Hamstern wir jetzt Nurofen? - Die aktuelle Situation um Kindermedikamente

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  • Da hast du wohl recht, aber man hätte ja mal anfangen können, hat man das? Und ich gebe zu, dass ich persönlich es nicht gut finde, dass z.b. biontec sich Riesen gewinne, also gewinne, in die Tasche steckt, Kinder aber keine Medikamente mehr bekommen.

    Da könnte man genauso argumentieren, dass man es nicht gut findet, dass eine supermarktkette sich riesen Gewinne in die Tasche steckt, während Kinder keine Medikamente bekommen.

    Von der supermarktkette würde wohl nur keiner erwarten ibusaft herzustellen.

    Der Zusammenhang bei allem besteht im Kapitalismus.


    Biontec kann seine Produktion nicht mal eben auf Fiebersaft umstellen, die machen zwar auch was für den gesundheitssektor, aber in einem völlig anderen Bereich.


    Eine Firma die Getränke abfüllt kann auch keine Kartoffelchips in Tüten abfüllen.

  • Ok, wenn das alles nicht geht, oder nicht realistisch ist, bleibt es dabei. Medikamente werden knapp. Kann man dann wohl nichts machen.

    Waren nur ein paar Ideen, die mir so durch den Kopf gingen.

  • Ich kann das in drei Jahren, wo bekannt ist, dass es Engpässe geben wird, nicht erwarten? Schade, ich hätte mir das gewünscht, es geht dabei ja nicht um hochspezialisierte Medikamente, aber wenn eine Apotheke fiebersenkender z,b, herstellen kann, sollte das doch möglich sein.

    Die stellen doch z. B. Saft aus Ibuprofen Tabletten her aber doch kein Ibuprofen als Wirkstoff.

    Doch, Apotheken können auch Ibu-Saft aus Ibu-Substanz herstellen, aber: Das geht nur, wenn Substanz, Hilfsstoffe (gerade bei einem Saft nicht ganz trivial) und Verpackungsmaterial lieferbar sind. Wenn Personal da ist, das es herstellen kann (Personalmangel ist, wegen der vergleichsweise schlechten Gehälter (im Vergleich zur Industrie) und der immer mieseren Arbeitsbedingungen ein großes Thema in Apotheken) und (zumindest auf Dauer) die Bezahlung für den hergestellten Saft die Kosten deckt.


    Edit: Ich habe deinen Beitrag nicht sorgfältig gelesen, du hast natürlich recht, Ibu als Wirkstoff kann eine Apotheke nicht herstellen (also rein theoretisch wissen wir, wie es geht und haben das vielleicht im Studium mal im Labor gemacht, aber das ist natürlich in der Apotheke weder möglich noch sinnvoll).

    Der Friede, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen.

  • was ich bei diesem Aufruf ja mal wieder vermisse....

    liebe Eltern gebt den Saft nur wenn wirklich nötig...

    Irgendwie ist es hier Standard geworden - Kind hat Infekt, Kinderarzt verschreibt Ibusaft....


    Fieber hat einen Zweck....

    Und ja selbstverständlich gibt es Situationen, in denen so etwas absolut notwendig ist....


    Aber siehe oben.. das wäre dann mal ein schneller Ansatzpunkt. Bzw. das Appell an die Ärzte das wirklich nur zu verschreiben, wenn....


    Weil mal ehrlich - würdet ihr in dieser Situation Eure letzte Ibuflasche Saft verschenken.... hab ja totales Corona deja vue hinsichtlich Masken

    Diese Aktion löst doch eher Panik und Hamsterkäufe aus

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Irgendwie ist es hier Standard geworden - Kind hat Infekt, Kinderarzt verschreibt Ibusaft....

    In nun bald 22 Jahren als Mutter habe ich noch NIE Ibu-Saft verschrieben bekommen. Ich wusste bis kürzlich gar nicht, dass man den verschreiben kann. Ist hier absolut nicht üblich.

