Ich bin ja beruflich vorbelastet, was den Schutz geistigen Eigentums angeht, und habe bei Zollbeschlagnahme oder Anweisungen, Videos zu löschen, nicht reflexhaft den Gedanken: "Boah, das ist aber gemein, dass so eine große Firma so hart gegen einen kleinen Hersteller aus China vorgeht".
Deshalb insbesondere dir, Talpa, vielen Dank für deine Ausführungen, die sich, wenn ich den Thread früher entdeckt hätte, wohl ziemlich mit meinen gedeckt hätten, und dir, claraluna, für den Link, den du gepostet hattest zur differenzierteren Sicht (auf die Videos).
denke trotzdem, dass ich nicht so gerne in einer Welt mit sowas wie "Wortmarken" und dergleichen leben will. Finde ich irgendwie... naja, uch bin kein Anwalt für solche Dinge und urteile nur als Laie, und als solcher ist mir unsympathisch, wenn einer "die wirklich wahre Wahrheit" über eine Sache gepachtet haben und damit irgend was bestimmen darf. Ist vielleicht zu allgemein ausgedrückt, denn bei künstlerischen Werken sehe uch das natürlich anders.. aber ach, uch schweife ab.
Was macht für dich den Unterschied zwischen künstlerischen Werken (Musik, bildende Kunst) und so etwas wie Patenten, Design oder Marken, das dich dazu bringt, es "natürlich anders" zu sehen? Dass es OK ist, wenn ich verbiete, dass jemand anders eine CD mit einem Lied rausbringt, das ich komponiert und eingespielt habe, es aber blöd findest, wenn ich jemandem verbiete, den von mir erfundenen Weihnachtsbaumständer, bei dem sich die Weihnachtsbäume super einfach mit einem Fußhebel und Seilzug aufstellen lassen, zu produzieren und zu verkaufen?
aber holzbausteine oder laufräder oder was auch immer darf es doch auch von vielen verschiedenen Marken geben? Warum dann nicht Plastik klemmbausteine?
Talpa
Das Patent von Lego für ihre klemmbausteine ist doch vor ungefähr 10 (?) Jahren ausgelaufen
Das Patent ist sogar vor noch viel längerer Zeit ausgelaufen. Ich glaube Ende der 70er oder so. Was noch längere Zeit in der Schwebe war und wohl mehrere Instanzen durchlaufen musste, bis es höchstrichterlich geklärt war, war die Frage, ob eine 3D-Marke, die Lego angemeldet hatte, Bestand hat. Das hat sie nicht, weil die dreidimensionale Gestaltung der Bausteine essenziell für die Funktion ist.
Somit darf jetzt jeder Klemmbausteine (zumindest die Grundsteine - ich bin mir sicher, auf spezielle Figuren usw. haben sie sicherlich Desgins angemeldet) herstellen, die so aussehen wie Lego, die genauso funktionieren, und die mit Lego kompatibel sind. Natürlich ohne dass oben auf den Nüpsies "LEGO" eingeprägt ist. Denn die Wortmarke "Lego" hat immer noch Bestand.
Dass die Wortmarke mit Zähnen und Klauen verteidigt wird, insbesondere gegen die Verwendung als Sammelbegriff, finde ich verständlich. Denn aus Laiensicht mag es schmeichelhaft sein, wenn die eigene Marke zum Sammelbegriff wird, aus markenrechtlicher Sicht ist das Gift, denn wenn man als Markeninhaberin nicht gegen solche Bestrebungen vorgeht, kann eine Marke gelöscht werden. Beispielsweise hat Google bei Duden erwirkt, dass die ursprüngliche Begriffsbeschreibung von "im Internet suchen" zu "mit Google im Internet suchen" geändert wurde. Natürlich nennen fast alle den Vorgang "googeln", egal, welche Suchmaschine sie nutzen. Worauf es aber ankommt ist, dass man solche Bestrebungen nicht einfach hinnimmt, sondern versucht, dem entgegenzuwirken. Und das tut auch Lego, indem sie Videos löschen lassen, in denen "Lego" als Synonym für legoartige Klemmbausteine verwendet wird.
