Hamstern wir jetzt Nurofen? - Die aktuelle Situation um Kindermedikamente

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  • Wobei ich zugebe, wenn hier öfter mal der Satz fällt, dass man Schmerzen nie aushalten braucht und immer reichlich Schmerzmittel dosieren sollte, dann habe ich die Opioid Krise in den USA vor Augen, wo eben auch ganz schnell nach einer OP nicht nur Ibuprofen und Paracetamol verschrieben wurde, sondern auch Oxicodon, mitunter auch als Kombipraeparat. Da entstanden sehr schnell viele Abhängigkeiten. Ich weiss, darum ging es den meisten hier eher nicht. Aber bei mir klingeln da Alarmglocken.

    Wann ist man von einem Medikament abhängig? | BARMER
    Wie eine Medikamentensucht bekämpft wird und warum gerade diese Art der Abhängigkeit oft spät entdeckt wird, erklärt Fachärztin Dr. Doris Krüger.
    www.barmer.de


    Man kann auch von IBU abhängig werden….


    Mir wird das hier gerade zu schwarz und weiß… selbstverständlich sind Schmerzmittel ein Segen und gleichzeitig sehr gefährlich

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Wir sind da einer Meinung, man muss Schmerzen nicht aushalten und aushalten kann kontraproduktiv sein wegen des Schmerzgedächtnisses, aber ein bisschen aufpassen muss man schon und bei leichten Schmerzen ggf. andere Methoden zur Linderung nutzen. Als Kind hat mir bei Kopfschmerzen immer schlafen und ein kühler Waschlappen auf der Stirn geholfen, bei richtiger Migräne reicht das natürlich leider nicht.

  • Wobei ich zugebe, wenn hier öfter mal der Satz fällt, dass man Schmerzen nie aushalten braucht und immer reichlich Schmerzmittel dosieren sollte, dann habe ich die Opioid Krise in den USA vor Augen, wo eben auch ganz schnell nach einer OP nicht nur Ibuprofen und Paracetamol verschrieben wurde, sondern auch Oxicodon, mitunter auch als Kombipraeparat. Da entstanden sehr schnell viele Abhängigkeiten. Ich weiss, darum ging es den meisten hier eher nicht. Aber bei mir klingeln da Alarmglocken.

    Verschrieben für zuhause?


    Dass man am OP Tag und am 1. Post OP Tag mehr als ibu bekommt (paracetamol ist eh für die Tonne) halte ich für mehr als angebracht. Aber ich glaube und hoffe, den Zeitraum meinst du auch nicht.



    Edit:

    Sectios die von mir betreut werden, werden vor allem in den ersten 24 bis 48h gut mit Schmerzmittel abgedeckt und diesbezüglich auch aufgeklärt. Wer am Anfang gut abgedeckt ist wird schneller mobil und braucht dann später in der Regel sehr viel weniger SM als diejenigen die anfangs tapfer sein wollten, sich möglichst wenig im Bett bewegt haben, damit sie es aushalten und bei der mobilization aus allen Wolken fallen.

    Und das mehr an SM später wirkt längst nicht so gut, wie wenn man es von Anfang an gegeben hätte.

    Zudem sind Schmerzen für stillen und milchbildung absolut kontraproduktiv.

  • Wobei ich zugebe, wenn hier öfter mal der Satz fällt, dass man Schmerzen nie aushalten braucht und immer reichlich Schmerzmittel dosieren sollte, dann habe ich die Opioid Krise in den USA vor Augen, wo eben auch ganz schnell nach einer OP nicht nur Ibuprofen und Paracetamol verschrieben wurde, sondern auch Oxicodon, mitunter auch als Kombipraeparat. Da entstanden sehr schnell viele Abhängigkeiten. Ich weiss, darum ging es den meisten hier eher nicht. Aber bei mir klingeln da Alarmglocken.

    Verschrieben für zuhause?


    Dass man am OP Tag und am 1. Post OP Tag mehr als ibu bekommt (paracetamol ist eh für die Tonne) halte ich für mehr als angebracht. Aber ich glaube und hoffe, den Zeitraum meinst du auch nicht.

    In amerikanischen Serien kommen tatsächlich relativ häufig Vicodin-abhängige Personen vor. Aber ich hab, als meine Kalkschulter „explodiert“ ist, auch Tramal zusätzlich zum Voltaren und Novalgin mit nach Hause bekommen. Ich hab‘s dann nur doch nicht gebraucht und nicht genommen.

  • Ich musste nach meinem BSV sehr sehr kämpfen um was stärker wirkendes als Ibuprofen verschrieben zu bekommen, dabei ist die Abhängigkeitsgefahr meines Wissens bei Retard-Präparaten nicht sehr groß und die Gefahr der Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses bei solch starken Schmerzen sehr viel größer. Letztlich hatte ich einige Wochen Tramadol retard genommen und null Probleme beim absetzen.

