Rechtsanspruch auf Krippenplatz - und die perversen Folgen: Wir verlieren unseren Platz!!!!

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  • Sosh, ich kann Deine Gedanken total gut nachvollziehen, auch wenn ich erst zu Elterngeldzeiten Kinder bekommen habe. Aber genau das habe ich vor kurzem auch überlegt, nämlich wie schnell da ein Wandel stattgefunden hat.

  • Die Kosten steigen, die Preise steigen, die Inflation steigt...



    ... die Löhne nicht. Daran liegt es wohl.


    (Und durch die H4-Reform haben die Arbeitgeber bessere Möglichkeiten, den Leuten Niedriglöhne zu zahlen, z. B. durch die Einführung von Aufstockung (1,4 Mio. Aufstocker, kam gerade in der tagesschau) oder Pflicht, jede Arbeit anzunehmen für H4-Berechtigte etc. Da hat die Politik ganze Arbeit geleistet...).



    Die meisten werden wohl jetzt arbeiten gehen müssen, weil es sonst nicht reicht. Man kriegt auch hier gar keinen Platz in der Krippe, wenn man keine Arbeit hat.

  • Hier im Osten ist da kein Unterschied zu merken, ob Erziehungsgeld oder Elterngeld #weissnicht . Hier war und ist die Betreuung ab ca. einem Jahr schon immer die überwiegend gewählte Variante, da der Verdienst eines Einzelnen auch früher nicht ausgereicht hat und es einfach historisch anders gewachsen ist.
    Ich habe meinen Großen ja noch zu Zeiten des Erziehungsgeldes bekommen (bzw. habe ich da gar nichts bekommen, weil ich nach dem Mutterschutz wieder gearbeitet habe). Insofern fand ich den "Bonus" des Elterngeldes ab dem 2. Kind sehr angenehm und konnte dadurch weniger Stunden arbeiten mit dem selben finanziellen Ergebnis.


    In unserer Stadt sind die Geburtenraten aber in den letzten Jahren extrem gestiegen. 2011 wurden mehr als 5.600 Kinder geboren (dieses Jahr werden noch mehr Geburten erwartet). Im Jahr 2005, in dem mein Großer geboren wurde, waren es noch ca. 4.300 Geburten. Das ist ein Zuwachs von mehr als 30 %! Das ist hier das "Problem", dass nicht im gleichen Maße die KiTa-Plätze ausgebaut wurden. So ist aus einem ausreichenden Angebot schnell ein extremer Mangel entstanden.

  • Dass das Elterngeld in eurer Stadt scheinbar zu einer Geburtensteigerung geführt hat, ist natürlich eine gewünschte Entwicklung. #top Dass die Krippenplätze nicht zeitgleich anstiegen, spricht allerdings wieder gegen das Gesamtkonzept (deutschlandweit bezogen). Da wurde nur halbweit gedacht - wie blöde...


    Hier im Osten ist da kein Unterschied zu merken, ob Erziehungsgeld oder Elterngeld #weissnicht . Hier war und ist die Betreuung ab ca. einem Jahr schon immer die überwiegend gewählte Variante, da der Verdienst eines Einzelnen auch früher nicht ausgereicht hat und es einfach historisch anders gewachsen ist.


    Das ist dagegen ein Argument, das mir gerade aus dem Osten noch mehr zu bedenken gibt. Ging es in der DDR (also dem historischen Grund) nicht auch um bewusste Gesinnungsprägung in der Fremdbetreuung? Ich meine das nicht als Vorwurf oder Vorurteil, sondern habe die Begründung mal so gehört und konnte sie nicht auf Anhieb von der Hand weisen. Insofern gibt mir die Entwicklung so staatgesteuert wie hier in den letzten Jahren einfach nochmal mehr zu denken. Ich mag bei sowas aus u.a. diesen historischen Gründen gerne skeptisch und vorsichtig bleiben.


    In Frankreich ist eine frühe Ganztagsbetreuung ja auch üblich, aber ob es den Familien als soziale Einheit deshalb besser geht, weiß ich nicht. Schläge sind dort jedenfalls weit üblicher als hier - keine Ahnung ob als bewusst eingesetztes Erziehungsmittel oder aus Überforderung. #weissnicht Aber da vermische ich jetzt auch einiges, ich wollte nur selbst noch ein anderes Beispiel für Ganztagsbetreuung anbringen als den Osten, in dem das historische Wachstum u.U. auch ganz andere Gründe gehabt haben könnte.


