Meine Grosse ist im schwächsten Niveau und eine Nachbarin erklärte mir dann auch mal im Gespräch, dass ihre Tochter da nie hingehen würde, weil sie untergehen würde in dem "Bodensatz".
;(
Bei uns meinte eine Mutter, "lieber die straffe Privatschule, da erziehen sie die Kinder wenigstens richtig, als dieses ganze Multikulti-Gesöns" Das fand ich schon schlimm, aber Bodensatz!?!?
Wir sind auch unschlüssig. Mein Sohn tendiert zum Gymnasium, aber ob das wirklich rein sein Wunsch ist, oder ob er eben doch raus hört, dass das das Non-plus-ultra ist, finde ich schwer zu sagen.. Er hat auf jeden Fall auch ganz schön Respekt davor und drückt das auch aus, es sei ja eine Entscheidung für so viele Jahre.
Die Lehrer schätzen ihn völlig klar auf dem Gym ein. Und zwar in allen Bereichen. Also neben Noten auch im Sozial- und Lernverhalten, wie er mit Rückschlägen zurecht kommt, wie interessiert es ist, das er wenn er fertig ist noch eine freiwillige Aufgabe löst und wie selbstständig er ist. Sie geben mehr Gymnasialempfehlungen, als dann tatsächlich umgesetzt werden, aber dann wäre es praktisch immer so, dass die Empfehlung nicht in allen Bereichen eindeutig war. Sie waren verwundert über meine Zurückhaltung. Einer der Lehrer (bei uns sind sie immer zu zwei, unterrichten als Klassenlehrerteam) meinte (zugegeben vorsichtig), es sei ja schon etwas verschwendetes Potential meinen Sohn nicht aufs Gym zu schicken. Mein Sohn war nicht anwesend, ich stehe der Aussage zwiegespalten gegenüber.
Zu Hause ist es so, dass er wirklich nur das unbedingt notwendige macht und das bisher auch völlig ausreicht. Aber ich kann nicht sagen, wie das wird, wenn es nicht mehr von alleine geht. Er sagt, er ist gerne gut, er mag es, wenn es ihm von der Hand läuft. Und es ist wirklich sehr selten so, dass er etwas genauer wissen möchte, eine kurze Erklärung genügt. Eher pragmatisch.
Dafür spricht für mich, dass er eher Kopfmensch ist, er beschäftigt sich gerne mit Knobbelspielen, Rätseln, Puzzle, Schach. Er hat sich Lesen und Rechnen selbst beigebracht und ich habe ihn letzthin ein Gedicht auswendig lernen sehen, da dachte ich ich spinne, wie schnell er das konnte. Aber was ist mit Erdkunde, Bio, all diesen Lernfächern, wenn ihn das nicht interessiert. Ich hab keine Ahnung, wie er damit umgeht. Und wie er mit anderen Noten umgehen würde ist auch unabsehbar, kann mir auch vorstellen, dass er dann schnell ein Defizitgefühl aufbaut.
Ende letzten Jahres war er mal so gestresst, dass er nicht mehr ins Fußballtraining wollte, weil ihm das zu viel war. Er selbst fühlt also offensichtlich Druck, wenn es auch von aussen leichtfüssig aussieht (also für die Lehrer).
Gut, und dann spuckt mir so ein Pauschalsatz einer netten Kindergartenerzieherin im Kopf rum, die über ihre Schulerfahrungen mit den eigenen Kindern erzählte. Den Satz kann man sicher ganz leicht zerpflücken, aber ich schreibst, weils plakativ eben doch meine Angst wieder gibt. Sie meinte "Mit G8 ist die Kindheit vorbei". Ja und ich denke mir die Pupertät kommt auch noch. Ich möchte nicht so ein straffes Programm für ihn. Und die Unterforderung bleibt im Vergleich zum sicherlich straffen Programm für mich ein schwer zu fassendes Tier.
Ich selbst habe wirklich entspannt Mittere Reife gemacht. Der Groschen ist in Klasse 7 gefallen und ich wurde immer besser. Danach Abi auf einem beruflichen Gymnasium und Uni. Für mich war das super und meine Freizeit bis auf Prüfungszeiten immer reichlich. Wie ein Prof von uns mal meinte, Zeit für Charakterbildung sei schliesslich auch wichtig.
Es ist blöde, die Argumente "gegen Gym" sind ja auch keine unumstösslichen Fakten, dass dann garkeine Zeit mehr ist - kommt ja auch auf Kind an. Keine Zeit für Charakterbildung, weiß doch keiner, kann die tollste Klasse mit bestem sozialen Zusammenhalt sein...
Ja, ich hätte nicht gedacht, dass die Entscheidung so schwierig wird. Wir sehen uns jetzt also wirklich (auf Wunsch des Sohnes) die 5 Gymnasien im Umkreis an, die Gemeinschaftsschule mit Möglichkeit zur Bildung einer Oberstufe und eine Realschule. Er möchte aus dem Bauch entscheiden. Und ich hoffe, dass ihn und uns das nicht völlig überfordert.