Gedanken zu den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen

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  • Spinosa Du hast das sehr gut auf den Punkt gebracht!

    Rund 70% der Bürgerinnen und Bürger trauen dem Staat nicht mehr zu, seine Arbeit gut zu machen und relevante Probleme auf politischer Ebene zu lösen. Das Vertrauen in den Staat ist im Sturzflug. Das bessert sich nicht, wenn Partei A sich genauso kindergartenmäßig wie Partei B verhält, sondern dann, wenn politische Konzepte vorgelegt und tatkräftig umgesetzt werden, die große Teile der Bürgerinnen und Bürger überzeugen.

  • Wenn die Befindlichkeit wäre „Ich möchte mich in meiner Stadt sicher fühlen“ Wunderbar, ja, das kann man ernst nehmen. Das ist ein Grundbedürfnis sicher leben zu wollen und keine Befindlichkeit.

    Aber die Befindlichkeit „Es soll hier alles so aussehen wie vor 50 Jahren und deswegen müssen alle Dönerläden weg“ (Ja, auch das haben AfD-Politiker so gesagt)

    Bitte… da werden irgendwelche Nostalgiegefühle gegen Grundbedürfnisse anderer Menschen gesetzt, in diesen Fall die Freiheit seinen Lebensunterhalt in frei gewählter Weise zu verdienen, gesetzt. DAS ist der grundlegende Unterschied. Und nein, dieser Mist ist definitiv nicht wert sich damit zu befassen. Da sollt man lieber über andere, wichtigere Themen sprechen.

  • Nein, es geht bei der einen Seite um die schiere Existenzberechtigung (dürfen LGBTQIA+, Menschen mit Migrationshintergrund, mit Behinderungen, Jüdinnen und Juden, POC .. überhaupt [mit gleichen Rechten] in diesem Land leben), und auf der anderen Seite um eine unterschiedliche Ausgestaltung dieses Zusammenlebens (mit sicherlich vielen Schwierigkeiten und Schwächen, aber eben mit der grundsätzlichen Vorstellung, dass vor dem Gesetz alle gleich sein sollten).

    Es geht (in Bezug auf die AfD) eben nicht um eine unterschiedliche (politische) Ausgestaltung innerhalb der demokratischen Ordnung.

  • die Frau soll dann zu Hause bleiben und Kinder versorgen während der Mann arbeitet.

    ... und außerdem fressen sie kleine Kinder!

    Mich würde es wundern, wenn das die Meinung von 1/3 der Wählerschaft in Thüringen wäre. Dass Frauen berufstätig sind, ist dort unumstrittener Standard. Welchen Beleg hast Du für Deine Aussage?

    Gerade mal ins Wahlprogramm der AfD in Thüringen geschaut. Da heißt es u.a.: "Väter und Mütter wollen von ihrer eigenen Hände Arbeit leben und ihre Kinder ernähren und aufziehen können." (Seite 24)

    Ausgedachte Argumente gegen die AfD sind in der Diskussion nicht hilfreich - ganz im Gegenteil.

  • Um es mal konkret zu machen:

    Ich habe ein homosexuelles Kind und ein Kind mit Behinderung. Die AfD will die einfach weghaben. Nicht weil sie etwas getan haben, sondern weil sie sie sind, was sie sich nicht ausgesucht haben.


    Mein Mann ist Cis-Hetero ohne Migrationshintergrund. Und niemand (ob Queer, FFF, Menschen mit Migrationshintergrund) will ihm irgendetwas tun.


    Ich sehe da einen deutlichen Unterschied.

    It all started with the big BANG!

    (Big Bang Theory)

  • Schon, aber was ich meinte ist, wenn man sich jetzt darauf fokussiert was CDU/Grüne/…. Alles falsch gemacht haben - angefangen vom Heizungsgesetz bis hin zu ungünstigem Verhalten im Thüringer Landtag, dann lenkt es davon ab, was die AfD da tut.