    Steigende Kosten, stagnierende/sinkende Löhne sind in den letzten 10 Jahren seit Einführung des €uros allerdings tatsächlich eine parallele Entwicklung, stimmt.

    LG von Sosh - dem weiblichen Viertel unserer Familie #yoga

    2 Mal editiert, zuletzt von Sosh ()

  • Ich denke, Sosh, das hat verschiedene Gründe.


    Sicher ist einer davon, dass Kinder, die kontinuierlich auch außerhalb der Familie betreut wurden, leichter ideologisch beeinflusst werden konnten.


    Hier mal meine persönliche Erfahrung aus meinem Umfeld ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit:
    Das im Westen "traditionelle" Rollenbild von der Mutter am Herd und dem Vater als Ernährer, gab es so nicht. Es wurde schon immer die Frau als ebenso "wertvoll" in der Wirtschaft gesehen. Frauen mussten im Osten auch mit Geld verdienen. Die Löhne waren insgesamt gering und das Einkommen der Frau genauso wichtig für die Familie. Die "Hausfrau und Mutter" gab es daher kaum. Meine Mutter hat z.B. "nur" halbtags gearbeitet, war damit schon eher ein Außenseiter.
    Wenn ich mir die heute erwachsenen ostdeutschen Menschen in meiner Umgebung so anschaue, sind aus den meisten ganz normale, anständige, hilfsbereite, gut ausgebildete etc. Personen geworden. "Trotz"einer frühen Fremdbetreuung. Ich habe auch durch die Arbeit recht viel Kontakt mit gleichaltrigen Westdeutschen, die spät oder gar nicht fremdbetreut wurden. Ich kann da keinen Unterschied erkennen #weissnicht .
    Insofern glaube ich persönlich nicht, dass eine U3-Betreuung bleibende Schäden bei den Kindern hinterlässt, vorausgesetzt sie haben ansonsten ein liebevolles, stabiles Umfeld.
    Da die meisten Menschen in meinem Umfeld das genauso sehen, wird die "Tradition" der frühe(re)n Fremdbetreuung hier sehr verbreitet weitergelebt. Mit gutem Gewissen.

  • Ich glaube, noch vor 10 Jahren hat man sich irgendwie im Privaten durchgewurschtelt.
    Tante, Oma, Kinderfrau...


    Wir hatten unendliches Glück damals, weil ich das Kind ein paar Wochen nach der Geburt in beiden Kindergärten angemeldet habe und dazu geschrieben hab "wenn es irgendwann u3-Betreuung geben sollte- die brauchen wir!"
    Mit anderthalb Jahren bekamen wir einen der ersten 5 neu eingerichteten Plätze in der 5000 Einwohner Gemeinde mit diversen riesigen Neubaugebieten. Hier ist immernoch massiver Mangel an Betreuungsplätzen für alle Altersgruppen. Obwohl in allen Bereichen kräftig aufgeblasen wurde.


    Ich drücke Euch allen die Daumen!

  • Dank dir, so habe ich das bisher auch immer wahrgenommen. Gerade die "Wertigkeit" der Frau in der Arbeitswelt hat mich schon nachhaltig beeindruckt!


    Allerdings geht's mir gar nicht so sehr um das Für und Wider der außerhäusigen Betreuung an sich, sondern mehr um die extrem schnelle Entwicklung dorthin - ausgerechnet durch staatliche Steuerung. Ich beobachte dies einfach mit zwiegespaltenen Gefühlen, welche Position ich dazu beziehe, da bin ich mir noch gar nicht sicher, aber ich finde es nicht uneingeschränkt positiv, da in meinen Augen keine echte Wahl existiert. So wie es vor 10 Jahren schon schwierig war, am Vormittag andere Kinder über 3 Jahren auf dem Spielplatz zu finden, werden Kinder jetzt bald schon ab 1 ganz aus unserem Vormittag verschwinden.


    Und das Schlimme ist: die Arbeitgeber erwarten zeitgleich immer noch flexiblere Mütter, auch in den Teilzeitjobs. Da soll ich als Mutter als von 8:00 bis 18:00 Uhr verfügbar sein, obwohl ich vielleicht bewusst nur eine Halbtagsstelle suche, weil ich den anderen halben Tag mein Kind betreuen möchte. Da muss ich (theoretisch) also schon eine Ganztagsbetreuung buchen, für deren Finanzierung mein Halbtagsjob aber gar nicht genug hergibt und *schwubs* bin ich gezwungen, mehr Stunden zu arbeiten als ich eigentlich will. Außerdem WILL ich ja am Nachmittag für mein Kind da sein, aber immer weniger Arbeitgeber sind bereit, jemanden nur für den Vormittag einzustellen.


