2-jähriger läuft nicht, spricht nicht - hat aber "nichts"

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  • Hallo liebes Forum,


    ich möchte mir mal Luft machen #hmpf

    Unser Sohn wird bald 2 Jahre alt. Er läuft nicht und spricht kein Wort, nein, auch nicht Mama und Papa. Und ich habe die Schnauze voll, zu hören: Das wird schon. Meiner hat auch erst mit 3 gesprochen und dann in ganzen Sätzen. Er braucht nur Zeit, dann läuft er einfach los. Vielleicht ist er einfach faul lol. Du wirst dir noch wünschen, er hielte still/würde mal eine Sekunde lang nicht labern etc.


    Bis zum auf den Bauch drehen war alles nach Plan. Er hat fast jede freie Minute auf dem Bauch verbracht. Dennoch wurden ihm schwache Muskeln im unteren Rücken diagnostiziert. Physiotherapie. Krabbeln erst mit 14 Monaten. Er hat die längste Zeit ausschließlich auf den Knien gesessen. Immerhin auf dem Po sitzen kann er jetzt, nach vielen Übungen für die Rückenmuskeln. Mit 11 Monaten hat er angefangen sich auch hochzuziehen und seitdem herrscht an der Stelle fast kompletter Stillstand.


    Waren jetzt auch beim Logopäden. Er imitiert keine Laute. Er hört. Er versteht. Er imitiert nonverbal. Der Logopäde hat keine Idee, warum er Laute nicht nachmacht. Er kann es. Ab und zu macht er mit. Aber dieser eingebaute Drang nach mamamama, babababa ist bei ihm irgendwie nicht da.

    Wenn er erst läuft, wird er schon sprechen hahaha. So einfach ist es dann wohl doch nicht.


    Der Logopäde war auch ganz fasziniert, dass er nicht läuft. Denn er kann stehen, wenn er sich festhält oder abstützt. Aber er lässt halt nie los. Er wird auch nicht gerne an den Händen genommen. Wenn er es mal zulässt, sind seine Füße wie am Boden festgeklebt.


    Aber auf dem Papier ist mit ihm nichts.

    Neurologie, EEG - alles gut

    Bluttests - nichts Auffälliges, keine fiese Erbkrankheit, gute Schilddrüse, genug Muskelwachstumshormon

    Zwei verschiedene Osteopathen - alles gut, alles frei

    Zentrum für Kindesentwicklung - Geduld und Physiotherapie


    Inzwischen wünschte ich, er wäre irgendwie krank. Dass er irgendwas hätte. Damit könnte ich wenigstens arbeiten. Stattdessen heißt es, versuchen Sie es doch mal hier und dort. So gehen die Monate ins Land, ich suche Ärzte und Therapeuten auf und alle sagen mir, er sei motorisch und sprachlich entwicklungsverzögert, aber sie wissen nicht warum. Sie sind selber ganz ratlos *schulterzuck*


    Argh! Es ist so frustrierend!! #haare

  • Wart ihr mal beim Pädaudiologen? Die können nochmal mehr abklären als der Kinderarzt und der HNO Arzt.

    Ich kann dich gut verstehen. Wir haben auch irgendwann Druck gemacht, obwohl der Kinderarzt auch noch abwarten wollte.

  • Erstmal: Klingt wirklich anstrengend, das Sorgen machen und abklären lassen. Irgendwas scheint ja zumindest motorisch nicht i.O. zu sein.


    Zum Sprechen: Da wäre ich in der Tat noch so 3, 4 Monate lang entspannt. Er versteht und kann sich non-verbal verständigen. Manche Kinder machen einfach keine Laute nach. Manche haben sogar ihre eigene, sehr ausgefeilte Zeichensprache.

    Ich kenne ein Kind, das das ganze lalala dadada und mamama komplett ausgelassen hat, die ein Wort-Phase mehr oder weniger sehr wenig ausgelebt hat und dann mit 26/27 Monaten die 2-/3/4-Wort-Phase in 2 Wochen abgehandelt hat um danach grammatikalisch korrekt, wenn auch vom Satzbau her eher wie Yoda, zu sprechen.

    Also von fast nicht auf ganze, korrekte Sätze innerhalb von 2 bis 3 Wochen.


    Vorausgesetzt natürlich er hört korrekt. Ansonsten vergiss das Geschreibsel.


    Laufen finde ich auffälliger. Aber da seid ihr ja dran.

