Hallo,
Und wenn dieses Kind sich nicht traut, sich an die Lehrerin oder die Pädagogin zu wenden? Es kann sicher auch überhaupt nicht einschätzen, wieviel Unterschied es macht im Ergebnis, wenn es jemanden hat, der mit leuchtenden Augen mit ihm in die Bibliothek geht und ihm noch dieses Bild ausdruckt und vielleicht für die anderen Kinder noch kleine gehäkelte Yaks als Mitgebsel macht. (Sowas gibt es!)
Natürlich gibt es so etwas. Aber als Lehrer kennt man seine Kinder doch.
Und wenn es einen Vortrag halten möchte, aber damit nicht vorankommt, vor einem leeren Blatt sitzt, in der Klassenbücherei nichts findet usw. kann man doch hingehen und fragen, ob es Hilfe braucht.
Wenn es dann immer noch nein sagt, kann man schauen, warum das so ist - oder es ist einfach noch nicht so weit, einen Vortrag zu halten, dann sollte auch das respektiert werden. Wird schon noch, muss nicht alles sofort sein.
Es verbietet Dir ja keiner. Aber man sollte sich schon bewusst sein, dass, je mehr man eingreift (z.B. gibt es bei uns in fast jeder Schule ziemlich gute Bibliotheken und es gibt Computer mit kinderkompatiblen Suchmaschinen. Die Bedienung derselben könnten die Lehrkräfte IN der Schule mit allen einüben), desto größer die Ungerechtigkeit wird. Klar ist der Übergang fließend. Ich denke aber, dass Du bei Deinen Kindern schon drauf schaust, dass es letztlich eine Eigenleistung ist. Das ist es aber echt oft nicht. Vielleicht ist die Versuchung auch manchmal einfach zu groß, den Kindern einfach nur einen Vorsprung verschaffen zu wollen.
Na ja, Eltern sollen sich raushalten klingt schon ein bisschen nach einem Verbot.
Und die Interessen meiner Kinder nicht teilen und begleiten zu dürfen, nur weil sie zufällig AUCH im Lebensraum Schule eine Rolle spielen, ist schon arg einschränkend. Wie soll ich meinem Kind erklären, daß ich ihm bestimmte Antworten nicht gebe oder nicht wie bei anderen Themen darin unterstütze, selber Antworten zu Themen zu finden, die es interessieren?
"Das geht nicht, weil dieses Thema zufällig gerade oder irgendwann in der Schule vorkommt und du einen Vorsprung haben könntest"? (Das betrifft ja fast jedes Thema irgendwie)
Da wären wir ja wieder an der Stelle wo man schon mal war. Kind will lesen oder schreiben lernen? "Nein mein Schatz, das darfst du nicht, das lernst du in der Schule".
Nicht falsch verstehen, ich bin NICHT dafür, dass die Eltern die Themenkisten FÜR die Kinder gestalten oder ihnen die Vorträge schreiben, die sie nur noch halten müssen oder ähnliches. Ich schrieb ja, dass so etwas (abgesehen von der Materialsammlung) möglichst komplett IN der Schule erfolgen soll.
Aber "Eltern sollen sich ganz raushalten" und aus Angst vor einem unfairen Vorsprung ihrer Kinder ihnen Begleitung, Interesse an ihren Interessen, gemeinsames Welt - erkunden verweigern, kann doch auch nicht der Weg sein.
Eine Möglichkeit wäre mMn die blöde Sache der Benotung und mit der Trennung der Kinder durch die Bildungsempfehlung abzuschaffen. Gibt es zwar in Struktur und Konzeption verschiedene, ab was die Bildungsmöglichkeiten an sich angeht "gleichwertige" Schulen, hätte es gar keiner nötig, seinem Kind eine bessere Note oder ein paar mehr Punkte zu verschaffen - es würde nämlich einfach keine Rolle spielen.
Zitat
Der verpflichtende Ganztag kann, mit entsprechenden Freiphasen, Ruhezonen und mit einer Schule, die eben auch bewusst "Lebens"raum ist, wirklich gut sein.
Kann. Muss aber nicht. Und schon gar nicht für jedes Kind.
Nicht für jedes Kind ist verpflichtender Ganztag passend. (Ich hatte in meiner Gruppe ein Kind, dass nach einer Probebeschulung in einer Ganztagsschule zurückkam, weil die Pädagogen (!) dort festgestellt hatten, dass für DIESES Kind Ganztagsschule eben nciht passt, es war viel zu erschöpft.
Manche lieben die durchgehende Taktung, die trotz aller Freiräume ja nunmal gegeben ist, andere gehen daran kaputt.
Für uns wäre es auch famillär massiv einschränkend gewesen. Kein richtiger Omatag (Nach der GTS lohnen sich richtige Ausflüge ja nicht mehr wirklich) , der Papa hätte durch seine Schichten sehr viel weniger Zeit mit den Kindern verbringen können, in der Musikschule brauchte man mit meinen Kinder 17 Uhr oder so auch nicht mehr aufschlagen, da waren sie "durch" obwohl sie wirklich gerne ihr Instrument lernten. Sport? Wann denn, wenn das Training eher anfängt oder die Kinder nach der GTS zu KO sind??
Usw.
Ziel kann doch nicht sein, dass "gleiche Chancen" dadurch erreicht werden, dass einigen Kindern/Familien ein Teil ihrer Möglichkeiten GENOMMEN wird.
NÖTIG finde ich nach meiner Erfahrung nach "verpflichtende GTS für alle" für eine gute und gerechte Bildung nicht. "Gute(!) Halbtagsschule + guter(!) Hort" bieten mMn mindestens genau so viel Potential, aber wesentlich mehr Spielräume für Chancengleichheit UND Individualität.
Was mich interessiert - welche Nachteile siehst du denn konkret in dieser Kombination im Vergleich zu einer Pflicht-für alle-ohne-Alternativen-GTS?