht, da er in der Schule dafür keine Zeit hat, da sind wir Eltern dann gefordert, vom Umfang so, als müssten wir ihm immer bei den Hausaufgaben helfen. Jetzt im 4. Schuljahr nimmt er wöchentlich an 8-10 Angeboten regelmäßig teil, das ist im Vergleich zu den meisten seiner gleichaltrigen Mitschüler*innen sehr viel. Ihm hilft diese selbst geschaffene Struktur, um mit Schule zurechtzukommen.