Hebammenbetreuung: Was ist Euch wichtig?

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  • Ich hätte mir gewünscht, dass in der Nachsorge besser auf meine psychische Verfassung geschaut worden wäre. Das wurde - trotz vorheriger Absprache - nicht gemacht. Ob das die Hebamme selbst macht oder mich an eine Therapeutin weiterleitet, wäre mir egal gewesen.

    So wurde ich mit meiner PPD allein gelassen. Das erste Jahr mit Baby war schrecklich, und so auch ein Grund dafür, dass wir kein weiteres Kind bekommen haben.

    Kann ich ganz faul unterschreiben.

    Hat eine Freundin leider auch so erlebt und das obwohl sie selbst Hebamme ist und theoretisch über das Risiko Bescheid wusste.

    Ich hab bei meinen vier Geburten (zwei Stille Geburten und zwei "normale" im Krankenhaus) alles durch von Hebammenbetreuung in der Vorsorge, Geburt im Geburtshaus angefangene, Verlegung, hochkomplizierte Schwangerschaft mit stationären Aufenthalt und nervösen Ärzten.

    Das

    Was für mich bei der dritten Geburt enorm wichtig war, ich aber absolut einfordern und verteidigen musste - ich möchte nicht als unmündige Gebärende behandelt werden. Wenn Eingriffe notwendig sind (und manches Mal kommt man eben nicht drumherum, mein Plan war wieder eine außerklinische Geburt, wir mussten aber aufgrund eines vorzeitigen Blasensprungs ohne Wehen ins Krankenhaus) - dann möchte ich bitte erklärt haben warum. Dann möchte ich jeden Handlungsschritt benannt haben damit ich nicht davon überrascht werde und mit den ggf. Resultierenden Traumata leben muss.

    war ziemlich genau mein Fazit nach den ersten Geburten.. Traumatisch war die Verlegung aus dem Geburtshaus z.B. auch durch mangelnde Kommunikation der Hebammen vorher. Für die letzte Geburt hab ich mir deshalb bei der Vorbesprechung fett in die Akte schreiben lassen, dass ich Kommunikation und Aufklärung brauche und das hat zum Glück auch geklappt. Deshalb war die Geburt in der großen Klinik mit medizinischen Eingriffen auch viel besser als die Geburtshausgeburt mit Verlegung.

    Es ist halt einfach sehr individuell . Standardmäßig gelegter Zugang stört mich gar nicht.

    Nach der Geburt waren wir sehr gut betreut. Meine zweite Hebamme hat mir da immer den Bauch massiert. Das fand ich mega gut so als Wellness-Moment.

    Ansonsten kommt es ja vor allem darauf an, dass man gute Antworten auf die tausend Fragen bekommt und gute Erreichbarkeit gewährleistet ist.

  • Die erste Geburt war zum lernen... ambulante Krankenhausgeburt mit Beleghebamme, die auch einen Teil der Vorsorge übernommen hatte und die Nachsorge machte. Alles wie aus dem Bilderbuch. Vor- und Nachsorge zuhause. Nur passte es menschlich zwischen uns irgendwie nicht, so dass das Verhältnis sehr sachlich blieb. Fachlich war sie gut, und sie erkannte, als die Geburt kritisch wurde, und holte Hilfe. Die Oberärztin hat mir die Geburt gerettet, aber den Steißbeinbruch erkannte meine FÄ acht Wochen später, den haben weder Hebamme noch Kreissaalteam erkannt.

    Danach war mir wichtig, dass eine Hebamme meines Vertrauens auch Fehlgeburten begleitet. Ich habe sofort nach dem positiven Test nach einer anderen Hebamme gesucht, welche die Vorsorgen abwechselnd mit meiner FÄ zu machen bereit war und für Nachsorge nach Hause kam, aber den Beleghebammendienst brauchte ich nicht, ich wollte wieder in das selbe Krankenhaus. Eine Fehlgeburt begleitete sie telefonisch, weil sie selbst gerade krank war und nicht kommen konnte - das hat sie mir erst im Nachhinein erzählt. Ohne ihren Rat hätte ich eine Ausschabung machen lassen müssen, dank ihrer Hilfe ging es ohne Eingriff.

    Sie hatte eine Teilzeitstelle im Krankenhaus meines Vertrauens und per Zufall Dienst, als Zappelchen sich auf den Weg machte, aber so viele Geburten gleichzeitig, dass sie mich nicht betreuen konnte. Sie sagte aber bei der Dienstbesprechung, dass ich genau wisse, was in meinem Körper passiert - deswegen ließ man mich wie von mir gewünscht in Ruhe bis ich klingelte. Eine Ärztin leistete mir Hebammendienste, die Geburt ging schnell und leicht.

