Für immer Misfit? Der Fisch im falschen Teich.

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Liebe Rabinnen und Raben,


    wie ich schon in meinem Vorstellungsthread schrieb, bin ich neu hier und lese schon lange unregistriert bei euch mit, weil ich dieses Forum für seinen freundlichen Umgang und die bedürfnisorientierte Perspektive schätze.


    Leider gibt es einen Grund, warum ich mich registriert habe, denn ich erhoffe mir Rat in der folgenden Sache:


    Mein Sohn, 12 Jahre alt, findet kaum Akzeptanz in seiner Klasse und fühlt sich sehr allein.


    Dazu muss ich ein bisschen ausholen:


    Schon immer hatte ich ein introvertiertes, wissbegieriges Kind, das lieber mit einem Buch auf einer Bank saß, statt in Gruppen zu spielen.


    Er wurde als Musskind eingeschult. Ein halbes Jahr später fragte mich die Lehrerin, ob er nicht vielleicht besser in die 2. Klasse wechseln sollte, da er in jeder Beziehung sehr weit wäre und sich wahrscheinlich langweilen würde. Beschwert hatte er sich bis dato nie. Kind war nicht begeistert. Wir Eltern lehnten die Idee aufgrund des sehr ruhigen Charakters unseres Kindes ab. Außerdem wollten wir die kompetente Klassenlehrerin behalten.

    Über die Jahre hörten wir immer wieder als Rückmeldung, dass unser Sohn zurückhaltend, kognitiv und emotional sehr fit und gleichzeitig auch sehr sensibel wäre. Er würde sich in seinem Wesen stark von Gleichaltrigen unterscheiden. Verhaltensauffällig im negativen Sinne war er nie, die Noten für Arbeits- und Sozialverhalten waren bis jetzt immer sehr gut.

    Mittlerweile klagte er zu Hause hin und wieder darüber, sich in der Klasse einsam zu fühlen. Der Schulstoff fiel ihm leicht, nur das Miteinander stresste ihn. Er hatte in der Klasse zwei, drei Bezugspersonen und war nach Aussage der Lehrerin gut integriert. Die Vermutung einer Hochbegabung wurde seitens der Schule thematisiert. Da wir befürchteten, dass eine Testung eher Druck denn Hilfe erzeugen würde, was uns bei der Beratungsstelle in Marburg auch als möglicher Nebeneffekt thematisiert wurde, schoben wir eine Diagnostik nach hinten und wollten ihn erstmal auf dem Gymnasium ankommen lassen.


    Mit dem Wechsel auf das Gymnasium begann eine harte Zeit. Die Klasse gilt von Anfang an als nicht einfach, was auch die Lehrkräfte einräumen. Viele Zickereien unter den Mädchen, viel Kräftemessen und ein rüder Umgangston unter den Jungen, Leistungsdruck seitens der Elternhäuer, problematischer Umgang mit WhatsApp und Co, kurz gesagt, ein Dampfkessel. Es gibt fünf Alphatiere, die den Ton angeben und deren Werte das Klassenklima bestimmen. Ich weiß von mehreren Eltern, deren Kinder unglücklich in der Klasse sind.


    Schnell zeichnete sich ab, dass mein Sohn aus der Art seiner männlichen Mitschüler fiel und dadurch Handlungen ausgesetzt war, die von der eingeschalteten Schulsozialarbeit explizit als Mobbing benannt wurden. Mit Klassenleitung und Sozialarbeit stand ich bald in Dauerkontakt. Auch hier erhielt ich das Feedback, dass mein Kind sehr ruhig, ordentlich, vernünftig, extrem reif und leistungsstark wäre.


    Wir Eltern bekamen zu Hause die Verzweiflung und den Frust unseres Kindes ab. Am liebsten wollte er nicht mehr zur Schule gehen. Er wurde verschlossen und war oft schlecht gelaunt. Wir zogen eine Beratungsstelle hinzu, die uns sehr unterstützt hat.


    Ich erkundigte mich auf Wunsch meines Kindes nach der Möglichkeit eines Klassenwechsels, was die Schule ablehnte, da man aufgrund der Vernetzung der Schüler bei WhatsApp & Co. der Problematik nicht entkommen könnte. Einen Schulwechsel lehnte mein Sohn ab, da seine jetzige Schule ein bestimmtes Profil anbietet, das sich mit seinen Stärken und Neigungen trifft und das er in der Oberstufe in seine Kurswahl einbeziehen möchte.


