Liebe Raben,
ich brauche mal ein Stimmungsbild und ein paar Erfahrungswerte, weil ich mich gerade frage, ob ich alles zur Zeit etwas zu eng und kritisch sehe und die Vergangenheit vielleicht ein wenig idealisiere und das alles (heutzutage?) normal ist, Pubertät gar, mit 12 -17'ist man da ja prädetiniert, oder ob ich mir etwas überlegen muss, wie die Kinder etwas weniger lätschert sind.😉
Die Kinder, insbesondere die Jüngeren, würden von sich aus ziemlich viel zu Hause sein und nicht rausgehen. Sie haben zwar alle jeweils einen Sport, den sie machen, an den restlichen Tagen gehen sie aber nur raus, weil sie wissen dass ich das möchte, mal mehr mal weniger gern. In der Schule gehen sie in den Pausen und Freistunden eigentlich immer raus und spielen Fußball oder Tischtennis. Wenn hier jemand klingelt und fragt, ob sie mitkommen irgendwohin sind sie sofort mit dabei, das passiert aber je älter sie werden umso seltener.
Ich durfte mir vom Mittelkind schon Vorträge anhören, dass das heutzutage nicht mehr so sei, dass die Kinder so viel rausgingen oder irgendwie draußen herumststromerten und wenn man seiner Argumentation folgt geht eigentlich niemand raus, trifft sich niemand, macht niemand was von selbst und alle spielen nur videospiele oder schauen YouTube-Videos, außerdem muss selbstverständlich niemand im Haushalt helfen.
Medienkonsum ist hier inzwischen mehr Thema als ich es eigentlich gern hätte manchmal frage ich mich schon welches Ausmaß normal ist, letztens habe ich eine Studie gesehen nach der Jugendliche im Schnitt sechs bis zwölf Stunden am Tag Medien nutzen und dass sich das massiv erhöht hat.
Es kommt ja auch immer drauf an in welcher Form man Medien nutzt man kann ja sehr produktive Dinge mit Medien tun sich sehr viel Wissen aneignen, sehr kreativ Dinge gestalten und erstellen, man kann aber natürlich auch rein passiv konsumieren und auch da kommt es immer sehr darauf an, was.
Das Mittelkind interessiert sich tatsächlich sehr für Videospiele und träumt davon, Profi Gamer zu werden. Hat eines von euren Kindern auch solche Ambitionen? Ich bin nicht gegen Videospiele generell, aber für eine ausgewogene Interessenverteilung.
Ich glaube das Mittelkind würde sich schon auch gerne für Playdates verabreden, ist aber einerseits absolut schüchtern und würde sich das überhaupt nicht trauen, selbst zu fragen, andererseits sagt es auch ganz klar, dass die anderen nicht rausgehen oder sich treffen angeblich.
Sie verabreden sich aber zum gemeinsamen Videospielen und da ich nicht möchte, dass das Mittelkind außen vor ist lasse ich deutlich mehr Spielzeit zu als ich eigentlich gern würde.
Das jüngste Kind trifft sich ab und zu mal, ist aber mit Schule und einer kurzen Mittagsbetreuung gefühlt schon immer bedient, nicht vom Anspruch her, sondern sozial,da es generell sehr viel Ruhe und Zeit für sich braucht, seit einiger Zeit macht es sogar viermal die Woche Sport, und da bleiben dann auch gar nicht so viele Möglichkeiten. Wenn aber die Zeiten frei sind, Ferien und Wochenende oder das Training ausfällt, ist nichts angesagt.
Insgesamt fällt mir so eine gewisse Lethargie auf bei Eigeninitiative, bei der Erfindung von Ideen , möglichen Tätigkeiten dem Suchen von Hobbys, ich kann mich nicht erinnern, dass ich so gewesen wäre als Kind, wobei vergleichen natürlich immer problematisch ist. Irgendwie mache ich mir halt ein wenig Sorgen und frage mich, ob das vielleicht einfach der Geist der Zeit ist vielleicht ist es aber auch einfach Genügsamkeit, es reicht ihnen oft einfach draußen auf einer Liege in der Sonne zu liegen, ein Buch zu lesen Musik zu hören oder ein Hörspiel zu hören das könnten sie stundenlang tun.
Ich als Kind war z.b natürlich nicht immer aber oft doch sehr intrinsisch motiviert ich wollte die Sachen verstehen ich wollte es können und wenn ich es nicht konnte, wollte ich es lernen, ich war immer recht hilfsbereit und wenn ich gesehen habe, dass jemand was getan hat, habe ich ihm geholfen. Das fehlt mir heutzutage ein wenig.
Ich habe eine zeitlang in einer Schule gearbeitet und dort über die Jahre auch miterlebt, dass sich vieles geändert hat, was Anstrengungsbereitschaft anbelangt.
Ich kenne ganze Klassen, die keine Abschlussfahrten, Abschlussfeiern, Abschlussgags, Abschlusstanzkurse gemacht haben, nicht deswegen, weil sie nicht wollten, sondern weil sie einfach nicht die Initiative hatten etwas zu organisieren.
Meine Kinder sind teilweise auch so, manche Dinge würden sie schon machen, aber man müsste sie quasi anschieben und es für sie organisieren.
Auch beim Helfen ist es jetzt nicht so, dass sie von selbst das Bedürfnis hätten, sich um die Haustiere zu kümmern, etwas rund um Haus und Garten zu machen, wovon ich jetzt zumidest letzteres ehrlich gesagt relativ normal finde, in meinem Umfeld höre ich aber auch kritische Stimmen darüber. Aber auch wenn jemand etwas tut, also die Garage aufräumt, im Garten werkelt, in der Küche werkelt würde ich mir ein bisschen eigenes Bedürfnis wünschen zu helfen. Gerade wenn jemand unter Druck ist und im Stress noch sehr viel zu tun hat und sie daneben bestehen und etwas erzählen aber nicht mithelfen. Man könnte ja auch mithelfen die Spülmaschine einzuräumen und dabei erzählen. Wie ist das denn bei Euch?
Ich habe im Bekanntenkreis auch schon von Kindern gehört, die die Bügelwäsche für die ganze Familie erledigen oder eigeninitiativ die Garage aufräumen, weiß aber nicht ob das nicht nur die goldenen Momente sind.
Das klingt jetzt relativ negativ, so ist es gar nicht gemeint, die Kinder haben viele wundervolle Eigenschaften, außerdem sind sie sehr sensibel und ich habe oft das Gefühl, dass sie viel mit such selbstbeschäftigt sind weil sie generell viel Ruhe brauchen. Das per se finde ich auch nicht schlimm. Aber natürlich hinterfrage ich mich kritisch, ob das einfach die Tendenz allgemein so ist oder ob man etwas ändern sollte, um ihnen am Ende einen guten Start in das Leben zu ermöglichen im Sinne von Initiative, Verantwortungsübernahme, Reflexion Selbstbewusstsein und growth mindset usw.
Vielen Dank für Eure Meinungen