  • Es gibt leider eine ganze Reihe Zustände, die für eine Entwicklungsverzögerung sorgen, ohne irgendwie klar zu benennen sind in dem Alter.
    Das sagt aber auch nichts über die zukünftige Entwicklung aus.
    Als Eltern ist das natürlich schwer auszuhalten.
    (Mein Sohn hat eine "tiefgreifende Entwicklungsstörung", entwickelt sich zwar super, aber was uns die Zukunft bringt, wissen wir auch jetzt, nach 11 Jahren, nicht ansatzweise.)


    Wie ist denn der Blickkontakt und das Spielverhalten?
    Wie reagiert er auf neue sensorische Erfahrungen? Rasierschaum, Fingerfarbe, Sand o.ä.
    Wart ihr schon beim Augenarzt?

    Er hat die längste Zeit ausschließlich auf den Knien gesessen.

    Auf den Knien oder zwischen den Knien mit dem Popo auf dem Boden?

    Mit welchen Methoden arbeitet der Logopäde?


    Aber er lässt halt nie los.

    Lauflernwagen habt ihr bestimmt schon versucht?
    Meiner hat, allerdings ab 7 Monaten einfach Pamperskartons durch die Gegend geschoben und hat auch lange noch einen Gegenstand mit beiden Händen fest gehalten beim Laufen.

    LG
    Brina

  • Pädaudiologie wollte ich auch anregen - vielleicht ist doch etwas im Ohren-Bereich/Gleichgewichtssinn?


    Physiotherapie - was passiert da? Die Bobath-Richtung könnte unterstützend sein.

  • Das erste schonmal positiv: Dass er kommuniziert ist schon mal sehr gut. Das ist die Basis der Sprache. Ein eindeutig kommunizierendes Kind ohne Worte ist weiter in der Sprachentwicklung als eins daa nonstop für sich selber brabbelt, aber nicht kommuniziert.


    Und zum Rest:

    Wir haben in der Inklusionsfortbildung gelernt:

    Die Muskelentwicklung geht immer vom grossen zum kleinen.


    Die Grobmotorik muss erst bis zu nem gewissen Grad entwickelt sein bevor die Feinmotorik sich entwickeln kann. Und die wiederum bevor die Mundmuskulatur bereit ist für Sprache.


    Von daher wär jetzt mein Vorgehen:

    - weiter Ergo, Physio und Logo (bei Logo auf Castillo Morales Qualifikation achten)

    - möglichst Anbindung an ein SPZ damit alle Fäden an einer Stelle zusammenlaufen

    - Sehschule (Spezielle Augenarzt-Untersuchung für Kleinkinder - Fragestellung hier: Liegt das fehlende Laufen am Sehen?)

    - HNO: Gleichgewicht/Innenohr ok?

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Ich habe fachlich keine Ahnung, aber anekdotische Erfahrung zum Nachahmen von Sprache: haben beide meine Kinder nicht gemacht, nicht gelallt oder sonstwie grossartig "gelautet". Sie haben mit Wörtern gestartet, allerdings zur Elternberuhigung sehr früh.

  • Das ist echt anstrengend. Es ist so planlos, man rennt da gefühlt ja nur den Defiziten hinterher ohne eine Ahnung zu haben warum die da sind. Bei uns in der heilpädagogischen Spielgruppe ist auch genauso ein Kind.

    Hilft jetzt nicht weiter. Ich wollte nur sagen, dass ihr damit nicht allein seid.

    Meisterschülerin mit dem großen Meister(02/11), dem Möppi (09/13), dem Kleinchen (07/15) und ohne Ticker, dafür nur mit der Hälfte der Kinder.

  • Es klingt mühsam! Ich verstehe Dich gut, auch wenn meine Kinder ziemlich fit sind - die Suche nach einer Erklärung, damit man endlich passende Unterstützung für das Kind bekommt, ist noch viel schwieriger, wenn viele andere Eltern die Probleme kleinreden wollen, um zu trösten.

    dieser eingebaute Drang nach mamamama, babababa ist bei ihm irgendwie nicht da

    Er wird auch nicht gerne an den Händen genommen.

    Diese beiden Zeilen von Dir ließen was in meinem Hinterkopf klingeln, weshalb ich in Deine früheren Beiträge schaute und die Einschlafprobleme fand. Ist es immernoch so, dass Dein Kind nachts Mühe mit dem Einschlafen hat? Wie ändert sich das an Tagen mit besonders vielen Erlebnissen, fällt das Einschlafen dann schwerer oder leichter?

    Und noch eine Frage: Wenn Du Dein Kind ansiehst und lächelst, schaut es Dich an und lächelt es zurück?