  • Mich piekst es ganz unrationell ziemlich an, da kann ich gerade nicht aus meiner Haut, dass hier von vielen über Schmerzmittel geschrieben wird, als seinen die grundsätzlich etwas optionales. Also etwas, dass man nehmen oder lassen kann.

    Das finde ich einen eigenartigen Zugang, ehrlich gesagt. Ich behaupte mal, jemand, der das grundsätzlich so sieht, war noch nie mit dauerhaften, unerträglichen Schmerzen konfrontiert, kann das sein? Für mich klingt das alles ein wenig nach „mach mehr Sport, dann brauchst du keine Herztabletten.“ Kann ich leicht sagen, wenn ich nicht herzkrank bin.


    Ich kann grad nichts ad hoc zitieren, aber es gibt inzwischen doch recht gesicherte Erkenntnisse dazu, dass Schmerz an sich auf Dauer dem Körper auch Schaden zufügt.

    Die Mittel natürlich auch, aber die nehme ich doch eh nur, wenn ich die brauche, oder?

    Also, wenn sich die Frage stellt, OB ich was nehme, dann beantwortet sich die Frage ja eigentlich von selbst…


    Schmerzmittel sind halt nicht das Mittel der Wahl bei Migräne, bei manchen Patienten hilft nichts anderes oder Triptane sind kontraindiziert, aber ich nehme auch so wenig Schmerzmittel wie möglich, obwohl ich derzeit eher bei 15 Tagen im Monat liege. Man sollte nicht mehr als 10 Tage im Monat Schmerzmittel und Triptane nehmen, an 20 Tagen des Monats nichts, wenn man drei Monate in Folge mehr nimmt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einen medikamenteninduzierten Übergebrauchskopfschmerz zu bekommen und dann hilft nur noch Entzug unter ärztlicher Aufsicht.

    Du bist doch auch Migränepatientin, oder? Was machst du den Rest der Zeit, wenn die zehn Tage aufgebraucht sind? Bei mir hätte das zB über mindestens ein Jahrzehnt geheißen, dass ich dauerhaft funktionsunfähig gewesen wäre. Jeden zweiten Tag ein Anfall, der mit Medikation zwischen 12 und 24 Stunden dauert, ohne bis zu drei Tage. Da hätte ich in keiner Weise mehr am Leben teilnehmen können, kein Beruf, keine Erziehungsaufgaben, ich hätte über weite Strecken nicht mal Essen und Körperpflege geschafft. Es hat vier Jahrzehnte gedauert, bis endlich ein Medikament die Situation wesentlich verbessert hat bei mir.

    Meine Tochter würde, gäbe ich ihr keine Schmerzmittel, jede zweite Woche für mindestens drei Tage nicht zur Schule gehen können, wahrscheinlich öfter, weil das Monster Migräne ohne Behandlung gern intensiver wird.


    Das sagt sich alles so leicht, finde ich. Und ja, natürlich haben wir immer Reservemedikamente zu Hause. Zwei, drei Flaschen Schmerzsaft als Hamstern zu bezeichnen (find jetzt nimmer, aber irgendwo kam das) ist aus meiner Sicht schon etwas skurril (oder man ist in der privilegierten Situation, zu jeder Tages- und Nachtzeit eben schnell mal zur Apotheke huschen zu können).


    Vielleicht könnte bei all diesen Diskussionen bedacht werden, dass dieses Miesmachen von Medikamenten bei einigen Menschen echt wunde Punkte treffen kann… #schäm

  • Fliegfrosch ,da hast du absolut recht. Bei schmerzpatienten ist das eine ganz andere Nummer. Jemand der mal alle 2 Monate etwas spannungskopfschmerz hat, kann das vielleicht nicht nachvollziehen, aber das ist halt auch eine völlig andere Nummer.

  • JooBoo Beispiele wären oxycodon für 1-3 Wochen regulär nach Weisheitszahn OP, Kaiserschnitten, KnieOPs etc.


    Natürlich hat das Medikament seine Berechtigung, aber es wird und wurde in den USA noch mehr verschrieben Und immer mit dem Zusatz, auch ja oxycodon zu nehmen um das schmerzgedaechtnis nicht zu strapazieren.

    Das ist der gleiche Satz, den ich hier immer wieder las.



    Ja, niemand muss schmerzen aushalten, aber vorsichtig sollte man schon sein

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • da gibts herzzereißende Dokus ... wen es interessiert kann sich hier einlesen:


    und wie ich weiter vorne berichtete - meine amerikanischen Freunde haben schon mit Ibuprofen einen ganz anderen Umgang


    ich kann noch eine persönliche Erfahrung beisteuern... ich hatte über 2? wochen oder so.. .Ibuprofen genommen - höherdosiert... und ja ich hatte dann richtige "Entzugserscheinungen" als ich das wieder absetzen wollte. Fand das sehr beeindruckend....


    aber auch für die andere Seite - Schmerzen soll niemand aushalten - weil eben Schmerzgedächtnis und so... auf der anderen Seite - siehe oben.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • JooBoo Beispiele wären oxycodon für 1-3 Wochen regulär nach Weisheitszahn OP, Kaiserschnitten, KnieOPs etc.