    Was man mal verstärkt anbieten könnte, wären Kurse, wie man Hausmittel sinnvoll einsetzt. Das Wissen darüber scheint sich ein wenig zu verlieren, was sehr schade ist. Aber selbst ich mit sehr viel Erfahrung mit Hausmitteln setze diese lieber ein, wenn ich weiß: Im Notfall habe ich ein sehr wirksames Medikament zur Hand.

    Bei Schmerzen mag ich nicht herumexperimentieren.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Ok, wenn das alles nicht geht, oder nicht realistisch ist, bleibt es dabei. Medikamente werden knapp. Kann man dann wohl nichts machen.

    Nö. So war das sicher nicht gemeint.

    Die Idee im speziellen funktioniert halt leider nicht.


    Machen muss man trotzdem was. Von oben. Der ganze gesundheitssektor ist eine katastrophe.

    Und unser Gesundheitsminister versucht den Mist den er selbst und viele andere über Jahrzehnte verbockt haben mit einem verzweifelten Flickwerk am laufen zu halten.

    Ich merke das als angestellte im Krankenhaus seit Jahren. Die Bevölkerung hat es nicht so interessiert. Ich habe seit Jahren Sorge, was passiert wenn jemand der mir am Herzen liegt dringend medizinische Behandlung braucht.

    Das läuft in unserem Industrieland leider schon lange nicht mehr so verlässlich wie sich der Großteil der Bevölkerung das wahrscheinlich gedacht hat.


    Jetzt wird es immer kritischer, immer mehr sind davon betroffen und es kommt endlich in der Bevölkerung an, was da seit Jahren völlig schief läuft.

  • Weil mal ehrlich - würdet ihr in dieser Situation Eure letzte Ibuflasche Saft verschenken....

    Ja. Wir haben nur schon ziemlich lange keine mehr. Meine Kinder können Tabletten schlucken, ich bin in der Lage, Beipackzettel zu verstehen und habe medizinische Verwandtschaft, die mir zur Not was übersetzen kann: wir können auf spezielle Medikamente-Darreichungsformen für Kinder verzichten, ohne für die Kinder gesundheitliche Risiken einzugehen. Ich stelle auch Schleimlöser selbst her und gebe selten Medikamente gegen Fieber. Würden meine Kinder zu Fieberkrämpfen neigen, dann hätte ich allerdings ständig entsprechende Medikation zur Hand! Wie Ohnezahn schreibt, mit Erfahrung und etwas Wissen lassen Hausmittel sich hilfreich einsetzen, aber jenseits gewisser Grenzen ist die Schulmedizin dran.


    Biontec hat den Impfstoff entwickeln können, weil sie mit einer sehr ähnlichen Methode neue Medikamente gegen Krebs herstellen wollten. Genau dorthin wollten die klugen Köpfe hinter Biontec auch zurück, als ich das letzte mal ein Interview mit ihnen las (ist allerdings mehr als ein Jahr her). Sie wollten also ihre für sie selbst überraschend gekommenen Gewinne in die hiesige Medikamentenforschung und -Produktion investieren, weil sie diesen Beruf schon vorher ausübten. Vor der Pandemie hatten sie damit keine Aussicht auf Reichtum. Solchen Leuten gönne ich das Geld!


    Dass Standardmedikamente knapp sind liegt tatsächlich daran, dass das Gesundheitswesen betriebswirtschaftlich organisiert wurde. Das ist auch der Grund für den Pflegenotstand. Kostendruck und Zuwendung passen nicht zusammen.

  • Die Produktionsanlagen sind doch völlig unterschiedlich? Wie willst du das denn ändern.

    Wenn eine Apotheke das kann, warum dann kein Unternehmen?

    Weil eine Apotheke so gebaut werden muss, das sie bestimmt Medikamente herstellen kann. Das geschieht aber dann von Hand und hat einfach nichts mit den Abläufen und Geräten in solchen Fabriken zu tun.


    Edit: und ich hatte nicht fertig gelesen. Sie stellen natürlich auch nicht den Wirkstoff her, sondern die verschiedenen Verabreichungsformen wie Zäpfchen, Tabletten und Säfte.

