Hallo,
Ich finde es unglaublich wichtig, dass Bildung Pflicht ist.
Das fände ich auch.
ABER in Deutschland zumindest gibt es keine BlLDUNGSpflicht sondern lediglich eine SCHUL(aufenthalts)pflicht.
Und ich weiß nicht, warum so viele immerzu glauben, daß die Umwandlung einer Schulpflicht in eine Bildungspflicht mit der Erwartung der Abschaffung von Schulen einhergeht? Davon redet doch gar keiner? Man kann doch dankbar für (gute) Schulen sein UND andere in anderer Form lernen lassen?
Einer Bildungspflicht könnte man auch (und für manche Kinder, ich spreche da leider aus Erfahrung) mit homeschooling gerecht werden. Es gibt Länder, in denen es offenbar Möglichkeiten gibt, da eine wohlwollende (!) Begleitung auch von zu Hause lernenden gibt.
So eine Begleitung könnte schauen, wie es dem Kind geht (glaub mir, da wird in der täglichen Arbeit in der Schule soooo viel nicht bemerkt, weil man eben 25 - 28 Kinder da sitzen hat - und wie viel Zeit für persönliches bleibt denn im Unterricht?), sie könnte den aktuellen Stand anschauen, ob und wie es voran geht, mit den Eltern die nächsten Schritte besprechen, Vorschläge machen (Lernmaterialien, Museen, Fachleute, die ein Thema vermitteln können), Kontakt zu anderen Familien anregen, Lernprobleme besprechen... - und gegebenen falls auch die Notbremse ziehen, wenn sie bemerkt, daß ein Kind lieber aufs Feld geschickt wird, statt ihm Bildung zu ermöglichen.
Angenommen, eine Lehrerin würde wie an der Grundschule durchschnittlich 25 Kinder bei alternativen Lernformen betreuen, könnte sie - theoretisch - einen Vormittag in der Woche pro Kind aufwenden. Meist wäre das nicht mal nötig, weil es Geschwisterkinder sind, weil manche Familien keine so engmaschige Begleitung brauchen, weil...
Wenn du das aber in Deutschland machst - selbst dann wenn du nachweisen kannst, daß dein Kind in seinem Tempo vorankommt, ja sogar wen es weiter ist als gleich alte Kinder, bist du ein Gesetzesbrecher.
Dann drohen dir Geldstrafen, Gefängnis, ja sogar eine polizeiliche Schulzuführung deines Kindes. Und keiner frag, ob dein Kind lernt und wie es ihm geht.
Geht dein Kind tagtäglich brav in die Schule, dann interessiert es einfach keinen, ob es auch eine Bildung bekommt, die seinen Möglichkeiten entspricht. Klar, die meisten Lehrer bemühen sich, möglichst jedes Kind mitzunehmen, aber wenn es aus irgend einem Grund durchs Raster fällt, egal in welchem Bereich und egal ob nach oben oder unten KÖNNENsie das nicht wirklich auffangen.
Es gibt tatsächlich einige wenige Schulen, die fließende Anwesenheitszeiten bieten und BildungsANGEBOTE machen, aber keinen LernZWANG ausüben.
Das Problem ist, daß die Kinder sehr wohl trotzdem spüren, daß immer noch eine Anwesenheitspflicht für eine bestimmte Stundenzahl herrscht und so keine echte Freiwilligkeit entstehen kann.
Ich denke, es wäre durchaus möglich "offene Schule" zu gestalten. Sprich als Betreuungsmöglichkeit für die, die sie brauchen und gleichzeitig BildungsANGEBOT in verschiedenen Formen. So könnte jede Familie selber entscheiden, in welchem Rahmen "Schule" passend ist. täglich (weil das Kind das so möchte oder weil es nicht anders geht) phasenweise, z.B. als Ort für soziale Kontakte, als Konsultationsmöglichkeit zu Fachthemen oder zur fachlichen Begleitung von Lernprozessen...) . Oder auch, weil die Eltern nicht bereit oder in der Lage sind, ausreichend Bildung zu vermitteln.
Ich finde auch die Schule meiner Kinder recht gut (Montessori) und trotzdem haben meine Kinder von Anfang an den Zwang, zur Schule gehen zu MÜSSEN (und nicht zu dürfen) , wahrgenommen und das hat etwas mit ihnen gemacht.
"Mama, das ist komisch - wenn ich etwas MUSS, habe ich gleich gar keine Lust mehr dazu, auch wenn es mir EIGENTLICH vielleicht sogar Spaß machen würde.
Wenn ich aber etwas DARF, dann habe ich manchmal sogar Lust, Sachen auszuprobieren, zu denen ich erst mal keine Lust hatte". (Tochter, 1. Klasse)
Und an die lebhafte Diskussion mit meinem Sohn (ebenfalls in der ersten Klasse) zum Thema Schule und Menschenrechte kann ich mich auch noch gut erinnern.
Schule als wäre nicht teurer als Schule mit Schulpflicht. Kindergärten sind ja jetzt auch nicht teurer als sie es mit einer Kindergartenpflicht wären.
Doch, Möglichkeiten gäbe es mMn, man müsste nur bereit sein, umzudenken und zu wollen. Und endlich eine BILDUNGSpfleicht schaffen statt einer Zeit-Absitzpflicht.