Und ich wundere mich schon, wenn es doch so oft ist, dass am auf dem Dorf wohnt, weil doch der Ehepartner dort arbeitet, warum das noch nicht als Grund angegeben wurde.
Dann gebe ich mal an: wir wohnen auf dem Land, weil:
wir meine Vater pflegen mussten
Meine verwitwete Mutter sonst hier allein verkümmert wäre.
Weil hier mein lagebedingt unverkäufliches Elternhaus steht, dass sonst irgendwann als Ruine enden würde.
Weil wir nicht in der gleichen Stadt Arbeit finden und irgendwo trotzdem Leben müssen.
Weil die Kinder hier ein Umfeld haben, aus dem wir sie nicht bei jedem Jobwechsel reißen könnenwollen (wäre 4 mal in den letzten 10 Jahren gewesen).
Ich finde deine Sicht bereichernd, wenn auch mir nicht unbekannt. Ich muss mir regelmäßig von meinen Kolleg*innen vorwerfen lassen, dass ich es wage, in ihre Stadt zu pendeln und dort zu atmen. Das ist auch kein schönes Gefühl...
Arbeiten möchte ich aber bitte trotzdem. Dass ich einen Nischenberuf gewählt habe, ist natürlich meine Entscheidung. Hier könnte ich toll als unterbezahlte Friseuse, Kellnerin oder Verkäuferin ein paar Stunden nebenher jobben und mir von diesem besseren Taschengeld hin und wieder einen neuen Pullover kaufen.
Ich habe allerdings das riesige Glück, dass ich super mit PR zur Arbeit komme - WENN morgens auf dem einzigen Pendlerparkplatz am Bahnhof noch ein Platz frei ist.
Das Auto hätte ich sogar beinahe schon verkauft, aber mit der letzten Fahrplanumstellung im Dezember fielen alle Buslinien abseits der Hauptverkehrswege weg. Bus fahren hieße nun: Sommer wie Winter (im Schnee und bei vielen Minusgraden) 5 km zu Fuss laufen, um 4 Uhr morgens los, damit ich es auf 8 ins Büro schaffe. So bleibt nur Auto, im besten Fall nur bis am den Stadtrand. Falls die Idee schon genug andere hatten, muss ich mich leider in diese irrsinnige Verkehrsschlange einreihen.
An einem Verkehrskonzept arbeitet meine Stadt übrigens seit den 1970ern. Das ist mittlerweile schon ein Running Gag. Man kann sich nicht einigen, ob Stadt oder Bundesland für die Beförderungsmittel der Pendler zahlen muss.
Kurz: ich verstehe den Frust der Stadtmenschen sehr. Es ist nur auch echt frustig, wenn es einfach keine Alternativen gibt.