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  • Da hier doch einige dabei sind die im näheren oder weiteren Sinn mit Büchern arbeiten, dachte ich, hier ist der richtige Ort für meine Frage:

    Ich habe neulich ein Buch gekauft für mein Kind, 1. Klasse. Coppenrathverlag, Hardcover, im Buchladen (also kein zweifelhafter Amazon-Druck oder so). Sogar explizit empfohlen von der Buchhändlerin, sie habe es gelesen und es sei toll #ja

    Und jetzt... WIMMELT es nur so vor Rechtschreib-/Grammatikfehlern. Mein Kind findet sie selbst, vorlesen ist echt grauenhaft (mich stört sows auch besonders, gebe ich zu). Es wirkt einfach so, als hätte ein Programm die Übersetzung gemacht ohne weitere Kontrolle (die Sprache ist auch echt nicht besonders schön), allerdings steht eine Lektorin im Impressum. Und das Buch wurde gar nicht übersetzt. 8o

    Mich würde interessieren wie inzwischen die Standards sind, wie kann so was sein, gibt es das öfter, fällt euch das auch auf, und gibt es vielleicht Verlage, Reihen etc., die ich in Zukunft einfach ausklammern sollte? Oder ist das ein einmaliger Unfall?

  • Das Lektorat ist dafür gar nicht verantwortlich, die haben mit Rechtschreibung und Zeichensetzung gar nichts zu tun :)
    Hier ist das Korrektorat gefragt. Und ja, das wird in vielen Verlagen immer schlechter. Es wird mies bezahlt und zeitlich zu eng gesetzt. Oder auch mal ganz weggelassen.
    Ist leider oft so.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Ups stimmt, das hab ich verwechselt, mein Fehler.

    Echt, Korrektorat wird auch mal komplett weggelassen inzwischen? Bei einem Verlag, der mit seinem Namen dafür gerade steht? Das klingt irgendwie... verrückt... so als Geschäftsmodell. #blink

    Kannst du zufällig ein bisschen eingrenzen seit wann und in welchen Bereichen es diese Entwicklung gibt? Oder einfach random?

    Ist mir so noch nicht untergekommen, aber ich würde dem Verlag wohl eine E-Mail schreiben, wenn ich Zeit dafür hätte.

    Das ist doch schon mal beruhigend #ja

    Deine Idee teile ich, wenn ich Zeit dafür hätte #tuppern würde ich sie eines Tages umsetzen.

  • Das Lektorat ist dafür gar nicht verantwortlich, die haben mit Rechtschreibung und Zeichensetzung gar nichts zu tun :)
    Hier ist das Korrektorat gefragt. Und ja, das wird in vielen Verlagen immer schlechter. Es wird mies bezahlt und zeitlich zu eng gesetzt. Oder auch mal ganz weggelassen.
    Ist leider oft so.

    Genau so. Korrektorat wird eigentlich fast immer an Freiberufler:innen ausgelagert. (Die also keinerlei finanzielle Sicherheit haben und sämtliche Versicherungen, Sozialabgaben und Fortbildungen selbst bezahlen müssen. Und die keinen bezahlten Urlaub und keine bezahlten Kranktage haben.) Und das für einen Preis, von dem man in der Regel nicht leben kann. Es wird oft wirklich schlecht bezahlt, die Externen haben beim Korrektorat kaum bis keinen Verhandlungsspielraum, weil es genug davon gibt. Zusätzlich ist der Bearbeitungszeitraum oft wirklich sehr, sehr kurz. Richtig gute Arbeit ist also oft aus diesen beiden Gründen nicht machbar. Wenn die Externen genug Zeit dafür haben und sie sich die Zeit nehmen, dann müssen sie andere Auftraggeber haben, die entsprechend mehr bezahlen, damit man sich Arbeiten für Verlage überhaupt leisten kann. So mal für Zwischendurch. Allein vom Korrektorat für Verlage kann eigentlich wirklich kaum jemand leben.