    Man könnte aber durchaus auch mal überlegen, was die anderen Partein falsch gemacht haben, dass auf einmal die AfD so einen Zulauf hat. Die AfD ist das Symptom. Die eigentlichen Probleme liegen woanders.

  • Schon, aber was ich meinte ist, wenn man sich jetzt darauf fokussiert was CDU/Grüne/…. Alles falsch gemacht haben - angefangen vom Heizungsgesetz bis hin zu ungünstigem Verhalten im Thüringer Landtag, dann lenkt es davon ab, was die AfD da tut.

    Man könnte aber durchaus auch mal überlegen, was die anderen Partein falsch gemacht haben, dass auf einmal die AfD so einen Zulauf hat. Die AfD ist das Symptom. Die eigentlichen Probleme liegen woanders.

    Ja, aber nicht in dem man den AfDwählern nach dem Mund redet, sondern in dem man vernünftige Politik macht.

    It all started with the big BANG!

    (Big Bang Theory)

  • Schwierig wird es erst, wenn sie die demokratischen Spielregeln abschaffen wollen.

    Aber genau da befinden wir uns doch gerade!

    Die AfD hat kein anderes Ziel, als Lücken zu finden (die es in jedem Spiel gibt) und diese so lange zu nutzen, bis sie endlich die Möglichkeit haben die Spielregeln komplett abzuschaffen und neue, eigene, menschenverachtende aufzustellen. Das sagen und zeigen sie doch ganz klar und deutlich.

    Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!

    Aber es hilft ungemein, wenn man ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten Wasser gibt, ab und an etwas Dünger und gute Erde zur Verfügung stellt und ihm Schatten spendet wo die Sonne zu stark scheint

  • Astarte Du wirst aber nicht bestreiten, daß die AfD ein Familienbild hat, daß ungefähr den 50er Jahren entsprungen ist? Ja, man kann Frauen die Erwerbstätigkeit leider nicht verbieten, aber der eigentliche Lebenssinn einer deutschen Frau ist es doch, möglichst viele Kinder in einer traditionellen Familie zu gebären.

    Julia und Tochter (11/04), Tochter (04/08), Sohn (06/17) und Tochter (12/20)

    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.


  • Astarte Du wirst aber nicht bestreiten, daß die AfD ein Familienbild hat, daß ungefähr den 50er Jahren entsprungen ist? Ja, man kann Frauen die Erwerbstätigkeit leider nicht verbieten, aber der eigentliche Lebenssinn einer deutschen Frau ist es doch, möglichst viele Kinder in einer traditionellen Familie zu gebären.

    Das Familienbild der 50er sah in Thüringen und Sachsen ganz anders aus als im Westen - und um diese Bundesländer geht es im Thread. Ja, ich bestreite, dass hier übergestülpte Westideen bzw. - ängste bei der Wahl relevant waren.

  • Da sollt man lieber über andere, wichtigere Themen sprechen.

    Genau DAS wünsche ich mir von den demokratischen Parteien!!!

    In meiner persönlichen Hitparade der drängendsten Probleme Deutschlands schafft es die Verhinderung von illegaler Migration noch nicht einmal unter die Top 10. (Meine Top 10 sieht so aus: Nr. 1 Klimaschutz, Nr. 2 Artenschutz, und danach ohne strenge Reihenfolge: Bildung, Gesundheit, öffentliche Infrastruktur, Integration von Migrant:innen, Inklusion von Behinderten, Bekämpfung von Armut und Reichtum, Gestaltung des demografischen Wandels/ Fachkräftemangel, Tierschutz. Wobei natürlich einige dieser Themen miteinander zusammenhängen.)