    Mir ist wichtig, dass meine Körpergefühl ernst genommen wird (ich konnte dieser Hebamme bei den Vorsorgeterminen vor dem Blutabnehmen sagen, wie hoch mein hb-Wert war. Sie wusste, dass ich meinen Körper gut kenne.) Mir ist wichtig, dass Hebammen nicht so tun, als wäre alles immer schön und gut, sondern auch mit Trauer, Angst und Tod umgehen können, ohne sie zu verdrängen, denn gerade nach schwierigen Geburten und Fehlgeburten belastet dies die nächste Schwangerschaft. Und ich ginge jederzeit wieder in das Krankenhaus, in welchem ich nicht nur als Fall, sondern als Mensch behandelt wurde, und wo im Moment der Geburt nicht zählte, wer welchen Berufsabschluß hat, sondern was Kind und Mutter gerade jetzt brauchen.

    ich will bürokratische soziale Politik von der SPD, patriarchalische christliche Politik von der CDU, konservative Umwelt- und Menschenrechtspolitik von den Grünen, kapitalistische liberale Politik von der FDP sehen, das wären die wirksamsten Mittel gegen Extremismus und Populismus in Deutschland.

  • Ihr Lieben,

    ich lese aufmerksam und bin dankbar für Eure Offenheit und Eure Gedanken. Leider bin ich gerade beruflich sehr eingespannt und kann nicht auf alles eingehen. Aber ich finde das alles sehr hilfreich, aber vor allen Dingen auch interessant.

    Es gibt ja einen gewissen Konsens in der Frage der Mündigkeit und des Informatiertseinwollens. Vielleicht ist das ein Forums-Bias? Denn ich könnte mir auch eine Haltung vorstellen à la "Bloß nichts wissen wollen, nichts entscheiden müssen, maximale Absicherung" - was auch eine Position wäre, die eine bedürfnisorientierte Hebamme hoffentlich einordnen und berücksichtigen könnte (wie ja auch der geplante Kaiserschnitt eine gigantische Erleichterung für Frauen sein kann, die aus Gründen keine natürliche Geburt haben wollen).

    Ich habe bei meiner ersten Schwangerschaft durchaus ein großes Schönreden erlebt, ebenso wie ein krasses, aber völlig unkonkretes Schwarzmalen von ärztlicher Seite, um mich zu manipulieren. Das hatte was von Good-Cop-Bad-Cop. Als dürfte man mich nicht mit Fakten behelligen.

    Manches hier geht mir echt an die Nieren. Es ist auch so oft einfach Glück dabei, ob man an die richtige Person, die richtige Zeit gerät. Ich glaube, dazu werde ich der Hebammenwissenschaftlerin in jedem Fall Fragen stellen: Wie man diesen Faktor "Glück gehabt" umwandeln kann in einen Standard. Denn "Pech gehabt" ist sicherlich leichter zu verarbeiten als "Ist halt so".

    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Eine Geburt ist wie eine Blackbox.

    Um die Bedürfnisse der Gebärenden erfahren zu können, von "nix wissen und entscheiden bis alles Haar genau erklärt haben wollen" und was dazwischen liegt, müssten Strukturen vorhanden sein, die allen Beteiligten Zeit und Raum geben. Das sehe ich nicht. Allein dieses Jahr werden bis zu 25 Kreißsäle dank der Krankenhausreform geschlossen werden. Das ist gut 4% der um 600 Kreißsäle Deutschland weit. Dabei wird es nicht bleiben.

    Ferner muss die Einwilligung der Patient*innen eingeholt werden, was gesetzlich geregelt ist.

    Dann müsste man evaluieren, wie viele Hebammenstudent:innen es gibt, wie viele davon nach dem Abschluss ihren Beruf, wie und wie lange ausüben. Auch mit der Frage "Wieso (nich?) In manchen Orten müssen die Hebammen sich zB bei der Gemeinde anmelden aber nicht abmelden, auch nicht angeben, welche Tätigkeiten sie ausüben, ob Geburtshilfe und "nur" Vor-, und Nachsorge und/oder Kursangebote usw. Also es kommt nicht selten vor, dass niemand so genau weiß, wer wo was anbietet.

    Ein wichtiger Punkt wäre, dass die medizinischen Leitlinien umgesetzt werden. Da gibt es gute und evidenzbasierte Standarts.

    Ernst gemeinte Befragungen nach Geburtserfahrung und Trauma sensibilisiertes Personal wären auch notwendig.

    Es müssen besonders im ländlichen Raum (mobile) Hebammenambulanzen errichtet werden, die die Frauen vor, in der Latenzphase (was Kreißsäle entlasten würde) und nach der Geburt betreuen.

    Bei meinen Geburten hatten wir auch viel viel Glück, dass wir an Hebammen geraten sind, mit denen wir gut klar kamen und zum größten Teil auf einer Wellenlänge waren. Leider haben viel zu viele Gebärende dieses Glück nicht. Und hinterher finden Sie schwer Gehör, weder in ihrem Umfeld noch zum Teil bei den Therapeut*innen.