  • Die Produktionsanlagen sind doch völlig unterschiedlich? Wie willst du das denn ändern.

    Wenn eine Apotheke das kann, warum dann kein Unternehmen?

    Weil eine Apotheke so gebaut werden muss, das sie bestimmt Medikamente herstellen kann. Das geschieht aber dann von Hand und hat einfach nichts mit den Abläufen und Geräten in solchen Fabriken zu tun.


    Edit: und ich hatte nicht fertig gelesen. Sie stellen natürlich auch nicht den Wirkstoff her, sondern die verschiedenen Verabreichungsformen wie Zäpfchen, Tabletten und Säfte.

    Das.

    Aber: In einer Apotheke kann ich, wenn die Zutaten und Verpackungsmittel Vorrätig oder lieferbar sind, so einiges herstellten. Das wird in der PTA-Ausbildung und im Pharmaziestudium auch gelernt. Die Bevölkerung hat meist keine Ahnung, was da geht, weil Wissen vorhanden ist und ein komplettes, funktionsfähiges Labor vorgeschrieben ist! ABER: Die Preise, die die Industrie bei großen Mengen (auch nicht mehr) machen kann, die kann eine Apotheke nicht machen. Und die Krankenkassen sind immer noch nicht bereit, die Preise für Rezepturen - nicht mal für Defekturen ("größere" Menge auf einmal, max. 100 Stück von einer Sorte täglich) - zu bezahlen. Und Kunden oft auch nicht.


    Edit: Übrigens - die günstigen, ach so erstrebenswerten Versandapotheken aus den Nachbarländern müssen keine Labore betriebsbereit halten um verschriebene Einzelanfertigungen herzustellen! Die fertigen keine Kapseln mit niedriger Dosierung eines Herzmedikamentes an, die es von der Industrie nicht gibt, die aber für kleine Kinder gebraucht werden. Und auch keine Salben, die Hautärzte gerne verordnen.

    Das macht nur die Vor-Ort-Apotheke! Die von den Preisen, die dafür abgerechnet werden dürfen, nicht annähernd leben kann!

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Bei Fieberkrämpfen bringt Fieber senken eher nichts, das ist glaube ich nur zu Beruhigung der Eltern, die Aussage, dass man bei diesen Kindern Fieber senken soll und das dann was dagegen hilft. Es ist unfassbar gruselig, mein Kind hatte auch einen Fieberkrampf. Aber der tritt ja bei schnell ansteigendem Fieber auf, also wenn das Kind von jetzt auf gleich hochfiebert, dann müsste man den Fiebersenker dauerhaft prophylaktisch geben, wenn noch Normaltemperatur ist. Unser Kind war so leicht verschnupft und man dachte, es brütet vielleicht was aus. Hat gespielt und lag 10 Minuten später bewusstlos auf den Boden.

    Der erlebte und sehr schlimme Fieberkrampf hat mich trotzdem eher davon überzeugt dass es eigentlich nichts bringt das Fieber zu senken. Wir hätten das damit weder verhindern noch den Krampf auflösen können. Wenn das Kind schon hohes Fieber hat ist es was den Fieberkrampf angeht safe, weil es wie gesagt beim schnellen Anstieg passiert. Da wäre senken ja eher wieder die Voraussetzung für einen Anstieg schaffen.


    Sinnvoller ist für solche Kinder einen Krampflöser dazuhaben. Wir hatten damals Diazepam und das damals auch in der Kita abgegeben.


    Ich finde es auch ganz gruselig wie viel Fiebersäfte gegeben werden und vor allem Nurofen von der Werbung her ganz schlimm, damit das Kind schön wieder spielen kann, das ist so so so falsch. Das kranke Kind wäre fiebend im Bett am besten aufgehoben.

    Auch schlimm find ich dass dieser Markenname so im Sprachgebrauch ist, da war das Marketing echt erfolgreich, und das bei einem Medikament für Kinder, nee das ist ne falsche Richtung in die wir da abgebogen sind.


