schüchterne Kinder im Unterricht

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  • Ich habe ein sehr, sehr ruhiges, zurückhaltendes und teilweise schüchternes Kind. Das war schon immer so, es ist schon im Kindergarten durch seine ruhige und besonnene Art aufgefallen.

    Mein Kind nimmt sich Zeit, Dinge zu durchdenken und würde nie, nie, nie vorschnell irgendetwas sagen wovon es nicht voll überzeugt ist.


    In der Schule kommt das natürlich nicht gut an, sie hat nun ein paar Jahre mit ihren schlechten mündlichen Noten gehadert, wir haben unzählige Strategien besprochen wie sie ihre Mitarbeit verbessern kann (deshalb bitte: dazu brauche ich keine Tips mehr) . Ich habe sie immer wieder ermutigt, sich einfach mehr Mühe zu geben.

    Aber ich stoße da echt an Grenzen, es passieren immer wieder Dinge die einen sehr großen Widerwillen in mir wecken.

    So sagte mir eine Lehrkraft z.B. mal beim Elternsprechtag in der sechsten Klasse: Ich kann Ihnen gar nichts über ihr Kind erzählen, die spricht ja nicht mit mir. #weissnicht Als ich sie fragte, ob sie vielleicht mal mit meinem Kind gesprochen hat kam ein Nein.

    Da denke ich mir dann, wenn so wenig Interesse an meinem Kind besteht, kann ich es ihr nicht verübeln, dass sie sich noch mehr zurück zieht.

    Nun hat sie zum wiederholten Male in ihrem Lieblingsfach eine 5 als mündliche Note bekommen. Es ist trotzdem noch ihr Lieblingsfach - sie erzählt mir jede Woche, was sie gemacht haben, recherchiert selbständig noch weiter, hat eine top Heftführung, nur meldet sie sich halt nicht im Unterricht. Aber echt, ein mangelhaft?! Ich verstehe sowas nicht. (Nur zur Einordnung, ich habe kein Problem mit schlechten Noten. Mein ältestes Kind hatte auch mehrmals sogar eine 5 in Mitarbeit, das war aber durch respektloses Verhalten begründet)

    Meine Tochter kommt pünktlich, stört nicht, macht ihre Aufgaben und passt auf. Sie ist einfach nur still.

    Was glaubt die Lehrkraft denn dadurch zu erreichen?

    In der Klasse gibt es viele sehr leistungsstarke Kinder die sich rege beteiligen, es ist jetzt nicht so, dass kein Unterricht zustande käme. Meine Tochter sagt allerdings auch, dass es sehr viele Meldungen gibt die sie völlig blödsinnig findet (ihre Freundin z.B. denkt halt laut, die stellt ständig Fragen die sich eigentlich selbst beantworten) und dass sie nicht bereit ist, sich zu Wort zu melden um einfach nochmal das eben gesagte zu wiederholen z.B. Es scheint bei vielen solch ein Bedürfnis zu geben (in die Richtung: ich habs verstanden und will dass alle das wissen).

    Ich finde es eigentlich eine gute Eigenschaft, sich in der Gruppe auch zurücknehmen zu können.


    Ach, ich weiß gar nicht, was ich von euch will :(

    Mir tut mein Kind einfach leid, weil es ständig negative Rückmeldungen bekommt die sich auf ihr Wesen beziehen. Warum muss Schule so sein?

  • Hm, wird sie denn nie drangenommen, ohne sich gemeldet zu haben? Oder sagt sie dann auch nichts?


    Edit, weil zu früh abgeschickt:

    Hier gehören zu den "mündlichen", die eigentlich "sonstige" Noten heißen auch so Sachen wie Gruppenarbeiten, Präsentationen, Heftführung, Tests etc. Ist das bei euch anders?

