Beiträge von Cesalu

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org

    Auch hier habe ich den Eindruck, dass (fast) ausschließlich Lehrer diese Methode verteidigen, aber die meisten betroffenen Eltern eher große Probleme damit haben.

    Vielleicht liegt das daran, dass wir uns in der Ausbildung sehr intensiv mit den unterschiedlichen Methoden, mit den Vor- und Nachteilen, beschäftigt haben?

    Im Übrigen bin ich auch dreifache Mutter. Meine beiden Großen haben eher nach klassischem Fibellehrgang gelernt und beide haben eher darunter gelitten. Meine Kleine ist noch nicht eingeschult.

    Nur gibt es in der 5. Klasse leider keinen Rechtschreibunterricht mehr.

    Wieso das denn? Mein Sohn hat im 8. Schuljahr Gymnasium noch Rechtschreibthemen behandelt, der Deutschlehrer hat ihnen gerade gesagt, dass das in der 9. Klasse kaum noch Thema sein wird. Sie haben auch noch mindestens ein Diktat geschrieben. Bei meiner Mittleren in der 6. Klasse Gymnasium ist das auch ganz großes Thema dieses Jahr gewesen. Sie haben sogar einen Test gemacht, durch den festgestellt wurde, wo noch individuelle Schwierigkeiten liegen und dazu haben sie individuell Übungsmaterial bekommen.

    homunkulus Wieso passt die Methode nicht in das System? Wofür haben die Kinder nur 4 Jahre Zeit? Die Methode ist ja eigentlich nur in der ersten Klassen, eventuell noch in der zweiten Klasse wichtig. Danach sollte der Leselehrgang abgeschlossen sein.

    Wie soll sich am Schulsystem je etwas ändern, wenn immer gleich gesagt wird, früher sei alles besser gewesen?

    Die Methode ist für mehr als 4 Jahre gedacht, soweit ich weiß für 6-7 Jahre.


    Aber das interessiert hier ab der 5. Klasse keinen mehr.

    Der Rechtschreibunterricht ist generell nicht in der 4. Klasse abgeschlossen. Dieser ist aber von einem Anfangsunterricht mit Anlauttabelle oder als Fibellehrgang unabhängig.

    homunkulus Wieso passt die Methode nicht in das System? Wofür haben die Kinder nur 4 Jahre Zeit? Die Methode ist ja eigentlich nur in der ersten Klassen, eventuell noch in der zweiten Klasse wichtig. Danach sollte der Leselehrgang abgeschlossen sein.

    Wie soll sich am Schulsystem je etwas ändern, wenn immer gleich gesagt wird, früher sei alles besser gewesen?

    Ich habe früher nur Schreibschrift gelernt. (80er) Druckschrift haben wir früher nur lesen gelernt, im Anschluss an den Schreiblehrgang. Habe heute trotzdem eine fürchterliche Handschrift. Im Referendariat habe ich einmal miterlebt, wie Schreibschrift und Druckschrift parallel eingeführt wurden. Fand ich ganz schrecklich, weil es ewig gedauert hat, bis alle Buchstaben eingeführt waren.


    Zum Thema wieso früher mehr Zeit zum Schreiben gegeben wurde: Früher gab es z.B. keinen Fremdsprachenunterricht in der Grundschule, keinen verbindlichen Medienführerschein, kaum Referate und Präsentationen etc. Hier können Kinder viel mehr als vor 20 Jahren.

    Außerdem gebe ich zu bedenken, dass die Kinder vor 20 Jahren auch bei der Einschulung im Bereich der Feinmotorik den Kindern von heute um einiges voraus waren.

    @ Hermine

    in anderen Worten, es ist nicht nur die "Faulheit" der Lehrer, der gegen offene Methoden spricht, sondern auch der Umstand, dass man damit einen Teil der Klasse tendenziell eher zurück lässt/benachteiligt.

    Genauso kann man aber auch umgekehrt argumentieren. Bei offenen Formen ist es für mich aber nicht ausgeschlossen, immer wieder in Kleingruppen etwas zu erklären und auch das Sammeln im großen Forum ist wichtig. Wenn ich insgesamt eher frontal unterrichte, bleibt mir aber kaum Zeit, auf individuelle Lernwege einzelner einzugehen, da ich ja ständig für die Gesamtklasse gefordert bin.

    Freda Danke für die Darstellung Deiner Sichtweise, ich glaube wir sehen vieles sehr ähnlich. Auch die Tatsache, dass es zu wenig Rückmeldung gibt, kann ich leider von meinen eigenen Kindern so bestätigen. Manchmal bekommt man es vielleicht auch als Eltern nicht mit, wenn Hinweise mündlich gegeben werden. Aber oft hätte ich mir auch ein kurzes schriftliches Feedback unter den Arbeiten meiner Kinder gewünscht. Mit den vorgedruckten Heften stimme ich Dir zu, wenn nur mit solchen gearbeitet wird. Bei uns werden sie ergänzt durch leere Hefte. Hier können Buchstabenverbindungen, Wörter usw., die nur schwer sind zusätzlich geübt werden. Auch dies setzt aber voraus, dass die Lehrkräfte sich die Arbeiten der Kinder ansehen und sie auch beim Schreiben genau beobachten. Dabei finde ich es aber egal, mit welcher Methode die ersten Schritte zum Lesenlernen gemacht wurden.