    Ich möchte keine Ferndiagnose stellen - es kann sehr viele unterschiedliche Gründe für solche Entwicklungsverzögerungen geben, und die Frage nach dem Gleichgewichtssinn und der visuellen Verarbeitung ist wichtig. Aber vielleicht können wir mitdenken und Fragen stellen, bis sich ein Muster zeigt und Du weißt, welche Spezialisten Du als nächstes aufsuchen und um Diagnostik bitten willst.

  • Ich kann verstehen, dass dich gut gemeinte Sprüche nerven. Weil sie das Problem und deine Sorge nicht anerkennen sondern sie klein reden, auch wenn es als Trost gedacht ist. Ich glaube manchmal reden die Leute so, weil sie sich selbst nicht konfrontieren wollen.

    #knuddel

    Ich wünsche dir von Herzen, dass dein Kleiner noch aufholt. Allerdings gibt es tatsächlich Entwicklungsverzögerungen, deren Ursache man nicht kennt und trotz gründlicher Diagnostik nicht findet. Das bedeutet dann nicht, dass man nichts „hat“.

  • Ich kann verstehen, dass dich gut gemeinte Sprüche nerven. Weil sie das Problem und deine Sorge nicht anerkennen sondern sie klein reden, auch wenn es als Trost gedacht ist. Ich glaube manchmal reden die Leute so, weil sie sich selbst nicht konfrontieren wollen.

    #knuddel

    Ich wünsche dir von Herzen, dass dein Kleiner noch aufholt. Allerdings gibt es tatsächlich Entwicklungsverzögerungen, deren Ursache man nicht kennt und trotz gründlicher Diagnostik nicht findet. Das bedeutet dann nicht, dass man nichts „hat“.

    Oder die so selten sind, dass lange niemand daran denkt.

  • Ich kann gut verstehen, dass das schwierig für dich ist und du dir Sorgen machst. #knuddel


    Ich gehe davon aus, dass die Geburt normal war und er kein Frühchen ist. Krabbelt er denn viel in der Wohnung? Wie verhält er sich, wenn ihr draußen seid? Auf dem Spielplatz oder so. Und wenn er spielt oder etwas sieht, zeigt er darauf oder zeigt er es Dir? Allgemein, womit spielt er denn gerne?

  • Hat er viel Kontakt zu anderen Kindern?

    Babyschwimmen fällt mir noch ein, aber das wäre nur, um nicht einfach nichts zu tun.


    Lacht er? Welche Dinge findet er lustig?


    Ich wäre auch beunruhigt, auch wenn es nicht nach etwas Greifbarem klingt. Hm.

  • Ich würde mein Kind in einem SPZ vorstellen und falls gewünscht auch eine genetische Untersuchung durchführen. Oft findet man darüber Antworten auf die Frage warum. Die Lösung ist in den meisten Fällen dann trotzdem Physio, Ergo und Logo Therapie.

    Außerdem könnt ihr bestimmt Frühförderung erhalten.

  • Hallo ihr Lieben,


    Danke für eure vielen Antworten!


    Termine beim Pädaudiologen, Orthopäden und Augenarzt stehen alle ins Haus. Teilweise sind sie leider noch sehr weit entfernt. Fachärztemangel und so #flop


    Auf den Knien oder zwischen den Knien mit dem Popo auf dem Boden?

    Mal so, mal so. Es war lange Zeit so, dass ich ihm auf Anraten der Physiotherapeutin die Füße immer unter den Po zurück geschoben habe. Inzwischen ist er da firmer oder bevorzugt den Po.

    Lauflernwagen habt ihr bestimmt schon versucht?
    Meiner hat, allerdings ab 7 Monaten einfach Pamperskartons durch die Gegend geschoben

    Wir haben sogar zwei Lauflernwagen geschenkt bekommen #rolleyes Wir haben es vorgemacht, wir haben ihn dran gesetzt. Er wollte sie nicht bewegen. Er schiebt auch kaum Sachen durch die Gegend. Damit hat er erst kürzlich überhaupt angefangen. Aber er benutzt eine Hand und stützt und schiebt sich mit der anderen vorwärts.

    Ist es immernoch so, dass Dein Kind nachts Mühe mit dem Einschlafen hat?

    Ja, das war ich #freu Zwischendurch war das Schlafen sogar ganz toll, im Sommer. Da wachte er nachts einmal auf, nahm Wasser und Schnuller zurück, legte sich selbst wieder hin und schlief nochmal 6 Stunden #herz Hat sich freiwillig ins Bett fallen lassen und alles. Im Moment will er nur auf dem Arm einschlafen, aber dafür lässt er sich zumindest ins Bett legen. Nur wenn er nach 3-5 Stunden aufwacht, will er nicht wieder in sein Bett sondern in unseres. Oder er ist einfach mal random zwei bis drei Stunden wach #blink Aber ob spannender Tag oder nicht. Wenn die Zeitfenster stimmen, schläft er wie immer.