    #sonneige Grüße von Fibula mit drei Juli-Männern #kerze #kerze #kerze #kerze
    Vorurteile sind menschenfreundlich. Sie passen sich dem Niveau ihrer Benutzer bedingungslos an.
    Ernst Ferstl

  • Bei der 2. Geburt war ich von einem Hebammenteam eines Geburtshauses betreut. Ich wollte nie wieder ein Kind im Krankenhaus bekommen, dort dem System ausgeliefert zu sein und zeitweise alleine ohne die eine Hebamme des KH , die alleine parallel 3 Geburten bereut hat. Von einer Hebammenbetreuung erwarte ich: kennenlernen und vertrauen aufbauen vorher und Sicherheit, dass sie da ist und bleibt während des gesamten Geburtsvorgangs. Dass sie für mich und in meinem Sinne handelt. Das unterstützt, was ich vorher gewählt und entschieden habe.

    Im KH war es nicht so, aber im Geburtshaus konnte ich vertrauen.

  • Ich fände es sehr wichtig, dass eine (Nachsorge-)Hebamme nicht missionierend oder mit einer Agenda unterwegs ist oder verurteilend, sondern die Frauen mit ihren Ansichten so nimmt, wie sie sind und sie entsprechend unterstützt.

    Meine Hebamme war zum Glück so!

    Ich hatte vor dem ersten Kind teils sehr merkwürdige Vorstellungen und Ansichten (habe mir heimlich einen Kaiserschnitt gewünscht und hielt eine PDA für das Nonplusultra, Familienbett fand ich befremdlich und Stillen für mehr als 6 Monate hätte ich mir nie vorstellen können). Ich habe das jetzt nicht alles im Einzelnen mit meiner Hebamme im Vorfeld diskutiert, aber als ich ihr mal (beim Stillen meiner Neugeborenen) sagte, dass es für mich unvorstellbar und auch irgendwie schräg wäre, ein Kind zu stillen, das schon sprechen kann, hat sie das einfach so hingenommen und kam nicht mit der WHO oder so... (letztlich habe ich meine Kinder dann 1,5 und 3,5 Jahre lang gestillt und fand Familienbett super, aber da musste ich erst selbst hineinwachsen).

    Also, alternative Sichtweise und Möglichkeiten gerne kurz aufzeigen, aber wenn eine Frau mit Stillen, Tragen, Co-Sleeping oder windelfrei nichts anfangen kann und das ablehnt, das auf keinen Fall diskutieren oder zu überzeugen versuchen!

  • Ihr Lieben,

    die Diskussion ist jetzt gelaufen, und es war sehr interessant. Allerdings waren sich alle Diskutierenden komplett einig :D

    Tatsächlich hatte ich mich auf mehr Kontroverse eingestellt, aber die Frau, mit der das Gespräch stattfand, war in Neuseeland ausgebildet worden und arbeitet seit über 40 Jahren dort als Hebamme. Zwischendurch auch immer wieder in Myanmar und anderen asiatischen Ländern, wo sie Frauen in Flüchtlingslagern schult. Ihr Schwerpunkt in der Lehre hier in DL ist "Vermeidung von Traumatisierung in der Geburtshilfe". Da bin ich natürlich offene Türen eingelaufen.

    Was ich gern erzählen möchte, ist, dass die Frau nach den Unterschieden zwischen Hebammenarbeit in DL und Neuseeland gefragt wurde, und sie schilderte dann das System in Neuseeland. Dort gibt es - so sagte sie - niedergelassene Hebammen, die in Praxen arbeiten, wie Hausärztinnen. Schwangere suchen sich dann eine solche Praxis und werden durchgehend dort betreut, die Geburten finden überwiegend zu Hause statt. Die Versicherungen sind nicht höher als in anderen medizinischen Berufen. Und die Ausbildung der Hebammen ist schon seit Jahrzehnten akademisch, weshalb es nicht nötig ist, bei typischen Komplikationen eine Ärztin hinzuzuziehen - die Hebamme hat die gleichen Kompetenzen.

    Das war für mich so augenöffnend, irgendwie. Dass es eben eine gesellschaftliche Entscheidung ist, wie wir Hebammen sehen wollen, mit welchen Kompetenzen wir sie "ausstatten", wie wir Schwangerschaft und Geburt sehen wollen (z.B. als innerhalb oder außerhalb eines Systems, das sich um Kranke kümmert).

    Ich muss gestehen, dass ich meine eigene Prägung da bisher nicht genug hinterfragt habe, obwohl ich viele Punkte gesehen habe und auch benennen konnte. Aber es ist etwas anderes, Entwicklungen innerhalb eines Systems kritisch zu sehen, als ein wirklich anderes System denken zu können.

    Das nur als Abschluss dieses Strangs mit noch einmal großem Dank für Eure Offenheit und das Mitdenken.

    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.