    Mit dem No Blame-Approach, den die Schule schließlich bezüglich des Mobbings ausprobierte, kehrte gegen Ende des Schuljahres Ruhe ein. Bis vor kurzem hielt sie auch an. Nun geht es wieder los, nicht so heftig wie letztes Jahr, aber mein Kind ist isoliert, wird ausgelacht und ignoriert.


    Die Lehrkräfte geben ihm ausschließlich positives Feedback. Als er kürzlich sagte, dass er nur noch wegen der Lehrer in die Schule gehen würde, kontaktierte ich die Klassenlehrerin und bat erneut um Hilfe. Ich erfuhr, dass mein Kind gewissermaßen „der Fisch im falschen Teich“ wäre, das Verhalten der MitschülerInnen zu manchen Teilen altersgerecht wäre, aber hier zwei Welten aufeinanderprallen würden. Die Lehrerin versprach, sich mit Schulsozialarbeit und Fachlehrkräften zu vernetzen und ein Auge darauf zu haben.


    Allerdings spielt sich der Ausschluss eher nicht im Unterricht ab, sondern im Bus und in den Pausen bzw. in der Freizeit.


    Damit der Text nicht noch länger wird, fragt gerne nach, was ihr wissen wollt, denn mich würde euer Feedback interessieren, wie ich meinem Sohn helfen kann.


    Ich habe große Angst davor, dass mein Kind irgendwann in eine Depression rutscht und die Schule komplett verweigern wird.

    Er selbst sagt, dass an ihm wohl alles falsch wäre. Psychologische Beratung zu bekommen, wird noch ewig dauern. Wir stehen auf einer Warteliste, wobei ich befürchte, dass auch diese das System an sich nicht ändern kann.


    Unsere Hoffnung ist die nächste Klassenstufe, weil dann nach Wahl der zweiten Fremdsprache neue Klassen zusammengesetzt werden.


    Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht und falls ja, was war hilfreich? Ich danke euch sehr für euren Input!

  • Der arme Kerl! Das ist ein Sch%*#@-Alter, um etwas Besonderes zu sein.

    Wenn ich solche Kinder/Jugendlichen sehe, möchte ich sie immer in den Arm nehmen und ihnen versichern, dass sie super sind und es da draussen Leute gibt, die das sehen werden!


    Hilft ihnen nur nix...


    Hat er ein Hobby/Interesse, das ihm helfen könnte, andere Freizeitkontakte zu knüpfen? Ich erlebe das bei meinen Kindern als extrem hilfreich, eine zweite Peer-Group aufgebaut zu haben. In der es auch ok ist, ein "bisschen seltsam" zu sein, weil es die Anderen auch sind.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Liebe Talpa,


    danke für deine liebe, empathische Antwort!


    Ja, er hat ein Hobby und auch einen Freund, mit dem er dieses pflegt. Leider geht der Junge auf eine andere Schule.


    Ich habe vor, mal den Mathelehrer anzuhauen, zu dem mein Sohn viel Vertrauen hat. Er unterrichtet auch ein anderes Fach, an dem mein Sohn ein starkes Interesse hat, das aber noch nicht in dieser Jahrgangsstufe unterrichtet wird.

    Vielleicht kann er uns eine AG empfehlen oder kennt die Leiter der AGs und kann einschätzen, wo mein Sohn sich wohlfühlen könnte.

  • wie ist es außerhalb der Schule? Hat dein Sohn da Freunde und Freizeitaktivitäten, wo er auf Gleichgesinnte trifft?

    Du hast erwähnt dass er auf die Kurswahl in der Oberstufe vorausschaut und ihm das Schulprofil deshalb wichtig ist. Seine Stärken in diesem Bereich, kommen die außerhalb des Unterrichts auch zum Tragen und könnte das ein Ansatzpunkt sein, um mittelfristig "seine Leute" zu finden, mit denen er dann gemeinsam was machen kann?


    Die neue Klassen-Zusammensetzung kann hilfreich sein, aber das ist ja noch ne Weile hin, und ich stelle mir vor dass es ihm gut tun kann, außerhalb der Schule gute Erfahrungen zu machen mit Gleichaltrigen oder Leuten mit ähnlichen Hobbies.