    Wart ihr in einer Frühförderstelle zur Diagnostik? Oder könnt ihr in in einem SPZ zur Erstvorstellung anmelden?

    Ja, wir waren bei einem speziellen Institut und haben Frühförderung beantragt. Beide Damen sagten das gleiche: er sei geistig ja aufgeweckt, sie vermuten, er braucht Zeit und Physiotherapie.

    Ich gehe davon aus, dass die Geburt normal war und er kein Frühchen ist. Krabbelt er denn viel in der Wohnung? Wie verhält er sich, wenn ihr draußen seid? Auf dem Spielplatz oder so.

    Die Geburt ging überraschend schnell. Ich dachte auch, vielleicht was gestaucht, Kiss-Syndrom? Aber zwei Osteopathen haben nichts gefunden #hmpfEr ist bei einer Tagesmutter, hat aber kein ausgeprägtes Interesse an anderen Kindern, was ich in dem Alter aber normal finde. Er spielt viel für sich, ist aber nicht aggressiv oder unfreundlich.

    Er krabbelt durch die Wohnung, hat aber bestimmte Stationen. Am liebsten steht er auf dem Lernturm am Waschbecken und schüttet Wasser um. Er mag aber auch den Sandkasten und neuerdings die Schaukel sehr. Ist ihm jetzt aber zu kalt. Und Lichtschalter, oh Gott, die Lichtschalter!

    Er hat manchmal Scheuklappen auf. Dann macht er sein Ding, ist ganz versunken. Dann reagiert er nur langsam oder widerwillig auf Ansprache. Oder er wird sauer, wenn er den Eindruck hat, man will ihn aus seinem Spiel nehmen.


    Wenn Du Dein Kind ansiehst und lächelst, schaut es Dich an und lächelt es zurück?

    Für alle, die bei sich dachten: Hm, vielleicht Autismus? Ich habe das auch im Auge, aber er tut viele Dinge, die dagegen sprechen. Er nimmt Blickkontakt auf, er lächelt, er lacht, er macht Bewegungen nach (in die Hände klatschen, trommeln), er zeigt auf Dinge, die man sich angucken soll... Neulich beim Busfahren hatte eine Frau eine Katze auf ihrer Tasche. Ich kann gar nicht zählen, wie oft er gezeigt und dann zu mir geguckt hat wie "Siehst du, Mama? Katze! Siehst du sie?" :D

    Einige Sachen können auch dafür sprechen, aber da ist es mir ein wenig früh für eine Beurteilung.

  • Wenn Du diese Frage im Hinterkopf hast, aber einiges dagegen spricht, dann ist alles OK. Ja, natürlich gingen meine Fragen in diese Richtung, aber wenn Dein Zweijähriges eifrig Kommunikation mit vertrauten Personen betreibt, dann hat es Vorrang, andere Sachen abzuklären.


    Meiner Erfahrung nach bekommt man korrekte Antworten erst dann, wenn man weiß, wie die Frage lautet. Auch das ist einer der Gründe, warum die Diagnostik meines Spezialisten erst nach seinem 11. Geburtstag abgeschlossen war. Ich wünsche Euch mitdenkende Fachleute! Und Dir wünsche ich ganz viel Freude an diesem ungewöhnlichen Kind.

  • Was Du jetzt noch von Kommunikation und Spielverhalten geschrieben hast klingt für mich nach nem kognitiv und sprachlich (für den Bereich Kommunikationsverstehen, Sprachverstehen) sehr fitten Kind.

    Die Fortbewegungsart lässt mich auch Gleichgewichtsprobleme eher verwerfen.


    Ich würde zwei Bereiche jetzt in Fokus nehmen:

    1.: Ihm sprachlose Sprachmöglichkeit geben: Gebärdenunterstützte Kommunikation (GUK oder ne vereinfachte Variante der deutschen Gebärdensprache. Wenn man nicht abschätzen kann ob er irgendwann normal sprechen lernt sind die üblichen Sachen wie Babyzeichen, Zauberhände usw. kontraproduktiv weil die ausserhalb der sehr kleinen Kursbubble keiner versteht ).


    2.: Die Muskeln verstärkt in den Fokus nehmen. Sowohl was Therapie und Alltagsübung als auch was Diagnostik angeht.

    Inkl. Stoffwechseldiagnostik

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.