So, nun habe ich mehr Zeit und einen vernünftigen PC
Als erstes: Ich bin selbst Pädagogin (Erziehungswissenschaftlerin) und Volksschullehrerin (zumindest auf dem Papier, ich übe den Beruf nicht aus). Daher kannte ich Montessori schon bevor ich ein Kind hatte. Mit dem Kind kamen dann für uns zuhause immer öfter die "kindlichen" Herausforderungen und wir haben uns sehr bewusst dazu entschieden NICHTS zu sichern, sondern alles kindertauglich zu machen. Fernab von Montessori. Wenn ich nun aber in meine Montessoribücher schaue, dann sind wir ziemlich nah dran. Und das ganz unbewusst bzw. nicht forciert. Meine Tochter geht seit sie 1,5 ist auch in eine Montessorikita, daher kriegt sie so gesehen eine doppelte Ladung der Ansichten
Ich beschreibe mal die einzelnen Räume und dann was uns generell wichtig ist:
Schlafzimmer:
Das Schlafzimmer haben wir heute fertig renoviert und im Zuge dessen neue Schränke angeschafft. Da war uns wichtig, dass unsere Tochter ihren Schrank selbst einräumen kann/das System versteht/eine Übersicht hat. Also haben wir alle Ebenen sinnvoll mit ihr zusammen geordnet und Bilder angebracht:
Sie kann sich so morgens ihre Kleidung selbst aussuchen, hinlegen und auch anziehen. Sie zieht sich eigenständig an seit sie circa.... 18 Monate alt ist. Das könne auch schon Kinder in ihrem Alter sehr koordiniert. Klar, wenn sie müde ist oder nicht mag, dann muss sie nicht. Aber wir ermuntern sie und helfen. Zieht sie sich wetterlich unpassend an gehen wir kurz mit ihr auf den Balkon und lassen sie die Temperatur spüren. Mag sie dann trotzdem im kurzen Tshirt raus... gut. In der Kita gibt es zur Not immer einen Pulli im Schrank.
Das Schlafzimmer hat ansonsten ein Kinderbücherregal und Bettkästen, sowie für jeden eine Kiste im eigenen Schrankteil. In diese Kiste legt jeder seine getragenen Sachen. Bett ist ein großes Familienbett, keine Absperrgitter oder so.
Wohnzimmer:
Im Wohnzimmer gibt es eine Kuschelliege und zwei kleine Trofastregale in denen Spielzeug geordnet ist. Wenn wir mit etwas spielen gibt es dafür den Spielteppich. Ist ein Spielzeug fertig räumen wir es alle zusammen weg. Ansonsten ist das Wohnzimmer recht leer Couch und co halt.
Küche:
Wir haben einen normal hohen Esstisch, keinen Kinderhochstuhl jeglicher Art. Um den Esstisch ist zum einen eine Bank, auf der anderen Seite ist ein ehemaliges Babybaybettchen (hochgeschraubt), so dass das Kind eine eigene Bank hat, auf die es hoch- und hinunter steigen kann. Alle Küchenutensilien sind soweit erreichbar, ansonsten verschieben wir die Bank an den gewünschten Platz. Das kann das Kind auch alleine. Unter der großen Bank sind 3 sortierte Kisten mit je 1) Malutensilien 2) Knetutensilien 3) eigene Kochutensilien.
Wir haben viel Melamingeschirr, weil ich es nett und bunt finde. Ansonsten gibt es kein Kinderbesteck, sondern normales Besteck. Meine Tochter ist für das Tisch decken zuständig, daher haben wir direkt neben dem Esstisch einen Minischränkchen in dem benötigtes Besteck/Teller/Tassen ist. Oben auf dem Schränkchen steht ein Krug mit Wasser, den das Kind alleine füllt wenn er leer ist. Der Krug ist so klein, dass er nicht zu schwer ist und wenn man ihn komplett ausleert ist das Glas nur zu 3/4 voll da ist die Größe einfach ans Kind angepasst.
