9-jährige schreibt an die Zeit (Rassismus in Kinderbüchern)

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    • Offizieller Beitrag

    Tolles Kind!


    Ich wünsche Ihr, dass sie diese Wut beibehält und sich immer wieder auf die Hinterfüsse stellt, wenn es ungerecht wird! So viele Menschen verlernen das nämlich im Laufe ihres Lebens und nennen es dann "Lebenserfahrung"...


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Schöner Brief :)



    Ich hatte vor einigen Tagen auch schon überlegt, den Greiner Artikel mal ins Forum zu stellen, mich aber dann dagegen entschieden, denn...so toll ist er ja nicht ;)
    Im Grunde reitet er nur darauf rum, dass das Wort Kinder eben nicht zu Rassisten mache.
    Aber in dieser Disskusion geht es doch vor allem um Respekt, nicht um die Angst was das Wort im Kopf eines Kindes auslöst.


    Ich finde ja, dass Ijoma Mangold die Verwender rassistischer Sprache ganz gut beschreibt.
    http://www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprachgebrauch

  • super! auch von mir.


    und OT, aber das muss ich mir mal von der Seele schreiben:
    ich hatte vor kurzem eine frustrierende Unterhaltung mit einigen Bekannten, weil ich es unglaublich fand, dass das Wort "Negerkuss" mehrmals in diesem Karma Buch fällt. (Hab den Autor wieder verdrängt, in dem Buch hat die Frau viel schlechtes Karma gesammelt und wird als Ameise wiedergeboren)
    Ich hab mich so geärgert, dass diese Wort dort mehrmals fällt, dass ich aufgehört habe, es zu lesen. Und ich bin nach wie vor erstaunt darüber, dass man diese Wort in einem Buch verwendet, dass noch keine 20 Jahre alt ist. Und keinem ist das beim Korrekturlesen aufgefallen?
    Aber da fast alle, mit denen ich darüber geredet habe, meinten, ich übertreibe, hab ich die Diskussionen irgendwann aufgegeben.

  • miss sophie, oh ja, wie ich das hasse.
    Da kommt dann gern sowas wie "Abba ich sach des doch schon mein ganzes Leben lang. Warum soll ich mich denn jetzt umgewöhnen. Nöö, das mach ich net!"


    Ich breche das Gespräch dann ab. Gegen so viel Ignoranz kann man gar nicht ankommen :(

  • Nur werden diese Leute Worte wie Neger trotzdem verwenden. Egal ob wir jetzt alte Kinderbücher "bereinigen".


    Und: es geht ja nicht nur um Worte wie Neger, es geht darum das Kinderbücher allgemein "vereinfacht" werden und heute weniger gebräuchliche Begriffe übersetzt werden sollen.
    Insgesamt verpasst man damit meiner Meinung nach die Gelegenheit den Kindern das Wissen über den Wandel der Sprache im Laufe der Zeit zu vermitteln.
    Und mit ihnen darüber zu reden das Worte die man früher selbstverständlich verwendet hat, heute evt. etwas völlig anderes bedeuten oder eben rassistisch sind.

    Wo Furrina drauf steht ist in dem Fall Carrrie drin #evil


    und immer noch mit Chaosfamilie :D

  • Und mit ihnen darüber zu reden das Worte die man früher selbstverständlich verwendet hat, heute evt. etwas völlig anderes bedeuten oder eben rassistisch sind.


    wobei ich da die Schwierigkeit sehe, dass WIR das tun, also das erklären, aber es noch genug Leute gibt, denen es eben entweder nicht auffällt oder die diese Worte absichtlich benutzen. in beiden Fällen bekommen die Kinder das dann ohne Kommentar mit bzw. sogar mit positiver Besetzung #sauer

    es geht ja nicht nur um Worte wie Neger, es geht darum das Kinderbücher allgemein "vereinfacht" werden und heute weniger gebräuchliche Begriffe übersetzt werden sollen.


    Insgesamt verpasst man damit meiner Meinung nach die Gelegenheit den Kindern das Wissen über den Wandel der Sprache im Laufe der Zeit zu vermitteln.


    Das wiederum seh ich genauso wie du. Begriffe, die einfach nur alt und ungebräuchlich sind, dürfen gerne stehen bleiben, sollen sogar #ja

    Viele Grüße,
    Austernfischer


    Waruum? Warum denn??