Markenrechte klingen aus Laiensicht häufig erstmal blöd und überreguliert. Aus meiner Sicht sind sie aber tatsächlich sinnvoll und nützlich. Denn eine Marke hat den Sinn, ein Produkt einem Hersteller zuordenbar zu machen. Und gerade bekannte, wertvolle Marken wie Coca Cola, Apple, und eben auch Lego, sind ja nicht von ungefähr so bekannt. Sondern weil die Kundschaft, meist über Jahre oder Jahrzehnte hinweg, dahin gekommen ist, genau diese Produkte zu schätzen. Jeder Getränkehersteller darf eine braune Blubberbrause herstellen. Aber nur einer darf darüber verfügen, wer ein rot-weißes "Coca Cola"-Logo draufkleben darf.
Wenn jetzt ein Hersteller herginge und ein rot-weißes Logo für seine Brause erschaffen würde, das nicht "Coca Cola" lautet, sondern meinetwegen "Goya Goha", würde er das nicht tun, weil ihm ja sonst so überhaupt keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stünden, seine Brause zu kennzeichnen. Sondern genau aus dem Grund, die Kundschaft abschöpfen zu wollen, die vielleicht nicht so genau hinschaut und glaubt, sie würde Coca Cola kaufen. Was blöd wäre, weil die Rezepturen der Brausen alle ein bisschen unterschiedlich sind, und jemand, der auf den Geschmack von Coca Cola steht, möchte idR nicht eine andere Brause haben.
Und was bei einer Flasche Cola ja vielleicht kein Beinbruch ist, ist bei anderen Artikeln vielleicht nicht mehr so einfach mit Verschenken oder Wegkippen zu lösen. Gerade, wenn es auch um technische Betriebssicherheit, Kompatibilität, Zufriedenheit mit Herstellungsbedingungen, Schadstofffreiheit usw. geht.
Mag sein, dass die Qman-Bausteine toll funktionieren und schadstoffarm sind (ich kenne die nicht, kann das nicht beurteilen). Aber wenn jeder x-beliebige Hersteller Klemmbausteine herstellen könnte und ungestraft versuchen dürfte, die Kundschaft zu täuschen, indem die Packungen so ähnlich gestaltet sind, dass man sie beim flüchtigen Rüberschauen für Lego halten könnte, finde ich das nicht in Ordnung. Es ist nicht wirklich alternativlos, Verpackungen von Sets so zu gestalten, dass eine künstlerisch gestaltete Zusammenbauszene das Hauptelement ist, Herstellerlogo oben links, usw.
Natürlich sehe ich auch deutliche Unterschiede - allein schon das Logo, das ja schon recht groß angeordnet ist. Und vielleicht reicht das ja auch, um sämtliche Plagiatsvorwürfe abzuweisen. Aber ein Hersteller, der überhaupt nicht das Bedürfnis hat, auf den Lego-Zug aufzuspringen und Kundschaft zu gewinnen, die denkt, dass das ja aussieht wie ein Lego-Set, würde seine Packungen deutlich abgrenzend von den Lego-Gestaltungen anlegen. Deshalb sehe ich das hier auch so:
Wenn der Container solche oder ähnliche Ware enthält, dann war der Händler ausgesprochen mutig, hat hoch gepokert - und jetzt Pech gehabt.
wenn den anderen Klemmbausteinproduzenten es wirklich so unwichtig wäre, dann würden Design und Verpackung auch ganz anders aussehen. So sehe auch ich ganz klar « louis wuitton » Taschen, bei den von leslie verlinkten Bildern. Gerade genug geändert, damit es am Rande der Legalität ist, aber dennoch klipp und klar an Lego Boxen erinnert.