Schule, Lernen und die Verantworung

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  • Hallo Ihr Lieben,


    meine Große geht ja jetzt in die erste Klasse Gymnasium. Das Gymnasium war ihr ausdrücklicher Wunsch, mir ist und war es nicht wichtig und an und für sich sind auch Noten für mich nicht wichtig. Dafür aber für sie.


    Sie ist an sich eine gute Schülerin, die in der Volksschule nie lernen musste, außer explizit auf Sachunterrichtstests und Matheschularbeiten. Hausübung war damals (mir kommt es ewig her) immer nur ein Fach und wenig, vielleicht war sie im Schnitt eine Viertelstunde dran.


    Das hat sich im Gymnasium nun grundlegend geändert. Hausaufgaben gibt es in jedem Fach, teilweise echt viel, wobei ich den Lehrern zugutehalten muss, dass sie die HA meist erst für die übernächsten Stunden aufgeben.


    Da an 2 Nachmittagen Schule ist und sie auch noch ausserschulische Termine hat (1x 1 Stunde Tanzen nach einem Schulnachmittag und 1x 30min Gitarre an einem freien Nachmittag) muss das ganze natürlich eingeteilt werden.


    Lernen muß sie auch mehr, v.a. englisch. Ihr Englischlehrer macht immer nur nach 5 Units Vokabeltest, dadurch ist es dann auf einmal ziemlich viel (die zweite Gruppe würde mir besser gefallen, diese Lehrerin macht wöchentlich Vokabeltests, dadurch bleibt es überschaubarer, aber mich fragt ja keiner).


    Nun komm ich zum Thema: da sie bisher nicht laufend lernen musste, ist es für sie nun schwer einzusehen, daß sie jeden Tag was machen soll. Wenn ich sage, daß es leichter ist, jeden Tag ein paar Vokabeln (oder Sätze oder was auch immer) zu lernen als einmal vor dem Test alles auf einmal, verdreht sie nur genervt die Augen.


    Eingefahren mit dieser Haltung ist sie bereits einmal, beim ersten Vokabeltest, aber meine Hoffnung, daß sie es damit einsieht, hat sich leider nicht erfüllt. Sie will zwar gute Noten und ist dementsprechend sauer und schlecht gelaunt, wenn es nicht sofort genau so funktioniert wie sie es möchte.


    Was ich möchte? Ihr die Verantwortung für die Schule zurückgeben (momentan liegt sie bei mir und das ist ein sinnloser Kampf der nur Nerven kostet und zu Wut und Tränen führt).


    Wie komm ich da raus und wie helfe ich ihr dabei die Verantwortung für Schule und Lernen selbst zu übernehmen. Und wie kann ich ihr helfen, das Lernen richtig zu lernen und zu organisieren.


    Ich bin immer gerne für sie da, aber ich will nicht mehr die sein, die bildlich gesprochen mit der Peitsche hinter ihr steht (blödes Bild, ich weiss).


    Über eure Tipps und Hilfe würde ich mich sehr freuen.


    LG Norea

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin immer gerne für sie da, aber ich will nicht mehr die sein, die bildlich gesprochen mit der Peitsche hinter ihr steht (blödes Bild, ich weiss).

    Na ja, das ist eigentlich ganz "leicht": Du musst dich nur einfach raushalten. Also einmal anbieten, dass du da bist, wenn sie Hilfe braucht und ansonsten ist das einfach ihr Thema. Es wird keinen Weg geben, wie du ihr die Verantwortung zurückgeben und die Sache trotzdem kontrollieren kann.

  • Na ja, das ist eigentlich ganz "leicht": Du musst dich nur einfach raushalten. Also einmal anbieten, dass du da bist, wenn sie Hilfe braucht und ansonsten ist das einfach ihr Thema. Es wird keinen Weg geben, wie du ihr die Verantwortung zurückgeben und die Sache trotzdem kontrollieren kann.


    Joa.


    Ich würde vielleicht das Kind nicht völlig alleine hängenlassen, sondern zumindest ein ordentliches Buch über Lernstrategien besorgen, aufs Kopfkissen legen und sagen: "da, informier dich und mach, wie du meinst, ich halte mich von jetzt an raus."


    Das geht natürlich nur, wenn du bereit bist auszuhalten, wenn sie sich dann nicht kümmert und schlechte Noten schreibt.


    Habe gerade mal geschaut, dieses Buch hier scheint mir recht sinnvoll:
    http://www.amazon.de/So-lernen-Sieger-besten-Lerntipps/dp/3442392268/ref=sr_1_3?s=books&ie=UTF8&qid=1357822662&sr=1-3
    oder
    http://www.amazon.de/Lernen-wi…ef=pd_luc_bxgy_01_01_t_lh

  • Hi,

    Na ja, das ist eigentlich ganz "leicht": Du musst dich nur einfach raushalten. Also einmal anbieten, dass du da bist, wenn sie Hilfe braucht und ansonsten ist das einfach ihr Thema. Es wird keinen Weg geben, wie du ihr die Verantwortung zurückgeben und die Sache trotzdem kontrollieren kann.