    Mondschein: Warum sollte es Kinder verunsichern, wenn für eine Präsentation rechtschriftlich richtig geschrieben werden muss? Bei uns unterscheiden die Kinder von Anfang an zwischen "Kinderschrift" und "Erwachsenenschrift" und wissen, dass sie im Moment noch nicht rechtschriftlich richtig ("Erwachsenenschrift") schreiben können, dies aber bis zum Ende der Grundschulzeit das Lernziel ist. Wenn etwas aber auch von vielen anderen gelesen werden soll, muss es rechtschriftlich richtig sein. Auch damit andere Kinder die richtige Schreibweise sehen. Selbst Erwachsene lassen wirklich wichtige Texte doch Korrektur lesen, beim Einkaufszettel stört ein Rechtschreibefehler eher weniger. Eine längere Geschichte zu verbessern kostet für die Kinder aber sehr viel Mühe, wenn wir das bei jedem Text verlangen würde, hätte bestimmt bald keiner mehr Lust etwas aufzuschreiben.

    Leider habe ich es am Wochenende zeitlich nicht mehr geschafft, mich hier weiter an der Diskussion zu beteiligen. Einiges ist mir aber noch sehr wichtig.

    Zum einen bin ich sehr froh darüber, in einem Bundesland zu leben, in dem die Wahl der Erstlesemethode bei der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer liegt. Ich finde immer, dass es grundsätzlich ganz viel ausmacht, ob man hinter der Methode nach der man unterrichtet steht oder nicht. Es ärgerte mich und auch die Kolleginnen, die teilweise bewusst nach einer anderen Methode unterrichten, furchtbar, dass dieses Thema bei unserer letzten Landtagswahl Wahlkampfthema war. Wir haben eine lange Ausbildung. Ich habe bereits im Studium sehr viel über verschiedene Leselernmethoden gelernt, sie verglichen darüber diskutiert. Da finde ich es wirklich schlimm, wenn auf Wahlwerbeplakaten mit falsch geschriebenen Wörter gegen eine bestimmte Methode geworben wird und insbesondere Eltern dadurch verunsichert werden. Für mich sprechen die Vorteile einfach so deutlich für diese offene Methode, dass ich sie mir nicht so einfach verbieten lassen will. Es passt für mich einfach viel mehr zu meinem Bild vom Kind, danach lernen zu lassen. Vielleicht ging es aber anderen Lehrkräften genau umgekehrt und sie mussten plötzlich nach dieser Methode unterrichten? Nur so könnte ich mir einige Eurer Beschreibungen erklären. Das fängt schon damit an, dass diese Methode für mich wirklich nur einen Unterschied zu Beginn der ersten Klasse, eventuell bei einigen schwächeren Schülern durch das Hilfsmittel der Anlauttabelle auch noch bis in die zweite Klasse hinein macht. Danach sollte der Leselehrgang abgeschlossen sein und andere Themen des Deutschunterrichts stehen an. Auch wenn ich lese, dass Lehrerinnen keine 20 Hefte nachsehen können, schüttele ich den Kopf. Das ist doch mein Job! Vielleicht schafft man das nicht immer, aber doch möglichst regelmäßig. Was ich nicht für hilfreich halte, ist die Sätze oder Wörter richtig dazu zu schreiben. Erfahrungsgemäß schaut sich das kein Kind mehr an. Wir holen uns die Kinder für einzelne Lerngespräche und wählen Fehler aus, die wir gemeinsam besprechen und verbessern. Wenn ein Kind in der ersten Klasse eine ganze Seite geschrieben hat, kann es aber nicht alle Fehler verbessern, das würde überfordern und demotivieren. In der zweiten oder dritten Klasse (individuell unterschiedlich) werden aber selbstverständlich alle Fehler verbessert. Ausnahme in der ersten Klasse ist, wenn etwas veröffentlich wird z.B. im Schulhaus ausgehängt. Dann wird natürlich alles verbessert.

    Insgesamt denke ich, gibt es in der Praxis (fast) nur Mischformen, die Lehrerinnen und Lehrer entscheiden eher, welchen Schwerpunkt sie setzen.

    Wenn die Methode wirklich verboten werden soll, fände ich unbedingt fundierte wissenschaftliche Untersuchungen notwendig. Dann fände ich es aber auch ganz wichtig, alle Bereiche des Deutschunterrichts einzubeziehen. Wenn Kinder z.B. etwas schlechter in der Rechtschreibung aber dafür besser im Bereich Texte verfassen sind, lässt sich ja neu diskutieren.

