Buchtipp gesucht: "Geschichte der Hebammenkunst" oder so...

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  • Mein Anliegen steht ja schon in der Überschrift.


    Gibt es so ein Buch? So etwas wie "Entwicklung der Geburtshilfe"; aber halt für Laien geschrieben?


    Ich merke, dass mir immer wieder viele Gedanken zum Thema Geburtshilfe kommen und vielleicht kann ich sie somit besser einordnen.


    Zum Beispiel lese ich hier im Forum oft, dass eine gute Hebamme mit Beckenendlage oder Riesenbaby oder diesem Schulterfeststecktdingens keine Probleme hat oder haben sollte.
    In diesem Buch hier Klick habe ich gesehen, dass das zumindest damals (18. Jahrhundert) kein Spaziergang war.


    Seit wann sind die Hebammen also besser ausgebildet? Oder ist das alles doch gar nicht so "einfach" und es entsteht hier im Forum ein verzerrtes Bild?


    Ich würde mir einfach so ein Buch wünschen, wo drinsteht: Bis zum dem und dem Jahrhundert hat die Hebamme das so und so gemacht und dann verwendete man dieses und jenes Werkzeug und ab da und dann wusch man sich standardmäßig auch die Hände vor dem Untersuchen..usw. :D


    Vielleicht sind das blöde Fragen und Gedanken; zumal hier ja die meisten sehr gut informiert sind und wahrscheinlich jetzt schmunzeln.


    Aber mich beschäftigt sowas sehr und vielleicht hat ja jemand einen Buchtipp?


    (Bitte nicht lachen, danke. #freu )

  • Ich bin neulich bei amazon über ein Buch gestolpert, an das ich jetzt denken musste. Ich glaube es ist nicht ganz das was du suchst, aber vielleicht bringt es dich ein Stück weiter in die Richtung. Es heißt Geburt ohne Aberglaube und ist wohl ein Lehrbuch für Hebammen.

  • Danke, Sesam!
    Das liest sich schonmal sehr interessant.


    Es scheint aber auch recht tendenziös zu sein...


    Ich werde es mir mal zur Ansicht bestellen.


    Noch jemand einen Vorschlag? Vielleicht im neuen Jahr? ^^

  • Noch eine Idee: Bei einer Bekannten lag neulich "Die Geschichte der Medizin" von Karger-Decker rum. Das hatte auch ein Kapitel über Geburtshilfe. Ich hatte leider keine Zeit rein zu lesen.

  • Ich empfehle auch "Sichere Geburt?". Das ist seeeehr langatmig, allerdings mit echten Statistiken versehen und wirklich absolut erhellend. Sowohl was die eine Seite ("Geburt? ... WAH, Panik") als auch die andere Seite ("alles easy-peasy") betrifft.


    Es ist leider sehr teuer. Ich könnte es dir leihen, wenn du das Versandrisiko/+kosten trägst :)

  • Maiden, das klingt richtig gut!


    Ich werde mir alle drei Bücher bestellen und dann mal reinblättern und mich entscheiden.


    Vielen Dank, ihr Lieben! :)


    (Ich bereite mich auch schon mal ein bisschen auf eine mögliche zweite Geburt vor, obwohl ich tief in mir drin weiß, dass es eh wieder nix wird. #augen )

  • Ach Maiden, es hört sich wahrscheinlich trauriger an, als es ist.


    Ich bin da wohl nicht so fähig dazu, aber für noch so ein wunderbares kleines Wesen bin ich bereit, den Kampf nochmal aufzunehmen. #ja


  • Ach Maiden, es hört sich wahrscheinlich trauriger an, als es ist.


    Ich bin da wohl nicht so fähig dazu, aber für noch so ein wunderbares kleines Wesen bin ich bereit, den Kampf nochmal aufzunehmen.


    Ich glaube, du bist absolut fähig "dazu". Ich kenn dich nur hier vom Lesen, aber nie wäre mir der Gedanke gekommen, dass du unfähig bist!
    Und ich finde es toll, wie du schon jetzt mit deinem Verarbeiten, Lesen, Informieren... den "Kampf" aufnimmst.


    (Zu deiner Ausgangsfrage kann ich dir leider nicht helfen.)