    Ach Mensch, das Ganze ist so vielumfassend, da spielt so viel rein und hat so viele Auswirkungen in alle möglichen Bereiche.


    Zitat

    Ich glaube, noch vor 10 Jahren hat man sich irgendwie im Privaten durchgewurschtelt.
    Tante, Oma, Kinderfrau...


    Wir übrigens nicht und auch die wenigsten, die ich kenne. Man hat sich einfach stark eingeschränkt, weil es so war wie es war. #weissnicht

    LG von Sosh - dem weiblichen Viertel unserer Familie #yoga

    2 Mal editiert, zuletzt von Sosh ()

  • Und das Schlimme ist: die Arbeitgeber erwarten zeitgleich immer noch flexiblere Mütter, auch in den Teilzeitjobs. Da soll ich als Mutter als von 8:00 bis 18:00 Uhr verfügbar sein, obwohl ich vielleicht bewusst nur eine Halbtagsstelle suche, weil ich den anderen halben Tag mein Kind betreuen möchte. Da muss ich (theoretisch) also schon eine Ganztagsbetreuung buchen, für deren Finanzierung mein Halbtagsjob aber gar nicht genug hergibt und *schwubs* bin ich gezwungen, mehr Stunden zu arbeiten als ich eigentlich will. Außerdem WILL ich ja am Nachmittag für mein Kind da sein, aber immer weniger Arbeitgeber sind bereit, jemanden nur für den Vormittag einzustellen.


    Genau so ist es. Genau das ist z.B. bei mir der Fall.Ok., aufstocken kann ich nicht, aber meinen Job gab es nur unter der Voraussetzung, dass ich meine 20 Stunden auf 2,5 Tage verteile. Also zwei Ganztage, also Ganztagsbetreuung, also 150 € mehr monatlich, die ich für die Betreuung ausgeben muss.... :(

  • Diesen Begriff "Ganztagsbetreuung" gibt es hier übrigens so gar nicht.
    Die meisten KiTas haben Öffnungszeiten von ca. 6:30 Uhr bis 17:30 Uhr und ich kann man von 4 bis 11 h/Tag das wählen, was man braucht. Da ist man dann auch schon flexibel, wenn man mal 1-2 Tage etwas länger braucht. Wenn man denn einen Platz hat.


    Hier ist der Trend mit den Spielplätzen nun anders herum. Es sind wieder mehr unter 3-jährige auf den öffentlichen Spielplätzen, weil sie keinen KiTa-Platz haben (wollen) und weil der Anteil der Tagespflege steigt und die Tagesmütter und -väter ja auch die öffentlichen Spielplätze nutzen.

  • Ich beobachte dies einfach mit zwiegespaltenen Gefühlen, welche Position ich dazu beziehe, da bin ich mir noch gar nicht sicher, aber ich finde es nicht uneingeschränkt positiv, da in meinen Augen keine echte Wahl existiert. So wie es vor 10 Jahren schon schwierig war, am Vormittag andere Kinder über 3 Jahren auf dem Spielplatz zu finden, werden Kinder jetzt bald schon ab 1 ganz aus unserem Vormittag verschwinden.


    Das beobachte ich auch sehr stark, auch Eltern-Kind-Kurse für Kinder über 1 Jahr gibt es immer weniger am vormittag.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Freda, das ist aber total paradiesisch bei euch.


    bei meiner Schwester am Bodensee hast du die Wahl zwischen Regelbetreuung (8 bis 12), möglicherweise auch noch zusätzlich nachmittags (13:30 bis 16 Uhr), und Ganztagsplätzen (7 bis 17 Uhr). Dazwischen nix. Wenn du Ganztags nimmst, soll das Kind auuch ganztags da sein. Heißt es.


    Meine Schwester beneidet mich hier. Ich hab die Wahl zwischen Regelbetreuung (8-12:30 + 13:30 bis 16:15), den sogenannten erweiterten Öffnungszeiten (VÖ) (7-13:30, ohne nachmittag), und "Ganztags"-Betreuung (7-16:15, Freitags bis 15 Uhr). Ich kann auch VÖ und Ganztag kombinieren, aber jeder einzelne Tag, den ich mehr Ganztag buche, kostet natürlich auch viel mehr.