    In meiner Erfahrung während meiner Schulzeit war das dann irgendwann der entscheidene Faktor: die Klassenkameraden waren weiterhin doof und phasenweise fies, aber ich hatte meinen Freundeskreis und meine Interessen, wo ich akzeptiert und gewollt und beliebt war, und dann ließ sich das idiotische Verhalten der Klassenkameraden besser ertragen/ignorieren.

    Irgendwann verlief sich das Mobbing, auch aufgrund der Klassen-Zusammensetzung, und dadurch dass manche fiesen Kids die Schule gewechselt haben. Aber allein darauf warten würd ich in eurem Fall nicht.

  • Liebe Falynn,


    auch dir vielen Dank für die Antwort!


    Mein Sohn kommt täglich erst gegen 15 Uhr nach Hause (wir wohnen ländlich, er ist auf den Schulbus angewiesen). Danach noch Hausaufgaben und schon ist es 16 Uhr.


    Er hat in der Klasse einen Freund, der auch anders als die anderen Kinder ist, aber in einer anderen Art. Mit dem spielt er manchmal online Strategiespiele. Allerdings hat dieser Junge in der Schule oft das Bedürfnis, die Pausen allein zu verbringen, weil ihm die Reize zu viel sind. Er zieht sich dann in die Bibliothek zurück und möchte auch wirklich allein sein. Mein Sohn hat dafür Verständnis.


    Andere Mitschüler spielen Fußball in den Pausen. Hier hat mein Sohn auch mehrmals mitgespielt, fiel aber gleich wieder durch, weil offensichtlich war, dass er es nicht konnte.


    Er hat einen guten Freund, der auf eine andere Schule geht und mit dem er sich mehrmals im Monat am Wochenende trifft. Dann gehen sie zusammen ihrem Hobby nach (programmieren, Videos filmen und schneiden).


    Mit zwei Mädchen versteht er sich ganz gut. Eine davon ist auch Außenseiterin und wird demnächst die Schule wechseln. Die Andere hat er früher ab und zu mal privat getroffen, jedoch hat sie sich von ihm distanziert, weil sie von ihren Freundinnen dafür aufgezogen wurde.


    Ansonsten läuft sozial nicht viel, aber wohl bei allen Kindern. Die Schule ist für viele nahezu ein Ganztagsprogramm. Einige haben auch Nachhilfe oder müssen zu Hause viel üben.

    Sport ist nicht sein Ding (früher war er im Schwimmverein, seit Corona ist er raus). Andere Mitschüler sind im Sportverein und sind somit auch privat und schulisch miteinander verbunden.

  • Kann man mit dem Jugendamt/Schulamt nicht zusammen arbeiten? Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist bedroht! Er droht in eine Depression abzurutschen. Die sind nicht nur für lernschwache Schüler, ADHS und Autismus sondern auch für lernstarke Kinder zuständig! Ich würde man auf der Webseite des zuständigen Schulamtes nachforschen ob ihr einen Ansprechpartner findet. unser Kinderarzt sagte nicht Hocchbegabt sondern Schwerbegabt - diese Kinder haben es oft schwer im Leben.

  • Kann man mit dem Jugendamt/Schulamt nicht zusammen arbeiten? Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist bedroht! Er droht in eine Depression abzurutschen. Die sind nicht nur für lernschwache Schüler, ADHS und Autismus sondern auch für lernstarke Kinder zuständig! Ich würde man auf der Webseite des zuständigen Schulamtes nachforschen ob ihr einen Ansprechpartner findet. unser Kinderarzt sagte nicht Hocchbegabt sondern Schwerbegabt - diese Kinder haben es oft schwer im Leben.

    Hallo Müsli,


    danke für deine Nachricht!


    Ich hatte Kontakt zur schulpsychologischen Beratungsstelle und zu BRAIN in Marburg.


    BRAIN ist eine begabungsdiagnostische Beratungsstelle. Ich erhielt die Info, dass eine Testung erst erfolgen sollte, wenn die soziale Baustelle in der Schule geräumt wäre, da sich das sonst auf das Ergebnis auswirken könnte.


    Die schulpsychologische Beratungsstelle hatte ich in der Hoffnung kontaktiert, dass sie in der Akut-Mobbing-Phase letztes Jahr uns helfen könnten. Die Sachbearbeiterin meldete sich kurz vor den Sommerferien (Grund: Überlastung wegen Corona); da war damals endlich Ruhe eingekehrt, was ich dann auch rückgemeldet habe. Jetzt könnte ich mich dafür in den Hintern beißen...

