Gedanken zu den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen

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  • Linke Strömmungen bekommen es durchaus hin, wenn es wichtig ist, konstruktiv zusammenzuarbeiten.

    Ausgerechnet linke Strömungen bekommen in letzter Zeit überhaupt keine gute Zusammenarbeit mehr hin, sondern sind tief gespalten.

    Das hat doch Tradition. Die Linke hat sich doch schon Anfang des 20. Jh. Immer weiter aufgespalten und wenn KPD und SPD anfang der 30er zusammengearbeitet hätten, hätten sie zzsammen vielleicht auch was erreichen können. Es kam ja auch nicht von ungefähr, dass man nach dem 2. Wk im Osten die SED aks Vereinigung von KOD und SPD gegründet hat.

    Ja, und deswegen kann man auch nicht sagen, dass linke Strömungen besonders gut zusammenarbeiten würden. Gerade auch wieder in den vergangenen Jahren und aktuell ist das Gegenteil der Fall, und das ist auch ein gravierendes Problem. Die Diskussionen um die Ukraine/Russland, Nahost, Zersplitterung und Niedergang der Linken und jetzt beginnend auch der Grünen. Während Rechte einen Sammelpott in der AfD gefunden haben.

  • Astarte Du wirst aber nicht bestreiten, daß die AfD ein Familienbild hat, daß ungefähr den 50er Jahren entsprungen ist? Ja, man kann Frauen die Erwerbstätigkeit leider nicht verbieten, aber der eigentliche Lebenssinn einer deutschen Frau ist es doch, möglichst viele Kinder in einer traditionellen Familie zu gebären.

    Das Familienbild der 50er sah in Thüringen und Sachsen ganz anders aus als im Westen - und um diese Bundesländer geht es im Thread. Ja, ich bestreite, dass hier übergestülpte Westideen bzw. - ängste bei der Wahl relevant waren.

    Mag ja sein, dass es keine Rolle gespielt hat, weil die Thüringerinnen sich nicht vorstellen können, dass die AfD das ernst meint, und es deshalb nicht der Antrieb ihrer Wahlentscheidung war. Wäre auch wirklich lustig, finde ich, wenn Frauen, die dieses Bild gar nicht kennen, sich kollektiv danach sehen würden und ihre Wahlentscheidung danach ausrichteten. Umso schlimmer, dass sie eine Partei gewählt haben, die so gar nicht in ihrem Interesse ist.

    Die Thüringerinnen, die jetzt Kinder und Familie haben, kennen ihre Mütter/Großmütter, die Vollzeit gearbeitet haben. Meist schon 8 Wochen nach der Geburt und das Baby in die Krippe. Ich behaupte auch, das die frühe Betreuung der Kinder nicht förderlich für die Eltern-Kind-Beziehung war und vielleicht wollen die Kinder von damals es besser machen (mehr Zeit fürs Kind).

    Die Realität auf dem Land sind 2 Vollverdiener im Mindestlohn (oder knapp drüber, dafür müssen 2 Autos finanziert werden und dann bleibt am Monatsende trotzdem nix übrig. Weder Geld, noch Zeit.

    Wenn man das bedenkt, kann ein HausfrauenDasein wie in den 50ern im Westen, manchen Thüringerinnen da schon verlockend vorkommen. Und das befeuert die Afd.

  • Astarte Du wirst aber nicht bestreiten, daß die AfD ein Familienbild hat, daß ungefähr den 50er Jahren entsprungen ist? Ja, man kann Frauen die Erwerbstätigkeit leider nicht verbieten, aber der eigentliche Lebenssinn einer deutschen Frau ist es doch, möglichst viele Kinder in einer traditionellen Familie zu gebären.

    Das Familienbild der 50er sah in Thüringen und Sachsen ganz anders aus als im Westen - und um diese Bundesländer geht es im Thread. Ja, ich bestreite, dass hier übergestülpte Westideen bzw. - ängste bei der Wahl relevant waren.