    Trotzdem würde ich natürlich mit Kleinkind jetzt wohl schauen eine(!) Flasche oder ne Packung Zäpfchen dazuhaben.

    Im Notfall würde ich auch trotzdem hoffen und denke auch, dass Apotheken einem helfen würden eventuell dann was herzustellen, was dem Kind verabreicht werden kann.


    Auf jeden Fall eine sehr schlimme Situation momentan für alle die kleine Kinder haben. :(

  • Im Notfall würde ich auch trotzdem hoffen und denke auch, dass Apotheken einem helfen würden eventuell dann was herzustellen, was dem Kind verabreicht werden kann.

    Wenn Apotheken herstellen - das machen hier nur wenige - dann dauert das halt mehrere Tage.
    Hier gibt es in der Nachbarstadt eine einzige Apotheke, die herstellt. Man muss Montag vorbestellen, um Freitag ein Fläschchen zu bekommen. Das ist bei akuten Schmerzen oder hohem Fieber natürlich eher ein Witz.
    Mehr können die nicht produzieren.

    Was die Fieberkrämpfe angeht: Jein.

    Es gibt KInder, die krampfen vor oder in dem Moment, wo das Fieber steigt. (Mein ältestes auch.) Da hilft Fiebersenken natürlich nicht. (Sehr unangenehm, weil bei einem Kind mit völlig normaler Temperatur ja kein Mensch an einen Fieberkrampf denkt.)

    Es gibt aber auch viele, die im Fieber krampfen und dann mehrere Krämpfe hintereinander weg bekommen können. Da muss man das Fieber unbedingt frühzeitig senken, denn diese Variante kann gefährlich werden.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Irgendwie ist es hier Standard geworden - Kind hat Infekt, Kinderarzt verschreibt Ibusaft....

    In nun bald 22 Jahren als Mutter habe ich noch NIE Ibu-Saft verschrieben bekommen. Ich wusste bis kürzlich gar nicht, dass man den verschreiben kann. Ist hier absolut nicht üblich.

    Was man mal verstärkt anbieten könnte, wären Kurse, wie man Hausmittel sinnvoll einsetzt. Das Wissen darüber scheint sich ein wenig zu verlieren, was sehr schade ist. Aber selbst ich mit sehr viel Erfahrung mit Hausmitteln setze diese lieber ein, wenn ich weiß: Im Notfall habe ich ein sehr wirksames Medikament zur Hand.

    Bei Schmerzen mag ich nicht herumexperimentieren.

    Ich habe seit vielen Jahren, dieses Buch, dass es jetzt in der 2. Auflage gibt, zu Hause:Gesundheit für Kinder


    Ein dicker Wälzer, von 3 Ärzten geschrieben, steht dort gut sortiert drinnen, was man bei bestimmten Symptomen tun kann, ob, wann und wie dringend man zum Arzt oder in die Notaufnahme sollte, welche Hausmittel helfen. Es gibt einen Symptomenkatalog und es gibt Steckbriefe zu den jeweiligen Krankheiten mit Symptomatik und Behandlungsmöglichkeiten (Hausmittel oder vom Arzt verschrieben).


    Gerade in den jetzigen Zeiten, wenn die Kinderärzte überlaufen sind, hilft mir das sehr.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Das könnte aber auch leicht geändert werden! In der Schweiz ist es üblich, das die Rezepte direkt von Arzt an Apotheken per mail geschickt werden können.

    In Österreich wird das Rezept direkt auf die digitale Krankenkassen-Karte gebucht, also ohne, dass man damit beim Arzt erscheinen müsste. Ich fand das sehr praktisch, als ich in Ö gelebt habe.

    Echt?? Das habe ich noch nie gehört, wäre aber mega cool! Much gleich mal fragen.

    So läuft das in DK auch. Sogar das Rezept für Elvanse (hier BTM) .

    Deutschland lebt noch hinterm Mond.

    LG
    Marau
    #kerze M. 06.09.1984 - 02.01.2017
    Was man tief im Herzen trägt, kann man nicht durch den Tod verlieren.

