Ich glaube, dass ich das wirklich etwas lockerer angehen sollte 😃.
Meine Sorge ist halt diese Medienfixiertheit.
Aber das, was ich mir vorstelle, finde ich in unserer Kleinstadt auch nicht: Kinder-Kochkurs, Werken mit Holz und überhaupt kurze Kurse.
Ich habe als Kind so viele Dinge gemacht: Turnen, Geigespielen, Kochkurs, Schmuckbasteln, Tiffany.
Bei uns durfte erst abends ferngeguckt werden. Das hat sich irgendwie sehr fest eingebrannt: der Tag ist zum Spielen da.
Aber es ist einfach auch eine andere Generation.
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Ich halte das für eine sehr essenzielle Erkenntnis. Oder zumindest habe ich das für mich so empfunden, als ich das hatte.
An meine eigene Kindheit im Dorf, wo wir sehr viel in der Gruppe draußen gespielt haben - im Wald, beim Schlittenfahren, oder auch einfach nur mit dem Ball oder irgendwelche komischen Spiele mit Kreide auf der Straße, von denen ich die Regeln nicht mal reproduzieren könnte. Gelesen habe ich auch viel, oder heimlich verbotene Experimente mit Kerzen oder Küchenchemikalien in meinem Zimmer gemacht . Sehr viel mit dem Rad rumgefahren, als wir groß genug waren auch zum See im Sommer, usw. Mit meinen Eltern unternommen haben wir fast nie etwas, aber einigermaßen viel Doppelkopf oder Skat gespielt.
Irgendwie hatte ich gedacht, nur so könne man schöne Erinnerungen aufbauen. Mit Zocken kann ich selber überhaupt nichts anfangen. Dementsprechend hatte ich deutliche Vorbehalte, als meine Kinder anfingen, sich für Computerspiele zu interessieren und damit viel Zeit verbringen wollten.
Wir hatten dann längere Zeit eine Computerzeitbeschränkung (andere Medien interessieren sie nicht sonderlich), erst mit blockierter Zeit für die Hausaufgaben und abends ab Bettzeit aus, später dann relativ frei (bis auf Abschaltung recht spät am Abend während der Schulzeit), solange sie regelmäßig Sport machen, und ab etwa 15 im Wesentlichen frei.
Ich habe das Gefühl, dass zumindest meine beiden sich über das Computerspielen ganz viel holen, was ich in meiner Kindheit mochte: Beide haben über das Online-Spiel RL-Freundschaften gebildet, die schon seit Jahren bestehen (auch wenn sie sich nicht so oft sehen, da die Freund*innen ein paar hundert Kilometer entfernt wohnen).
Haben sich da teilweise Anregungen geholt für Sachen, die sie im RL machen wollen. Kochrezepte ganz vorneweg natürlich - wer schaut heutzutage schon in ein Kochbuch... Aber auch anderes. Beispielsweise hat Q mal eine Bauanleitung gefunden, wie man aus Holzspateln, Gummiringen und wasauchimmer Wolverine-Krallen bauen kann, und hat bestimmt eine Woche damit zugebracht, die zu basteln. Haben auch gut funktioniert, waren aber leider etwas anfällig und dann recht schnell wieder kaputt. Oder irgendwas Hydraulisches mit Spritzen und Silikonschläuchen hat er auch gebastelt, weiß nicht mehr, was das war.
Aber vor allen Dingen gibt es tatsächlich auch viele Spiele, die für sie legendär geworden sind. Wo sie total aufblühen, wenn sie erzählen, dass sie ja damals bei sowieso den Oberboss schon bei Level XY besiegt haben, weil sie Strategie Z gefahren haben.
Wir hatten das Glück, dass wir ein paar Jahre lang gemeinsame Hobbys machen konnten - Taekwondo, Bogenschießen, Schlittschuhlaufen, Schwimmen, mein Freund und T Angeln (Q im Urlaub auch), und zumindest im Urlaub gingen wir auch gerne gemeinsam Wandern. Manche Spiele gehen auch (Doppelkopf leider gar nicht ).
Auch heute gibt es noch Aktivitäten, die sie gerne mit uns gemeinsam machen. Billardspielen geht eigentlich immer. Essengehen natürlich sowieso. T kommt gerne mit in die Sauna und zum Bogenschießen, mit Q gehe ich manchmal zumindest beim 3D-Parcours noch zum Bogenschießen.
An den Faschingsumzug mussten mein Freund und ich heute auch denken und haben uns königlich amüsiert bei der Vorstellung, dass er mit Q zum Umzug geht, Q verkleidet als Schmetterling, so wie damals . Da ging mein Freund immer mit den beiden hin (ich hasse Karnevalsumzüge).
Was beide noch nie mochten (wir Eltern aber auch nicht), ist sinnloses durch-die-Gegend-Laufen. Früher galt: Wandern - gut. Geocachen - auch gut. Pilzesuchen - auch gut. Aber Sonntagsspaziergang oder Stadtbummel? No Way. Heutzutage ist davon gar nichts mehr angesagt, außer Wandern im Urlaub. Aber ich bin mir nicht zu schade, Q dazu zu erpressen, gelegentlich mit mir zum Pilzesuchen zu kommen, denn ich habe Gutscheine von ihm .
Und zum letzten Geburtstag habe ich mir von beiden Kindern Gutscheine für Spieleabende gewünscht
Auf das Thema Sucht hatten wir beim Computerspielen trotzdem immer so ein bisschen ein Auge. Bei T war das nie so wirklich Thema, bei Q haben wir regelmäßig einen Fragebogen bemüht, der trotz des hohen zeitlichen Engagements zu dem Ergebnis "keine Sucht" kam.
Wir sind jedenfalls immer ganz gut mit der Strategie gefahren, Dinge gemeinsam zu machen, solange wir welche finden, die uns allen Spaß machen, und ansonsten individuell das zu machen, was jedem/r Einzelnen oder zweien oder dreien von uns Spaß machen.
Wobei wir manchmal auch unsere Kinder (insbesondere T) überreden mussten, zu etwas mitzukommen, denn er war oft etwas zu schüchtern, um sich auf etwas Neues einzulassen. Und wenn wir sicher waren, dass er Spaß daran haben würde, haben wir ihn überzeugt, und das hat ihm dann auch jedes Mal so viel Spaß gemacht, dass er kaum noch wieder weg wollte (da kann ich mich beispielsweise an das Steineklopfen nach Dinosaurierskeletten erinnern, oder auch das erste Mal Legoland).
Äh, ja - wie immer lang geworden ... vielleicht ist ja was für dich dabei.