  • Ich denke auch, dass du durchaus fähig bist ein Baby wachsen zu lassen und in die Welt zu bringen wenn es soweit ist. Bitte denk nicht so von dir :( Das verletzt dich doch nur selber. Jedenfalls - sollte es dir mal ein Bedürfnis sein - meine Ohren sind sperrangelweit offen! :)

  • Na klar bin ich fähig; in einigen Dingen sogar sehr! :D


    Und irgendwie habe ich es ja auch geschafft, mein Kind auszutragen und es "auf die Welt zu bringen". Aber halt nicht so mit mitarbeiten, tönen, spüren, Position wechseln, mitschieben und was ich hier sonst immer so alles lese... #baden


    Aber das ist ok für mich, denn es klappt ja anscheinend auch, wenn es ein wenig vermurkst abläuft, da mir fähige Leute zur Seite stehen werden. :)


    Es ist wie mit einem guten, modernen Auto: Selbst ziemlich unfähige Autofahrer kommen damit sicher von A nach B und sollte doch mal ein Unfall passieren, geht es dank Gurten, Knautschzone usw. in den meisten Fällen doch gut aus. :)


    Schöne Weihnachten! #blume (hier einen Weihnachtsstern gedanklich einsetzen)

  • Ich habe hier dieses Buch im Regal stehen:
    http://www.amazon.de/Baby-Säugling-Wickelkind-Eine-Kulturgeschichte/dp/3806728283/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1356350029&sr=8-1


    Darin ist je ein Kapitel zum Erwarten bzw. Gebären, wo recht genau beschrieben ist, ab wann was womit und mit wem eine Geburt passiert, das könnte was sein.


    Ich weiss nicht so genau, ob es das so einfach noch gibt, wenn es Dich interessiert, kann ich Dir auch ein paar Seiten scannen oder kopieren.


    Bei meiner zweiten Geburt habe ich übrigens erst gemerkt, wie das alles geht, nach meiner ersten war ich mir da auch sehr unsicher...

  • Ich habe noch 1-2 Bücher, in denen Landhebammen von ihrer Arbeit berichten (im bayrischen). Sie zeichnen ein gutes Bild von den sozialen Umständen im ländlichen Bereich in Bezug auf Geburt, Wochenbett und Familienplanung. Ist das was für Dich?

  • Petrosilius, das von dir genannte Buch klingt auch gut. Ich meine sogar, dass ich das vor ein paar Jahren in einem Buchladen mal durchgeblättert habe und mit Schrecken diesen komischen Gebärstuhl gesehen habe. #kreischen
    Wenn ich mir die anderen Bücher durchgeschaut habe, werde ich mir dieses vielleicht auch noch gebraucht besorgen.


    Cogi, mir schwebt in meiner Vorstellung eher so ein "allgemeines" Buch vor; also eher ein Nachschlagewerk für Laien, als solche Erfahrungsberichte.
    Obwohl die sicher höchst interessant und berührend sein werden, ist mir diese Art von Literatur im Moment doch zu "nah".
    Hab aber trotzdem vielen lieben Dank für den Tipp! #ja


    Warum habe ich bloß nicht ZEITIG VOR Weihnachten hier nachgefragt; dann hätte ich mir die Titel wünschen können.... #augen

  • oh, ich seh das erst jetzt...
    ich hab einmal eine arbeit zu hebammen geschrieben vor jahren. es war eine proseminararbeit, also nix weltbewegendes, und ich hab sie auch nicht mehr (verschollen auf dem uraltpc ;) ), aber ich kann dir ein paar empfehlungen geben, wenn du magst. es sind aber geschichtswissenschaftliche bücher, also fachliteratur. da ich nicht an einem institut studierte, das einen medizingeschichtlichen fokus hat, sind die bücher, die ich las, eher sozial/kulturgeschichtlich geprägt. die meisten autor/innen keine spezialisierten medizinhistoriker/innen. ich bin in der vormoderne zuhause, daher liegt auch dort ein deutlicher schwerpunkt der literaturauswahl. ich hab aber noch ein wenig in der neueren literatur geschmöckert (ich schrieb die arbeit 1999/2000).


    labouvie, eva: andere umstände. eine kulturgeschichte der geburt. köln böhlau, 2000. (zweite auflage, erste 1998). (eva labouvie ist prof für neuere geschichte in magdeburg mit deutlichem fokus auf gender. das buch fand ich - jedenfalls damals - sehr spannend, definitiv historisch/anthropologisch geprägt, es ging ihr vor allem auch um das aufweichen des modernisierungstheoretischen ansatzes in der forschung zur geburtshilfe, soweit ich das noch auf dem schirm hab). sie hat zu diesem thema auch ihre habil geschrieben: dies.: beistand in kindsnöten. hebammen und weibliche kultur auf dem lande (1550-1910). frankfurt campus, 1999.


    gélis, jacques: das geheimnis der geburt. rituale, volksglaube, überlieferung. freiburg herder, 1992. (hab ich als sehr "ethnologisch" in erinnerung, da geht es um die praktiken an sich - solche dinge mit dem händewaschen zb, aber auch um die ganze "popular culture" drumrum, heute würde man vermutlich "populares wissen" dazu sagen 8) ist aber sehr "französisch" #pfeif das buch ist ein klassiker und war in seiner zeit wegweisend für die forschung. (gélis war prof für histoire moderne an der univerität paris VII)


    -> das sind beides bücher, die auch für nichthistorikerinnen ok zu lesen sind, soweit ich mich daran noch erinnern kann.