    Außerdem kann es durchaus auch mal sein, dass jemand am Ende vor der Druckfreigabe die Dateien verwechselt und die gedruckt wird, bei der die Schlusskorrektur noch nicht (final) durchgeführt wurde. Irgendwelche Änderungen wurden nicht übernommen etc. Dann kann also ggf. auch mal das Korrektorat nichts für die Fehler. Und in der Regel schon gar nicht die Lektorin, die im Impressum steht. Wobei das bei manchen Projekten trotzdem die selbe Person sein kann. Nicht immer wird Lektorat und Korrektorat getrennt. Kommt ganz darauf an.

    Das mag früher vielleicht anders gewesen sein, als sowas noch Inhouse gemacht wurde. Aber heute können Verlage ja im kompletten deutschsprachigen Raum nach Korrektor:innen suchen, was den Preis schon mal drückt. Und seit den enorm gestiegenen Druck- und sonstigen Kosten werden sicher nicht die Budgets fürs externe Korrektorat erhöht.

  • Ich erinnere mich noch an das Jahr, als ich im Schulbuchausschuß war, das war 2014/2015. Wir 2 Elternvertreter haben tatsächlich die vorgestellten Bücher gelesen und riesige Fehlerlisten erstellt. Eigentlich müssten doch die Verlage im Boden versinken

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Echt, Korrektorat wird auch mal komplett weggelassen inzwischen? Bei einem Verlag, der mit seinem Namen dafür gerade steht? Das klingt irgendwie... verrückt... so als Geschäftsmodell. #blink

    Kannst du zufällig ein bisschen eingrenzen seit wann und in welchen Bereichen es diese Entwicklung gibt? Oder einfach random?

    Es wird in jedem Fall immer mehr. Vor einigen Jahren habe ich durch eine fehlgeleitete Mail erfahren, was mein Korrekurleser damals bekam - und der Job ist dank meines ADHS und LRS kein Vergnügen! 60cent pro Seite #hmpf

    Und immer häufiger werden Lektor:innen mehr oder weniger freundlich darum gebeten, das Korrektorat doch bitte "mitzumachen". Dafür bekommen sie dann 50cent extra die Seite.

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  • Echt, Korrektorat wird auch mal komplett weggelassen inzwischen? Bei einem Verlag, der mit seinem Namen dafür gerade steht? Das klingt irgendwie... verrückt... so als Geschäftsmodell. #blink

    Kannst du zufällig ein bisschen eingrenzen seit wann und in welchen Bereichen es diese Entwicklung gibt? Oder einfach random?

    Es wird in jedem Fall immer mehr. Vor einigen Jahren habe ich durch eine fehlgeleitete Mail erfahren, was mein Korrekurleser damals bekam - und der Job ist dank meines ADHS und LRS kein Vergnügen! 60cent pro Seite #hmpf

    Und immer häufiger werden Lektor:innen mehr oder weniger freundlich darum gebeten, das Korrektorat doch bitte "mitzumachen". Dafür bekommen sie dann 50cent extra die Seite.

    Pro Seite heißt dann wahrscheinlich je Normseite, also je 1500 Zeichen inklusive Leerzeichen. Großer Spaß. Ganz großer Spaß. Selbst wenn man 7 Tage die Woche arbeiten würde, könnte man davon nicht leben. Und kein Mensch kann konzentriert 8 Stunden am Tag korrigieren. Jeden Tag. Und dann muss man ja auch noch Buchhaltung, Fortbildung, Akquise etc. betreiben. Das machen die dann in den Stunden, in denen sie zu müde zum korrigieren sind.

  • Unter freien Lektor*innen ist das Credo auch eher so, arbeite auf keinen Fall für einen Verlag. Das, was sich am Anfang noch so toll anhört (juhu, ich darf für einen richtigen Verlag arbeiten!) geht nämlich einfach mit absolut mieser Bezahlung einher meistens.

  • Es wird oft wirklich schlecht bezahlt, die Externen haben beim Korrektorat kaum bis keinen Verhandlungsspielraum, weil es genug davon gibt.