    Und wie gesagt, die Kita ist von 7 bis 16:15 offen. Das mit 2 "Vollzeit-Job"-Tagen zu kombinieren ist nicht so easy.

  • Ich finde es sehr gut, dass endlich ein Wandel stattfindet.


    Wieviele gut ausgebildete Frauen waren nach der Geburt gezwungen, auf Jahre zu Hause zu bleiben und haben dann keinen Einstieg mehr gefunden!


    Außerdem gebe ich zu Bedenken, dass das Scheidungsrecht dahingehend deutlich verändert wurde, dass eine Frau für sich selbst sorgen muss. Ebenso gab es Kürzungen bei der Witwenrente.


    Ich weise auch daraufhin, dass Frauen immer besser ausgebildet sind - immer häufiger Abitur machen und studieren und dann vielleicht sogar einen Beruf ergreifen, den sie gerne machen.


    Und letztlich wird niemand gezwungen, Kinderbetreuung vor Schulbeginn in Anspruch zu nehmen. Dass es doch soviele tun und der Ausbau nicht schnell genug geht, zeigt doch sehr deutlich, dass hier schon lange ein Bedarf da war, den man klein geredet hat.

  • Danke, hab es gefunden. (Hier mal der Link, falls es noch andere interessiert: http://www.bundesregierung.de/…11-09-Betreuungsgeld.html)


    So ein Mist... :(


    Mann was fuer ein Betrug. Hiess es nicht erst, das Betreuungsgeld kaeme zwar spaeter, wuerde dann aber rueckwirkend fuer alle 2012 geborenen Kinder gezahlt? Die passen sich das aber auch immer an wie es grad passt...... damit haben wir hier die A...karte, Kind wurde wenige Tage zu frueh geboren. Und ich haette das Betreuungsgeld gern genommen, echt:-(

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    There is no foot too small, that it cannot leave an imprint on this world.

  • Ich finde es sehr gut, dass endlich ein Wandel stattfindet


    Ich nicht. Solange ein Kind sich nicht artikulieren kann, sollte es meiner Meinung nach nicht gezwungen sein, mit einer grossen Anzahl anderer Kinder um die Aufmersamkeiter einer oder weniger Bezugspersonen kaempfen zu muessen. So lange wir derart unterirdische Personalschluessel haben jedenfalls.


    Bei uns fuehrt die Kitaplatzgarantie derzeit dazu, dass Plaetze geschaffen werden was das Zeug haelt... Jetzt gilt der Grundsatz: 1 Kind pro 3 qm Nutzflaeche. Ganz wie bei den Legehennen. Dafuer werden bei uns auch schon Saeuglinge aufgenommen - 16 an der Zahl pro Gruppe, auf 2 Erzieher. Dass die Kinder da maximal kurz vorm Abholen gewickelt werden, sollte jedem klar sein...

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  • Und letztlich wird niemand gezwungen, Kinderbetreuung vor Schulbeginn in Anspruch zu nehmen. Dass es doch soviele tun und der Ausbau nicht schnell genug geht, zeigt doch sehr deutlich, dass hier schon lange ein Bedarf da war, den man klein geredet hat.


    Dieser plötzliche Bedarf (und kompromisslose Anspruch) korreliert aber genau mit der Einführung des Elterngeldes. Ich schreibe die ganze Zeit nur darüber, dass ich diese Fremdsteuerung bedenklich finde, ich diskutiere nicht über außerhäusige Betreuung.


    Natürlich mag das für gut ausgebildete Frauen ein Segen sein, für normal oder schlechte ausgebildete (denn die gibt es auch und die gilt es immer mehr wieder ins soziale Boot zu holen!) trifft aber leider oft das Gegenteil zu. Gibt es in deiner Stadt mehr Lehrerinnen oder mehr Verkäuferinnen? Kann sich eine (durch die neue selbstverständliche Betreuungssituation ganztags verfügbar sein müssende) Verkäuferin für ihr Gehalt überhaupt eine Ganztagsbetreuung leisten oder muss sie vielleicht eher auf Sozialleistungen umsatteln, weil der Arbeitgeber auch durch die neue Betreuungssituation jetzt einfach angeben kann, dass er für sie nicht nach ihren (eigentlich möglichen) Wünschen einplanen kann? Und die neuesten Erkenntnisse beweisen ja, dass ein Herauskommen aus Hartz IV kaum mehr oder wenn nur sehr schwer möglich ist. Deshalb gibt es auch dort schon wieder neue Entwicklungen (bezahlte Ausbildungen z.B.).