    Aber es ist eine gute Idee, dahin noch einmal Kontakt aufzunehmen.


    Da du von eurem Kinderarzt sprichst: Magst du erzählen, wie es für deine Kinder ist? Noch wissen wir ja nicht einmal, ob unser Sohn wirklich hochbegabt ist. Kommen deine Kinder / dein Kind gut zurecht? Du musst darauf natürlich nicht antworten, wenn es dir zu privat ist.

  • Meine drei Jungs haben eine größere Baustelle: ADHS, Autismus, zwei mit Legasthenie und zwei teilhochbegabt… sie haben auch keine „normale“ Freunde in und außerhalb der Klasse sondern sehr verschiedene einzelne Jungs die auch anders sind.

    Sie besuchen Privatschulen, da trifft man häufiger Kinder die anders sind. Meine große Tochter ist neurotypisch und normal, meine kleine Tochter wird auch „anders“ sein.


    Das heißt wir haben hier sehr viele verschiedene Ansprechpartner vom Schulamt und Jugendamt mit im Boot.

  • Meine Jungs haben eine größere Baustelle: ADHS, Autismus, zwei mit Legasthenie und Teilhochbegabt… sie haben auch keine „normale“ Freunde in und außerhalb der Klasse sondern sehr verschiedene einzelne Jungs die auch anders sind.

    Sie besuchen Privatschulen, da trifft man häufiger Kinder die anders sind.

    Ok, da hast du bzw. deine Kinder sicher weitreichende Erfahrungen gemacht bzw. machen müssen. Ich hoffe für euch als Familie, dass es so gut läuft und deine Jungs gut integriert sind.


    Privatschulen...ja, das kann ich mir gut vorstellen, dass das ein Weg wäre.

    Wir wohnen sehr ländlich, da ist die Schulauswahl auf drei allgemeinbildende Gymnasien im 30 Kilometer-Umkreis beschränkt. Es gibt noch eine Montessori-Schule, die allerdings nur bis zur 10. Klasse führt und sehr umständlich zu erreichen ist.


    Würden wir städtisch wohnen, würde ich keine Sekunde zögern und den Wechsel auf eine Privatschule in Angriff nehmen.

  • Ihr Lieben, schon einmal vielen Dank für die Resonanz und eure hilfreichen Ansätze!


    Wir fahren gleich auf den Weihnachtsmarkt, deshalb wundert euch bitte nicht, falls ich nicht gleich antworte. Gegen Abend schaue ich aber wieder rein.

  • Zitat

    Er unterrichtet auch ein anderes Fach, an dem mein Sohn ein starkes Interesse hat, das aber noch nicht in dieser Jahrgangsstufe unterrichtet wird.

    Vielleicht gäbe es, wenn dein Sohn kognitv so fit ist und die schulleistungen stimmen, auch die Möglichkeit, dass er punktuell an diesem Fach teilnimmt - oder dass er punktuell an einzelnen Fächern in einer höheren Klasse teilnimmt.
    Das nennt sich Drehtürmodell und bringt einen gewissen organisatorischen Aufwand mit. Aber man könnte ja auch erstmal austesten, ob es deine Sohn gut tut, ob er in einer höheren Klasse mit dem Stoff gut mitkäme und ob er dort eher Anschluss findet.

    Ich kann die Argumentation der Lehrer nachvollziehen, dass er mit Klassenwechsel / höhere Klasse den Mobbern nicht entkommt. Wenn er aber in der neuen Klasse Anschluss fände gäbe es zumindest ein positives Gegengewicht.

    Und wenn man beim Ausprobieren feststellt, dass er in Klasse x mtkommt und beliebt(er) ist, käme ein Wechsel ja dann doch eher in Frage,

  • Mir ging es als Schülerin ähnlich wie deinem Sohn. Es wurde in der Oberstufe etwas besser und dann nochmal an der Uni.


    Im Nachhinein vermute ich, dass mir eines der folgenden Punkte geholfen hätte:


    Eine Montessorischule

    Ein Hochbegabteninternat

    Eine Klasse höher springen (auch weil die Klasse anders war)


    Das sind aber nur Vermutungen.


    Hilfreich, aber nicht ausreichend, waren Kontakte außerhalb der Schule.