    Die 50er, die der AfD vorschweben. sind aber schon die spießigen West-50er. Da soll die Frau zu Hause Kinder hüten, der Mann geht arbeiten und so was wie ein Recht auf einen Arbeitsplatz, flächendeckende Versorgung mit Kitaplätzen oder soziale Absicherung ist wohl kaum geplant.

    Ich habe mich - denn darum geht es ja hier im Thread - auf das Thüringer Programm bezogen und da geht es z.B. auch um Krippenplätze oder ein qualitativ hochwertiges Kiga-Mittagessen.

    Das Wahlprogramm der AfD Thüringen
    Auf dieser Seite finden Sie das Wahlprogramm der AfD Thüringen und unsere 10 Thesen der Landtagswahl 2024. Jetzt informieren!
    thueringen-landtagswahl.de


    ... ansonsten braucht man für das spießige 50er Jahre West-Frauenbild echt keine AfD, nach allem, was ich hier im tiefsten Westen in Bezug auf Kinderbetreuung in den letzten Jahren miterlebt habe. Vor ein paar Tagen habe ich hier im Kiga-Aushang gesehen, dass die immer noch (!) ihr Modell mit "Kinder über Mittag abholen" anbieten. #haare

  • Wenn ich mir aber anschaue, um welche Themen sich CDU, SPD, Grüne, FDP und BSW kümmern, über welche Themen die Politikschaffenden dieser Parteien öffentlich sprechen und wo sie schnell handeln, dann scheint "Migration verhindern" das Thema Nr. 1 zu sein, über alle Parteigrenzen hinweg.

    Das Thema "Migration" scheint für viele Menschen aber aktuell tatsächlich das wichtigste politische Thema zu sein:

    "Laut einer ZEIT-Umfrage ist Migration die größte Sorge der Deutschen. 82 Prozent der Befragten wollen die Zuwanderung beschränken."

    Nachrichtenpodcast: Warum viele sich eine strengere Migrationspolitik wünschen
    Laut einer ZEIT-Umfrage ist Migration die größte Sorge der Deutschen. 82 Prozent der Befragten wollen die Zuwanderung beschränken. Und: russische…
    www.zeit.de


    Hier eine Grafik über einen längeren Zeitraum, welche Themen gerade "angesagt" sind:

    Umfrage zu den wichtigsten Problemen in Deutschland 2024 | Statista
    Bei der Frage nach den größten Problemen der deutschen Gesellschaft gab es in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Schwankungen.
    de.statista.com
  • Wie Astarte schrieb.... Krippenplätze und Mittagversorgung in KiGa und Grundschule werden gewünscht. KiGa ab 2 oder 3 Jahre ist auf dem Land kein Problem, in den beliebten Städten allerdings schon.

    Die Mittagversorgung vom Land zu finanzieren entlastet die Familie finanziell, als auch bürokratisch. Für Geringverdiener kann man zwar Zuschüsse über BuT beziehen, allerdings ist das wieder etwas, was beantragt und bewilligt werden muss und Eltern Zeit kostet. Manche tun das auch nicht, weil es ihnen peinlich ist.

  • Tja, ich würde sagen: Der Anstieg der Bedeutung des Problem-Felds "Migration" hat massiv mit der üblen Propaganda der Rechten zu tun. Üblicherweise werden ja auch Ausländer:innen vor allem da als Problem gesehen, wo es wenige gibt. Wäre das Problem ein wirklich bedeutendes, sollte es doch die meisten Wähler:innen rechter Parteien geben, wo es die meisten Flüchtlinge gibt.


    Corva
    mit Großtochter (5/2000),
    auch-schon-ganz-groß-Sohn (6/2004)

  • Astarte Kannst du wiedergeben, was sich die Leute

    a) unter einer strengeren Migrationspolitik vorstellen? Das geht ja von … bis … und

    b) was sie sich davon erhoffen?

