Sich Gedanken um das mögliche Scheidungsrisiko zu machen bedeutet doch nicht, dass man der Ehe von vornherein keine Chance einräumt?
Im Gegenteil, ich finde gerade weil man sich aktiv auch mit den möglichen unschönen Seiten auseinandersetzt, anstatt sich romantisierten Vorstellungen von absoluter Treue, immerwährender Liebe und perfekter Konfliktlösung hinzugeben, hebt man die Ehe doch auf eine Ebene, wo man zeigt, dass man sie absolut ernst nimmt.
Dass der Gedanke an ein Ende der eigenen Ehe natürlich persönlich betrachtet kein angenehmer ist, keine Frage. Aber da muss man halt abstrahieren können. Menschen können sich ändern, Umstände können sich ändern, Gefühle können sich ändern.
Wenn ich eine Haftpflicht abschließe, dann ja auch nicht in der Vermutung dass ich morgen fahrlässig die Bude eines anderen abfackeln werde - sondern rein aus der theoretischen Überlegung heraus, dass ich mir einen etwaigen Schadensfall einfach nicht leisten kann und dass es ein bestimmtes statistisches Risiko gibt, dass dieser Schadensfall eintreten kann.
Bei der nüchternen Betrachtung von Scheidungsrisiken gilt imho das gleiche: Kann ich mir eine Scheidung mit all den finanziellen (und auch emotionalen) Beeinträchtigungen "leisten"? Und wenn nein, was muss ich jetzt ändern, um es doch zu tun?
Und in Anbetracht der Tatsache, wie wenige Leute sich einen Ehevertrag zulegen und wie die Situation von alleinstehenden geschiedenen Frauen gerade auch im Alter so aussieht, muss man leider sagen, dass ein Großteil der Leute es nicht wirklich tut. Sich damit zu beschäftigen heißt halt nicht, sich ein wenig kurz zu überlegen, wie das mal aussehen könnte sondern sich konkret Zeit zu nehmen und die Rechtslage anzusehen, sich ggf. anwaltliche Beratung dazu zu leisten und einen konkreten Finanz- oder Vorsorgeplan zu erstellen. Sich konkret schlau zu machen, wie welcher berufliche Einstieg wieder gelingen kann.
Sich auf späteres Hartz4 zu verlassen finde ich einfach nur fahrlässig. Und im Hinblick auf das Rollenbild, was man seinen Kindern vorlebt, auch alles andere als verantwortungsvoll.
Und ja, so eine konkrete Vorsorge und Zukunftsplanung machen einfach noch zu wenige der Elternteile, die aufgrund der Kinder auf die Schaffung bzw. Weiterverfolgung einer soliden Berufsgrundlage verzichten (und solange man eben kein Vermögen andernweitig zur Verfügung hat, bleibt halt ein vernünftiger Job die Einnahmequelle #1).