  • Ich verstehe nicht, warum sie in Marburg keine Begabungsdiagnostik machen wollen. Auch wenn es Problem in der Schule gibt, kann man doch so einen Eindruck von seinen grundsätzlichen Fähigkeiten bekommen.

    Ich habe allerdings mit der Klinik in Marburg auch keine so sehr hilfreiche Erfahrung gemacht.


    Die IQ Tests meiner Kinder wurden in der Erziehungsberatung gemacht,was auch nicht sehr hilfreich war, weil es keine Beratung dazu gab.


    Generell gibt es mit den Ergebnissen aus solchen Tests (und guten Schulleistungen) Möglichkeiten in der Schule auf ihn einzugehen mit Zusätzlichen Angeboten, Klassen überspringen oder wie schon gesagt, einzelnem Unterricht in höheren Klassen.


    Ich wünsche euch und vorallem dem Kind alles Gute auf eurem Weg und nettere Mitschüler.

  • Liebe Marraskuu,


    das tut mir total leid für deinen Sohn und euch, dass sich da so eine blöde Dynamik entwickelt hat. Ich verstehe sehr gut, dass du die Sorgen machst bzgl. Depression - irgendwann - oder Schulangst-/verweigerung.


    problematischer Umgang mit WhatsApp und Co, kurz gesagt, ein Dampfkessel. Es gibt fünf Alphatiere, die den Ton angeben und deren Werte das Klassenklima bestimmen. Ich weiß von mehreren Eltern, deren Kinder unglücklich in der Klasse sind.

    Wegen Cyoermobbing: das geht ganz klar an die Jugensozialarbeit, ein KlassenProjekt zu machen und aufzuklären, was das mit einem Menschen machen kann. Und strafrechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Das ist kein Kawaliersdelikt sondern ist schlicht verboten.


    Ich erkundigte mich auf Wunsch meines Kindes nach der Möglichkeit eines Klassenwechsels, was die Schule ablehnte, da man aufgrund der Vernetzung der Schüler bei WhatsApp & Co. der Problematik nicht entkommen könnte.

    Ich fiinde, dass ein Wechel der Klasse lösungsorientiertes Potenzial hat. Auch wenn die "Attacken" ja meist außerhalb von Lernen stattfindeen, wäre ein anderes Umfeld gut für ihn. Das macht was mit einem Menschen, wenn er auch noch mit den Mobbern/Mitläufern im Klassenverband zusammen sein muss. Da würde ich nochmal nachfragen und auch drauf bestehen.

    Mit dem No Blame-Approach, den die Schule schließlich bezüglich des Mobbings ausprobierte, kehrte gegen Ende des Schuljahres Ruhe ein.

    Da könnte die JSA auch nochmal ansetzen und die 5 Alphas einbinden.

    dass mein Kind gewissermaßen „der Fisch im falschen Teich“ wäre, das Verhalten der MitschülerInnen zu manchen Teilen altersgerecht wäre,

    Das finde ich keinen guten Vergleich und lässt mich vermuten, dass die Lehrerin da nicht sonderlich engagiert ist die Sitaution für deinen Sohn ändern zu wollen. Okay, "zu manchen Teilen" aber es suggeriert, als würde sie so ein Verhalten akzeptieren und hinnehmen.


    Dein Sohn ist richtig und gut so wie er ist!


    Bleib unbedingt am Psychologen dran, auch wenn sich die Sitaution wieder entspannt. Aber wenn er (zu Hause) so frustriert ist deswegen, dann kann das auch bedeuten, dass er sich als "falsch" empfindet und gerne anders - so wie die anderen - wäre. Und das stimmt nicht. Er ist toll so wie er ist. Sein Sebstwert und Selbstbild brauchen da Untersützung und Bestärkung und er Hilfe, sich so annehmen zu können wie er ist. Nicht die anderen, die Klasse müssen sich ändern, sondern er muss seinen Blick auf sich ändern, dahingehen, dass er eben liebenswert und gut ist, so wie er ist.


    Schade, dass er Sport nicht so mag, da könte man ihn auch gut stärken.


    Projekte, Kurse i.d. Schule, die ihn interessieren sind bestimmt auch gut für ihn und sein Selbst.