  • homunkulus Mitarbeitsnote in den Schulen finde ich auch einfach nur zum Haare raufen. Um weiter zu denken - ich verstehe auch nicht, warum die Lehrkräfte hier die Schüler:innen, die sich weniger melden nicht einfach aufrufen? War in meiner Kindheit so und scheint in anderen Gegenden üblicher zu sein, wird hier aber so gut wie nie gemacht. Zudem Mitarbeitsbewertung einfach auch furchtbar subjektiv ist.


    Eine letzte Idee lasse ich dir dennoch - es gibt eine Lehrkraft, die erlaubt es manchen sehr zurückhaltenden Kindern, dass sie jede Stunde die HA vorlegt und das Kind erhält so seine 1 in der mündlichen Noten. Und eines meiner Kinder darf bei der einen Lehrkraft regelmässig Buecher vorstellen und darf dafür weniger mitarbeiten.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Nein, sie wird nicht einfach so drangenommen oder eben nur alle fünf Stunden mal. Das ist angeblich nicht leistbar, dass eine Lehrkraft jede Stunde daran denkt, mein Kind aufzurufen.

    Zu diesem Statement habe ich nichtmal eine Meinung, ich habe sehr wenig Ahnung von Unterrichten. Ich denke aber , wenn das so nicht leistbar ist, dann soll mein Kind bitte auch anders bewertet werden.

  • Nein, sie wird nicht einfach so drangenommen oder eben nur alle fünf Stunden mal. Das ist angeblich nicht leistbar, dass eine Lehrkraft jede Stunde daran denkt, mein Kind aufzurufen.

    Zu diesem Statement habe ich nichtmal eine Meinung, ich habe sehr wenig Ahnung von Unterrichten. Ich denke aber , wenn das so nicht leistbar ist, dann soll mein Kind bitte auch anders bewertet werden.

    Jede Stunde würde ich jetzt auch nicht erwarten. Auch Kinder, die sich häufig melden, kommen nicht jede Stunde dran. Wenn sie ca. alle 5 Stunden eine gute Antwort gibt, sollte die Note keine 5 sein, finde ich.


    Was geht denn noch in die mündliche Note ein außer dem, was man im Unterricht sagt?

  • Ich wünsche deinem Kind, dass es noch andere Lehrkräfte hat, die besser mit Zurückhaltung umgehen.


    (Wenn kein Kind sich aktiv melden würde, müsste die Lehrkraft doch auch ruhigere aufrufen. Oder bekäme dann einfach jedes Kind eine 5?)


    Ich bin Anfängerin im Job, aber finde es nicht so schwierig zu erkennen, ob jemand sich nicht einbringt, weil die Person desinteressiert / ahnungslos / müde oder eben ruhig und zurückhaltend ist. (Wie ich höflich und motivierend mit „ich wollte auch sagen, was x und y bereits gesagt haben“ umgehen kann, weiß ich allerdings noch nicht so recht.)

  • Spricht sie denn, wenn sie drangenommen wird? Ich hatte schon Schülerinnen, die so schüchtern waren, dass sie beim Aufrufen nicht sprechen konnten. Und natürlich habe ich dann andere Wege gesucht, aber ich weiß, dass das nicht jede Kollegin macht.


    Bei uns im BL bin ich als Lehrkraft übrigens verpflichtet Schülerinnen aufzurufen, wenn diese sich nicht selber melden.

  • Mein Tipp: zieht um! In ein Bundesland wie Bayern, in dem mündliche Mitarbeit extrem wenig zählt.


    Nein, das meine ich nicht ernst!!!


    Ich bin nur immer wieder erstaunt /entsetzt wie unterschiedlich mündliche Mitarbeit gewertet wird und zu wieviel Prozent es einfließt.


    Mir ist nicht klar, wie sehr deine Tochter unter diesen Noten leidet.

    Das, was Du über sie schreibst klingt so als ob sie sehr logisch denkt und es wirkt ziemlich abgeklärt.


    Mein Weg wäre vermutlich mit meinem Kind die Vergabe der mündlichen Noten zu besprechen und ihr klar zu machen, dass es extrem ungerecht ist.

    Ein anderer Lehrer im nächsten Schuljahr kann das wieder ganz anders handhaben.

