Guten Abend,
Diese Drohungen machen mich hilflos., Sie halfen mir kein bisschen, denn ich KONNTE nicht aufräumen und ich KONNTE auch nicht "aufräumen wollen", wenn man versteht, was ich meine.
Diese Drohungen haben mir mein Sicherheitsgefühl genommen.Als ich klein war, fühlte ich mich permanent schuldig, weil idh meine Dinge und Stofftiere durch meine Unfähigkeit in Gefahr brachte (schließlich bin ICH schuld, wenn die armen Viecher, die für mich ja alles fast lebendig waren, im stinkenden M+üll landen". Und als ich größer war, haben sie verhindert, daß mein Zimmer wirklich MEIN Ort wurde. Ich war ja nie sicher, ob irgendwer kam und Zeug von mir wegwarf... dahat mich diese Androhung von Übergriffen auf MEINE Dinge (so hab ich es empfunden) eher wütend gemacht.
Besser oder effektiver aufräumen konnte ich deswegen noch lange nicht und kann es leider bis heute nicht.
hier kann ich sofort unterschreiben, das beschreibt ziemlich genau, was für Gefühle dieses Aufräumthema in mir ausgelöst hat. Vor allem das "ich kann nicht wollen" ist ein Thema, das mich heute noch begleitet (auch beim Aufräumen und sonstigem Haushaltskram, aber das habe ich inzwischen ganz gut im Griff, aber Papierkram ist furchtbar. Ich kriege es zwar irgendwann hin, aber es ist echt Quälerei. Nicht wollen zu können, obwohl ich weiss, dass ich muss, und das schlechte Gewissen, das ich dann kriege, weil ich den Willen nicht aufbringen kann, und wenn es dann endlich geschafft ist, kein Erfolgserlebnis, sondern eher das blöde Gefühl, dass ich mich total angestellt und mir selber im Weg gestanden habe und alles viel schneller und einfacher hätte haben können ... gruselig.)
Ich hatte zwar das Glück, dass meine Mutter nur extrem selten mit den Wegwerfdrohungen um die Ecke kam, aber Entscheidungen darüber, welche Dinge / Bücher/ Kleidungsstücke ich noch brauche oder nicht, sind häufig über meinen Kopf hinweg getroffen worden. So hatte ich auch oft das Gefühl, dass meine Privatsphäre nicht respektiert wird bzw. hatte lange gar kein Gefühl dafür, wie und wieweit ich mich abgrenzen wollte. Aber die Wegwerfdrohungen kamen häufiger von der Mutter einer Klassenkameradin von mir. Ausserdem hat die auch, wenn sie den Kleiderschrank zu chaotisch fand, mal eben mit dem Arm die Klamotten aus den Fächern gefegt und sofortiges ordentliches Wiedereinräumen verfügt, egal ob Spielbesuch (in dem Fall ich) gerade da war. Ich hab mich dann immer ganz schrecklich beklommen gefühlt, weil mir das so lieblos und eben übergriffig wie von Trin beschrieben vorkam.
Bei meinem Sohn versuche ich daher, das leidige Aufräumthema nicht so riesig werden zu lassen. Mein Mann kriegt öfters die Pimpernellen, weil er vermutlich der Einzige in unserer Familie mit einem normalen Verhältnis zur Ordnung ist. Mein Sohn hat ADS, ich habe Asperger und zum Leidwesen meines Mannes ein sehr entspanntes Verhältnis zu herumstehenden Legobauten.
Wenn Ordnung machen wirklich nötig ist, helfe ich dabei mit, bestehe aber darauf, dass der Herr Sohn mit anpackt und nicht z. B. mittendrin feststellt, dass "die Olchis bei den Berggorillas" total lustig sind und liest, während ich die restlichen Bücher ins Regal stelle. An schlechten Tagen kommandiere ich dann rum wie ein Drillsergeant, während er sich missmutig mit jedem Legostein einzeln quält und alle 5 Minuten an einem anderen hochspannenden Spielzeug festwächst. An guten Tagen können wir einzelne Bereiche um die Wette aufräumen und sind in 15 Minuten fertig. Meistens ist es irgendwo dazwischen ...
Wenn mein Mann mit dem Kind aufräumt, dauert es meist so 20 Minuten. Mein Mann sagt dann z.B. "So, räum die Bücher ins Regal, während ich den Legobagger in die Kiste stelle", Kind sagt "o.k.", schnappt sich " die Olchis bei den Berggorillas" , stellt sich neben das Bücherregal und liest. Mein Mann sagt dann nochmal "he, mach mal weiter, ich will hier nicht alles alleine machen" , Kind sagt "Hm, ja, gleich", sinkt neben dem Bücherregal in die Hocke und liest. Aber immerhin bedankt er sich hinterher ganz ehrlich gemeint beim Papa.
Heute hat er übrigens seinen leeren Joghurtbecher in den gelben Sack gesteckt und den Löffel in die Spülmaschine, ohne, dass ich etwas gesagt habe!