    Mein Sohn ist jetzt 16, auch aufm Gymmi Oberstufe, hochbegabt in manchen Teilen, hochsensibel. Mir kommt das sehr bekannt vor. Er ist auch sehr eigen und anders als viele seiner Mitschüler. Er und wir haben aber bisher - außer eine kurze Zet in der 5. Klasse - Glück gehabt vor Mobbing, Anfeindungen, blöden Sprüchen .... Das war auch immer meine Angst, dass da was in der Richtung kommen könnte. Damals in der fünften hatte ein "Schulfreund" aus der Grunsdchule begonnen, ihn zu trietzen und ärgern, andere Mitschüler gegen ihn aufzuhetzen. Ich hab schnell reagiert und die Klassenlehrerin war super! Sie hat sofort eine Zfu-Stunde zum Thema über die JSA angeleiert. Zusätzlich haben wir mit den Eltern des Jungen gesprochen (soll man ja eigentlich nicht, aber die Eltern sind uns gut bekannt) und von da an war Schluss.


    Er kommt soweit ganz gut zurecht, hat sehr wenige Mitschüler*innen, mit denen er sich gut versteht, aber keine Freunde in dem Sinn. Das macht ihm aber nichts aus. Er sagt selbst von sich, dass er anders ist und kein "Draufgänger", kein Partygänger, mag nicht gerne mit "anderen abhängen". Er ist damit im Reinen und versteht seine "Peergroup", ihr Verhalten, oft nicht. Er ist lieber für sich und hier mit uns.


    Ich wünsch deinem Sohn alles Gute! Er soll bloß nicht glauben, dass er falsch wäre. Das Verhalten der anderen ist falsch!

    "Das Leben ist nicht das Warten auf das Ende des Sturms...

    Es geht um das Tanzen im Regen."

    Vivian Green

  • Manches liest sich ja schon mal sehr gut. Dass die Schulsozialarbeit eingeschaltet ist hört sich gut an. Also schon alleine, dass es so etwas an eurer Schule gibt. UNser Gymnasium hat das nicht nötig, dort gibt es erst seit kurzem überhaupt einen Sozialarbeiter mit ganz wenigen Stunden...


    Die nächste Klassenstufe ist ja tatsächlich nicht mehr so weit entfernt. Das könnte eine Option sein.


    Dass es einen Schwimmverein gibt ist auch schon mal gut. Da besteht keine Hoffnung auf einen Wiedereinstieg?


    Sohn ist auch nicht so "durchschnittlich", ihn hat tatsächlich ein festes FreundInnennetz bisher sehr gut durch die Schulzeit getragen. Von der Krabbelgruppe bis nun in die 8te KLasse. Das hat sehr, sehr vieles erleichtert. Die Freunde waren für ihn Halt und Stütze. Ich reibe mir manchmal die Augen und staune, wie er sich entwickelt hat. Also Freundschaft finde ich wirklich wichtig. Ich meine, deswegen geht man ja in die Schule? Die Schule seines FReundes kommt aufgrund eines anderen Profils nicht in FRage? Ansonsten rätsel ich, wo ihr genau wohnt. 3 allgemeinbildende Gymnasien? In der Kante müsste es ja noch einige Gesamtschulen/Förderstufen geben? Wie nah seid ihr denn an Marburg und den dortigen Gymnasien dran (gerne auch via PN...)?

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Liebe Schnuck,


    danke für die Antwort und die guten Wünsche, das können wir gebrauchen!


    Ich denke, dass Marburg schon den Test gemacht hätte, wenn wir darauf bestanden hätten. Die Dame (eine der testenden Psychologinnen) sagte mir beim telefonischen Vorgespräch, dass wir uns bewusst machen müssten, was der Test uns bringen soll. In unserem Fall ging es vor allem darum, dass uns die Grundschule auf die mögliche HB aufmerksam gemacht hatte und sich auch erklären würde, warum unser Sohn in mancher Hinsicht anders "tickt" als Gleichaltrige. Ich wäre nicht so auf die Idee gekommen, dass unser Sohn hochbegabt sein könnte.

    Letztendlich lernt er sehr leicht, sehr schnell und ist zudem Minimalist, soll heißen, er tut nur, was er muss, außer es macht ihm Spaß. Das reichte bisher, ohne Mühe super Noten zu bekommen. Eigentlich ein komfortabler Zustand für ihn und auch für uns, wäre da nicht die andere Baustelle im sozialen Bereich.