    Es klingt so leicht, sich rauszuhalten, aber das werde ich lernen müssen ;(


    @Shakes: ich will sie auch gar nicht hängenlassen, ich bin ja für sie da. Glaubst du, daß ein solches Buch bereits für eine zehnjährige geeignet ist?


    Mal konkret: habt ihr euren Kinderen von vornherein die volle Verantwortung für schulische Belange überlassen, ober habt ihr das Schritt für Schritt gemacht?


    LG Norea

  • Das "sich raushalten" ist ja irgendwie so der Standard-Tipp.


    Haben meine Eltern befolgt, und ich habe erst sehr, sehr mühsam im Studium Lern- und Arbeitstrategien entwickelt, die zu mir passen. Da hätte ich aber eigentlich auch noch anderes zu tun gehabt....also, es hätte mir sehr geholfen, wenn meine Eltern mir mehr geholfen hätten.


    Vielleicht ist es die Kunst, zwischen "sich raushalten" und alleine lassen" den schmalen richtigen Grat zu finden.


    Ich habe ja erst eine Erstklässlerin, also von der anderen Seite noch keine Erfahrung.


    Ich würde wohl versuchen, mit ihr gemeinsam einen Wochenplan aufzustellen, mit all ihren terminen. und wenn sie die Hausaufgaben in Fach A bis zum Tag X aufhat, sll sie sich entscheiden, welchen Wochentag sie dafür nimmt. Das lässt ihr noch Freiheit, selbst zu entscheiden, macht ihr aber auch die Sachzwänge klarer.


    Und ich würde mit ihr überlegen, welche Lernkanäle sie nutzt- ist sie ein optischer Lerntyp, akustisch oder was auch immer. Je mehr sie dabei über sich selbst erfährt, desto besser kann sie sich selbst strukturieren.

  • oft wird bei dem tipp des raushaltens vergessen das kind zu fragen! möchte sie ein wenig anschubsen denn haben von dir, so zum aufraffen? das finde ich am wichtigsten. ich bin großer verfechter des eigenverantwortung in der schule. ich hab das mit meinem sohn am anfang der grundschule mal geübt. er wollte das ich mich raushalte und das habe ich getan. aber nach ein paar monaten war er so unzufrieden, weil er es einfach nciht geschafft hat sich an seine sachen zu setzen, das er mich gebeten hat ihn zum arbeiten aufzufordern. DAS verstehe ich unter eigenverantwotung, wenn man selbst merkt das man auch hilfe braucht. inzwischen macht er sein ding wieder alleine. ;)

  • @Shakes: ich will sie auch gar nicht hängenlassen, ich bin ja für sie da. Glaubst du, daß ein solches Buch bereits für eine zehnjährige geeignet ist?


    Kommt auf die Zehnjährige an, schätze ich.


    Ich kenne die Bücher auch nicht, sondern habe nur in die Leseproben bei Amazon reingeschnuppert. V. a. das "So lernen Sieger" scheint mir trotz der albernen Aufmachung recht gut geschrieben/erklärt und inhaltlich ziemlich solide. Die Bücher richten sich u.a. an Schülerinnen und Schüler. #weissnicht



    Meine Mutter hat sich, was die Verantwortung fürs Lernen anging, nach den Charakteren ihrer Kinder gerichtet. Ich durfte ziemlich selbstständig arbeiten, weil ich das auch hinbekommen habe. Mit meinen Geschwistern gab's regelmäßig Zoff. :S Die WOLLTEN aber trotzdem, dass meine Mutter ihnen hilft.

  • Hallo,


    ja, das mit dem Raushalten ist so eine Sache … meine Tochter ist auch ohne größeren Aufwand durch die Grundschulzeit gekommen und muss(te) das Lernen erst Lernen.


    Mittlerweile ist sie in der siebten Klasse und macht ihre Schuldinge weitgehend selbständig.


    Die Idee mit dem Wochenplan ist gut, manche Familien haben Familienplaner, in denen die Klassenarbeiten der Kinder notiert sind, das hilft vielleicht am Anfang, ein Bewusstsein für die Aufgaben zu bekommen.


    Ansonsten habe ich mich aus allen Lernfächern (Geschichte, Bio, Erdkunde etc.) von Anfang an komplett rausgehalten – das läuft ja vorallem über das Interesse am Fach und Vieles wissen die Kinder schon. Wenn ich gefragt wurde, habe ich abgefragt.


