danke Rattenkind
Deine Beschreibung (sowohl bzgl. "28 mal erklären" als auch dem Abdriften auf unterrichtsfremde Seiten) trifft meine Erfahrung zu 100%.
Meine SuS haben alle mindestens die Mittlere Reife.
Meine SuS können mit ihren Handys Musik hören, Youtube schauen, WhatsApp schreiben und aktuelle Spiele spielen.
Ein Teil schafft es noch, sich die Vertretungsplan-App zu installieren.
Dass man sogar mit einem Handy mailen kann, Passwörter verwalten kann, im Notfall Dokumente bearbeiten kann, den Screen auf den Beamer spiegeln kann, je nach Betriebssystem einen USB-Stick anschließen kann... etc. versetzt viele in ungläubiges Erstaunen.
Zum Thema "digitale Medien im Unterricht"
Beispiel: Ich bereite eine Unterrichtseinheit für den PC-Raum vor.
Am Anfang der Stunde muss ich bei min. 25% der SuS das Passwort zurücksetzen. Da sind die ersten 10 Minuten Arbeitszeit weg. Nach einer längeren Schulpause auch bei noch mehr SuS. Die 25% ist der Anteil von einer Stunde zur nächsten - innerhalb einer Woche!
Ich bitte darum "die Dokumente bitte am Ende im Transfer-Laufwerk abzulegen und nicht in ihrem Home-Verzeichnis, da ich darauf keinen Zugriff habe."
Ich muss dafür allerdings von 25 Schülern fast der Hälfte erklären, was der Explorer ist, dass es darauf verschiedene Laufwerke gibt usw. ... und in der nächsten Stunde wissen einige nicht mehr, wo sie ihr Zeug finden bzw. wie sie dahin kommen
(so viel zum Thema "28mal erklären" um dann als überheblich abgestempelt zu werden)
Für Handouts ist dann - bei den Interessierten - ein kleiner Exkurs in Word-Formatierungen dabei. Tabulatoren statt Leerzeichen, Zeilenabstände, Kopf- und Fußzeilen, Sonderzeichen, suchen-ersetzen, Textverlauf bei Grafiken u.ä.
"Speichern unter" ist für viele ein Fremdwort. Wenn ich also ein Dokument zum Bearbeiten zur Verfügung stelle, erstelle 25-30 Dateien, die schon jeweils den Namen der SuS enthalten. Alles andere kostet mich Stunden - "warum ist das gesperrt? - ich kann nicht arbeiten - was muss ich tun?". Ich erkläre am Anfang der Stunde, dass sie die Dateien im Transfer-Laufwerk finden und am Ende genau dort wieder speichern sollen. Anschließend gehe ich rum und zeige mehrfach, wie man dieses Laufwerk findet (siehe oben)...
Trotzdem - oder gerade deshalb - gehe ich regelmäßig mit Klassen in den PC-Raum und nehme mir die Zeit, die wichtigsten Grundlagen nochmal zu erklären. Grundlagen in Excel und Word zu vermitteln. Fachlich wäre ich frontal im Klassenraum doppelt bis dreifach so schnell.
Zum Thema "Digitalpakt"
(bei meinen Kids im Schulbezirk und bei mir im Schulbezirk, das sind 2 verschiedene Schulämter)
Ein Großteil der Gelder wird dafür benötigt werden, die Schulen überhaupt erstmal flächendeckend ans Breitbandnetz anzuschließen. Der nächste größere Betrag wird benötigt, um innerhalb der Schulen eine kabellose Infrastruktur aufzubauen. Die "Reste" stehen dann für Endgeräte und Anwendungen zur Verfügung.
Zum Thema "Smartboards"
(an meiner Schule ist nur ein Teil der Räume mit Smartboard ausgestattet, alle Räume haben einen PC und einen Beamer, immerhin. Da sind wir besser ausgestattet als die Schulen meiner Kinder)
Wenn ein Gerät defekt ist, muss die Schule beim Schulamt ein Ticket eröffnen, damit ein Servicetechniker vorbeischaut. Dauert gerne 2 Wochen, manchmal auch länger.
Smartboardtaugliche Unterlagen laufen nur mit spezieller Software, die sich logischerweise nur auf den entsprechenden PCs bei den Smartboards befindet....
Zum Thema "Fortbildung der Lehrkräfte bzgl. digitaler Medien"
Pro Lehrkraft und Jahr stehen ganze 40€ zur Fortbildung zur Verfügung.
Zum Thema "Arbeitgeber stellt alle nötigen Ressourcen zur Verfügung"
unsere (in Verhältnis gut ausgestattete) Schule hat für uns Lehrkräfte ca. 10 PC. Bei über 60 Kollegen/-innen. (Soweit ich weiß hat die Grundschule 1 PC im Lehrerzimmer - für über 15 Lehrkräfte)
Also erstellen wir unsere Unterlagen auf unserem privaten PC entweder mit freeware oder mit privat gekauften Microsoft-Lizenzen.
Immerhin besitzen wir alle Dienstmail-adressen. Mit passendem Domain-Namen "xy@a-b-c-schule.de". In der weiterführende Schule meiner Kids haben alle Lehrer Dienstmailadressen über t-online. "xy@t-online.de". In der Grundschule haben nur Schulleitung, Stellvertretung und Sekretriat offizielle Adressen übers Land. Alle anderen nutzen ihre Privatadressen oder Adressen die sie sich bei den üblichen freemailern für die Schule angelegt haben. Diese bekommen idR nur die Elternbeiräte, alle anderen kommunizieren bitte übers Sekretariat "könnte mich xy bitte mal zurückrufen / können Sie xy ausrichten / diese Mail weiterleiten..." oder übers Hausaufgabenheft.
happy spider
mein Mann arbeitet in der IT eines großen Unternehmens. Die meisten der von Dir geforderten Programme werden dort nicht eingesetzt. Ich vermute, Deine Sicht ist da branchengefärbt.
Mail ist dort ein übliches Kommunikationsmittel.