Huhu,
diese Gedanken kenne ich, nicht von mir selbst, aber aus meiner Umgebung.
Unser Sohn wird im Herbst 3. Wir, also mein Mann und ich, sind im Westen der Republik groß geworden und zwar zu Zeiten, als es normal war, dass man mit 3 Jahren in den KiGa ging. Derzeit leben wir im Osten Deutschlands, wo es was Kinderbetreuung betrifft eine ganz andere Geschichte zu gibt. Hier sind die Leute es gewohnt, dass man mit spätestens einem Jahr in die Einrichtung (so nennen die das hier) geht. Als unser Sohn mit etwa 4 Monaten zum Babyschwimmen und zur Krabbelgruppe ging (natürlich mit mir), wurde ich mit dieser Mentalität erst einmal so richtig konfrontiert. Mit knapp einem Jahr war unsere Gruppe fast vollkommen aufgelöst, weil alle Kinder in die Einrichtung mussten. Bei vielen konnte man den Eindruck gewinnen, dass sie es einfach taten, weil das eben immer schon so war (nicht alle Mütter gingen dann beispielsweise auch wieder arbeiten). Unser Sohn hatte sich recht schnell mit einem Mädchen (sie ist bis heute seine große Liebe ) angefreundet, wir Eltern uns ebenfalls. Für uns war, wie gesagt klar, dass unser Sohn erst einmal noch nicht in eine KiTa gehen würde. Und unsere Freunde fanden diese Idee - natürlich auch verbunden damit, wie wir es für uns begründet haben - so gut, dass sie das für ihre Tochter ebenfalls so entschieden haben.
Ich muss vielleicht noch dazu sagen, dass wir (speziell eben die Mütter der beiden) mit den Kindern auch etwas unternehmen. Wir gehen einen Vormittag mit ihnen in eine Spielgruppe, einen Vormittag sind wir im Musikgarten und einen Nachmittag waren wir bislang mit ihnen im Schwimmkurs und werden das nun umwandeln in einen Turnkurs, was die Väter mit ihnen machen werden. Zudem hat es sich ergeben, dass unsere Freunde auch in direkte Nachbarschaft gezogen sind, was natürlich auch so manchen Berührungspunkt ergibt.
Dennoch: Hier sind wir die Exoten. Und gerade bei unseren Freunden kommt da schon manches Mal die Frage auf, ob man es richtig gemacht hat, vor allem, weil bei ihnen die Familien ein solches Modell nicht kennen und es dementsprechend kritisch beäugen. Das spielt bei uns beispielsweise keine Rolle, weil wir eben anders groß geworden sind und unsere Familien es völlig normal finden, wie wir es machen.
Darüber hinaus kann ich - und ich beobachte unseren Sohn natürlich auch genau - nicht erkennen, dass er unterfordert wäre oder es ihm an irgendetwas fehlen würde. Vielleicht würde er schon mehr sprechen, wenn er in der KiTa wäre, aber dafür hat er andere Stärken. Wären die genauso ausgeprägt, wenn er in die KiTa ginge? Keine Ahnung. Man kann ja nun mal nicht beides testen, insofern ist es hypothetisch, darüber zu sinnieren.
Wie gesagt, wir als Eltern kennen es auch nicht anders. Ich bin beispielsweise mit 3 in den KiGa gegangen bis 12 Uhr. Mein Bruder nicht, der war bei meinen Großeltern, weil er sich im KiGa nicht wohlfühlte, aber unsere Eltern zu dem Zeitpunkt beide berufstätig waren. Als ich auf die Welt gekommen war, war die Konstellation insofern anders, dass meine Mutter nicht mehr arbeiten musste (also aus finanzieller Sicht) und ich eben dann nur halbtags im KiGa war und wir den Rest des Tages als Familie verbracht haben. Dazu gehörte auch ein gemeinsames Mittagessen. Wir haben immer auf uns Geschwister gewartet und gemeinsam gegessen. Konnte mein Vater es beruflich einrichten, dann eben zu Viert. Meine Mutter betont heute noch, dass uns die Zeit als Familie gut getan habe.
Und so sehe ich das im Grunde auch. Wir erwarten nun im Sommer Nachwuchs. Dummerweise wird das mit der Eingewöhnung unseres Sohnes im KiGa zusammenfallen. Gefällt mir nur bedingt gut, da ich nicht will, dass bei ihm der Eindruck entsteht, weil ein neues Kind dazu kommt, muss er nun in den KiGa. Ich habe das mit der Leitung unseres KiGas besprochen und habe zum Ausdruck gebracht, dass für mich eben auch die Familie einen großen Stellenwert hat. Man schlug uns dann vor, dass unser Sohn dann morgens gebracht wird und mittags, vor dem Mittagessen, wieder abgeholt wird, damit er das Gefühl hat, immer noch dazu zu gehören. Sollte er dann irgendwann den Wunsch haben, lieber im KiGa zu essen und zu schlafen, kann man das ja ändern. Aber wir finden es wichtig, dass er sich nicht ausgegrenzt fühlen wird. Und ich bin froh, dass wir mit dem KiGa diese Lösung finden konnten, denn das ist hier im Osten nicht alltäglich. Viele Einrichtungen legen gigantischen Wert auf das gemeinsame Mittagessen und Schlafen.
Im Endeffekt muss das jeder für sich und sein Kind entscheiden. Ein generell richtig oder falsch gibt es da nicht. Aber ich würde in solchen Dingen immer auf mein Bauchgefühl und Herz hören und weniger darauf, was drumherum so geredet wird. Am Ende muss man selbst damit leben und davon überzeugt sein, schließlich ist die Sache nur einmal zu entscheiden bzw. die Zeit ist nicht mehr zurückzudrehen, wenn man merken würde, man hätte es lieber doch anders gemacht.
Wie gesagt, da kann man geteilter Meinung sein. Genauso wie zu Themen wie Ganztagsschulen, Einschulung mit 5 oder was weiß ich...
VG Steffi