    Unser Sozialstaat muss sein Augenmerk immer mehr auf die sozial Schwächeren richten, sonst kippt er bald um.

    LG von Sosh - dem weiblichen Viertel unserer Familie #yoga

    2 Mal editiert, zuletzt von Sosh ()

  • Sosh, ich kann vieles unterschreiben von dem, was Du schreibst. Ich glaube aber nicht, dass dahinter ein "Masterplan" der Politik steckt, um uns alle zu möglichst flexiblen Arbeitsbienen zu machen. Klar: Wir haben seit einigen Jahren einen massiven gesellschaftlichen Wandel und einen Wandel der Arbeitswelt, aber (leider?) ist der Gestaltungsspielraum einzelner nationaler Regierungen da wohl sehr begrenzt. Und Ganztagsbetreuung z.B. in unserer Kita ist nicht zu vergleichen mit DDR-Einrichtungen. Unsere Elternini hat vom Staat keine Ideologie verordnet bekommen, die den Kleinen eingetrichtert wird #ja


    Ich habe mit meiner Großen insgesamt 4 verschiedene Einrichtungen von Innen kennengelernt, davon eine in Frankreich. Zwei waren furchtbar (darunter die französische), eine ok und die jetzige ist super, da würde ich eben auch mein 12 Monate altes Kind bedenkenlos bis 14 Uhr (das ist hier nämlich eine "Ganztags-"Betreuung für unter-Dreijährige) dalassen.


    Ich wäre jedenfalls für echte Wahlfreiheit, und die kann es erst geben, wenn es genügend qualitativ hochwertige Betreuung gibt.

    Grüße von mala mit maus (04/07) und mäuschen (11/12) :)

  • Natürlich mag das für gut ausgebildete Frauen ein Segen sein, für normal oder schlechte ausgebildete (denn die gibt es auch und die gilt es immer mehr wieder ins soziale Boot zu holen!) trifft aber leider oft das Gegenteil zu. Gibt es in deiner Stadt mehr Lehrerinnen oder mehr Verkäuferinnen? Kann sich eine (durch die neue selbstverständliche Betreuungssituation ganztags verfügbar sein müssende) Verkäuferin für ihr Gehalt überhaupt eine Ganztagsbetreuung leisten oder muss sie vielleicht eher auf Sozialleistungen umsatteln, weil der Arbeitgeber auch durch die neue Betreuungssituation jetzt einfach angeben kann, dass er für sie nicht nach ihren (eigentlich möglichen) Wünschen einplanen kann? Und die neuesten Erkenntnisse beweisen ja, dass ein Herauskommen aus Hartz IV kaum mehr oder wenn nur sehr schwer möglich ist. Deshalb gibt es auch dort schon wieder neue Entwicklungen (bezahlte Ausbildungen z.B.).

    Ich schreib jetzt mal als Tochter einer (ungelernten) Verkäuferin: Die Arbeitgeber im Einzelhandel sind schon immer davon ausgegangen, dass die mies bezahlten Verkäuferinnen jederzeit verfügbar sind (Ausnahmen mag es gegeben haben...), das hat mit der Einführung des Elterngelds und der Möglichkeit von Ganztagsbetreuung nichts zu tun.



    Unser Sozialstaat muss sein Augenmerk immer mehr auf die sozial Schwächeren richten, sonst kippt er bald um.

    Da stimme ich Dir natürlich zu, aber das wäre doch eher ein Argument für gute, bezahlbare Betreuung, oder?

    Grüße von mala mit maus (04/07) und mäuschen (11/12) :)

  • Also zur Berufstaetigkeit der Frau in der DDR wuerde ich gern auch noch was sagen. Ja klar wurde es unterstuetzt, dass Frauen arbeiten gehen, da sie ja gebraucht wurden. Ich bin mir aber sicher waere das nicht so gewesen, dann haette sich das Rollenbild ganz schnell geändert. Und Frauen hatten ja Arbeit, Haushalt und die Kinder. Es war eher selten, dass es gleich aufgeteilt war zwischen den Eltern. Also jedenfalls nicht in bei meiner angeheirateten Verwandschaft. Und ich finde auch, dass man schon eine Bindungsproblematik durch die U3 Betreuung dort noch sehen kann. Die Krippen waren keine liebevolle Familienergaenzung sondern eher Verwahrung. Und wenn dort ein Kind mit 6 Wochen abgegeben wird und dann 5 Tage die Woche 8-9 Stunden dort ist, glaub ich nicht so richtig an die tolle Mutter-Kind-Bindung. Und ja ich seh es bei uns in der Familie, dass es für meinen Mann schwieriger ist auf unsere Tochter einzugehen, zu troesten etc. Die Cousine gibt ihr Kind auch staendig ab, um zu feiern etc.
    Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen gute U3-Betreuung. Habe ich auch fuer mein Kind, aber das war es in der DDR sicher nicht.


