Mein beiden älteren Kinder haben einige Monate in einem Waldorf-Kindergarten verbracht. Leider haben wir dort keine positiven Erfahrungen gemacht und haben schliesslich wieder gewechselt. Ich schreibe unsere Erfahrungen im nächsten Absatz auf. Bei uns war auch das Thema Schulreife ein Thema und da ein richtiges "Kleben" am Jahrsiebt und am Zahnwechsel als Kriterien. Wir haben erlebt, dass Kinderbedürfnisse (wie auf Toilette gehen) nach hinten gestellt wurden, dass mit Spielentzug bestraft wurde, wenn manche Sachen nicht eingehalten wurden (aufessen, etc.) und dass keine Rücksichtsnahme auf Tagesabläufe einzelner Familien von Seiten der Einrichtung möglich war.
Nun ist es gut möglich, dass da wieder Einzelfälle sind, aber dann frage ich mich schon, warum einzelne Einrichtungen unter dem Namen Waldorf so agieren dürfen.
Meine beiden älteren Kinder wechselten nach einem Umzug in einen Waldorf-Kindergarten. Die Alternative wäre eine katholische Kita in 7 km Entfernung gewesen oder Montessori, das war mir aber mit 30 km zu weit weg. Der Waldorf Kindergarten war 15 km entfernt und machte einen sehr idyllischen Eindruck. Ein Blockhaus auf dem Land, großer Garten, von Natur umgeben. Für uns, aus der Großstadt kommend, war das wirklich entzückend. Auch innen alles aus Holz, ein Holzofen, eine kleine Küche direkt im Gruppenraum, ein Kastanienbad, Naturmaterialien; wirklich wunderschön. Es gab einen festen Speiseplan, hier waren die Kinder auch be der Zubereitung zum Teil integriert, z.B. wurden einmal wöchentlich Semmeln gebacken, wo die Kinder den Teig mit vorbereiteten und Semmeln formten. Im Frühjahr/Sommer gab es einen wöchentlichen Wandertag, immer die gleiche Route zu einem See, wo dann auf Bierbankgarnituren (die zu einem Gasthaus gehörten) Brotzeit gemacht wurde, danach ging es zum Spielplatz und da war dann später die Abholzeit.
Meine Kinder wechselten im Dezember dorthin. Mein Sohn wurde da gerade 5 Jahre alt. Im Vorfeld hatte uns niemand gefragt, ob wir ihn mit 5 einschulen wollten. Das wurde beiläufig im Januar mal gefragt und der Erziehern sind kurz die Gesichtszüge entgleist, als ich sagte, dass wir eigentlich schon daran denken. Zwei Tage später wurde ich zum Elterngespräch in den Kindergarten zitiert, wo mir dann die Kindergartenleitung und eine Erzieherin (insgesamt waren immer 3 Betreuerinnen da) gegenüber saßen. Es wurde überhaupt nicht darauf eingegangen, zu evaluieren, ob mein Sohn schulreif sei oder nicht. Nein, mir wurde sofort ein schlechtes Gewissen gemacht. Was ich denn für eine Mutter sei, die sowas in Beträcht zöge, v.a. bei einem Jungen, usw. Der zu diesem Zeitpunkt nicht vorhandene Zahnwechsel war ein Thema und das er insgesamt einfach zu jung sei. Ich wollte aber nicht einknicken und daraufhin wurde mir mitgeteilt, es sei schon meine Entscheidung, auch wenn sie es nicht verstehen könnten, mein Sohne dürfe aber nicht an den Vorschulaktivitäten teilnehmen, weil sie ihn einfach nicht als Vorschulkind sähen. Der Zahnwechsel kam dann 3 Monate später (also mit 5J3M) und die Schulärztin befand ihn auch für schulreif, aber auch dann durfte er nicht bei den Vorschulaktivitäten (Bau einer Holzkiste, Erfinden und Malen einer Geschichte, Vorstellung der Geschichte vor den Eltern) teilnehmen.
Mein Tochter war 3 Jahre alt, als sie wechselte. Wir waren mitten im Umzugsstress, mussten übergangsweise in einer Ferienwohnung wohnen, waren täglich auf der Baustelle, ich hatte meine Abschlussprüfungen an der Uni. Dem Kindergarten-Team war das bekannt. Trotzdem hatten wir gleich in der ersten Woche eine unschöne Situation. Ein Kind hatte Geburtstag und einen Kuchen mitgebracht. Alle Kinder sollten dem Kind einzeln gratulieren, meine Tochter stand nur da und sagte nichts. Daraufhin wurde sie von der Geburtstagsfeier ausgeschlossen, bekam keinen Kuchen und durfte nur zuschauen. (Rückblicken hätte ich da schon explodieren sollen, aber der ganze Stress drumherum....)
Im Frühjahr begleitete ich den Kiga beim Wandern (jedesmal sollte eine Mutter oder ein Vater als Begleitung mitkommen). Die Wanderung an sich war schön. Dann kamen wir zu einem Bächlein. (Über Bäche zu springen war als ein Kriterium für Schulreife angegeben.) Nun wurden explizit die Vorschulkinder aufgefordert, doch mal über das Bächlein zu hüpfen, was die meisten auch taten. Ein Mädchen wollte nicht, hier wurde noch zwei-, dreimal aufgefordert aber dann davon abgelassen. Als ein jüngerer Junge (4 oder 5 Jahre alt) sagte, er wolle doch auch mal darüber springen, wurde dies verneint, da keine Zeit mehr sei und es ging weiter. Alle setzten sich zum Brotzeit machen und aßen. Zwei Kinder mussten auf Toilette, die Kiga-Leitung entschied, die Kinder sollten warten, bis die Brotzeit beendet war. Nach eine Weile fingen die beiden Kinder an, auf der Bank hin- und her zu rutschen. Schließlich nahm eine der Erzieherinnen, als die Leitung wegschaute, und lief mit ihnen zur Toilette. Mir taten die Kinder leid! Was wäre wohl gewesen, wenn sie eingenässt hätten?
Als mein Sohn dann zur Schule ging, kam er einen Tag/Woche so heim, dass er vor mir daheim gewesen wäre, weil da erst die Abholzeit im Kiga anfing. Ich fragte also im Kiga, ob es möglich wäre, an diesem einen Tag meine Tochter 20 Minuten früher abzuholen, da ich nicht wollte, dass mein 5-jähriger Sohn einen Schlüssel zur Schule mitnehmen muss und ein halbe Stunde alleine daheim ist. Aber es war ja meine Schuld, ich hätte ihn ja nicht mit 5 einschulen müssen und früher abholen ginge ja nicht, da die Altersgruppe meiner Tochter da Aquarellmalen hätte. Ich fragte, ob sie dann nicht mit den anderen Kindern (die hatten da Spielzeit im Garten) im Gartne spielen könne, aber das wurde auch nicht gern gesehen. Im Endeffekt war es dann jede Woche ein betteln, ob meine Tochter nun früher gehen darf.
Meiner Tochter, die ein picky eater war, wurde auch oft die Spielzeit im Garten verboten, weil sie nicht aufgegessen hat oder ein Essen nicht probieren wollte. Sie saß dann alleine drinnen am Tisch. während die anderen Kinder spielen durften.
Ich könnte noch viel mehr Erlebnisse schreiben, aber ich denke das reicht nun. Für uns hat es auf jeden Fall gar nicht gepasst und im Rückblick hätte ich meine Kinder da wahrscheinlich gleich nach der ersten Woche wieder rausnehmen sollen. Aber ja, damals wollte ich es dort gerne schön finden.