    Wir hatten damals bei der Psychologin die Befürchtung geäußert, dass ein mögliches Positiv-Ergebnis unser Kind unter Druck setzen könnte, so von wegen "Jetzt wird von mir erwartet, dass ich immer gute Noten habe.". Und Druck tut ihm nicht gut. Er war schon immer am freiesten und hat am besten Erfahrungen sammeln bzw. lernen können, wenn er keinen Druck hatte und keinen Anlass, darüber nachzudenken, warum jetzt etwas so ist, wie es ist. Er neigt dazu, Dinge zu "zerdenken" und sich dann Sorgen über Konsequenzen zu machen.


    Die Psychologin hat das aufgegriffen und uns zu einer Bedenkzeit ermutigt. Sie sagte damals auch, dass wir ihn erstmal auf der neuen Schule ankommen lassen sollen, vielleicht stellen sich dann einige Fragen auch nicht mehr für uns. Vielleicht würden sich die sozialen Strukturen noch ändern und er wäre nicht mehr im Krisenmodus, was eine bessere Ausgangslage für die Testung wäre.


    Ich hatte das Thema auch kürzlich im Zuge der aktuellen Problematik bei der Klassenlehrerin angesprochen. Die hält von einer Testung nichts, weil sie ähnliche Erfahrungen unter der Schülerschaft gemacht hat, wie wir sie befürchten. Uns bliebe es natürlich unbenommen, eine Testung anzugehen. Theoretisch könnten wir ihn auch beim einem gemeinnützigen Verein in der nächsten Großstadt auf eigene Kosten testen lassen.

  • Zitat

    Er unterrichtet auch ein anderes Fach, an dem mein Sohn ein starkes Interesse hat, das aber noch nicht in dieser Jahrgangsstufe unterrichtet wird.

    Vielleicht gäbe es, wenn dein Sohn kognitv so fit ist und die schulleistungen stimmen, auch die Möglichkeit, dass er punktuell an diesem Fach teilnimmt - oder dass er punktuell an einzelnen Fächern in einer höheren Klasse teilnimmt.
    Das nennt sich Drehtürmodell und bringt einen gewissen organisatorischen Aufwand mit. Aber man könnte ja auch erstmal austesten, ob es deine Sohn gut tut, ob er in einer höheren Klasse mit dem Stoff gut mitkäme und ob er dort eher Anschluss findet.

    Ich kann die Argumentation der Lehrer nachvollziehen, dass er mit Klassenwechsel / höhere Klasse den Mobbern nicht entkommt. Wenn er aber in der neuen Klasse Anschluss fände gäbe es zumindest ein positives Gegengewicht.

    Und wenn man beim Ausprobieren feststellt, dass er in Klasse x mtkommt und beliebt(er) ist, käme ein Wechsel ja dann doch eher in Frage,

    Liebe Frau Dechse,


    auch dir herzlichen Dank für den Input!


    Leider ist das Drehtürmodell an dieser Schule nicht möglich. Das ließe sich nicht organisieren. Ich werde es beim Elternsprechtag (ist bald) erfragen, weil ich es an sich für eine gute Idee halte, bin mir aber sehr sicher, dass das vom Orga-Aufwand her für diese Schule nicht leistbar ist.


    Es handelt sich um eine große Schule, in der Mittelstufe mit 5-zügigen Jahrgängen. Die Klassen sind gut gefüllt mit bis max. 30 Schülern.

    Ich liebäugele aus den Gründen, die du nennst, mit einem Arrangement, dass er eine AG besuchen könnte, die sich thematisch mit Sachen beschäftigt, welche meinen Sohn sehr interessieren. Leider ist diese AG auch erst für Schüler ab 14. Deshalb will ich mir mal den Mathelehrer schnappen und ihn darauf ansprechen.


    Der Mathelehrer war mit auf Klassenfahrt und hat meinem Sohn in einer ruhigen Minute mitgeteilt (war ein Vieraugengespräch), dass er immer wieder erstaunt wäre, wie weit er schon wäre und dass er sich nicht beirren lassen sollte. Mein Sohn hat mir das zu Hause erzählt. Ich schließe daraus, dass es den Lehrern durchaus bewusst ist, in welcher Position mein Kind sich befindet. Daran will ich anknüpfen.