    Nona mit großer (03) und und kleiner (05) Tochter und kleinem Sohn (2008 )

  • Mein Mitgefühl. Ich kenne mündliche Noten sowohl aus der Lehrerinnen- als auch aus der Mutterperspektive und habe, je älter ich damit werde, umso mehr Probleme.

    In welcher Jahrgangsstufe ist deine Tochter denn? Je jünger das Kind ist, desto mehr ist es auch Verantwortung der Lehrkraft, z.B. das Kind aufzurufen, um zu schauen, was es kann. Eine 5 finde ich wirklich heftig. Das würde in meinen Augen eigentlich heißen, dass das Kind sich im Unterricht mit anderen Dingen beschäftigt und auch auf Nachfrage nicht viel kommt.


    Meine Erfahrung aus Mutterperspektive mit zwei Kindern an allgemeinbildenden Gymnasien ist, dass die Lehrkräfte da recht unflexibel ihr Ding fahren. Mit einer Lehrerin war ich mal im Gespräch, die sagte, sie hätten die Kriterien in der Fachschaft festgelegt, und das wären die Kriterien der Lehrerausbildung im Seminar. Tja, was will man sich da noch groß rumstreiten (meine Kinder sind, was mündliche Mitarbeit geht, auch schüchtern). Sogar die Sozialarbeiterin der Schule, mit der ich damals auch in Kontakt stand, monierte, dass die Lehrkräfte da viel zu wenig Möglichkeiten ausschöpfen, auch mal Bedingungen zu schaffen, die für das einzelne Kind passen.


    Ich schreibe mal auf, wie ich versuche, das leidige Problem der mündlichen Noten zu lösen, die für mich ein Stück weit insofern immanent problematisch sind, weil sie sowas von Persönlichkeitsbewertung haben (Du bist schüchtern und meldest dich daher wenig? Das ist schlecht. - Du bist ein Windbeutel und kannst dich gut verkaufen? Super.).


    Ich teile die Note in zwei große Bereiche. Der eine betrifft die Qualität dessen, was gesagt wird. Das soll zum einen schüchternen Menschen die Möglichkeit geben, durch (ihre zahlenmäßig geringeren) Beiträge zu punkten, wenn die gut sind. Auf der anderen Seite hoffe ich dadurch zu verhindern, dass sich Schüler*innen nur um des Meldens willen Melden ("Ich habe mich doch immer gemeldet!") und die Qualität der Beiträge keine Rolle spielt.

    Der andere Bereich betrifft die Art und Weise der Beteiligung am Unterricht. Klar, das könnte ich strenggenommen als Mitarbeitsnote auffassen. Aber ich finde, so richtig trennen lassen sich Mitarbeit und mündliche Note nicht. So werte ich es z.B. positiv, wenn jemand pünktlich ist, nicht ständig mit anderen Dingen beschäftigt ist, ich nicht fünfmal sagen muss, was jetzt zu tun ist, weil man nicht zugehört hat. Dann sehe ich ja auch im Unterricht, wer bei Gruppenarbeit was macht oder nicht und es kann mir auch auffallen, ob jemand bei der Sache ist.


    Das bringt dir nun wahrscheinlich aber nicht viel. :(

    Vielleicht doch ein konkreter Vorschlag: Fragen, ob dein Kind auch als zum Hausaufgaben vorlesen aufgerufen werden könnte?

    Oder halt doch versuchen, andere ins Boot zu holen, z.B. Sozialarbeiter, die das ähnlich kritisch sehen (unsere ist leider gegangen).

    Andere Eltern ins Boot holen ist meiner Erfahrung nach leider schwierig.