Ansonsten befindet sich noch das Katzenfutter auf Kinderhöhe, da unsere Tochter diese Aufgabe übernimmt. Morgens und abends füllt sie die Näpfe und Trinknäpfe der Katzen.
Zum Besteckumgang: Ich denke die Koordination schaffen die meisten 1,5 jährigen sehr gut, wenn man sie ausreichend üben lässt. Ich hatte das Glück genau zu der Zeit zwei ältere Besuchsmädels hier zu haben, die mir viel Vertrauen gegeben haben sie haben ganz selbstverständlich mit 2,5 und 4 alles selbst erledigt und da wollte meine Kleine nicht zurück stecken. Daher gibt es ein eigenes Messer seit sie 1,5 ist. Eigene Gabel/Löffel seit Beikoststart. Mittlerweile ist das absolut easy und sie schneidet sich alles selbst/schmiert Brote/bereitet Brotboxen vor. Umgang mit der Schere und Nadel und Faden klappt ebenso sicher.
Badezimmer und Toilette: Im Bad hat das Kind das unterste Regalfach mit eigenem Handtuch und allen wichtigen Pflegeartikeln. Hocker sind in Toilette und Bad, um Höhenunterschiede auszugleichen An den Wasserhähnen haben wir zerschnittene leere Duschgelflaschen, die den Wasserstrahl verlängern. So etwas Nur in selbst gebastelt, weil ich dafür kein Geld ausgeben wollte.
Vorraum/Hunderaum:
Wir haben im Vorraum eine große Marmortreppe mit halb offenem Geländer. Die ist und war immer ungesichert. Mir war es immer wichtiger mit dem Kind gemeinsam zu üben, als sie davon fern zu halten. Die Treppe hatte daher nie so richtig einen Reiz und wurde immer unfallfrei gemeistert. Erst sind wir sie rauf und runter gekrabbelt, dann gelaufen, heute hoppsen wir Der Hundebereich ist auch frei zugänglich, ebenso wie der Balkon.
Garten: Wir haben einen großen Teich, viel abschüssiges Gelände. Alles ist ungesichert, wir haben (und üben immer noch viel) immer geübt und besprochen wie man sich wo verhalten muss und das klappt auch sehr gut bisher. Natürlich lasse ich sie nie alleine, aber 3000qm kann ich nicht durchgängig einsehen. Daher muss ich mich in gewissen Bereichen auf sie verlassen können. Den Teich habe ich aber immer (!) im Blick. Beim Rest kann sie maximal ein bisschen Gras entlang kullern...
Generell:
Eigenständigkeit, das Erleben von Jahreszeiten und Umwelt, Mitarbeit, Gleichwertigkeit, vorbereitete Umgebungen schaffen. Wir sind ganz ganz viel draußen, haben auch für unsere Tochter ein eigenes Beet, dass sie pflegt (bzw so Malertröge mit angepflanzten Blumen).
Also, womit ich Bedenken bei diesem Konzept habe, ist das Alter der Kinder. Jetzt, mit 3 Jahren, kann mein Großer schon vieles alleine; er darf auch mit seinem Kindermesser Obst schneiden z.B.
Aber mit 1,5 Jahren waren die Bewegungen noch so unkoordiniert, dass ich ihm keine spitze Gabel geben wollte.
Unser Kinderbesteck ist nämlich das alte von mir und meinem Bruder; das ist einfach nur kleiner und weniger scharf, aber nicht aus Kunststoff. Damit kann man auch proplemlos kleine Teile aufpieksen.
Ich finde es ist Übungssache und Vertrauenssache. Natürlich ist jedes Kind anders, aber ich kenne in unserer Kita kein einziges Kind, dass nicht nach 2 Wochen mit Messern oder Sparschälern gut umgehen konnte. Die Kinder sind da zum Teil 1,5 oder etwas jünger. Am Anfang braucht es ruhige Anleitung und viel Vertrauen und die Gewissheit, dass Kinder sich mit einem spitzen/scharfen Messer seltener schneiden, als mit Plastikmessern oder stumpfen Messern weil einfach mehr Druck drauf ist und dadurch mehr abgerutscht wird.