    Bücher sind Schokolade für die Seele. Sie machen nicht dick. Man muss sich nach dem Lesen nicht die Zähne putzen. Sie sind leise. Man kann sie überall mitnehmen, und das ohne Reisepass. Bücher haben aber auch einen Nachteil: Selbst das dickste Buch hat eine letzte Seite, und man braucht wieder ein neues.
    Richard Atwater

    • Offizieller Beitrag

    Respekt für das Kind. Bin ja mal gespannt, ob der Brief abgedruckt wird.


    Zum Thema: Anstatt einfach so das Wort zu ersetzen, könnte man doch ein Vorwort schreiben. Oder im Text jeweils eine Fußnote.
    Pippi Langstrumpf wurde in den 40ern geschrieben. Damals hat man ohne schlechtes Gewissen Neger gesagt. Darüber zu sprechen, dass ein Wort damals normal war, heute aber das Bewusstsein dafür da ist, dass bestimmte Worte Menschen herabsetzen, das wäre toll.



    BTW: An alle die "Negerkuss" verweigern (ich muss zugeben, ich bin mit Negerkussbrötchen groß geworden): Kauft ihr zu Fasching auch Sinti-und -Roma-Kostüme? Oder darf man Zigeunerinnenkleid sagen? #gruebel

  • Zum Thema: Anstatt einfach so das Wort zu ersetzen, könnte man doch ein Vorwort schreiben. Oder im Text jeweils eine Fußnote.
    Pippi Langstrumpf wurde in den 40ern geschrieben. Damals hat man ohne schlechtes Gewissen Neger gesagt. Darüber zu sprechen, dass ein Wort damals normal war, heute aber das Bewusstsein dafür da ist, dass bestimmte Worte Menschen herabsetzen, das wäre toll.

    Ja, damals hat man ohne schlechtes Gewissen im europäischen Sprachraum Neger gesagt. Man meinte damit auch nichts Böses. Aber man meinte auch nicht einen gleichberechtigten Menschen, der einfach nur dunkle Haut hatte, sondern das, was man zu der Zeit eben kannte: Das Klischee vom halbnackten Wilden, der "Ugga-ugga" ruft, oder vom Baumwolle pflückenden Sklaven.
    Da war keine böse Absicht im Spiel, Rassismus aber sehr wohl. Immer.


    Und ein Vorwort oder Sternchen ändert daran nichts, auch nicht an der Wirkung, die es auf schwarze Kinder hat, die das ebenfalls lesen.
    Alternativ: Ruf mal jemanden, der sich gerade den Schuh von Hundekacke säuber fröhlich zu: "Hallo, Sie Wichser!" Und dann erklärst du ihm: Och, Wichsen war früher ein ganz normales Wort, nun stellen Sie sich mal nicht so an!


    Wir reden ja hier von der Kleinen Hexe, in der das Wort ja auch absolut keine tragende Wirkung hat (es geht hier lediglich um ein Faschingskostüm). Huck Finn wäre etwas vollkommen anderes.


    Und zu Pipi Langstrumpf: Meine Tochter hat das Vorlesen abgebrochen, als mir einmal Negerkönig durchrutsche. Ihre Freundin ist schwarz, wurde mehrmals als Neger beleidigt und litt SEHR darunter (die Mädchen waren 6/7 zu der Zeit!). Meine Tochter wollte von dieser "Arsch-Pipi" daraufhin nichts mehr wissen.

    • Offizieller Beitrag

    Da sind wir beim Thema Eskimo-Inuit.
    So weit ich informiert bin, bezeichnet Inuit nur einen Teil der Nordpolarvölker (die Inuktitut sprechen). In anderen Sprachen kommt das Wort Inuit nicht vor.