    Wenn ich mir aber anschaue, um welche Themen sich CDU, SPD, Grüne, FDP und BSW kümmern, über welche Themen die Politikschaffenden dieser Parteien öffentlich sprechen und wo sie schnell handeln, dann scheint "Migration verhindern" das Thema Nr. 1 zu sein, über alle Parteigrenzen hinweg. Fast alle demokratischen Parteien rennen da wie die Lemminge der AfD hinterher. Das, genau DAS ist der wichtigste Vorwurf, den ich den demokratischen Parteien mache. Dass sie die Vielfalt der drängenden Fragen und Probleme gar nicht mehr richtig abbilden und ich daher gar nicht wirklich die Wahl habe, die Partei zu wählen, die sich um die meiner Meinung nach wichtigen Themen kümmert.

    Machen ist wie Wollen, nur krasser.

  • die Frau soll dann zu Hause bleiben und Kinder versorgen während der Mann arbeitet.

    ... und außerdem fressen sie kleine Kinder!

    Mich würde es wundern, wenn das die Meinung von 1/3 der Wählerschaft in Thüringen wäre. Dass Frauen berufstätig sind, ist dort unumstrittener Standard. Welchen Beleg hast Du für Deine Aussage?

    Gerade mal ins Wahlprogramm der AfD in Thüringen geschaut. Da heißt es u.a.: "Väter und Mütter wollen von ihrer eigenen Hände Arbeit leben und ihre Kinder ernähren und aufziehen können." (Seite 24)

    Ausgedachte Argumente gegen die AfD sind in der Diskussion nicht hilfreich - ganz im Gegenteil.

    Das ist wirklich etwas schwierig mit der AfD.

    Ich habe gerade im Bundesprogramm der AfD nachgelesen, alles zum Thema Familie und Kinder. Und meine Güte, ist das schrecklich. Gleichzeitig ist es hübsch verpackt, und ich könnte sehr rabige Sätze daraus zitieren. Man muss schon etwas geübt und aufmerksam lesen, um sich nicht einwickeln zu lassen. Aber manches ist dann doch recht deutlich: Ziele sind z.B. mehr Kinder zu bekommen, Abtreibungsberatungen verpflichtend pro Austragung zu machen, häusliche Betreuung zu fördern, das "politische Leitbild der voll erwerbstätigen Mutter" zu demontieren, Väterrechte bei Trennung zu stärken - das alles klingt evtl. sogar ganz hübsch hier und da, ist in der Konsequenz und vor allem in der Kombination ein einziger Ruf nach einem Traditionellen Familienbild der BRD der 60er Jahre.

    Wie gesagt: Einzelne Sätze klingen trotzdem nett, und die Überschriften sind sogar bewusst irreführend.

    Das sind keine ausgedachten Argumente. Das ist in der Deutlichkeit wirklich total erschreckend.

    https://www.afd.de/wp-content/uploads/2023/05/Programm_AfD_Online_.pdf

    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Astarte Du wirst aber nicht bestreiten, daß die AfD ein Familienbild hat, daß ungefähr den 50er Jahren entsprungen ist? Ja, man kann Frauen die Erwerbstätigkeit leider nicht verbieten, aber der eigentliche Lebenssinn einer deutschen Frau ist es doch, möglichst viele Kinder in einer traditionellen Familie zu gebären.

    Das Familienbild der 50er sah in Thüringen und Sachsen ganz anders aus als im Westen - und um diese Bundesländer geht es im Thread. Ja, ich bestreite, dass hier übergestülpte Westideen bzw. - ängste bei der Wahl relevant waren.

    Die 50er, die der AfD vorschweben. sind aber schon die spießigen West-50er. Da soll die Frau zu Hause Kinder hüten, der Mann geht arbeiten und so was wie ein Recht auf einen Arbeitsplatz, flächendeckende Versorgung mit Kitaplätzen oder soziale Absicherung ist wohl kaum geplant.

    It all started with the big BANG!

    (Big Bang Theory)

  • Schon, aber was ich meinte ist, wenn man sich jetzt darauf fokussiert was CDU/Grüne/…. Alles falsch gemacht haben - angefangen vom Heizungsgesetz bis hin zu ungünstigem Verhalten im Thüringer Landtag, dann lenkt es davon ab, was die AfD da tut.