    Grundsätzlich ist es natürlich immer so, wenn ein den Menschen wichtiges Thema über längere Zeit ungenügend bearbeitet wird, dann springt eine neue Partei in die Lücke. Das war ja auch bei den Grünen so und dann ist es auch normal, das andere Parteien diese Themen aufgreifen. Auch das haben wir beim Thema Atomkraft/Umwelt/Klima gesehen.

    Es ist also ein Stück weit normal, dass das Thema Migration auch zu einer neuen Partei führt. Der Unterschied ist, dass diese Partei nicht nur Ideen umsetzen will, sondern gleich das System abschaffen.

  • Meinem Eindruck nach greift das Prinzip von Nachfrage und Angebot nicht unbedingt auf dem Gebiet der Politik. Es ist nicht unbedingt so, dass zuerst in der Bevölkerung die Nachfrage nach einem bestimmten Thema da ist, und dann kommt eine (bestehende oder neue) Partei und bietet dieses Thema an. Sondern oft ist es das Angebot, das die Nachfrage erst schafft. Ich glaube nicht, dass die Grünen gegründet wurden, weil so viele Menschen sich gewünscht haben, dass es eine Partei für Umweltschutz gibt. Sondern weil es plötzlich eine solche Partei gab, und vor allem nachdem diese Partei im Bundestag saß, ist vielen Menschen erst klar geworden, wie wichtig Umweltschutz ist.

    Ehrlich gesagt ist das ja sogar in der Wirtschaft so. Bevor es Smartphones gab, hat die auch niemand nachgefragt oder schmerzlich vermisst.

    Wenn fast ausnahmslos alle größeren Parteien auf das Thema Migration setzen, dann denken halt viele Bürger:innen, dieses Thema sei wichtig. #weissnicht

    Machen ist wie Wollen, nur krasser.

  • Tja, ich würde sagen: Der Anstieg der Bedeutung des Problem-Felds "Migration" hat massiv mit der üblen Propaganda der Rechten zu tun. Üblicherweise werden ja auch Ausländer:innen vor allem da als Problem gesehen, wo es wenige gibt. Wäre das Problem ein wirklich bedeutendes, sollte es doch die meisten Wähler:innen rechter Parteien geben, wo es die meisten Flüchtlinge gibt.

    Ich denke, das Problem-Feld Migration hat auch für viele eine besondere Bedeutung, die es nicht locker kompensieren können, wenn Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und weitere Abgaben immer weiter steigen.

  • Tja, ich würde sagen: Der Anstieg der Bedeutung des Problem-Felds "Migration" hat massiv mit der üblen Propaganda der Rechten zu tun. Üblicherweise werden ja auch Ausländer:innen vor allem da als Problem gesehen, wo es wenige gibt. Wäre das Problem ein wirklich bedeutendes, sollte es doch die meisten Wähler:innen rechter Parteien geben, wo es die meisten Flüchtlinge gibt.

    Flüchtlinge werden recht gleichmäßig über das Land verteilt. Wobei es in Thüringen auch zum Teil sehr unglücklich zu laufen scheint.

    Über das oft völlig überfüllte Aufnahmelager in der Kleinstadt Suhl liest man seit Jahren immer wieder sehr unschöne Sachen.

    Und so richtig überzeugend klingt das alles nicht:

    Aufnahmestopp für Flüchtlinge in Suhl bleibt - Thüringen will Unterkünfte ausbauen | MDR.DE
    Die Probleme, Geflüchtete in Thüringen unterzubringen, nehmen kein Ende. Ministerin Denstädt will Unterkünfte ausbauen. Doch kurzfristig bleibt der…
    www.mdr.de

    Nur mal ein Zitat: "Bei der Hermsdorfer Notunterkunft handelt es sich um eine Halle, in der lediglich Klappbetten aufgestellt sind, die durch Bauzäune und Planen voneinander abgetrennt sind. Außerdem soll bis Ende Oktober ein Bauantrag zur Nutzung der Halle in Hermsdorf als Flüchtlingsunterkunft eingereicht werden, sagte Denstädt."

