ich denke, daß gerade wegen dieser problematik die freie wahl des geburtsortes so wichtig ist.
was nämlich für wen sicherer ist, ist durchaus unterschiedlich. ich war unter der geburt nicht in der lage, mich gegen irgendwen durchzusetzen. das war mir einfach eine nummer zu heftig, ich kam nicht so gut mit der geburt an sich (20 stunden nach blasensprung, davon 3 pressphase) klar, mußte irgendwie selber damit zurande kommen - das war unglaublich wichtig, es gab zwischendurch auch eine wehenschwäche, ich fühlte mich sehr überfordert, brauchte kompetenten beistand zur unterstützung. vorher habe ich schlechte krankenhauserfahrung gesammelt, zusätzlich einige schlechte arzterfahrungen. meine mutter hatte 4 geburten in 4 krankenhäusern, 3 in einer großstadt, und in jedem gab es übergriffe auf sie oder das kind (kaiserschnitt wegen BEL, auf den bauch schmeißen zwischen den wehen, glukoselösung ins kind trotz deutlicher ansage, daß es immer gestillt werden soll, hüftultraschall nach der geburt ohne zustimmung, plötzlich ohne ansage ein kurs mit professor im raum, die das kind begutachteten ohne die mutter auch nur anzusprechen... etc.). es gibt weniger als eine handvoll ärzte, denen ich vertraue, und das ist das ergebnis von einiger sucherei. mein körper reagiert auf diese unsicherheiten, dabei funktioniert er eigentlich einwandfrei.
im geburtshaus hatten wir eine hebamme, die glücklicherweise bereit war, einiges an risiko auf sich zu nehmen. ihr vertrauen in mich (natürlich hat sie dabei immer im blick gehabt, sehr deutlich sogar, wie es mir, wie es dem kind geht - eine verlegung stand während der wehenschwäche auch im raum, und ich wäre auch, wenn sie das entschieden hätte, eher vertrauensvoll diesem rat gefolgt) hat mir überhaupt erst ermöglicht, das kind auf die welt zu bringen. ich hätte dem kaiserschnitt letzten endes zugestimmt, und bin mir sicher, daß ich im krankenhaus mit einigen interventionen, möglicherweise kristellern, wehentropf, pda, mindestens einen fetten dammschnitt kassiert hätte - im besten fall. ich war nämlich mit wassereinlagerungen auch noch derart zu, daß meine schamlippen die größe einer mango erreicht hatten. vaginalen untersuchungen ohne vorstellung oder auch nur vorherigen blick auf den bisherigen geburtsverlauf hätte ich mich gefügt, weil ich zu überwältigt war.
was ich hatte war eine dennoch unkomplizierte geburt ohne geburtsverletzungen (kein riss, nicht die spur davon!) und mit einem pharisäerkopfkind, das wunderbare apgar-werte hatte.
das elebnis war einschneidend genug, daß es mich im nachhinein länger beschäftigt hat - und beim zurückdenken gab es immer wieder lauter punkte, an denen ich froh und dankbar war, daß es genau so gelaufen ist. das wäre anders, wenn ich auch nur leisen grund zu zweifeln gehabt hätte, daß andere faktoren wichtiger als unser wohlergehen gewesen wären.
braunüle, auch wenn das nicht mehr die frage ist, wäre auch nicht gut angekommen - ich habe damit auch arge probleme, nehme so etwas stark wahr und kann es nicht ausblenden, auch wenn es dann vermutlich gerade bei mir angebracht wäre, weil treffen so schon schwer genug ist (letzter versuch: beide armbeugen, 3 stiche in beide hände, bis es geklappt hat. blaue flecken und schwellungen inklusive).
ich habe mich ausführlich informiert, und ich bin auch nicht auf den mund gefallen - aber unter der geburt war ich nicht wirklich in der lage, mich und meinen körper einzuschätzen, da war ich angewiesen auf jemanden, der entsprechende erfahrung und ausbildung mitbringt und diese verantwortungsvoll für mich einsetzt. zu dem punkt, an dem ich einen kaiserschnitt ablehnen kann, weil ich mich sicher genug dafür fühle, wenn jemand nicht bereit ist, mir die konsequenzen auseinanderzusetzen, wäre ich im leben nicht gekommen und würde das vermutlich bei einer weiteren geburt auch nicht schaffen.
die selbstentlassungsunterschrift muß man m.w. übrigens nicht zwingend leisten, gehen reicht. zumindest in normalen situationen, wie es unter der geburt ist, weiß ich nicht.
edit: in der arte-doku vor einiger zeit wurde erwähnt, daß die mortalitäsrate (meine ich, kann aber auch sein, daß es sich generell auf komplikationen bezog) sich seit ca. 30 jahren nicht verändert hat, die kaiserschnittrate aber in der gleichen zeit um einige prozent gestiegen ist und die interventions- und überwachungsmechanismen zugenommen hat. die schlossen daraus, daß das immer-mehr an technik den status quo und die kontrollierbarkeit momentan nicht verbessern kann und das auch schon eine weile nicht mehr wirklich tut.