Ich bin voll beim Vater der Journalistin.
ich habe 8 Jahre in einer Agentur mit Stempeluhr gearbeitet. Durch die Zeiterfassung konnte ich mir die Arbeitszeit so einteilen, wie ich es brauchte. An den Montagen kamen meist 3 Überstunden drauf, die ich am Freitag dazu nutzte, mittags Feierabend zu machen. Dadurch war mein Ansporn, besonders strukturiert und effizient zu arbeiten, sehr groß.
Im letzten Quartal war immer Hauptsaison, da sammelten wir viele Überstunden an. Da aber alles genau erfasst wurde, fand das keiner so schlimm, im neuen Jahr konnten wir die Stunden abfeiern.
Das hat alles gut für mich gepasst.
Und dann fing ich in einer anderen Agentur an, ohne Zeiterfassung und mit Anwesenheitspflicht von 9-18 Uhr. Dazu kamen viele Überstunden durch unerzogene Kunden. Das letzte Quartal war ebenfalls wieder Hauptsaison. Selbst wenn man seine eigene Arbeit gut weggeschafft hatte, musste man im Firmenauftragspool nachsehen, ob andere Teams Hilfe brauchen - und eben helfen. Wir saßen oft bis 20 Uhr, manchmal auch bis 22 Uhr oder noch länger. Als „Dankeschön“ gab‘s dann halt ein warmes Abendessen. Aber für die Überstunden gab es weder mehr Geld noch Freizeitausgleich.
Hinzu kam der Druck durch Kollegen, die keinen Wert auf Privatleben legten und praktisch in der Arbeit wohnten. Sieht halt sch... aus, wenn die Kollegin die Agentur am liebsten gar nicht verlassen möchte, während man selbst bitte um 18 Uhr den Rechner runterfahren mag. Dass man den ganzen Tag auf dem Bürostuhl festklebt und ackert, während die Kollegin alle 1,5 Stunden für 30 Minuten zum Rauchen und Ratschen verschwindet, interessiert wenig.
Seitdem ist Arbeitszeiterfassung für mich ein absolutes Musst. Bei meinen letzten Jobs und Projekten war sie zum Glück auch explizit gefordert, da musste sogar sehr detailliert erfasst werden, wann wie lange an welchem Auftrag gearbeitet wurde. Die Zeiten waren halt vor allem auch Kalkulationsgrundlage.
Momentan bin ich selbstständig und erfasse meine Arbeitszeiten sehr genau. Einerseits sind sie wichtig für die Rechnungsstellung, andererseits helfen sie mir dabei, mich gut einschätzen und planen zu können. Schließlich muss ich den Kunden sagen können, wann ich ihren Auftrag bearbeiten kann und wie lange es dauern wird. Bzw. andersrum: ob ich gewünschte Abgabetermine halten kann oder ob sie utopisch sind.
Als ich noch angestellt war, habe ich tatsächlich die Arbeit in der Arbeit gelassen und mir daheim keine Gedanken über schwierige Aufträge gemacht. Das war für mich ganz klar an den Arbeitsplatz gekoppelt.
Als Selbstständige ist die Abgrenzung schwieriger. Ich mache nun in der Freizeit Gedanken, einfach auch weil meine produktive Arbeitszeit durch zwei kleine Kinder limitiert ist.
Da entscheide ich fallweise, welche Denkzeiten ich berechnen möchte. Also, wenn mir ein Geistesblitz kommt, wie ich ein Layout aufwerten kann, ist dieser „gratis“. Wenn ich, während die Kinder spielen, 15 Minuten sehr angestrengt über Lösungswege nachdenke, erfasse ich diese später in meiner Liste.