Ich lebe ja in einem Land, dass die Sterbehilfe schon länger kennt - und ich muss sagen, viele der Befürchtungen kann ich zwar verstehen, halte sie aber für unberechtigt. Hier sind die Regeln vernünftig "streng" und nur ein kleiner Teil der todkranken Menschen wählt einen solchen Weg (Akademiker übrigens deutlich übervertreten).
Liebe Grüsse
Talpa
Ich möchte das bestärken. Eine ehemalige Arbeitskollegin von mir ist vor 1.5 Jahren mit einer Sterbehilfe-Organisation aus dem Leben geschieden. Sei war unheilbar Krebskrank. Mir ist erst seit da klar, wie diese ganze Sache überhaupt funktioniert.
Man muss Mitglied bei einer Sterbehilfeorganisation sein und zwar schon seit einiger Zeit. (Meine Kollegin war eine Deutsche, die in Deutschland lange in der Geriatrie gearbeitet hat, Einige Jahr vor ihrem Tod hat sie mir mal beim Mittagessen erzählt, dass die Mitgliedschaft bei Exit einer ihrer ersten Amtshandlungen war, als sie in die Schweiz gezogen ist. Sie hätte zu viele Menschen unwürdig sterben sehen und das wolle sie für sie nicht. Tja, wer hätte gedacht, dass es in wenigen Jahren Realität werden würde...)
Man muss in seinen eigenen 4 Wänden sterben (Hospitz mag auch gehen - aber keinesfalls ins einem öffentlichen Spital)
Man muss in der Lage sein, die Infusion selbst aufzudrehen oder die Tabletten selbst einzunehmen
Man muss die Sache ca. eine Woche vorher planen - man weiss dann also "Montag und 9 Uhr ist es soweit
Es müssen zwei verschiedene Ärzte involviert sein: Einer, der die Medis verschreibt und einer, der beim Sterben dabei ist. Jemand der Sterbehilfeorganisation ist auch dabei. Die Sterbewilligen müssen im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sein. Eine Person, die z.B. fortgeschritten an Alzheimer erkrankt ist, kann die Dienste einer Sterbeorganisation nicht mehr in Anspruch nehmen
Nach dem Tod kommen der Gerichtsmediziner und die Polizei, da es ein aussergewöhnlicher Todesfall ist
Ganz offen: Es ist seltsam und für die nahen Angehörigen sicher noch viel schwieriger wie für Kollegen. Ich habe mit ihr telefoniert und es war ganz klar, das ist das letzte Mal. Gleichzeitig bewunderte ich ihre Klarheit im Kopf. Sie hat ihre Todesanzeige selber verfasst und das Begräbnis organisiert. Ich glaube nicht, dass jemand mit den Regelungen in der Schweiz unter Druck gesetzt werden kann, sich das Leben zu nehmen. Es ist aus meiner SIcht ein Menschenrecht, das Leben zu beenden wenn man möchte.
Edit: Hier noch ein Link zu einem aktuellen Schweizer Zeitungsartikel https://www.tagesanzeiger.ch/s…re-schweiz/story/20158162 (Sterbetourismus finde ich übrigens etwas ganz seltsames.)