    Warum gibt es eigentlich so viele Leute (vor allem Frauen, vermute ich?), die dazu bereit sind?

    Ich habe vor über 20 Jahren auch mal in die Richtung lektorat/Korrektorat überlegt, weil es mir Spaß macht, aber fand damals schon die Arbeitsbedingungen abschreckend.

  • Naja, sehr viele Menschen arbeiten für viel zu wenig Geld. Warum? Ich schätze, viele sehen keine andere Möglichkeit.


    Edith: vor über 20 Jahren habe ich noch sehr gut verdient mit Korrekturlesen von Magisterarbeiten. Aber heute läuft selbst sowas über Agenturen die ihre Leute natürlich auch viel zu schlecht bezahlen.

  • Es wird oft wirklich schlecht bezahlt, die Externen haben beim Korrektorat kaum bis keinen Verhandlungsspielraum, weil es genug davon gibt.

    Warum gibt es eigentlich so viele Leute (vor allem Frauen, vermute ich?), die dazu bereit sind?

    Ich habe vor über 20 Jahren auch mal in die Richtung lektorat/Korrektorat überlegt, weil es mir Spaß macht, aber fand damals schon die Arbeitsbedingungen abschreckend.

    Das ist ja ein ein Problem im ganzen Verlagswesen leider. Man studiert, und während des Studiums macht man zig praktika. Danach dann ein vollkommen unterbezahltes Volontariat, in dem man weitaus mehr Stunden erbringt als vorgesehen. Und dann kommt einem danach jede Bezahlung viel vor...


    Aber es ist halt einfach ein toller Job, in den man viel Herzblut stecken kann und der einen sehr erfüllen kann.

    Und wenn man die Weichen schon früh stellt, also nicht als Quereinsteiger erst später hinzukommt, hat man sich wohl aus Interesse und Leidenschaft dazu entschieden. Und während es Studiums etc hat man ja oft noch andere Vorstellungen von Geld, Bezahlung etc.


    Sehr viele freie Lektor*innen sind auch mehrgleisig aufgestellt. Machen z bsp Lektorat Belletristik, aber auch noch schreibcoachings oder Workshops, schreiben selbst, arbeiten zusätzlich bei einer Zeitung, etc.

    Und Tatsache ist, dass die Branche einfach eh in einer Krise steckt. Und wenn man Lektor*innen anders bezahlen würde, würden Bücher ganz anders ausgepreist werden müssen. Wer würde das schon zahlen.

  • Ja, in dieser Branche verdienen alle (bis auf die ganz großen Player) zu wenig - die Buchbranche läuft mit Herzblut. Das ist auf der Buchhändler:innenseite ja auch nicht anders, ich zahle meinen tollen Mitarbeiter:innen Mindestlohn und mir noch weniger.

    Bücher müssten teurer werden, aber dann wären Bücher teurer.

    Blöd das alles.


    Corva
    mit Großtochter (5/2000),
    auch-schon-ganz-groß-Sohn (6/2004)

  • Und jetzt werfe ich mal hinterher, dass man als Lektor:in oft noch am meisten am Buch verdient 8o
    In vielen Fällen zumindest mehr, als die Person, die es schreibt.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Danke für eure aktuellen Einblicke. Ich habe vor (ziemlich vielen) Jahren selbst in dem Bereich gearbeitet, und war, von dem Bild ausgehend, das ich von damals noch hatte, jetzt echt verwundert wie das passieren kann. Die Abläufe waren sowas von streng... und als Redakteurin war ICH am Ende für alles verantwortlich, inkl. eventueller Rechtschreibfehler. Auch, wenn vor der Druckfreigabe alles von (damals auch schon) freien Korrektorinnen (hab nie einen Mann getroffen) geprüft wurde: Ich war dafür verantwortlich am Ende. Und natürlich gab es in jedem Buch trotzdem Fehler. Aber nicht in der Häufung wie oben geschrieben...