Sumo-Tunier an der Grundschule

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  • Der Aspekt des Siegens und Gewinnens ist doch bei ganz vielen Sportarten gegeben.


    Ich finde es schon auch wichtig, dass Kinder auch lernen sich auch koerperlich zu begegnen, sich zu raufen. Darüber lernen Kinder sehr viel auch über nonverbale Kommunikation und über Fairness. Das muss gar nichts mit besiegen zu tun haben.

    Sumo Tuniere an HH Grundschulen scheint es schon seit mindestens 17 Jahren zu geben. Und manche Grundschule scheint dafür auch vorzubereiten und zu üben. Es wird wohl von einem Judo Club organisiert. Für mich klingt das schon anders.

    Gewichtsklassen gibt es da auch und die sind eben in 5kg Schritten von U30 bis Ü45. Ist ja auch vernünftig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Wiegen vor der Klasse stattfindet sondern einzig der Einteilung in Gewichtsklassen gilt. Wenn man sich da unsicher ist, würde ich das nochmal direkt mit der sportlehrkraft besprechen.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan

    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Wiegen vor der Klasse stattfindet

    Doch, das steht so in der Mail der Klassenlehrerin. Es wird vor allen anderen gewogen. Wer das nicht mag, kann sich zu Hause wiegen, wer aber den Zettel der Eltern zu Hause vergisst, muss sich dann trotzdem wiegen lassen.

    Ich finde super, dass andere Sportarten angeboten werden. Allerdings finde ich das als Massenveranstaltung mit Wiegezwang total daneben. Ich werde die Miffi mal fragen, ob sie sich im Sportunterricht darauf vorbereiten. Davon habe ich bisher nichts gehört. (Das Ereignis ist im April)

  • Doch, das steht so in der Mail der Klassenlehrerin. Es wird vor allen anderen gewogen. Wer das nicht mag, kann sich zu Hause wiegen, wer aber den Zettel der Eltern zu Hause vergisst, muss sich dann trotzdem wiegen lassen.

    Dann würde ich das thematisieren. Du könntest auch einfach nach den Gewichtsklassen fragen und diese eintragen lassen.

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  • Ich kann meine Finger jetzt nicht bei mir behalten, ich komme aus einer Familie von Sportlehrer:innen. Meine Schwester unterrichtet aktuell an der Oberstufe. Mein Mann hat als Sportlehrer gearbeitet und ich kenne die ein oder andere Person. Alles anekdotisch schon klar, aber was ich hier so lese, möchte ich nicht so stehen lassen. diese Menschen machen sich ziemlich viele Gedanken darum, wie sie Bewegung in das Leben der Kinder bekommen. Sport positiv gestalten etc. aufgrund der gesellschaftlichen Umstände, haben viele Kinder wenig Bewegung, trainieren Bewegungsabläufe wie werfen/Fallen/Fangen nicht, haben wenig Körperspannung etc. da schildere ich Euch nichts Neues. Vielleicht könnte man der Schule "kredit" geben, mit dieser Challenge sind mit großer Wahrscheinlichkeit positive Absichten verbunden. Umso mehr, da man eben gerade im direkten Körperkontakt ist und sich misst. (übrigens etwas, was auch Jesper Juul in seinen Geschwisterbeziehungen als normal und wichtig erachtet) Schule findet im Gruppenkontext statt, die Beachtung aller Befindlichkeiten ist nicht möglich und muss vielleicht auch nicht sein. es gibt etliche Kinder gerade in der Grundschule, die sehr gern im direkten Kontakt ihre Kräfte messen und da ist dieses Angebot ja ein hervorragendes Ventil.

    Kulturelle Aneignung sehe ich da nicht gegeben, gemäß der Frage die Wikipedia schreibt: Sind Machtausübung, kommerzielle Interessen oder Diskriminierung die tieferen Beweggründe oder handelt es sich um unreflektierte (etwa romantisch-naive), wohlmeinende oder gar anerkennende Übernahmen?[1]

    Miss Ellie ich versteh selbstverständlich Deine Bedenken, Kommunikation ist King, bitte rede einfach über Deine Bedenken mit der Lehrkraft bzw. lass dir die genauen Planungen schildern, ich könnte mir vorstellen, dass öffentliches Wiegen und Gewichtsverkündung nicht so vorgesehen sind.

    Ganz persönlich finde ich krank melden als Strategie im Umgang mit unangenehmen Situationen oder Settings, die so gedacht werden, als wenig zuträglich.

    Life is a mountain - ride it like a wave

  • Allerdings wird bei Judo Tunieren direkt vorher gewogen.

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  • Allerdings wird bei Judo Tunieren direkt vorher gewogen.

    Ja - aber es wird niemand gezwungen Judo zu machen. Wenn man sich dafür entscheidet gehört das wiegen dazu (genau wie dann auch ein gues Bewusstsein dafür zu entwickeln, wann man vor einem Wettkampf etwas essen sollte, wenn man in einer bestimmten Gewichtsklasse kämpfen/nicht kämpfen will).
    Es gibt auch genug Kinder, für die Kontaktsport einfach nicht das richtige ist und die schon deswegen nie auf die Idee kämen, Judo zu machen.