    Das geht in Deutschland glücklicher Weise so nicht. Oxicodon/Opiodkrise in den USA ist schon speziell und hat sehr viel mit dem dortigen in manchen Bereichen zu wenig regulierten Gesundheitssystem zu tun.

    Der Beitrag hier hat das gut beleuchtet

    Opioid-Krise in den USA - Dealer in weißen Kitteln
    In den USA sterben täglich rund 130 Opioid-Süchtige. Statistisch ist die Schmerzmittel-Sucht die häufigste Ursache für vorzeitige Todesfälle. Schuld daran sind…
    www.ardaudiothek.de

    LG, Kalliope


    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif

  • Ich bin auch mit Migräne gesegnet, habe vermutlich eine ähnliche Geschichte wie viele hier hinter mir: Keine Schmerzbehandlung als Kind/Jugendliche, die Entdeckung von Schmerzmitteln war ein Fest, seitdem immer etwas greifbar, weil ich meinen Migräne-Ablauf kenne und weiß, wann und wie ich am besten eingreifen muss, und außerdem eine starke Kopfschmerz-Intoleranz habe. Aber niemand hat mich dabei angeleitet, ich habe mit freiverkäuflichen Mitteln experimentiert, die kaufe ich komplett ohne Beratung in der Apotheke.


    Und daher finde ich es schon wichtig, darauf hinzuweisen, dass Schmerzmittel die Organe belasten können und langfristig auch zur paradoxen Wirkung (Kopfschmerzen) führen können. Ich glaube, dass viele Menschen das tatsächlich nicht wissen.


    Bei mir z.B. muss ich auch aufpassen, dass ich nicht etwas "einwerfe", um funktionieren zu können. Klar, manchmal geht es nicht anders. Aber den Schmerz zu betäuben, heißt bei mir jedenfalls nicht, den Migräneanfall zu beenden. Ich spüre nur den Kopfschmerz nicht mehr. Der Rest der Symptome ist noch da, und erinnert mich nachhaltig, dass Ausruhen und Rückzug nach wie vor angesagt sind, und darüber bin ich "froh". Sonst würde ich mich sicherlich überfordern, sobald die Schmerzen weg sind. Der Umgang mit diesen Dingen ist im echten Leben nicht immer leicht, finde ich.

    Auch für Schmerzmittel muss es eine Risiko-Nutzen-Abwägung geben. Und die kann ich ja nur machen, wenn ich die Risiken kenne. Und mich selbst.


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Wo werden diese Grundsubstanzen hergestellt und warum nicht bei uns? Ich rate jetzt, es geht wieder um wirtschaftliche Aspekte?

    Ich hatte weiter oben einen Artikel verlinkt über die Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen… der Artikel gibt traurige Auskunft…

  • Das sehe ich auch so, bin chronischer schmerzpatient. Durch etwas Zuviel von allem habe ich jetzt schlechte Leber- und nierenwerte, die reversibel sind, aber auch das wird dauern. Amitryptilin verlängert mir die l-Kurve im ekg zu sehr, deswegen hab ich jetzt mal reduziert, dafür wieder mehr schmerzen. Jrgendwie Pest und colera. Aber vielleicht hilft ja die schmerztherapie langfristig. Und ein erneuter Klinikaufenthalt.

  • Meine Tochter hat vor 2 Wochen mit 39.5 Fieber flach gelegen. Da hat sie 1x Saft bekommen (bzw. genommen, weil sie alles verweigert).

    Ich versuche es immer ohne.

    Meine Nachbarn dagegen geben dem 3 jährigen Zäpfchen wie tictac.

    Vielleicht eine Mentalitätsfrage, aber die lassen nicht fiebern.


    In der Schule werden Kinder gedopt, damit die Eltern arbeiten können.

    Was bleibt, sind die Erinnerungen...
    schlaf gut, schlaf ruhig
    Ich werde dich nie vergessen und immer vermissen

    1976-2003-2013


    »Das Staunen ist der Anfang der Erkenntnis.«
    ― Platon

  • Wollte es auch grade hier posten.. war wohl erwartbar mit der Kehrtwende in der Covid-Politik inkl. Folgen und wird dann wohl noch dramatischer werden.

    Wollte ich ebenfalls grade hier schreiben. Und ja, es war erwartbar. Entweder durch Produktionsausfall in China (weil zu viele krank) oder eben, weil alles im eigenen Land gebraucht wird. Aber es verschärft das Problem hier natürlich massiv. Es ist jetzt schon teilweise nichts mehr zu bekommen und wenn dann in den nächsten Monaten auch nichts mehr nach kommt... #kreischen Wir sind halt auch viel auf Schmerzmittel angewiesen mit 3 Kopfschmerz/Migräne Patienten im Haushalt. Fieber hat hier kaum mal jemand, aber Schmerzen sind schon ein Thema.