Ich wollte schwanger werden, sobald die Laborphase für meine Promotion abgeschlossen war. Bis ich mental dann tatsächlich bereit war, war ich in der Endphase der Diss, mein Vertrag an der Uni wurde monatsweise verlängert und lief aus. Eine Aussicht auf eine feste Anstellung hatte ich, Perspektive in frühestens einem halben Jahr. Wir haben beschlossen, es trotzdem zu versuchen. Dann habe ich von heute auf morgen eine Stelle bekommen, ohne Befristung, keine Probezeit. Zu dem Zeitpunkt haben wir schon überlegt, ob wir jetzt aussetzen und wieder verhüten, haben uns aber dagegen entschieden. Bessere Voraussetzungen hätte ich nicht mehr bekommen können, meiner Meinung nach. Und ich wollte auch nicht deutlich über 30 Mutter werden. Also durfte ich meinen Chefs, ca. 10 Wochen nach Arbeitsbeginn sagen, dass ich schwanger bin, was keine Außeneinsätze bedeutet. Nicht schlimm, aber eben mit Umständen verbunden. Sie haben sehr verständnisvoll reagiert, hier im Büro war es echt super.
Meinem Prof an der Uni musste ich es auch so früh sagen, weil ich noch Nachmessungen hätte machen müssen. Sein Kommentar "Ich dachte nicht, dass du jetzt in der Position bist, schwanger zu werden" 8I Ich hab ihm dann gesagt, dass das meine Entscheidung sei und er mir jetzt besser dringend gratulieren sollte...
Tja, mit der Anstellung war ein Umzug nötig, dadurch und durch die neue Stelle und viel Babyvorbereitung (ob nötig oder nicht sei dahin gestellt) ist die Diss vor der Geburt nicht fertig geworden. Nach der Geburt habe ich mit drei Monate altem Baby angefangen 10 Stunden/Woche zu arbeiten. Von daheim aus, Baby immer bei mir. Ab und zu ins Büro, auch mit Baby. Und das würde ich nie wieder machen. Ich wurde weder dem Job noch dem Kind gerecht. Mit der Arbeit hat es erst besser geklappt, als ich auf zwei Tage/Woche aufgestockt habe (Baby 6 Monate alt) und mein Freund die Betreuung an diesen zwei Tagen übernommen hat. Inzwischen ist der Kleine bei der Tagesmutter (seit er 13 Monate alt ist) und ich habe nochmal auf 60% aufgestockt, 4 Tage/Woche. Mein Freund arbeitet wieder Vollzeit. Die Diss wird erst jetzt wieder Thema, weil unsere Tamu seit kurzem auch freitags betreut und ich diesen Tag dann für die Diss nutzen kann (und für Arztbesuche, Handwerker-Dinge etc. pp. ). Im Job merke ich manchmal, dass ich, obwohl ich schon über zwei Jahre in der Firma bin, immer noch blutiger Berufsanfänger bin. Mir fehlen Routinen bei bestimmten Abläufen, aber woher soll es auch kommen. Die Zeit wird es bringen.
Fazit: Ich weiß nicht, ob es besser gewesen wäre, erst die Diss fertig zu bekommen, dann zwei, drei Jahre zu arbeiten und dann erst Kinder zu bekommen. Wahrscheinlich schon irgendwie, alles wäre abgeschlossen bzw. eingespielt. Aber andererseits hat es sich in dem Moment richtig angefühlt und abgesehen davon, dass die Diss sich zieht, sehe ich jetzt keinen wirklichen Nachteil darin, wie es lief (nur die drei Monate mit Baby und 10 Wochenstunden Arbeit waren eine Erfahrung, die für die Zukunft gut ist, weil ich weiß, wie ich es nicht mehr machen würde, aber auf die ich im Nachhinein gerne verzichtet hätte).
Plan für das zweite Kind: Diss fertig bekommen, mindestens 2,5 Jahre Altersabstand bei den Kindern und mindestens ein Jahr mit der höchstmöglichen Stundenzahl arbeiten (also mein Freund Vollzeit, ich die 60%), damit der Einbruch beim Elterngeld nicht so stark wird. Heißt: Frühestens im September geht es los