    Ich finde es wirklich problematisch, das allen Kindern aufzudrücken.

  • Das ist, was ich meine, schule ist ein Gruppenkontext im zwang für alle, dazu hat sich unsere Gesellschaft verständigt. Es wird daher immer Angebote geben, die für ein Individuum nicht passen. Wohlwollend könnte man das, als Erweiterung des Horizonts/Erfahrungen außerhalb der eigenen Komfortzone sehen.

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  • Allerdings wird bei Judo Tunieren direkt vorher gewogen.

    Ja - und wenn die eigentlich angestrebte Gewichtsklasse ein bisschen überschritten ist, wird gern mal versucht, durch Schwitzen (Dauerlauf in warmer Kleidung) ein paar 100 g zu verlieren....

  • Es wird daher immer Angebote geben, die für ein Individuum nicht passen

    Das sehe ich durchaus

    Wenn ein Kind so gar nicht mit Körper Kontakt umgehen kann, dann ist das doch eher die Ausnahme. Solche Probleme gibt es auch in anderen Fächern.

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  • Pony Hütchen Mag sein, dass Sportunterricht inzwischen anders ist, aber für mich war es oft ein Graus und hat mir die Lust an Bewegung gründlich vermasselt.

    Das ging schon in der Grundschule los mit dem unsäglichen Völkerball, wo ich regelmäßig von Jungs, die zwei Köpfe größer und doppelt so schwer waren wie ich, gezielt abgeschossen wurde. Das hat einfach nur wehgetan und meine Wendigkeit und Koordination garantiert nicht verbessert.

    Dann Geräteturnen mit Übungen, die 80 Prozent der Klasse nicht mal mit Hilfestellung geschafft haben (Hohe Wende am Stufenbarren zum Beispiel), riesige blaue Flecken an den Hüftknochen inklusive.

    Mir hat einiges sogar richtig Spaß gemacht, Leichtathletik zum Beispiel oder rhythmische Sportgymnastik, aber wir hatten keinen differenzierten Sport, also haben wir gefühlt 90 Prozent der Zeit Volleyball gespielt, und das konnte und kann ich einfach nicht. Genauso geht’s übrigens heute noch allen Jungs, die nicht Fußball spielen können und wollen.

    Ich hab gar nichts gegen das Ausprobieren vieler Sportarten, ganz im Gegenteil. Ich wäre in Basketball gar nicht so schlecht gewesen, das haben wir nur leider in Summe vielleicht 5 Schulstunden lang gespielt.

    Aber auch als Mensch, der mit engem Körperkontakt eigentlich kein großes Problem hat, hätte ich Ringen mit willkürlich zugeordneten Klassenkamerad*innen ganz furchtbar gefunden. Auch ohne Wiegen.

    Vielleicht sollte man die Kinder, die man in Bewegung bringen möchte, auch mal fragen, was ihnen gefallen würde.

    Und ich hab übrigens immer getanzt, Ballett halt in der Ballettschule, in der es keine 20 Minuten Akrobatik am Schluss gab und in der man auch keinen Spagat können musste, um im Altenheim mit auftreten zu dürfen. Ich hab auch mit Verlieren kein Problem, ich hab immer gern Squash gespielt oder Tischtennis oder so.

    Aber mit Demütigung hab ich ein Problem. Das muss echt nicht sein.

  • Ich finde sendlingerin du schreibst, aus deiner persönlichen Erfahrung. Die ich nicht bestreiten möchte, aber es ist eine Annahme, das es so in Fall der Schule in Hamburg läuft. Ich kenne anderen Sportunterricht und andere Lehrkräfte, die durchaus Wünsche berücksichtigen ( bei 30 Kindern kommt da aber definitiv nicht eine einhellige Meinung)

    Zum Zeitpunkt ist auch Demütigung eine Annahme.

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  • Meine Erfahrungen im Schulsport sind leider denen von Sendlingerin nicht unähnlich und haben dazu geführt, dass ich erst mit Mitte 40 Spaß an sportlicher Betätigung gefunden habe .

    Mein Kind bekäme daher im Zweifelsfall eine Entschuldigung .

  • ich bin ja nun nicht nur selbst dem Schulalter seit langem entwachsen, auch meine Kinder sind es inzwischen.

    Und ich gebe zu, dass ich keine Familie betreue o der je betreut habe, die ihre Kinder an dieser Grundschule in Hamburg hat, schon aus geographischen Gründen.

    Sport in weiterführenden Schulen ist anscheinend seit meiner Schulzeit einen weiten Weg nach vorne gekommen, speziell in der Oberstufe, in der es auch viel Wahlfreiheit gibt (im Rahmen dessen natürlich, dass immer ein Kurs zusammenkommen und ggf. die Ausrüstung greifbar sein muss.

    Aber alle Grundschulen, mit denen ich schon das Vergnügen hatte, sind offenbar sportpädagogisch in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts stecken geblieben. Und ich verstehe tatsächlich nicht warum.