    Liebe Gruesse Sunny

    Scheint die Sonne auch für Nazis? Wenn's nach mir geht tut sie es nicht!!! ( DBBDW)


    Es gruesst die Sunny mit der Hummel an der Hand, dem Möpsken im Arm und dem Sternchen im Herzen! #love

  • Ich unterschreibe bei Sosh mal sowas von voll und ganz - ICH finde es auch enorm erschreckend, WIE schnell sich der Wandel vollzogen hat.


    Hier in Meck-Pomm war es noch vor 16 bzw. 14 Jahren - so alt sind meine beiden Großen halt - noch durchaus üblich, die 3 Jahre Elternzeit auch zu nutzen und Krippenplätze bzw. Tagesmütter waren echt rar. Ich habe bei beiden Großen eben die 2 Jahre Bundeselterngeld bekommen und 1 Jahr noch Landeselterngeld, so dass ich die Kinder jeweils erst mit 3 Jahren in die Kita gegeben habe. Wir haben uns auf diesem finanziellen Level eingerichtet gehabt und sind hingekommen. Und noch vor 6 Jahren, als meine 3. geboren wurde, konnte ich ja 2 Jahre Eltergeld beziehen. Es wurde auch auf nix angerechnet und wir sind einigermaßen über die Runden gekommen.


    Bei uns wurden innerhalb der letzten 3(!) Jahre 3 Krippen aus dem Sand gestampft, oft zu Lasten der KiGa Plätze. Und der Qualität der Betreuung - denn neue Arbeitsplätze wurden z.B. in der KiTa meiner Tochter NICHT geschaffen. X( Da wurde einfach ne Krippengruppe aufgemacht und die KiGa-Kinder von 4 - 6 alle in die "große Gruppe" gesteckt mit 2 Betreuerinnen. Vorher warens 3 Gruppen mit jeweils einer Betreuerin. #stirn Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen könnte, was bei uns aus der gesetzlichen Regelung gemacht wird. Die Leidtragenden sind in diesem Falle die Kinder. (Ich kann jetzt natürlich nur von uns hier sprechen. Woanders mags besser gelöst sein.)

    Alles, was einmal war, ist immer noch. Nur in einer anderen Form. (Hopi-Weisheit)



  • aber das wäre doch eher ein Argument für gute, bezahlbare Betreuung, oder?


    Genau das ging mir die ganze Zeit auch schon durch den Kopf. Flexibel, bezahlbar und nach Familieneinkommen gestaffelt, trotzdem qualitativ hochwertig - im Moment ist die U3-Betreuung noch ziemlich teuer und teilweise auch unprofessionell aus dem Boden gestampft, wenn ich das richtig mitgekriegt habe.


    Wenn der Staat so viel Wert auf seine Fachkräfte und arbeitende Mütter legt (kann ich ja verstehen), dann soll er die Betreuung auch entsprechend fördern und nicht so halbe Sachen machen wie im Moment.


    Unsere Politiker zaubern während ihrer Wahlperioden gerne mal Schnellschüsse aus dem Ärmel hervor, deren Folgen nicht durchdacht sind. Das fing schon beim Euro an, der auf alle Fälle wünschenswert war, aber einen dermaßen undurchdachten Rattenschwanz hinter sich herzog, der uns bis heute verfolgt. Genauso auch die Entscheidung des Elterngeldes und der folgenden U3-Betreuung - plötzlich fällt jemandem auf, dass das ja auch bedeutet, dass mehr ausgebildete Erzieherinnen gebraucht werden. #haare Ach, macht nichts, wir schulen einfach unbürokratisch um, Hauptsache der Betreuungsschlüssel wird erfüllt, Qualität ist da erstmal Nebensache, Wahlversprechen gilt es zu halten...

    LG von Sosh - dem weiblichen Viertel unserer Familie #yoga