    Ansonsten: Mit den Lehrkräften sprechen, das könnte bewirken, dass sie dein Kind mehr "auf dem Schirm" haben, denn je nachdem, wie groß die Klassen sind, besteht leider immer die Gefahr, dass die stillen Kinder nicht so im Bewusstsein sind, weil die anderen die Aufmerksamkeit binden. Hat man aber aus irgendeinem Anlass schon einmal Elternkontakt gehabt oder ein Gespräch mit dem Kind hat sich z.B. nach dem Unterricht über irgendwas ganz anderes als Schule ergeben, dann wirkt das irgendwie wie so ein Ankerpunkt und hilft, das Kind wahrzunehmen.


    Aber ja, mündliche Noten...

    In einem Fach hat ein Lehrer zum Halbjahr angekündigt, dass die mündliche Note nun im Verhältnis zur schriftlichen doppelt zählt. #haare Ich frage mich, was die Leute da reitet. Ich selbst traue mir nicht zu, mündliche Noten wirklich objektiv zu vergeben und jede*r, der das von sich glaubt, macht sich da in meinen Augen was vor. Und dann so eine hohe Gewichtung...

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Nein, sie wird nicht einfach so drangenommen oder eben nur alle fünf Stunden mal. Das ist angeblich nicht leistbar, dass eine Lehrkraft jede Stunde daran denkt, mein Kind aufzurufen.

    Zu diesem Statement habe ich nichtmal eine Meinung, ich habe sehr wenig Ahnung von Unterrichten. Ich denke aber , wenn das so nicht leistbar ist, dann soll mein Kind bitte auch anders bewertet werden.

    Je nach Klassengröße finde ich, könnte das sogar stimmen. Die Lehrkräfte haben, je nach Fach, bis zu hunderten von Schüler*innen.

    Aber ganz ehrlich: ich muss das Kind nicht ständig aufrufen. Ich sehe doch, wenn ich es aufrufe, ob was Sinnvolles dabei rauskommt. Mündliche Note ist eben NICHT nur Quantität, sondern eben Qualität. Aber, um ein wenig Systemkritik zu betreiben: "Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht". Sieht man ja an der Tatsache, welches Gewicht diese unsäglichen GfSen haben, von denen ich ja nichtmal wirklich weiß, wer sie erstellt hat. Aber Präsentieren können ist halt wichtig. Und das gilt dann auch im Unterricht. Sei ein Macher, sei eine Labertasche, Inhalt zweitrangig.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • In einem Fach hat ein Lehrer zum Halbjahr angekündigt, dass die mündliche Note nun im Verhältnis zur schriftlichen doppelt zählt

    Das ist hier in den Nebenfächern totaler Standart. Auch in den Hauptfächern MUSS die mündliche Note mehr zählen als die schriftliche und sei es 51%:49%.

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    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Nein, sie wird nicht einfach so drangenommen oder eben nur alle fünf Stunden mal. Das ist angeblich nicht leistbar, dass eine Lehrkraft jede Stunde daran denkt, mein Kind aufzurufen.

    Zu diesem Statement habe ich nichtmal eine Meinung, ich habe sehr wenig Ahnung von Unterrichten. Ich denke aber , wenn das so nicht leistbar ist, dann soll mein Kind bitte auch anders bewertet werden.

    Je nach Klassengröße finde ich, könnte das sogar stimmen. Die Lehrkräfte haben, je nach Fach, bis zu hunderten von Schüler*innen.

    Aber ganz ehrlich: ich muss das Kind nicht ständig aufrufen. Ich sehe doch, wenn ich es aufrufe, ob was Sinnvolles dabei rauskommt. Mündliche Note ist eben NICHT nur Quantität, sondern eben Qualität. Aber, um ein wenig Systemkritik zu betreiben: "Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht". Sieht man ja an der Tatsache, welches Gewicht diese unsäglichen GfSen haben, von denen ich ja nichtmal wirklich weiß, wer sie erstellt hat. Aber Präsentieren können ist halt wichtig. Und das gilt dann auch im Unterricht. Sei ein Macher, sei eine Labertasche, Inhalt zweitrangig.

    Aber ne Labertasche bekommt doch nicht automatisch eine gute mündliche Note. Ich mein, nur weil sich jemand oft meldet und sich gut darstellt, hat das doch nichts mit der Qualität seiner Beiträge zu tun. Also sollte es.

