Wahlfreiheit darf eben kein Luxus sein.
Und auch der Fall einer Trennung oder schlimmerem muss abgesichert sein.
Die wirkliche Schande ist, dass ein Gehalt (wie auch immer Eltern diese 100% untereinander aufteilen) nicht mehr ausreicht, dass es nicht überall gute Betreuung gibt, dass Alleinerziehende so allein gelassen werden, dass es Ehegattensplitting und nicht Elternsplitting gibt usw.
a) Doch! Es IST ein Luxus. Und man sollte sich dessen bewusst sein. Noch vor einer Generation war da WESENTLICH weniger drin. Elternzeit? Gab es nicht! Elterngeld? Erst recht nicht! Viele Frauen hatten null Wahl, ob und wie sie arbeiten gehen wollen. Noch bis in die 70er konnte das der Mann entscheiden. Unverheiratet oder alleinerziehend war es über weite Strecken somit ein Drahtseilakt. Das Sicherungsnetz war nicht vorhanden oder hatte doch massive Lücken.
Dieses Rad möchte ich nicht zurückdrehen. Aber ich bin auch nicht dafür, dass wir alles als selbstverständlich hinnehmen, was schon erreicht wurde. Manchmal wird im Bestreben um gangbarere Lösungen allzu schnell weggewischt, was schon erreicht wurde. Und ich finde berufstätige Frauen extrem erstrebenswert. Solange Wahlfreiheit in vielen Köpfen(*) noch bedeutet, dass Mütter zu Hause bleiben "dürfen" bin ich ziemlich...pikiert würde ich es nennen. Denn Mütter wie
@Pamela müssen sich leider den Rabenmuttervorwurf immer noch allzu oft anhören. Wohingegen ich, die ich gerade das Studium für Kind 2 auf Eis liegen habe und damit massivst hadere mich zurückpfeifen lassen muss, wenn ich von mir selbst als Hausmütterchen rede. Aber so empfinde ich mich nun mal. Ich bin ansolut für Wahlfreiheit, aber ich denke, man muss dieses Gut extrem hoch schätzen und nicht als Selbstverständlichkeit sehen. Es IST Luxus. Auch schon das, was wir heute haben.
(*) - edit: Mein bias ist, dass ich hier von Häuslebauern umzingelt bin und ständig höre "ich muss arbeiten gehen, sonst reicht es nicht" - dass Hausbau aber auch ein Lebensentwurf ist und man dann eben die Konsequenzen genau so tragen sollte mMn ohne zu meckern, da es selbst so gewählt ist, das fällt dann hinten runter. Anders sieht es da schon in angespannten Wohnungsmärkten bspw. in HH aus. Da geht es tatsächlich hinten und vorne nicht, aber auch daraus kann man noch das beste machen. Komischerweise jammern meine Stadtfreunde (die echt perverse Mieten zahlen) weniger als die "Land"frauen mit eigenem Haus&Hof.
b) absolut!!! Denn Trennung oder Tod sind Lebenslagen, in denen viel mehr Sicherungsnetze greifen müssten. Eine Partnerschaft muss Engpässe fangen können. Das würde ich erwarten und verlangen, dass man dann füreinander einsteht. Auch unverheiratet. Gerade unverheiratet - denn da profitiert man quasi null vom Staat, wenns drauf ankommt. Womit wir beim letzten Punkt wären.
c) Nö. Finde ich nicht. Ich finde es gut, dass es Anreize gibt, sich selbst in Berufstätigkeit zu entfalten. Wie auch immer. Ich finde lediglich schlimm, dass es so massive Einkommensunterschiede in unterschiedlichen Branchen gibt. Wäre hier Wunschhausen wäre ich sofort für das Bedingungslose Grundeinkommen. Plus gute und funktionale Freiwilligenbörsen. Um das gesellschaftliche Miteinander zu stärken und jedem das Recht auf ECHTE Teilhabe und Wirksamkeit in der Gesellschaft zu geben. Nach Fähig- und Möglichkeiten. Das ist eine komplette Utopie. Genau wie tatsächliche Gleichberechtigung. Aber wenigstens in einem Punkt könnte Utopie mal Realität werden: Beim Elternsplitting! Denn natürlich stehen Eheleute füreinander ein. Aber es ist auch Fakt, dass eine Ehe schnell geschieden werden kann und dann der Bund fürs Leben passé ist. Kinder hingegen zaubert man nicht einfach weg. Die Verantwortung für Kinder bleibt lange Zeit für die allermeisten lebenslang bestehen. Ich kenne kaum Eltern, die nicht sofort alles stehen und liegen lassen würden, wenn es einem ihrer Kinder schlecht geht. Das müsste eine Gesellschaft mehr honorieren als den Gang zum Altar. Meine Meinung.
Ich finde ja das von Krötenmutti Zitierte "Wenn ich schlafe, dann schlafe ich..." total schön, aber gleichzeitig liegt darin für mich auch das, was im Umgang mit Kindern stressen kann. Klar, wenn ich mit Kindern spiele, dann bin ich ganz präsent (oder bemühe mich), aber: ich kann ja schon nicht einfach nur schlafen mit Kind, oder nur kochen oder nur lesen oder nur Yoga, sondern bin ständig auf dem Sprung. Das reibt auf.
Aber das ist eben ein Ideal. Es bedeutet, genau wie jede "Lehre" nicht, dass man zu 100% da hin kommt. Bedürfnisorientiertheit bedeutet auch nicht, dass am Ende des Tages alle komplett zufrieden sind. Es sind immer Kompromisse. Aber gerade die mangelnde Gleichzeitigkeit ist es, die auf Dauer extrem aufreibend ist. Und da hilft es ganz banal, sich dazu zu erziehen, wenigstens da, wo es möglich ist, richtig präsent und dabei zu sein. Handy weg am Tisch (reißt hier zB regelmäßig ein und ich hasse mich dafür, daher kommt demnächst vermutlich mein Smartphone wieder weg), mit den Kindern spielen und zuhören und nicht nur im Hinterkopf planen, was noch zu tun ist etc. Wenn man das bewusst ein Mal am Tag macht, so meine Erfahrung, dann geht es einem schon echt besser.