    Man könnte aber durchaus auch mal überlegen, was die anderen Partein falsch gemacht haben, dass auf einmal die AfD so einen Zulauf hat. Die AfD ist das Symptom. Die eigentlichen Probleme liegen woanders.

    Schon, aber auf grundsätzlicher Ebene und nicht auf der am „23.9. hat Herr Meier von der CDU folgende unglückliche Formulierung“ benutzt“-Ebene. Denn Fehler passieren.

    Ich habe ehrlich gesagt auch nicht unbedingt das Gefühl, dass Politik heute schlechter ist als vor zehn oder zwanzig oder dreißig Jahren. Ich glaube, dass es weitere Faktoren gibt, die zu einer AfD führen, so wie wir auch anderswo in Europa und den USA ebenfalls ein Erstarken rechtspopulistischer Parteien sehen.

    Ich wage die These, dass selbst bei einem „perfekten“ Verhalten der anderen Parteien eine gewisse rechtspopulitisches Hoch zu beobachten wäre. Also nicht, dass man nicht vieles besser machen könnte, aber als alleinige Erklärung glaube ich nicht dran.

  • Astarte Du wirst aber nicht bestreiten, daß die AfD ein Familienbild hat, daß ungefähr den 50er Jahren entsprungen ist? Ja, man kann Frauen die Erwerbstätigkeit leider nicht verbieten, aber der eigentliche Lebenssinn einer deutschen Frau ist es doch, möglichst viele Kinder in einer traditionellen Familie zu gebären.

    Das Familienbild der 50er sah in Thüringen und Sachsen ganz anders aus als im Westen - und um diese Bundesländer geht es im Thread. Ja, ich bestreite, dass hier übergestülpte Westideen bzw. - ängste bei der Wahl relevant waren.

    Mag ja sein, dass es keine Rolle gespielt hat, weil die Thüringerinnen sich nicht vorstellen können, dass die AfD das ernst meint, und es deshalb nicht der Antrieb ihrer Wahlentscheidung war. Wäre auch wirklich lustig, finde ich, wenn Frauen, die dieses Bild gar nicht kennen, sich kollektiv danach sehen würden und ihre Wahlentscheidung danach ausrichteten. Umso schlimmer, dass sie eine Partei gewählt haben, die so gar nicht in ihrem Interesse ist.

    Rechtsradikal toppt im Familienbild leider alles andere. Oder gilt für Thüringerinnen die Ausnahme, dass die nicht ganz viele Kinder bekommen, sie zu Hause betreuen, nie abtreiben und auf Deubel komm raus verheiratet bleiben sollen?

    Wenn das im Wahlprogramm der Thüringer AfD stünde, wäre das grobe Täuschung.

    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Edit: Jetzt habe ich selbst im Programm nachgelesen - das ist wirklich sehr anders formuliert in Thüringen. Da steht auch nicht, dass Frauen möglichst viele Kinder bekommen sollen, lediglich ein Kinderbegrüßungsgeld von 10 000 Euro pro Kind wird in Aussicht gestellt :)

    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Linke Strömmungen bekommen es durchaus hin, wenn es wichtig ist, konstruktiv zusammenzuarbeiten.

    Ausgerechnet linke Strömungen bekommen in letzter Zeit überhaupt keine gute Zusammenarbeit mehr hin, sondern sind tief gespalten.

    Das hat doch Tradition. Die Linke hat sich doch schon Anfang des 20. Jh. Immer weiter aufgespalten und wenn KPD und SPD anfang der 30er zusammengearbeitet hätten, hätten sie zzsammen vielleicht auch was erreichen können. Es kam ja auch nicht von ungefähr, dass man nach dem 2. Wk im Osten die SED aks Vereinigung von KOD und SPD gegründet hat.

  • ... und jetzt einen Strang mit dem Titel "Gedanken zur Nationalratswahl in Österreich", bitte.

    Ich kann nicht mehr.

    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.