vor Demenz die bedeutet den ganzen Tag in Angst zu leben und keine Medikamente dagegen bekommen zu können, usw.
Ja mit solchen Schauermärchen kann man natürlich die Stimmung im Land dahin bringen, dass der "selbstbestimmt" gewählte Tod als die menschlichere Alternative erscheint.
janos, von der die Schilderung mit den in Angst lebenden Demenzkranken stammt, hat das zwar nicht dazugeschrieben, aber für mich klang es zumindest aufgrund der sehr speziellen Schilderungen so, als wären das Fälle, die sie selbst miterlebt hat.
Deshalb frage ich mich schon, was dich dazu bewegt, so etwas als "Schauermärchen" abzukanzeln.
Ich habe auch so ein real erlebtes "Schauermärchen": Meine Großmutter war, bis ich etwa 15/16 war, eine wundervolle Frau. Aktiv, politisch interessiert (und extrem links, ich glaube, sie war dann irgendwann aus der SPD ausgetreten, weil die ihr nicht links genug war ), spielte gerne mit uns, usw. Dann ging es ihr zunächst körperlich schlechter, so dass sie bei uns einzog, damit meine Mutter sich um sie kümmern konnte. Und dann wurde sie nach und nach immer dementer. Was aber nicht so richtig auffiel, weil sie sich meistens ganz normal unterhalten konnte. Aber sie litt zunehmend unter dem Wahn, dass meine Mutter ihr Böses wolle, ihr nichts gönne, usw.
Das tat mir noch am meisten für meine Mutter weh, die sich echt den Arsch aufgerissen hat, um ihr alles recht zu machen. Als das nicht mehr ging, kam sie in ein Pflegeheim, wo sie mir dann doch leid tat: Denn dort wurde ihre Paranoia so schlimm, dass sie beispielsweise erzählt hat, nachts wären vor ihrem Zimmerfenster Leute zersägt worden. Dabei wirkte sie aber nicht offensichtlich verwirrt. Sie hat bis kurz vor dem Ende noch alle Verwandten erkannt, konnte sich relativ normal unterhalten (wenn auch hauptsächlich über schon länger vergangene Dinge, das Kurzzeitgedächtnis war wohl schon betroffen). Aber was das mit einem macht, wenn man nachts allein hilflos im Bett liegt und denkt, die Pflegeheimangestellten zersägen Menschen - grausam.
Ich hätte meine Großmutter so gerne nur als diejenige in Erinnerung behalten, die sie in meiner Kindheit war, und nicht als die böse Alte, die meiner Mutter mit ihrem boshaften Wahn ihre vorletzten Jahre versaut hat. Und ich werde alles daran setzen, dass mir so etwas nicht passiert.
Und wenn bis ich in einem Alter bin, wo das relevant sein könnte, hier keine Gesetzgebung existiert, die es mir ermöglicht, Vorkehrungen für die Zeit zu treffen, in der ich *echt* nicht mehr leben will, weil *alles* nur noch Scheiße ist, lautet die Alternative für mich, mich so rechtzeitig umzubringen, dass ich auf eine solche Hilfe nicht angewiesen bin. Und nicht, dass ich mich darauf freuen darf, mit Schmerzmitteln, Sedierung oder wasauchimmer in einen Scheißegal-Zustand gebracht werden kann. Das wäre *für mich* kein lebenswerter Zustand, und ich empfinde es als Frechheit, wenn jemand mir absprechen möchte, diese Entscheidung selbst zu treffen.
Dass diese Möglichkeit (der Scheißegal-Zustand) bereitgestellt werden *muss* für Menschen, die das anders bewerten, steht für mich außer Frage. Aber ich schreibe diesen Menschen doch auch nicht vor, wie sie ihre Lebensqualität beurteilen sollen. Wieso soll das umgekehrt erlaubt sein? Jeder Mensch kann nur für sich selbst entscheiden, was er noch als lebenswert empfindet, und was als reine Quälerei und Warten auf das Ende.