Ich hatte ja an den GU-Verlag selber geschrieben und diese Antwort - quasi von Frau Kast-Zahn selber - erhalten:
vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr damit verbundenes Interesse an unseren Büchern.
Ihre Anregungen und konstruktive Kritik nehmen wir gern entgegen. Gern nehmen wir und unsere Autorin dazu Stellung.
Frau Kast-Zahn schreibt:
"Der Verlag Gräfe und Unzer hat mich gebeten, persönlich zu antworten. Ich bin ebenfalls Mutter von drei mittlerweile erwachsenen Kindern und arbeite seit 30 Jahren als Psychologische Psychotherapeutin für Kinder und Erwachsene. Seit mehr als 20 Jahren ist einer meiner beruflichen Schwerpunkte die Behandlung von kindlichen Schlafproblemen. Dabei geht es mir ebenso wie Ihnen um das Wohl und die Bedürfnisse der Kinder, nicht um die Bequemlichkeit der Eltern. Ich habe an meiner jüngsten Tochter selbst erfahren, wie viel besser es ihr ging, nachdem sich ihre Gesamtschlafdauer um 3 (!!) Stunden erhöht hat und sie nachts durchschlafen konnte statt 7 mal pro Nacht gestillt zu werden.
Die Aussagen unseres Buches widersprechen nicht den Ansichten von anerkannten Schlaf-Experten wie Remo Largo oder Jürgen Zulley. Keinesfalls empfehlen wir, das Kind hilflos im Dunkeln sich selbst zu überlassen. Liebevolle Zuwendung brauchen die Kinder auch nachts, völlig einverstanden. Die Eltern sollten immer in der Nähe sein, sie können auch mit im Zimmer bleiben. Aber brauchen Babys nachts 7 Fläschchen? Nächtliche Autofahrten? Nächtliches Herumtragen? Das Buch ist nicht einfach "das Schlafprogramm", sondern es enthält viele Informationen über den kindlichen Schlaf, gute Schlafgewohnheiten und einen hilfreichen Schlafrhythmus und viele Vorschläge, wie ein Kind von Anfang an gute Schlafgewohnheiten entwickeln oder notfalls auch erlernen.
Die in dem Buch beschriebenen Vorschläge basieren auf der Voraussetzung, dass Babys und Kleinkinder besser (länger und mit weniger Schlafunterbrechungen) schlafen, wenn sie beim Einschlafen nicht die Hilfe der Eltern brauchen. Genau das ist der aktuelle Stand der Forschung.
Ich habe die wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema in den letzten Jahren sehr genau verfolgt. Es gibt z. B. eine kulturübergreifende Studie mit 30.000 Kindern aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen (Jodi, Mindell et al., Sleep Medicine 2010). Kulturübergreifend kam heraus, dass die Kinder kürzer schlafen und häufigere Schlafunterbrechungen haben, wenn die Eltern während des Einschlafens dabei sind. Das gilt auch für Kinder, die generell mit im Elternbett schlafen.
Gut belegt ist auch, dass anhaltende Schlafprobleme während der ersten Lebensjahre zu mütterlichen Depressionen führen (Wake et al, Pediatrics 2006). Dieser Aspekt ist sehr wichtig, da mütterliche Depression sich wiederum auf das Wohlbehalten des Kindes auswirkt.
Es geht mir aber nicht nur um die Wissenschaft, sondern auch darum, dass Eltern mit ihren Kindern liebevoll und verantwortungsbewusst umgehen und die Bedürfnisse ihrer Kinder immer in den Vordergrund stellen. Das Bedürfnis nach ausreichendem und ungestörtem Schlaf gehört dazu. Zu einer liebevollen Eltern-Kind-Beziehung sind ausgeschlafene Eltern eher fähig als verzweifelt am Rande der Erschöpfung mit chronischem Schlafdefizit kämpfende Eltern.
Ich verstehe das Buch als Angebot an mündige Leser und Eltern. Ich ermutige sie ausdrücklich, nichts zu tun, was gegen die eigene Intuition spricht. Ich traue ihnen zu, dass sie sich ein für sie passendes Vorgehen aussuchen und dies mit Liebe, Geduld und viel Zuwendung umsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Annette Kast-Zahn"
Wir stehen als Verlag hinter unserer Autorin und ihrem Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen". Das seelische Wohl der Kinder liegt Frau Kast-Zahn als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche sicherlich genau so am Herzen wie Ihnen. Trotzdem ist es natürlich Ihr gutes Recht, das Buch und die darin erläuterten Methoden abzulehnen.
Wir möchten mit unseren Babyratgebern Eltern verschiedene Ansätze anbieten. Es gibt ganz unterschiedliche Lösungsansätze für Schlafprobleme und jede Familie muss selbst entscheiden, welche für sie persönlich die beste Methode ist. Nur eine Meinungsvielfalt in der Ratgeberliteratur ermöglicht eine solche freie Entscheidung mündiger Leser, daher werden wir Frau Kast-Zahns Meinung nicht zensieren.
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude und Erfolg mit unseren GU Ratgebern!
Mit freundlichen Grüßen
GRÄFE UND UNZER VERLAG
Ihr Leserservice-Team
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Auch diese Antwort finde ich ziemlich unbefriedigend, da sie mit keinem Wort auf das "Schreien-lassen" der Kinder eingeht.