    graves, rolande: born to procreate. women and childbirth in france from the middle ages to the eighteenth century. new york, lang 2001. (buch gab es damals nicht, als ich die arbeit schrieb, hab ich gerade eben gefunden, inhaltsverzeichnis sieht interessant aus, graves geht zuerst auf das wissen um die geburtshilfe ein - dazu benutzt sie als quellen gynäkologische handbücher von der antike bis in die zeit über die sie schreibt, dann schreibt sie über die geburtshilfe an sich, also die "hebammenkunst", und die kontroversen darum, das letzte kapitel betitelt sie mit vorläufer moderner gynäkologie. hm. kann den fokus jetzt nicht so ganz abschätzen )


    hilpert, claudia: wehemütter. amtshebammen, accoucheure und die akademisierung der geburtshilfe im kurfürstlichen mainz, 1550-1800). frankfurt a.m, peter lang 2000.
    das ist richtige fachliteratur :D und da sind wir dann auch bei dem thema, das die historische forschung grosso modo rumtrieb in der zeit, als ich mich mit dem thema befasste - die akademisierung der geburtshilfe - also das aufkommen von kliniken, die institutionalisierung, das hinzuziehen von ärzten zu geburten (die verdrängung der frau aus der geburtshilfe - oft ist der genderfokus solcher arbeiten offenkundig...). soweit ich mich erinnere, war die sache in zügen durchaus trocken #zaehne


    stadlober-degwerth, marion: (un)heimliche niederkunften. geburtshilfe zwischen hebammenkunst und medizinischer wissenschaft. köln böhlau, 2008.
    hab ich jetzt auch eben gefunden, da ich das inhaltsverzeichnis wegen technischen fehlers nicht einsehen kann, kann ich nicht so ganz abschätzen, welchen fokus die autorin einnimmt. hier geht es ums 19./20. jh, stadt regensburg. institutionalisierung der geburtshilfe, gründung der geburtsklinik 1821, verdrängung der hebammen, kampf der hebammen um ihre arbeit - solche dinge stehen wohl im vordergrund. auch das klassische thema: verdrängung der frauen aus der geburtshilfe, akademisierung, institutionalisierung etc.


    weiss nicht, ob solche bücher dir helfen?

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • 8o


    Wow, ainu! #respekt


    Also, bis auf das Buch "Das Geheimnis der Geburt" werden die Titel ja teilweise für astronomische Summen gebraucht angeboten...scheint ein interessantes Thema zu sein. #freu
    Das ist dann meine Spezialität; wie ich günstiger an die Bücher herankomme. #ja
    Hab vielen Dank!


    Den Begriff "Wehemütter" habe ich noch nie vorher gehört und wenn man ihn als Suchwort eingibt, kommen noch ein paar andere interessante Titel...


    Wenn ich mit all diesen Büchern durch bin, werde ich noch zur Expertin für Schwangerschaft und Geburt und "auch sonst gebrächlichen Frauen"... #lol

  • Also, bis auf das Buch "Das Geheimnis der Geburt" werden die Titel ja teilweise für astronomische Summen gebraucht angeboten...scheint ein interessantes Thema zu sein.

    Das ist dann meine Spezialität; wie ich günstiger an die Bücher herankomme.
    Hab vielen Dank!

    gern geschehen.


    ich weiss ja nicht, wo du wohnst, aber wie wärs mit der unibibliothek deines vertrauens und einem scanner #angst

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Stimmt; das könnte ich mir mal nach dem Umzug vornehmen...


    Mal gucken, ob ich mich als alte Frau und Nichtmehr-Studentin wieder in altes Terrain hineintraue! :D

  • Thema: Hebammen in Deutschland von
    1950-1975 mit Ausblick auf heute


    Duden,Barbara: Der Frauenleib als öffentlicher Ort. Vom Mißbrauch des Begriffs Leben.
    München 1991.
    Baumgärtner,Barbara: Einfach schwanger? Wie erleben Frauen die Risikoorientierung in der
    ärztlichen Schwangerenvorsorge? Frankfurt am Main 2005.
    Rockenschaub,Alfred: Gebären ohne Aberglauben. Fibel und Plädoyer für die Hebammenkunst. 3.
    Auflage Wien 2005.
    Samerski,Silja: Die Freisetzung genetischer Begrifflichkeiten, oder: Wie genetische
    Beratung zum Risikomanagement verpflichtet. In: Berliner Blätter:
    Ethnographische und Ethnologische Beiträge. Heft 29 Münster 2003. S. 18-23.
    Schumann,Marion: Vom Dienst an Mutter und Kind zum Dienst nach Plan. Hebammen in der
    Bundesrepublik 1950-1975. Göttingen 2009.



    Ich habe das Thema auch mal in einer Prüfung gemacht. Vor allem Rockenschaub und Schumann kann ich dir empfehlen.