    Insofern finde ich solche Projekte in Grunde richtig cool und begrüßenswert, teile aber (es sind ja dieselben Sportlehrerinnen, die sonst im Dreiklang Fußball-Winterbundesjugendspiele-Sommerbundesjugendspiele atmen und zur Abwechslung auch mal Waldlauftag oder Völkerball einschieben) die Skepsis an der Ausführung.

    Wird dieses Ereignis irgendwie vorbereitet - vorbereitendes Training, Theorie, Geschichte und Regelkunde zum Sumo?

    Oder ganz ab davon, wie ist im allgemeinen der Sportunterricht beschaffen? Gut aufbauend, vielfältig, motivierend?

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Das stimmt, Pony Hütchen, dass wir nicht wissen, wie es an dieser Schule in Hamburg ist. Aber ich meinte nicht, dass man die Schüler*innen im Allgemeinen fragen sollte, was sie gerne machen möchten. Das ist bei uns so gewesen, und auch bei meine Jungs. Ergebnis: im Sportunterricht wurde fast ausschließlich das gemacht, was die Mehrheit im Verein betrieb. Bei uns eben Volleyball. Die, die es eh schon gut konnten, hatten also 5 statt 2 Mal pro Woche „ihren“ Sport und konnten in der Sportstunde die Augen verdrehen, wenn die falsche Person Aufschlag hatte. Die anderen mussten notgedrungen mitmachen.

    Ein gutes differenziertes Sportangebot mit immer wieder der Möglichkeit, Verschiedenes auszuprobieren, wäre toll. Turniere mit Zwangsteilnahme verderben gerade denen den Spaß, die die Bewegung am meisten bräuchten.

  • ja und Ihr beide seid damit Ü40 und erlebt aktuellen Schulsport also maximal aus den Erzählungen Euer Kinder? Ihr (vorver)urteilt aus Euren Erfahrungen.

    Ich möchte nicht bestreiten, dass es wenig empathisches Personal gibt und mitunter suboptimalen Unterricht, aber im hier geschilderten Fall, wissen wir das nicht.

    Deswegen mein Plädoyer - wohlwollendes Mind Set, Kontakt Aufnahme und Klärung (im Hinterkopf: mein Kind ist eins von vielen)

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  • . Turniere mit Zwangsteilnahme verderben gerade denen den Spaß, die die Bewegung am meisten bräuchten.

    Absolut.

    Und solange meine Kinder in der Schule Sachen machen müssen, die ich mir niemals gefallen lassen würde, solange würde ich sie bei Bedarf krank melden.

    Und auf dem Boden ringen im engsten Körperkontakt zählt da bei mir absolut dazu.

    Das würde alle meine Grenzen überschreiten, schon beim Gedanken daran schüttelt es mich <X

  • Der Grundschulsportunterricht meiner Kinder in SH ist komplett anders als das was ich in

    Meiner Kindheit im Süden erlebte. Da ähnelt sich der Sport Unterricht auf den weiterführenden Schulen doch schon eher.

    Wobei keiner davon mit dem Sports Unterricht der frz. Grundschule auf der meine Kinder waren auch nur rankam

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    Pierre Marc Orlan

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  • Und justamente poppt beruflich in mein Postfach: Prävention 4.0: Risikoscreening in der Arbeitsmedizin Mit der Aussage: "Jeder 2. Erwachsene ist von Übergewicht betroffen, jeder 5. von Adipositas." - ich kann nur davon abraten, Kinder vom Sportunterricht (oft die einzige Bewegung, die sie kriegen) zu befreien. Davon unbenommen ist, dass Begleitung von Ängsten/Versagensgefühlen/Verliersituationen, ggf. notwendig ist.

    Sumo ist nicht Ringen übrigens: "Bezeichnend fuer alle Stosstechniken ist der kurze heftige Kampf, der lange nicht so kraeftezehrend ist wie etwa das Anwenden von Grifftechniken. Durch die einfachen Bewegungen und den kaum vorhandenen Koerperkontakt mit dem Gegner ist die Verletzungsgefahr fuer die Sumitori geringer."

    http://www.staempfli.de/Japan/Sumo/sumo2.html

    und hier wird es explizit für den Unterricht vorgestellt: Raufen nach Plan

    Beim Kämpfen mit Körperkontakt „begreifen“ sich Kinder im wahrsten Sinne des Wortes. Sie erleben Sieg und Niederlage unmittelbar und sammeln Erfahrungen in den Bereichen Kooperation und Fairness, Wagnis und Verantwortung sowie Selbstbehauptung und Aggressionsbewältigung. Dies alles zu erleben, ist in heterogenen Lerngruppen – auch in Inklusions- und Integrationsgruppen – wichtig und im Lernbereich „Kämpfen“ auf spielerische Weise möglich.

    Von Kampfspielen über Basistechniken zum Sumo-Turnier | RAAbits Online

    Es klingt mehr als durchdacht von der Schule, gerade diese Challenge durchzuführen.

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