  • Ich weise hier mal darauf hin, dass Biontec selbst überhaupt nichts herstellt. Die haben für die Impfung eine Kooperation mit Pfizer (sehr großer Hersteller für Medikamente) und dort wurde der Impfstoff dann produziert. Biontec selbst hat ihn lediglich entwickelt bzw. vorher an Krebsmedikamenten geforscht. Genauso gut könnte man dann halt auch irgendeine Uni mit Labor verpflichten wollen plötzlich die Großproduktion von Ibusaft zu starten.


    Pfizer selbst stellt ja ziemlich viele Medikamente her, aber selbst da kann man nicht kurzfristig die Produktion ändern. Es gibt ja auch Auflagen und Richtlinien, der Wirkstoff muss passend dosiert, abgefüllt, verpackt werden, dazu Etiketten, Packungsbeilagen, Vertriebswege, Zulassung... das wird von jetzt auf gleich nichts. Über einen Zeitraum von 3 Jahren wäre es sicher möglich gewesen, aber da die Unternehmen halte alle marktwirtschaftlich arbeiten, haben sie selbst kein Interesse. Die produzieren ja nicht aus lauter Nächstenliebe, sondern um die Sachen zu verkaufen und Gewinn zu machen. Wenn man für ein Medikament aber (wegen Kassenvorschriften) so wenig Geld bekommt, dass man damit nichtmal die Kosten decken kann, stellt man es nicht her. #weissnicht Gilt ja nicht nur für Kinderschmerzmittel, sondern auch für viele andere Medis, insbesondere für sehr seltene Erkrankungen. Da ist nicht genug Gewinn zu erwarten, also wird daran nicht geforscht oder es hergestellt.


    Natürlich ist das am Ende fatal! Für Einzelne oder aktuell auch viele. Auch die Kinderkrankenhäuser sind ja letztendlich totgespart worden, weil die Behandlung von Kindern teuer ist und die Kliniken im Vergleich zu wenig daran verdient haben. Da fehlt die Grundsatzentscheidung bestimmte Dinge einfach besser zu bezahlen, damit sie wirtschaftlich sind. Denn auch Kliniken wollen/müssen Gewinn machen (allein darüber kann man sich auch aufregen!).


    Es wurde vor Jahrzehnten entschieden, dass Kliniken, Pflege, Medikamente, Kitas und co. marktwirtschaftlich zu arbeiten haben und das ist grade die Quittung, die man dafür bekommt. Alte, Kranke und Kinder sind halt nicht wirtschaftlich. Sie sind nicht nützlich oder produktiv und verursachen jede Menge Kosten. Also fallen sie im System hinten runter.

  • Ich kann das in drei Jahren, wo bekannt ist, dass es Engpässe geben wird, nicht erwarten? Schade, ich hätte mir das gewünscht, es geht dabei ja nicht um hochspezialisierte Medikamente, aber wenn eine Apotheke fiebersenkender z,b, herstellen kann, sollte das doch möglich sein.

    Seit Jahren kämpfen Apotheken mit Lieferausfällen und -Engpässen. Das ist auch in der Politik angekommen (juchu), es gibt also seit dem eine Meldepflicht für Lieferausfälle.

    Nur die ist ein absoluter Witz, weil sie die Realität nicht im geringsten abbildet.

    So lange der Hersteller noch eine Hand voll Packungen in seinem Lager hat, braucht es nicht gemeldet werden. Und auch nicht, wenn zu erwarten ist, dass demnächst wieder produziert wird.

    Heißt also in der Praxis, so lange ab und an mal eine Packung an die Großhandlungen ausgeliefert wird, taucht es nicht in der offiziellen Liste der Lieferengpässe auf.

    In der Praxis heißt das aber, dass eine Frau nach ihrer Brustkrebserkrankung die erforderliche Nachsorge/Prophylaxe über Monate unterbrechen muss. Oder Epileptiker und insulinpflichtige Diabetiker ohne Arznei da stehen. Bisher konnte meistens (!) mit riesigem Aufwand und hohem Risiko irgendwie noch umgestellt werden, aber sogar dafür fehlen jetzt die Ressourcen.

