Hopla, na da ist ja eine rege Diskussion entbrannt. Das wird jetzt was länger, weil ich natürlich auch gerne auf eure Beiträge eingehen möchte und mir das ganze dadurch ja auch hilft, meine Gedanken zu entwickeln.
Also vorab: Ich habe ja meinen bewusst provokanten Satz auch kenntlich gemacht
**ACHTUNG** weiterlesen könnte deine religiösen Gefühle verletzen**
und habe dahinter natürlich völlig überspitzt eine meiner Betrachtungen zu dieser großen Weltreligion geschrieben. Dass ich das so natürlich keinem Kind vermittle, habe ich als selbstverständlich vorraus gesetzt. Da würde ich mir auch wünschen, dass ihr erst mal davon ausgeht, dass euer gegenüber so reflektiert/bewusst/weitsichtig/vernünftig ist, einen angemessenen Weg zu finden. (Zu mindest würde ich hier in diesem Forum erst mal davon ausgehen, dass die Eltern im Zweifel den vernünftigen Weg der Vermittlung wählen.)
Wie erklärst Du ihm denn die anderen Feiertage und Feste? Ostern? Halloween? Tag der deutschen Einheit? Tag der ARbeit? Das sind doch alles Feste, die entweder eine historisch Bedeutung haben (Tag der deutschen Einheit, Tag der Arbeit) oder auf irgendwelchen Glauben (Ostern) oder Aberglauben (Halloween) zurückgehen. So viel anders ist das doch auch nicht. oder?
Weist du, um viele andere Feiertage wird einfach nicht so ein Gewese veranstaltet, deshalb komme ich da nicht so sehr in die Notwendigkeit. Aber davon abgesehen: Weihnachten und Ostern wahrscheinlich so, wie es hier auch einige schon geschrieben haben. Nämlich, dass es Zeitpunkte im Jahr sind, die einen Übergang, einen Wechsel markieren und die die Menschen schon lange feiern. Weil es erst mal dunkler wird und man Lichter anzündet, um die Seele zu streicheln und dann zu feiern, dass es auch wieder heller wird. Oder weil wie zu Ostern das Frühjahr beginnt, alles wieder auflebt, das Grün zurückkehrt.
Halloween - fällt aus.
Tag der deutschen Einheit würde ich als Ost-West-Kind mal echt nicht gerne mit Weihnachten gleich setzen.
Sunniva, Silbermöwe, vielen Dank, das klingt beides gut!
Wenn dir die weihnachtsgeschichte nichts sagt ( ja, wenn du sogar derart intolerant bist, wie du in deinem Post schreibst), dann feiere nicht.
Jetzt würde mich doch interessieren, warum du mich für derart intolerant hälst. Also an sich kann ich es mir denken. Aber: Ich habe vor meiner provokant formulierten Zeile von der Bedeutung Weihnachtens für mich geschrieben und habe meinen Satz eingeleitet mit "Ich halte es aus meiner Sicht für falsch, [...]". Von mir aus kann jeder Mensch glauben was er möchte, ist mir wirklich gleich. Gerne auch an das fliegende Spaghettimonster. Aber das ist eben genau der Punkt. Ich bin für Religionsfreiheit. Und die hat mindestens zwei mögliche Bedeutungen. Nämlich die Freiheit, der Religion zu folgen, die man für richtig hält. Aber auch die Freiheit, mit Religion einfach nicht "belästigt" behelligt zu werden. Im Dezember muss ich mir an jeder Ecke Lobpreisungen auf einen Herrn anhören, mit dem ich keine Beziehung habe usw.
Zum Topic Toleranz, die sieht für mich so aus, dass ich mich im Hause meines besten Freundes mit meinen Ansichten zurück halte, wenn ich im Dezember bei ihm eingeladen bin und mich einfach daran erfreue, dass wir ein paar schöne gemeinsame Stunden verbringen. Das kommt eh zu selten vor. Und im Rest des Jahres führen wir immer mal wieder kontroverse Gespräche über das Christentum, Gott, Fehler der institutionalisierten Kirchenreligion etc.. Er ist nicht einfach nur getauft, er lebt als praktizierender Christ und ich finde es oft inspirierend, manchmal aber auch too much für meinen Geschmack.
Davon abgesehen lese ich aus deinem Post, dass du zu denjenigen gehörst, die sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen. Stimmt das? Wenn es so sein sollte, sei versichert, dass ich respektiere, dass du glaubst und auch respektiere, dass es für dich einen hohen Stellenwert hat. Ich habe auch Wertschätzung für das, was gesellschaftlich an guten Dingen aus dem christlichen Hintergrund heraus entsteht. Trotzdem ist die Story dahinter für mich eben genau das, eine Story.
Am Rande: Ich bin nicht religiös erzogen worden. Ich komme aus einem säkulären Ost-Arbeiterklasse Background. Da gab es immer einen Baum, immer Stollen, aber keinerlei Bezug zur Kirche, und zu Jesus. Ich habe mich aus Interesse mit unterschiedlichen Religionen und der Bedeutung für Gesellschaften beschäftigt. Ich persönlich glaube für mich eher an so etwas wie Menschlichkeit, Achtsamkeit, Höflichkeit, Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit. Und diese Werte sind annähernd universal und sind in fast allen Religionen zwischen den Zeilen inhärent. Nur dass ich den Ansatz verfolge, dass wir zwar in einer bisher kulturell jüdisch-christlich geprägten Gesellschaft leben, es allerdings in den letzten Dekaden ein so starke Fragmentierung gibt, dass es sinnvoller wäre, einen gemeinsamen Nenner jenseits von Religionen zu suchen. Und diese eben auch aus dem öffentlichen Raum etwas weiter rauszunehmen.
Ok, einer geht als Weihnachtsmann, aber der Rest? Einer als Tannenbaum, der Rest als Geschenke? oh mann, Zeit fürs Bett...
ach schön, jetzt kann ich nach all dem schweren Stoff noch mit Tränen im Auge zu Bett gehen.