Ebura, der Tweet
Damit kenne ich mich nicht aus, lass uns zumindest hier mal lieber bei GB bleiben. Dort habe ich 11 Jahre gelebt und habe besseren Zugang zu den Medien. Erlaubt waren uebrigens 700.000 Pfund. Sie muessen jetzt also nachweisen, dass 10.3 Millionen in der Zeit vor den offiziellen zwei Monaten Wahlkampf aufgewendet wurden, aber das duerfte ja buchhalterisch kein Problem sein. Ich finde es aber moralisch wirklich bedenklich, dass die oeffentliche Meinung hier so direkt beeinflusst wurde. Der Artikel ist fuer mich erschreckend (und ich bin Marketing-Expertin).
Achso, Sahnehaeubchen: Boris Johnson kandidiert gar nicht......
So viel zu der Frage, ob ein Referendum einen vor Lobbyismus bewahrt
Die ganze Diskussion über direkte Demokratie ist zwar interessant, in Bezug auf den Brexit aber völlig akademisch. Die Briten haben nun mal keine direkte Demokratie und weder Tradition noch Übung damit. Einmal punktuell ein Referendum durchführen schafft noch lange keine direkte Demokratie, wenn vorher jahrhundertelang etwas ganz anderes gelebt wurde.
Die Frage, wie es ausgegangen wäre, wenn die Briten eine andere Tradition hätten, ist müßig. Persönlich bin ich skeptisch, was direkte Demokratie angeht - ich teile viele Vorbehalte, die hier geäußert wurden, z. B. ainus Einwand mit den Abstimmungen, die Menschen- bzw. Völkerrecht widersprechen. Aber wie gesagt, mit dem Brexit hat das nichts zu tun.
Hinzu kommt, dass die politische und mediale Landschaft sich massiv verändert. Sascha Lobo hat heute einen guten Arztikel dazu veröffentlicht: klick
"Die so kommunizierende Politik bekommt dabei tatkräftige Mithilfe eines Teils der redaktionellen Medien, der ohne jede Scham dieses Kommunikationsmuster übernimmt. Politische und mediale Lügen sind natürlich nicht neu, aber die offene, funktionale Dreistigkeit ist es - in Verbindung mit der digital-sozialen Öffentlichkeit. Denn die stört sich nicht daran, sondern belohnt das Verhalten noch. Das Traurigste, Empörendste an toxischem Bullshit 9.0 ist, dass er funktioniert. Bullshit 9.0 wirkt.
Das Publikum ist mitverantwortlich
Damit ist jede Klage in Form der Beschwerde über "die da oben" unvollständig falsch. Denn das Publikum trägt mindestens die Hälfte der Verantwortung für den Aufstieg dieser politischen Kommunikationsform. Das Publikum glaubt das Getöse vielleicht nicht, aber bezieht es in den Diskurs mit ein, wenn es in den Kram passt.
Mehr noch: Die halbe soziale Medienwelt interessiert sich nicht für Konsistenz und sagt in einem einzigen Satz eine Behauptung und ihr Gegenteil: "Ich habe nichts gegen Ausländer, aber sie müssen raus." Die"Washington Post" schrieb von einer "post-fact world", einer nicht mehr tatsachenbasierten Weltsicht."
P.S. Und noch zu der Frage, ob der Begriff Xenophobie treffend ist oder nicht - da fällt mir immer der fälschlicherweise Morgan Freeman zugeschriebene Ausspruch über Homophobie ein: "I hate the word homophobia. It's not a phobia. You are not scared. You are an asshole."