Meine Gräten - Schulter und Knie und überhaupt

Ihr Lieben,

Meine Gräten machen mich wahnsinnig. Ich muss jammern, vielleicht ein bisschen Tagebuch führen. Vielleicht hat ja eine von euch Erfahrungen?

Ich habe schon seit meinen 20ern Arthrose in den Knien und in der Hüfte, eine Folge von einer schweren, nicht operierten Hüftdysplasie als Kleinkind und von konstantem Übergewicht. Das rechte Knie ist gerade friedlich, das war mal das schlimmere, tut aber seit Jahren nur "normal" weh. Das würde dreimal operiert, einmal, als mit 18 die Kniescheibe rausflog, dann ein paar Jahre später eine Kapselspaltung und vor 5 Jahren war ein großes Knorpelstück lose und es wurden Mikrobohrungen gemacht.

Das linke ist gerade höllisch. Vor zwei Wochen hatte ich zusätzlich plötzlich starke Schmerzen im Schienbeinkopf, der Arzt vermutet ein Knochenmarködem, das MRT ist nächste Woche. Ich gehe auf Krücken inkl. Thrombosespritzen usw. Es läuft auf einen Gelenkersatz hinaus. Dafür wollte ich eigentlich noch min 15 kg, besser 25 abnehmen. Das ist aber schwer ohne Bewegung - 6 kg habe ich schon.

Zu allem Überfluss macht seit nem halben Jahr auch noch die rechte Schulter Probleme: AC-Gelenksarthrose, Impingement, ein dicker Erguss im Gelenk, Kortisonspritzen sind eklig und helfen nur kurz. Das soll operiert werden, Vorbesprechung ist am 28.3. Das Laufen mit Krücken macht der Schulter so gar keine Freude. Also mach ich möglichst wenig.

Das geht aber auch nicht, ich bin selbständig mit einer Buchhandlung, die keine Reserven hat. Ich muss also arbeiten, versuche es gerade mit halben Tagen.

Mein Plan ist momentan: irgendwie Ruhe ins Knie kriegen, dann die Schulter versorgen, damit ich bei einer größeren Knie-OP wieder besser Krücken benutzen kann. Abnehmen, so viel wie geht. So lange durchhalten, wie es geht.

Ach menno, ich weiß gar nicht genau, was ich von euch möchte. Gibt es Erfahrungen? Kann jemand ein bisschen Glitzer pusten?

Danke, ihr Lieben. So aufgeschrieben klingt es fies, ist es auch. Ich liege mit zwei Kühlis flach - eins auf der Schulter, eins auf dem Knie.

Ich kämpfe im wahren Leben sehr damit, dass meine Krankheit anerkannt wird. Mein Liebster ist sehr unterstützend und großartig, mein Ex-Mann war es nicht und hat immer wieder Pläne für die Familie gemacht, an denen ich nicht teilhaben könnte: Wanderurlaub in den Alpen, Besuche bei Freunden, zu denen ich mehrere Kilometer laufen sollte. Der hat immer wieder vergessen, dass ich eingeschränkt bin und fast ständig Schmerzen habe, ist aber glücklicherweise jetzt mein Ex.

Meine Eltern finden, ich bin wegen des Übergewichts selbst schuld und sollte halt abnehmen. Dann wäre alles gut. Gestern hab ich meinem Vater von dem geplanten neuen Knie erzählt. Reaktion Nr. 1: "Tja." Reaktion Nr. 2: "Wieso denn das?". Das war es dann auch.

alrumi Danke! Zu den Blutegeln les ich mich mal schlau.

cashew Darüber habe ich auch schon nachgedacht - zu Hause macht das wenig Sinn: Hutzeliges kleines Häuschen mit vielen Stufen und schmalen Türen. Aber im Laden ist das evtl eine Option. Ich scheue davor noch ein bisschen zurück, weil das bedeutet, allen Kund:innen meine Krankheit erklären zu müssen. Ich hab das vor ein paar Jahren nach den Mikrobohrungen schonmal gemacht. Im Augenblick sitze ich meist hinter der Kasse und rühre mich da nicht weg und meine lieben, großartigen Angestellten springen und holen Bücher, die ich dann empfehle usw. Ich besprech das nochmal mit dem Arzt und dem LIebsten. Danke für die Idee!

Das stimmt vermutlich. Ich kann den Rollstuhl ja auch mit dem halbwegs gesunden Bein und Arm bewegen. Ich schlage das dem Orthopäden vor, der war für Vorschläge durchaus offen. Und ich werde eine Lösung brauchen, wenn die Schulter frisch operiert ist.

Und immerhin ein Lichtblick. Ich hab die nächste Zahl vorm Komma auf der Waage. Es sind jetzt 125,9 kg. Zu viel, aber 6 kg weniger als Anfang Januar. Und das bei fast keiner Bewegung.

Achja, Schmerzmittel. Ich kriege (fast) alles, was ich haben will. Aber mit Tilidin und Tramal kann ich nicht gut arbeiten oder Auto fahren (gelobt sei mein Automatik-E-Auto - da muss ich nicht schalten), außerdem triggert Tilidin Migräne. Diclo macht trotz Magenschutz üble Magenschmerzen. Also nehm ich Ibuprofen. Helfen tut es nicht wirklich.

@annielu Nein, das hatte ich noch nicht.

Kommt auf die Liste "den-Orthopäden-fragen" - danke!

So, heute war das MRT vom Knie. Der Radiologe sieht nicht ganz so schwarz wie befürchtet, vielleicht hält es noch ein bisschen. Nach drei Wochen fast kompletter Schonung verhält es sich jetzt wieder deutlich friedlicher. Das ist gut, dann kann ich mich tatsächlich erstmal der Schulter widmen.

Der Radiologe war ziemlich, ach ich weiß auch nicht. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich darauf hinzuweisen, wie schlimm Übergewicht für die Gesundheit ist. Wenn das wer weiß, dann ich. Dass er das ansprechen muss, ist klar. Aber er hat sich auch von "Da bin ich dran, ich hab schon 8 kg abgenommen, meine Hausärztin und meine Psychotherapeutin sind im Boot." nicht stoppen lassen, bis ich echt den Tränen nah war. Er tat echt so, als wäre er der erste, der mich darüber aufklärt. Und als wäre es einfach. Puh.

Morgen habe ich nen Termin beim Neurologen. Ich werde nochmal neu mit ADHS-Medis starten, diesmal wird es Elvanse. Ich erhoffe mir dadurch mehr Impulskontrolle, mehr Planungsfähigkeit und mehr Fähigkeit, mich beim Essen im Griff zu haben.

Danke, ihr Lieben.