    Hermsdorf, das eigentlich nur wegen dem Autobahnkreuz bekannt ist, hat 8500 Einwohner und unter diesen Bedingungen sollen dauerhaft 710 Flüchtlinge untergebracht werden. #haare


    ... wobei, wenn man von den Zuständen auf dem ehemaligen Flughafen Tegel liest, haben Städte wie Berlin auch keine besseren Konzepte, um mit der großen Anzahl an Menschen umzugehen.

  • Astarte

    Suhl ist ein ganz ganz heißes Eisen. Immer wieder gibt es Probleme in der Erstaufnahme Einrichtung und dann gibt es Versprechungen, die immer wieder verschoben werden.

    Dazu ist es "die Älteste Stadt" Deutschlands, was den Durchschnitt angeht. Jede Menge Rentner, kaum Jüngere, wenig Familien.

    Mal im Vergleich....

    Landtagswahl 2019

    Die Linke 39,6% CDU 21%, AfD 19,1%, SPD 7,6%, grün und gelb unter 5%

    Landtagswahl 2024

    AfD 32,8%, CDU 22,9%, BSW 19,9%, Linke 12,9%, SPD 5,2%, grün und gelb unter 5%

  • Wenn es ein Problem mit der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen gibt, dann besteht logischerweise die Lösung des Problems darin, die Flüchtlinge eben sinnvoller unterzubringen und die Maßnahmen zur Integration zu verbessern.

    Der "Lösungsvorschlag", einfach keine Flüchtlinge mehr ins Land zu lassen, ist ungefähr so sinnvoll und logisch, als würde man das Kinderkriegen verbieten, damit wir nicht mehr so viel Geld in Kitas und Schulen investieren müssen (hey, mit dem gesparten Geld könnten wir marode Brücken sanieren! #ja) und damit es nicht mehr so viel Jugendkriminalität und Jugendarbeitslosigkeit gibt. #super

    Machen ist wie Wollen, nur krasser.

  • Der "Lösungsvorschlag", einfach keine Flüchtlinge mehr ins Land zu lassen, ist ungefähr so sinnvoll und logisch, als würde man das Kinderkriegen verbieten, damit wir nicht mehr so viel Geld in Kitas und Schulen investieren müssen

    Zumal das ja erst der Anfang in Sachen Migration ist - wenn nicht an allererster Stelle der Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels steht, dann werden die Industrienationen bald gar keine Chance mehr haben, "Migration zu begrenzen".

    Aber wahrscheinlich ist es sowieso schon zu spät, in den Ländern des globalen Südens sind die Auswirkungen ja schon unwiederbringlich.

    Und Europa wird immer mehr ideologisch zur "Festung", siehe die Ergebnisse der Nationalratswahl in Österreich #haare

  • Ich hab jetzt nur mal quergelesen und einen kleinen Vorschlag: Vielleicht könnten wir die 'Flüchtlinge' Geflüchtete nennen? Das klingt irgendwie mehr nach Menschen und weniger nach bedrohlicher Welle...

  • Diese Probleme könnten recht einfach gelöst werden, wenn man Reiche und Erben vernünftig bzw. überhaupt besteuern würde. Stattdessen spielt man benachteiligte Gruppen gegeneinander aus.

    Genau das. Es ist so bitter, dass diese Methode immer wieder erfolgreich angewendet wird. Solange Reiche nicht ordentlich besteuert werden, Cumex und andere Schweinereien funktionieren, Konzerne subventioniert werden können, kann mit niemand sagen, es gäbe zu wenig Geld, um für alle ein menschliches Leben zu ermöglichen. Die _wollen_ das nicht.


    Corva
    mit Großtochter (5/2000),
    auch-schon-ganz-groß-Sohn (6/2004)