  • Je nach Klassengröße finde ich, könnte das sogar stimmen. Die Lehrkräfte haben, je nach Fach, bis zu hunderten von Schüler*innen.

    Hier gibt es den Standarttip Strichlisten zu führen und sich mindestens 3mal die Stunde, besser 5 mal die Stunde zu melden. Ausserdem gibt es einen Unterschied ob man sich bei einfachen Aufgaben meldet oder bei Transferaufgaben - das zu unterscheiden fällt auch nicht jedem Kind einfach.


    Dieses System hat aber zT auch zur Folge, dass die Kindern dann zT kaum dran genommen werden und gerade jüngere Kindern dann denken, dass es sich nicht lohnt sich zu melden, weil sie eh nie dran kommen und sich dann kaum noch melden und dann wird bemängelt, dass das Kind doch so viel weiss, sich aber nicht einbringt.

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  • Noch so ein Thema übrigens. Was in eine mündliche Note mit reingezählt werden darf, unterscheidet sich auch von BL zu BL.

    Ich finde nur, dass man versuchen kann, Schlupflöcher zu finden. :) Wenn es z.B. heißt, Hausaufgaben dürfen nicht in die mündliche Note zählen: ist insofern für mich nachvollziehbar, weil sie ja beim Üben und Verstehen helfen sollen. Aber wer die erst gar nicht macht, kann aller Wahrscheinlichkeit nach weniger zum Unterricht beitragen. Jemand, der sie gemacht hat und nicht verstanden hat, kann wenigstens sagen, dass er / sie ein Verständnisproblem hat und das ggfs. genau benennen. Das ist dann wieder für die Lehrkraft hilfreich, weil sie sieht, wo sie nachbessern muss und garantiert haben vier andere in der Klasse ein ähnliches Problem gehabt. Also bringt das den Unterricht voran. Und war ein mündlicher Beitrag. #super

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Nein, sie wird nicht einfach so drangenommen oder eben nur alle fünf Stunden mal. Das ist angeblich nicht leistbar, dass eine Lehrkraft jede Stunde daran denkt, mein Kind aufzurufen.

    Zu diesem Statement habe ich nichtmal eine Meinung, ich habe sehr wenig Ahnung von Unterrichten. Ich denke aber , wenn das so nicht leistbar ist, dann soll mein Kind bitte auch anders bewertet werden.

    Je nach Klassengröße finde ich, könnte das sogar stimmen. Die Lehrkräfte haben, je nach Fach, bis zu hunderten von Schüler*innen.

    Aber ganz ehrlich: ich muss das Kind nicht ständig aufrufen. Ich sehe doch, wenn ich es aufrufe, ob was Sinnvolles dabei rauskommt. Mündliche Note ist eben NICHT nur Quantität, sondern eben Qualität. Aber, um ein wenig Systemkritik zu betreiben: "Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht". Sieht man ja an der Tatsache, welches Gewicht diese unsäglichen GfSen haben, von denen ich ja nichtmal wirklich weiß, wer sie erstellt hat. Aber Präsentieren können ist halt wichtig. Und das gilt dann auch im Unterricht. Sei ein Macher, sei eine Labertasche, Inhalt zweitrangig.

    Aber ne Labertasche bekommt doch nicht automatisch eine gute mündliche Note. Ich mein, nur weil sich jemand oft meldet und sich gut darstellt, hat das doch nichts mit der Qualität seiner Beiträge zu tun. Also sollte es.

    Doch, genau das passiert hier - wer sich häufig genug meldet und das mit einer Strichliste nachweisen kann, bekommt mündlich eine 1.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


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  • Je nach Klassengröße finde ich, könnte das sogar stimmen. Die Lehrkräfte haben, je nach Fach, bis zu hunderten von Schüler*innen.