    Diese Fälle tauchen bei den "300 Medikamente nicht lieferbar" gar nicht auf!


    Über die Herstellung in Apotheken wurde ja schon einiges geschrieben...


    Aber siehe oben.. das wäre dann mal ein schneller Ansatzpunkt. Bzw. das Appell an die Ärzte das wirklich nur zu verschreiben, wenn....

    Ich kann nur für meine Region sprechen: Die Kommunikation zwischen Apotheken und Ärzten ist gut, sie wissen was da ist und bemühen sich, entsprechend sparsam zu verordnen.

    Zumal sie von ihrer KV mit Verordnungsvorgaben und Prüfungen schon seit Jahren mächtig auf Linie gebracht sind.


    Wenn Apotheken herstellen - das machen hier nur wenige - dann dauert das halt mehrere Tage.

    Alleine der Papierkram.... auch in optimalen Zeiten müssen wir anderthalb Werktage rechnen, für einfache, oft gemachte Standartrezepturen. Die Kapseln für das herzkranke Frühchen brauchen einen knappe Woche. Dabei sind wir geübt und haben ausreichend Personal, was inzwischen echt selten ist.


    Nochmal zurück zu den Ursachen der Lieferengpässe. Hier sind die Rabattverträge mitursächlich. Sie betreffen zwar hauptsächlich verschreibungspflichtige Arzneimittel, aber eben auch die für Kinder oft verordneten nicht rezeptpflichtigen Fiebersäfte und -Zäpfchen.

    AOK plaudert Rabattvertrags-Geheimnisse aus
    Der AOK ist bei ihrer aktuellen Rabattvertragsrunde ein kapitaler Fehler unterlaufen. Die Kasse verschickte streng vertrauliche Dokumente eines Herstellers an…
    www.apotheke-adhoc.de

  • Ich habe eine Freundin, die bei Bayer in der Produktion arbeitet.
    Die haben für jedes Medikament spezialisierte Anlagen, die dann auch für nichts anderes eingesetzt werden können - oder nur nach aufwändigstem Umbau. Und wenn sie das tun, ist sofort ein neues Medikament auf der "nicht lieferbar"-Liste, weil die tatsächlich alles sehr knapp dem Verbrauch entsprechend produzieren.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Da fehlt die Grundsatzentscheidung bestimmte Dinge einfach besser zu bezahlen, damit sie wirtschaftlich sind. Denn auch Kliniken wollen/müssen Gewinn machen (allein darüber kann man sich auch aufregen!).

    Wobei der Gewinn nur ein (kleinerer) Prozentsatz des Umsatzes ist. Ich finde die Gewinnorientierung auch nicht gut, würde aber nicht erwarten, dass ohne alles tutti ist.


    Warum brauchen überhaupt so viele Nurofen? Ich kann mich nicht erinnern, dass wir so etwas als Kinder bekommen hätten. Wir hatten auch diversen Kram (Masern, Windpocken, Keuchhusten, Angina, Scharlach, Mittelohrentzündungen). Bei hohem Fieber gab es meiner Erinnerung nach in erster Linie Wadenwickel. Bei leichten Ohrenschmerzen gab es Zwiebelsäckchen, bei der Mittelohrentzündung dann Parazetamol (was nur eingeschränkt geholfen hat).

  • ... dann Parazetamol (was nur eingeschränkt geholfen hat).

    Deshalb ^^
    Ibuprofen wirkt mEn vor allem am Kopf (Kopf-, Zahn- oder Ohrenschmerzen) einfach besser als Paracetamol.

    (Wäre mir aber egal, wenn Paracetamol als Alternative zur Verfügung stünde.)

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
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  • Ich hatte übrigens noch nie fieberhaft vorrätig, insgesamt bei drei Kindern ein Fläschchen. Darum ging es mir nicht. Aber ich sehe schon, dass was ich dachte es wäre möglich ( natürlich nicht einfach) geht nicht, wir bzw. Diejenigen die Medikamente brauchen müssen damit leben.