Hallo,
Zitat
Mal umgekehrt gefragt: was wäre, wenn die Lehrerinnen mit Jogginghosen oder - was ich nicht mit Jogginghosen verbinden möchte - in abgeratzten Klamotten zum Unterricht käme? Fändet ihr das gut?
"Angeranzte" (nach meinem Verständnis dreckige, stinkende Sachen) fände ich nicht OK. weder für Kdienr noch für Große, weder in Jogginghose noch Markenjeans.
Jogginghosen - ist mir völig egal, wenn der Unterricht gut ist. An der Schule meiner Kinder sind unter den Lehrern genau so viele "Unikate" wie unter den Schülern, das drückt sich auch in der Kleidung aus, von gestylt über gestrickt/gefilzt bis Zimmernammsose ist alles dabei von Absatzschuhe bis Barfuß auch.
Ich hatte noch nie das Gefühl, daß sich DAS auf den Unterricht oder den Umgang mit den Schülern irgendwie auswirkt, auch nicht auf die Autorität der entsprechenden Person.
Und auch an Regelschulen ist es häufig so, daß Sportlerher sich nicht jedesmal umziehen, wenn sie ein anderes Fach unterrichten (meine eigene Mutter kannte ich in der Schule eigentlich nur im Trainingsanzug - ihm Matheunterricht war nach den Aussagen iherer Schüler trotzdem nicht schlecht, im Gegenteil.)
Wie will man ein JogginHOSENverbot begründen?
Dann müssten z.B. auch Fußballshirts verboten sein - viele Jungs tragen zumindest in den unteren bis mittleren Stufen fast nur noch welche (gerne über-übergroß) Für mich sind Fußballshirts eindeutig Sportkleidung, die nur derzeit zur Modekleidung geworden ist. Meine Chefin kam heute mit einer Jacke, die ich von der Optik her eher als Laufjacke - also Sportkleidung - einschätzen würde. Sie sah trotzdem hübsch und ordentlich aus und war sehr nett zu den Kindern.
Ließe sich ein Erreichen eines Lehrzieles (Welche Kleidung ist wo angemessen) nicht besser ablesen, wenn es KEIN Verbot gäbe und die Schüler dann nach der Unterweisung tatsächlich einschätzen können, was wo angemessen ist? Im Alltag sind Jogginghosen OK, bei der Jahresfeier dagegen nicht...?
So lange ein Verbot nötig ist, würde ich ja denken, es ist noch nicht wirklich angekommen.
Vielleicht liegt mein Unverständnis für Verbote daran, daß ich zu einer Zeit und an einem Ort zur Schule gegangen bin, wo es tatsächlich Verbote gab. Jeans waren ungern gesehen, "West-Marken" verboten und zogen unweigerlich ein Elterngespräch nach sich.
Olivgrüne Parkas wurden teilweise von den Garderobenhalten konfisziert, wenn man sich nicht ans Verbot hielt... (Selbst dann wenn es nicht die "verbotene Marke" war, Ähnlichkeit in Farbe und Schnitt reichte).
Auf bestimmte Schuhe (Tramper) wurde man angesprochen, weil sie eine bestimmte Richtung der Jugendkultur mitsymbolisierte und dringend angeraten, sich andere Schuhe zuzulegen, so dringend, daß es von einem Verbot nicht weit entfernt war.
Hat es uns etwas gelehrt? Ja. Wie man die Verbote umgeht (Jacke unmittelbar vor der Schule in die Schultasche stopfen, Markenschild an der Hose abtrennen - in dem Wissen, daß jeder sofort am Schnitt erkennt, woher die Jeans ist, sich im letzten Hausflur vor und nach der Schule schnell umziehen...). War nicht verboten sondern nur unerwünscht war, wurde um so lieber getragen.
Und daß diese Marken offenbar besonders cool sind, denn sonst würde man sie nicht verbieten müssen. (Spätstens mit dem Verbot wurden sie Kult)
Daß sie ein gesellschaftliches no-go sind, hat eher keiner daraus geschlussfolgert.
Jemand, der verwahrlost wirkt, sieht mMn nicht besser aus wenn er eine (vermutlich eben so abgehalfterte) Jeans trägt. Jemand der sauber und warm gekleidet ist, wird nicht zum Faultier mutieren, nur weil er in der Schule eine Jogginghose trägt statt einer Jeans.
Was die Ästhetik angeht - da finde ich so mache Jeans deutlich weniger ästhetisch, vorteilhaft usw. . Und auch gar so sehr gestylte Leute finde ich gelegentlich eher unschön aufgetakelt denn ästhtisch. Aber was soll´s, was tun die mir denn damit?
Die Freiheit des einzelnen endet da, wo es die Freiheit des anderen beeinträchtigt. Und der reine Anbilck eines Kindes in Jogginghosen oder auch einer überschminkten, überstylt gekleideten Dame fällt da für mich noch lang nicht rein.
Daß man mit seinen Kindern über die Vorurteile und fehlende Toleranz einerseits und "gesellschaftliche Üblichkeiten" andererseits reden kann, ist davon ja unabhängig.