Ich möchte hier auch nochmal schreiben, ich hoffe, das ist o.k. - irgendwie beschäftigen mich eure Posts ganz schön.
Weil ich auch im "real life" soviele Frauen kenne, denen es so geht wie euch.
Warum ist das nur so? Frauen haben Schuldgefühle oder fühlen sich disziplinlos oder verkommen, wenn sie essen, worauf sie Bock haben.
Ich kenne auch einige - sehr wenige Frauen - für die Ernährung irgendwie kein Thema ist, die einfach essen, was und wann sie essen wollen, ohne groß darüber zu reden, ohne Schuldgefühle zu haben, ohne sich über die "Gesundheit" der Nahrung groß einen Kopf zu machen. Wie kleine Kinder eben essen, was ich auch immer faszinierend fand/finde. Nach Bedarf. Was ja sehr "rabenkonform" ist. Warum soll das, was für Kinder gilt, für Erwachsene nicht mehr gelten? Diese Frauen, die essen, was sie wollen, sind nornalgewichtig oder auch etwas "dicker", haben aber kein Übergewicht (nach meinem Eindruck jedenfalls). Sie haben auch keinen dicken Wechseljahrebauch.
Nach meinem Eindruck haben diese ganzen Diäten - Intervallfasten, Fastenwochen, Kalorienzählen oder was auch immer - das Potenzial, dieses normale Verhältnis zum Essen "nach Bedarf" zu zerstören. Eine Freundin von mir sagt, dass immer wenn sie sich vornimmt, weniger zu essen, alles nur noch leckerer aussieht und sie häufiger ans Essen denkt. Diese Heißhungerattacken nach Nutella, den Resten aus der Pfanne oder Schokoladentafeln, die fehlende "Disziplin", die Ihr beschreibt - vielleicht sind das ja doch ganz normale Reaktionen des Körpers auf diese Fastentage, das Kalorienzählen, auf die bewusste Einschränkung der Nahrungsaufnahme usw., von denen Ihr ja auch schreibt. Jedenfalls erzählen mir alle Frauen, die ich im Real Life kenne, die auch sehr auf das Essen achten, immer "gesund" essen, Fastentage halten, Intervallfasten machen, von genau dem, was Ihr auch beschreibt - Heißhungerattacken, "Rückfällen" und den anschließenden Schuld- oder Schamgefühlen. Das kann doch kein Zufall sein. Ich würde gerne fragen: Habt Ihr das schon mal ausprobiert, einfach nach Bedarf zu essen, eben das, was schmeckt und worauf ihr Lust habt? So wie man Kindern, die immer nur Nudeln wollen, das erlaubt, im Vertrauen darauf, dass sie dann schon irgendwann auch was anderes probieren werden, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass erwachsene Frauen sich wochenlang nur von Schokolade, Nutella und Riesenportionen ernähren werden, wenn sie einfach "nach Bedarf" essen, sondern ganz normal ihr Maß finden werden. Auch mal mit Schokolade, klar, aber auch mit vielen anderen leckeren Dingen, die weniger Kalorien haben.
Wenn Kinder groß werden, verändert sich ihr Körper. Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, verändert sich auch ihr Körper. Das ist eben so. Warum muss man da so "gegenanarbeiten"? Weil man nicht alt werden will? Ich glaube nicht, dass man automatisch einen dicken Bauch bekommt, wenn man nach Bedarf isst. Er wird vielleicht etwas dicker sein als zu der Zeit, als man 20 war. Aber das darf er ja auch, denn das ist bei allen Frauen so.
Ich habe ja gerade diese japanischen Roman "Butter" gelesen, von dem ich schon geschrieben hatte. Hauptfigur ist eine japanische Journalistin in den 30ern, die eigentlich nie Zeit hat zum Essen und auch sehr, sehr schlank ist. Dann will sie eine Reportage schreiben über eine Frau, die als Serienmörderin angeklagt ist; die sich von Männern finanziell aushalten ließ, superlecker gekocht hat und dann angeblich die Männer umgebracht hat. Sie besucht die Frau im Gefängnis, und dort unterhalten sie sich über - Essen. Butter z.B. Keine fettfreie, schlankheitsfördernde Margarine, sondern alle möglichen Gerichte, die mit Butter gekocht werden. Das einfachste: Reis mit Sojasauße und Butter. Die Journalistin fängt an, solche Gerichte für sich zu kochen. Sie entdeckt den Genuss. In der ersten Phase isst sie viel zu viel, nimmt richtig zu und bekommt sogar eine Speisenröhrenentzündung. Aber dann findet sie ihr Maß. Ist nicht mehr so superschlank, wie es von japanischen Frauen offenbar erwartet wird. Genießt das Essen, auch kalorienreiches Essen, hat keine Schuldgefühle deswegen, und es geht ihr insgesamt auch besser. Ihren Freund stört das erst sehr, dass sie zunimmt - er empfindet es so, dass sie sich "gehen lässt". Aber dann versteht er, worum es eigentlich geht. Das Buch zu lesen hat total Spaß gemacht.
Was will ich eigentlich sagen? Ich glaube, dass es am einfachsten ist, einfach mit den ganzen Diäten, Intervallfasten usw. aufzuhören - es sei denn, man bekommt so etwas vom Arzt verschrieben, hat z.B. richtig Übergewicht, das gesundheitliche Probleme verursacht oder hat anderweitige gesundheitliche Probleme oder so, die mit einer Diät behandelt werden müssen. Aber wenn das nicht der Fall ist, man gesund ist usw., und sich einfach nur "zu dick" fühlt (ohne das überhaupt zu sein) führen diese ganzen Diäten doch anscheind immer wieder zu diesen Heißhungerattacken - früher oder später. Und im Anschluss daran zu Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen, unglücklich sein ... schlimm. Ich wünsche einfach jeder Frau, dass sie ohne Schuldgefühle und Selbstvorwürfe isst, was, wie viel und wann sie essen mag. Essen nach Bedarf. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich jederzeit Schokolade essen "darf", oder Nutella oder was auch immer, weil ich eben keine Fastenwochen oder kein Kalorienzählen mache - und zwar nicht nur heute nicht, sondern einfach niemals - dann wird doch auch der "Heißhunger" darauf doch nicht mehr da sein.
Oder, was meint Ihr?