    Hier gibt es den Standarttip Strichlisten zu führen und sich mindestens 3mal die Stunde, besser 5 mal die Stunde zu melden. Ausserdem gibt es einen Unterschied ob man sich bei einfachen Aufgaben meldet oder bei Transferaufgaben - das zu unterscheiden fällt auch nicht jedem Kind einfach.


    Dieses System hat aber zT auch zur Folge, dass die Kindern dann zT kaum dran genommen werden und gerade jüngere Kindern dann denken, dass es sich nicht lohnt sich zu melden, weil sie eh nie dran kommen und sich dann kaum noch melden und dann wird bemängelt, dass das Kind doch so viel weiss, sich aber nicht einbringt.

    Ich finde es hilfreich, mir am Ende des Unterrichts in einer Liste zu notieren, wer mitgemacht hat und wer nicht. Striche mache ich keine, u.a. weil mich das ziemlich ausbremsen würde (und wenn mal eine Diskussion im Fach aufkommt, super, aber dann Striche führen, oh je...), zum anderen, weil ich das nicht als Einschüchterung verwenden möchte (manche empfinden das eher als "bedrohlich", wenn die Lehrkraft nach den Beiträgen Notizen macht). Aber ja, das löst das grundsätzliche Problem nicht unbedingt: Ich kann ja nur einen STrich machen, wenn ich jemand drangenommen habe. Und wenn ich jemand übersehe, dann mache ich auch keinen Strich. Letztlich hängen wir dann wieder an dem Punkt, dass nicht nur das Kind eine "Bringschuld" hat, sondern auch die Lehrkraft eine "Holschuld". Die kann im Alltag untergehen, wenn die Lehrkraft gestresst ist, wenn es trubelig ist, blöde Rahmenbedingungen sind oder leider auch, weil es zu viele Lehrkräfte gibt, die anscheinend selbst ihre Pflichten diesbezüglich nicht kennen oder einfach keinen Bock haben.

    (Und eine Frage der Disziplin: Das Notieren am Ende der Stunde kostet Zeit, da muss ich auch noch im elektronischen Klassenbuch eintragen, wer gefehlt hat , was ich unterrichtet habe etc. Und schwupp ist die Pause schon wieder fast rum und ich bin müde und muss auf Toilette oder habe Klassenkonferenz oder möchte mich einfach nur mal zwei Minuten hinsetzen. Da kann das dann auch untergehen).

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Nachtkerze : und dann zählt mündlich mehr als schriftlich?


    In Bayern (wie Nona schon andeutete) zählt die schriftliche Note doppelt (streng genommen nicht „schriftlich“ sondern „große Leistungsnachweise“, da kommt in Sprachen auch manchmal eine mündliche Schulaufgabe dazu), die Durchschnittsnote der kleinen Leistungsnachweise (mündliche Beiträge, Referate, Vokabeltests, Abfragen - schriftlich oder mündlich) dagegen nur einfach. Dadurch gibt es eine große Flexibilität was die Bewertung der mündlichen Beteiligung am Unterricht gibt.

  • In einem Fach hat ein Lehrer zum Halbjahr angekündigt, dass die mündliche Note nun im Verhältnis zur schriftlichen doppelt zählt

    Das ist hier in den Nebenfächern totaler Standart. Auch in den Hauptfächern MUSS die mündliche Note mehr zählen als die schriftliche und sei es 51%:49%.

    #haare #haare #haare #haare #haare #haare #haare #haare #haare #haare #haare Wie gruselig! In welchem Bundesland wohnt ihr denn? Das wäre für mich ein Grund umzuziehen, sowohl wegen meiner Kinder als auch wegen mir selbst. Das würde ich echt nicht wollen.

    (sorry, natürlich ist Umziehen keine Option).

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  • Und wenn ich jemand übersehe, dann mache ich auch keinen Strich.

    Ja. Manchmal sitzt ein Kind ganz in Echt in einem toten Winkel und allein das Verändern des Sitzplatzes führt zu einer besseren mündlichen Note.


    Ich finde es interessant, was ihr als Lehrkraft dazu schreibt.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


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