    Zitat

    "Die von Inuit gegründete Nichtregierungsorganisation „Inuit Circumpolar Council“ bemüht sich seit Jahren, den Begriff „Eskimo“ durch „Inuit“ zu ersetzen. Nachdem das Wort „Inuit“ jedoch z. B. in der Sprache der Yupik nicht vorkommt, kann sich diese Volksgruppe nicht mit der Bezeichnung „Inuit“ identifizieren. Die Inupiat sind nach wie vor stolz darauf, zum „großen Volk der Eskimos“ zu gehören. Als genereller Ersatz für den Begriff „Eskimo“ hat sich „Inuit“ infolgedessen im nordwestlichen Kanada, in Alaska und auf der Tschuktschen-Halbinsel bislang nicht durchgesetzt. Selbst die in Inuit-Besitz befindliche, international durch den Vertrieb von Inuit-Kunst bekannte Kooperative von Cape Dorset im Territorium Nunavut nennt sich seit ihrer Gründung unverändert „West Baffin Eskimo Cooperative (kurz: WBEC)“."


    Zitat: https://de.wikipedia.org/wiki/Eskimo

    • Offizieller Beitrag

    Wörter beeinflussen enorm unsere Wahrnehmung - genau wie Bilder.
    Und ja, ich finde, es sollte heute selbstverständlich sein, dass Neuauflagen auf solche Wörter angeschaut werden (und ins Vorwort kommt die Anmerkung, dass die Wörter aus den und den Gründen geändert wurden, nicht "wir lassen das aus Nostalgie so").


    In den alten Ausgaben lese ich das Wort vor - und bespreche es danach mit dem Kind.


    Ich hatte erst vor kurzem wieder eine aufschlussreiche Unterhaltung an meinem Arbeitsplatz - es ging mal wieder um eine Kampagne unserer Lieblingshetzerpartei... - "wenn man sich darüber aufregt, gibt man denen doch nur Raum und dann haben sie erreicht, was sie wollen" war so der Tenor. Ich habe dann gemeint, dass ich mir herausnehme, mich weiterhin gepflegt aufzuregen, wenn jemand Dinge erzählt, die darauf zielen, dass ICH und MEINE KINDER hier unerwünscht sind... (und es ist mir wurscht, dass meine Kinderchen süss blond sind und darum toll reinpassen - sie sind genaugleich "fremd" wie die anderen).
    Deshalb: Hut ab vor der Zivilcourage des kleinen Mädchens! Und ich hoffe, sie behält sie bei!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich finde es toll, dass die Mutter und auch die veröffentlichende Redaktion dem Mädchen den Rücken stärken.
    Leider wird aber, fürchte ich, so ein Brief bei den Holzköpfen nun noch Wasser auf die Mühlen geben.
    Meinen Vater zähle ich (Bildungsbürgertum und jemand, der Menschen nicht nach der Hautfarbe oder Herkunft beurteilt) zu diesen Holzköpfen und ich habe ihm den Link bewusst nicht weitergeleitet.
    Denn dann kämen wieder Sprüche wie "Neg*r" ist doch nur eine Übersetzung für Schwarzer und nicht wertend. Nur weil der Ausdruck "mal" rassistisch benutzt wurde kann man ihn doch nicht für alle Zeiten verbannen etc pp.
    ER meine es eben nicht rassistisch und daher läge es an den Afrikanern/Afrodeutschen zu erkennen, dass er ihnen eben wohlgesonnen ist. #haare


    Wegen Menschen wie ihm bin ich über das Essay im aktuellen Spiegel sehr froh.
    Wurde das hier schon verlinkt?

    • Offizieller Beitrag

    @hetereocephalus glober : Pippi Langstrumpf mochte ich als Kind auch nicht und ich weiß gar nicht, ob meine Kinder es gelesen haben. Ich finde es aber nicht gut, wenn man Literatur einfach so verändert und an unseren heutigen Zeitgeist anpasst. Literatur steht immer im Zusammenhang mit dem Entstehungszeitraum. Bei Langstrumpf und der kleinen Hexe, werden die LeserInnen später nicht zu einer Originalversion greiffen (außer es sind KinderbuchforscherInnen), anders als bei Versionen von Robinson Crusoe oder Lederstrumpf.


    Über den Begriff "Neger" kann man ja noch streiten, aber warum bei Jim KNopf as VChina das Kaisereich Mandalay gemacht wird, verstehe ich wirklich überhaupt nicht.
    Axel Haacke hat in der Zeit auch einen Artikel geschrieben: Er wurde wegen seines Buches "der weiße Neger Wumbaba" auch schon als Rassist bezeichnet. Da konnte ich dann nur noch herzlich lachen.