  • Liebe Susan Sto Helit,


    danke für deine Antwort! Es tut mir sehr leid zu lesen, dass du in der Schule solche Erfahrungen machen musstest. Wie geht es dir als Erwachsene damit? Konntest du damit abschließen oder denkst du noch häufig daran?


    Ich hoffe auch, dass mit zunehmendem Alter und Vernunftgrad der SchülerInnen alles etwas einfacher für meinen Sohn wird.

  • Liebe Janima,


    vielen lieben Dank für die Schilderung eurer Geschichte. Ich bin sehr froh zu lesen, dass es deinem Kind im Prinzip gut ergangen ist und er seinen Weg gefunden hat, trotz Andersseins mit sich im Reinen zu sein. Das ist so viel wert! Auch, dass du dich so für ihn eingesetzt hast - du hast alles richtig gemacht. Die Kinder brauchen uns als Eltern dann so sehr, auch wenn sie eigentlich schon "groß" sind.


    Wir bestärken unseren Sohn immer wieder, dass mit ihm alles gut ist. Leider muss er ja durch die Schulpflicht viel Zeit in der Schule verbringen. Dort gibt es jeden Tag quasi die Rückmeldung, dass er nicht passt. Nicht seitens der Lehrer, die schätzen ihn sehr, aber die Peergroup ist sich da leider ziemlich einig in ihrer Rückmeldung. Wobei nicht alle Kinder aktiv dabei sind. Viele wollen da einfach nur gut durchkommen, positionieren sich deshalb auch nicht.


    Die fünf Alphatiere haben ihre Basis in den zahlreichen Mitläufern. Diese Dynamik macht es so schwer. Mein Sohn sagt selbst, dass er hin und wieder ganz gute 1 zu 1-Gespräche im Bus oder auf dem Schulhof mit manchen Mitschülern hätte, aber sobald das ein Alphatier mitbekäme, wäre die Distanz wiederhergestellt.


    Im Unterricht ist davon nicht so viel zu spüren. Das hat mir die Klassenlehrerin glaubhaft versichert, und mein Sohn bestätigt das. In Gruppenarbeiten ist er recht willkommen, da er effizient arbeitet und seine MitschülerInnen das auch wissen.


    Falls es interessant für die Schreiber hier im Strang ist, kann ich mal aufschreiben, was so im Groben alles vorgefallen ist. Daran seht ihr dann auch, dass es eher unterschwellig bzw. ohne Zeugen erfolgt und so schwer greifbar ist.


    Hochsensibilität, oh ja, hier auch. Ich glaube auch, dass diese der ausschlaggebende Punkt für das Problem ist, leider.


    Die Klassenlehrerin ist laut meinem Sohn eine freundliche Lehrerin, die an das Gute im Menschen glaubt. Für sie war es damals auch schlimm zu erfahren, was so alles vorgefallen ist, als wir sie wegen des Mobbings informierten. Sie sagte selbst, sie hätte das so nicht mitbekommen (können). Sie unterrichtet die Klasse in einem Fach, das meist in Doppelstunden erteilt wird. Somit sieht sie die Kinder 3x pro Woche. Bei ihr ist die Klasse laut meinem Kind nicht so schlimm wie in manchen Nebenfächern. Dadurch hat sie eher einen gefilterten Eindruck von dem Ganzen, was sich auch in ihrer Einschätzung reflektiert.


    Die Schulsozialarbeit ist da näher am Thema dran. Die Zuständige unterrichtet die Klasse auch im Sozialen Lernen einmal pro Woche für eine Doppelstunde. Da bekommt sie sehr viel mit. Mir war es deshalb auch sehr wichtig, dass sich Schulsozialarbeit, die Klassenlehrerin und wir Eltern uns vernetzen. Das hat die Klassenleitung sofort akzeptiert, was ich ihr positiv anrechne. Fakt ist aber, da gebe ich dir vollkommen recht, dass wir auch die Mitschüler in der Pflicht sehen, sprich, dass am Verhalten der Kinder gearbeitet wird.


    Da endet unsere Reichweite ganz eindeutig, und da ist die Schule in der Pflicht.

  • Eigentlich ja gut, dass die Lehrer es so ausdrücken können. Deshalb denk ich wirklich, ein Schulwechsel kann total hilfreich sein, irgendwohin wo die anderen Nerds sind. :) Ich hin mir total sicher dass es einen passenden Teich für ihn gibt und dass das auch besser ist ihn da möglichst bald hineinzusetzen.