    Zur Frage schwächere Schüler oder auch Kinder mit auditiven Wahrnehmungsstörungen oder sonstigen Problemen: Mein Hauptgrund, warum ich diese Methode bevorzuge, liegt darin, dass sie mir die Möglichkeit lässt, alle Kinder individuell zu fördern. Das heißt, ich kann schwächere Schüler unterstützen ohne dass sie den Anschluss an die Klasse verlieren. Meiner Meinung nach ist die Methode viel besser auf die individuellen Förderung hin ausgerichtet, bei der Fibelmethode wird eher selektiert. (Kind kann es nicht, muss zurück gestellt werden)

    Bei auditiver Wahrnehmungsstörung könnte ich mir z.B. die Unterstützung durch Lautgebärden vorstellen. Dies wurde uns auch bei einem schwerhörigen Kind geraten. Eventuell kann man auch die farbigen Silben der Silbenmethode oder relativ früh die Übung bestimmter häufiger Lernwörter nutzen, um diese Wörter dann schreiben zu können, ohne jedes Mal zu hören. Aber das sind nur spontane Ideen, ich denke da müsste ich mir so ein Kind genau ansehen, mich mit den Eltern austauschen. Eventuell gibt es auch Logopäden etc. die passende Tipps für genau dieses Kind haben.

    Ich finde, dass in dieser Diskussion genau wie in vielen anderen zwei Dinge vermischt werden: Die Methode des Lesen- und Schreibenlernens zu Beginn der Grundschulzeit und der Rechtschreibunterricht. "Lesen durch Schreiben" ist kein Rechtschreibunterricht sondern eine Leselernmethode, die sicherlich sehr früh durch einen guten Rechtschreibunterricht ergänzt werden muss. Die Alternative dazu ist ein klassischer Fibellehrgang. Auch hier muss sich ein Rechtschreibunterricht anschließen bzw. teilweise schon gleichzeitig stattfinden. Beim klassischen Fibelunterricht schreiben die Kinder am Anfang nur so Sätze ab wie "Mimi malt Oma. Oma malt Mimi. Mimi malt Mama..." Das sieht zwar für Erwachsene nicht furchtbar aus, aber ein Rechtschreibbewusstsein besitzen diese Kinder genauso wenig wie ein Kind das am Anfang frei schreibt: "Gestan wa isch mit Mama im Schwimbat". Beide müssen es noch lernen und brauchen Begleitung.

    Ich hab aus Euren Berichten das Gefühl, dass es eher eine Frage der Fähigkeit und Möglichkeit des Lehrpersonals auf das einzelne Kind einzugehen ist und auch ob der betreffenden Lehrerin/ dem betreffenden Lehrer die eine oder die andere Methode näher liegt. Natürlich kann man nicht gut nach einer Methode unterrichteten, die man selbst für nicht so gut hält.

    Das kann ich genau so unterschreiben.

    Mein Kind hat die Grundschule auch so abgeschlossen.

    Das ist dann das Ergebnis nach 4 Jahren Grundschule mit sehr guten Leistungen?

    Dann läuft doch etwas falsch oder?

    Das ist ja was ich meine. Da läuft etwas schief, wenn das als "sehr gut" gilt.


    Gibt es denn überhaupt wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Vergleich?

    ja, müsste jetzt aber suchen

    Ich muss gestehen, dass ich den Lehrern, die seit 30 Jahren unterrichten und ja auch vor diesem Konzept gelehrt haben glaube, wenn sie die immer schlechtere Rechtschreibung in Zusammenhang bringen.

    Ich unterrichte zwar erst seit knapp 20 Jahren, aber vielleicht habe ich mich gerade deshalb damit intensiver beschäftigt, als Lehrer, die schon länger unterrichten und sich in der Ausbildung mit der Thematik weniger beschäftigt haben. Die Methode stammt übrigens aus den 70ern.


    Die von mir geschriebenen Beispiele zum Wort Klasse sollten verdeutlichen, dass die Kinder nicht gelernt haben Worte einfach richtig zu schreiben.

    Sie gehen davon aus, dass sie einfach schreiben können, wie sie wollen.


    Warum? Weil sie nicht berichtigt werden.

    Das würde ich dann kritisieren, nicht die Methode des Erstleseunterrichts! Das ist aber genau eines der Vorurteile die irgendwie überall im Raum stehen, dass die Kinder eben schreiben können wie sie wollen. Nein, es geht nur darum, dass sie von Anfang an schon viel frei schreiben und eben - wie alle Erstklässer - noch keine Rechtsschreibstrategien haben. Z.B. schrieb mir ein Schüler (erste Klasse, Lesen durch Schreiben) diese Woche: "Ich habe einen turm gebaut." Als ich ihn darauf hingewiesen haben, dass wir Namen von Dingen groß schreiben, antwortete er: "Ach, Turm ist ja ein Nomen" und verbesserte das im Satz.