Charly, du machst jetzt erstmal in Ruhe eine tolle, kraftvolle, selbstbestimmte und familienorientierte Hausgeburt. Danach kannst du ja trotzdem noch schreiben ("um mir all dieses zu ersparen, bin ich zur Geburt daheim geblieben und hatte mit meinem Mann und meiner Hebamme eine wunderschöne Hausgeburt. Mein Kind wog xxxx g und war xx cm groß.").
Ich habe jetzt nicht verstanden, ob es möglich ist, deine Hebamme auch im KH an deiner Seite bleibt, zumindest als Freundin/Doula. Bei allem Verständnis und allem Respekt vor den Gefühlen deines Mannes: Ich finde, du kommst ihm da sehr weit entgegen. Wenn er ein komisches Gefühl kriegt, wird die Hausgeburt abgebrochen. Aha. Und wenn dein Gefühl stimmig ist, du gut drin bist in deiner Wehenarbeit, wird einfach unter- bzw. abgebrochen und in ein KH gefahren (auch wenn das nun von beiden KH die bessere Alternative wäre). Das heißt Ortswechsel, fremde Umgebung, auf neue Leute einstellen, evtl. Angst von deiner Seite, Schmerzen usw. Und dort soll die Geburt dann besser laufen, weil der Vater beruhigter ist? Was ist mit dir? Du bist die Hauptperson, es geht um dich, um dein Wohlbefinden, deine Privacy.
Versteh mich nicht falsch: Ich kann nachvollziehen, dass du deinen Partner als Vater deines Kindes miteinbeziehst. Das ist hochanständig, ich find das gut. Achte aber vor allem auf deine Bedürfnisse, was ist dir am Wichtigsten? Wo fühlst du dich am wohlsten? Letztlich kriegt nicht dein Mann das Kind, sondern du. Das heißt, alle Entscheidungen, die du mit Rücksicht auf ihn triffst, haben Konsequenzen für dich - und für euer Kind.
Noch ein größeres Aaaber: Wenn dein Mann ins KH will, bedeutet das für ihn, dass, egal in welchem KH, er extrem für dich und deine Bedürfnisse einstehen muss vor dem Personal. Das ist eine Riesenverantwortung!! Er kann nicht aus reinem Sicherheitsdenken/Unwohlsein mit dir in ein KH und dann zwar dort anwesend und dabei sein, aber dich ansonsten dem Schicksal und möglichen Interventionen überlassen.
Glaube mir, ich weiß wovon ich rede. Ich befand mich vor acht Jahren in einer ähnlichen Situation. Meiner war strikt gegen Hausgeburt, sogar das Geburtshaus kam nicht in Frage. Unsere Große kam in einem KH zur Welt, zwar vaginal, aber sonst mit allen - ich schreibe bewusst Schikanen - der KH-Routine und Interventionsspirale, dazu übergriffigem, unfreundlichem und unsensiblen Personal. Mein Mann spürte unter der Geburt, dass es mir damit psychisch nicht gut ging. Solange ich selbst konnte, kämpfte ich unter Wehen für meine Selbstbestimmung. Irgendwann kam der Punkt, da hatte ich keine Kraft mehr. Anstatt für mich einzustehen, schwieg mein Mann, dachte/hoffte, die würden schon wissen, was sie tun und wenn das Baby da sei, sei ohnehin alles egal. War es aber nicht. Ich ging ins KH - meine Mann zuliebe - und raus kam ich mit einem Baby und einem fetten Geburtstrauma, das Jahre gebraucht hat, um zu heilen. Ich konnte nicht mal mehr an dieser Stadt vorbeifahren, ohne zu weinen. Wir hatten massive Beziehungsprobleme, die wir erst aufarbeiten mussten. Hätte mein Mann das vorher kommen sehen, er hätte meinem Wunsch mehr Beachtung geschenkt, ganz sicher.
Mein Rat: Spreche mit deinem Mann, stellt einen Plan auf, welche Dinge dir bei/trotz einer KH-Geburt wichtig sind. Du bist Hausgeburtsfrau, Charly, daher gehe ich davon aus, dass du solange es möglich ist und euer Zustand zulässt, vielleicht auf vieles verzichten möchtest, was sonst so Stanard ist (Braunüle legen etc., x Menschen um dich herum, häufige Untersuchungen, Wehentropf, Rückenlage...). Mach dir klar, dass es im KH, egal in welchem, anders sein kann, als daheim. Suche dir, wenns geht, eines, wo sie nicht mit den Augen rollen, wenn du die Einwilligung zum Dammschnitt und zur Braunüle verweigerst, sondern kein Drama draus machen.