    Mathe habe ich immer ein bisschen im Blick, weil man da den Anschluss nicht verlieren sollte und die Fremdsprachen wollte ich begleiten.
    Klassenkameradinnen meiner Tochter haben jeden Abend in jeder Fremdsprache 10 Vokabeln wiederholt, unabhängig von denen, die sowieso gelernt werden mussten. Das ist schon toll – haben wir aber nicht hinbekommen #weissnicht


    Es läuft soweit ganz gut, manchmal werde ich nervös und meine, sie müsste mehr tun, dann gibt es etwas Stress, aber das ist, wie gesagt, eher mein Problem …


    Fazit: Begleiten ist bestimmt gut. Zeit und Raum schaffen, in der gelernt werden kann und nicht die Nachmittage vollstopfen, finde ich auch sehr wichtig.


    Und ich weiß nicht, ob es gut ist, dem Kind zu vermitteln, dass einem Noten nicht wichtig sind … es geht mir vielleicht nicht um die Note selbst, aber sie zeigt doch an, ob sie in der Schule aufgepasst und den Stoff verstanden hat, ihre Hausaufgaben gewissenhaft erledigt und sich die Hefte vor der Arbeit wenigstens angeschaut hat. Ist das alles geschehen, liegt sie zwischen zwei und drei; wenn nicht, erwarte ich, dass sie schaut, woran es lag und etwas ändert … (das ist der Punkt mit der Nervosität meinerseits)


    LG
    Merlind

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mit raushalten eben nicht alleine lassen gemeint. Und das "leicht" steht nicht umsonst in Anführungszeichen. Ich habe das so formuliert, weil deine Frage sehr nach "wasch mich aber mach mich nicht nass" klingt. Und das ist gar nicht böse gemeint. Ich kann auch gar nicht aus der Sicht der Erziehenden sprechen, denn mein Sohn ist noch nicht mal in der Schule. Und sobald er drin sein wird, schlage ich mich vermutlich mit dem selben Dilemma rum...
    Aus meiner Sicht kann man Verantwortung aber tatsächlich nur komplett abgeben oder gar nicht. Verantwortlich für etwas zu sein war für mich immer der größtmögliche Motivationsfaktor bei allen Dingen. Und ich glaube wirklich, dass wir unsere Kinder da oft unterschätzen und ihnen - unabsichtlich - mehr im Weg stehen damit.


    Ich glaube schon, dass der wichtigste Schritt ist, erstmal zu sagen: Ab heute bist DU dafür verantwortlich, wie das mit der Schule läuft. Mama quatscht nicht mehr rein, nervt nicht, quengelt nicht, treibt nicht an etc. Aber natürlich bist du für sie da, bietest deine Hilfe an und hast ein offenes Ohr. Ich glaube, es gibt wirklich viele Dinge, die Eltern tun können, die wirklich helfen ohne diese Kontroll-Charakter: Du kannst ihre Interessen wecken und damit für mehr Motivation sorgen, mit ihr morgens die Tageszeitung lesen und besprechen, englische Filme schauen (oder Serien...), in Ausstellungen gehen, sie mal mit an einen interessanten Arbeitsplatz nehmen, eine Uni besuchen... Ich glaube, der Druck ist schon ganz schön groß geworden, da würde gezielt versuchen, für den Blick über den Tellerrand zuständig zu sein. Das Hauptproblem in Schulzeiten ist doch meistens, dass die Kinder/Jugendlichen nicht wissen, wofür sie das tun. Da kann man eine Menge machen finde ich. Und wer gerne weiter erinnert & angestupst werden will, kann das ja einfach sagen, das ist dann aber einfach was anderes als die Verantwortung zu übernehmen.

  • Guten Morgen,


    danke mal für eure Rückmeldungen!


    Sahnetorte: Vielleicht ist es die Kunst, zwischen "sich raushalten" und alleine lassen" den schmalen richtigen Grat zu finden.
    Das ist das, was mir persönlich so schwer fällt, wo ich an mir arbeiten muss. Die Idee mit dem Wochenplan werde ich mal mit ihr besprechen.


    mukla: Ja, ich werde mich wohl jetzt am Wochenende mit ihr hinsetzen und konkret schauen, was und wie weit ich ihr an Verantwortung übergeben kann und was sie von mir braucht.


    Merlind: Ich höre gerne, wie es bei euch und anderen läuft, da können wir uns sicher was rausziehen.


    shakes: ich schaue mal, ob es solche Bücher bei uns in der Bücherei gibt, zum mal reinschauen, ob es für uns gut ist.


    Mir geht es v.a. darum, aus der Rolle des bösen Aufsehers rauszukommen und natürlich trotzdem für sie dazusein.


    LG Norea

  • zu früh abgeschickt #schäm


    Arnoli74: du bringst mein inneres Dilemma auf den Punkt. Und ich hab deine erste Antwort auch nicht als böse verstanden #rose


    Dieser schmale Grat zwischen Kontrolle übernehemen und helfend zur Seite stehen, ist und war immer schon schwer für mich und anscheindend muß ich das in jeder Lebensphase neu lernen (merkt man, daß ich ein kleiner Kontrollfreak bin #schäm )


    LG Norea