Also meine Tochter ist wohl so ein Kind, das wie von der Lehrerin beschrieben in allen Fächern sehr von Latein profitiert. Sie war in der Grundschule alles andere als eine klare Kandidatin fürs Gymnasium: rechtschreibschwach, in Mathe zwar im Prinzip super, aber viele Flüchtigkeitsfehler, für HSU musste sie auch lernen ohne richtig zu wissen wie das geht. Aber sie wollte unbedingt auf ihr Wunschgymnasium und dann auch noch mit Latein anfangen. Mit viel Bauchschmerzen hab ich zugestimmt.
Und es war bei ihr genau richtig, durch Latein hat sie das Lernen gelernt, so dass die Lernfächer für sie kein Problem mehr sind. Was Grammatik angeht sind bei ihr mehrere Groschen gefallen und ihr Deutsch hat sich sehr verbessert (Verwendung des Genitivs, viel komplizierte Satzstrukturen etc.), in Mathe kaum noch Flüchtigkeitsfehler. Die Rechtschreibung ist immer noch unterdurchschnittlich, aber für Latein spielt das ja keine Rolle und in Englisch und Deutsch kostet es halt manchmal eine Notenstufe, ist aber zu verschmerzen. Der vielfach prophezeite Noteneinbruch beim Wechsel ans Gymnasium ist bei uns nicht eingetreten, sie hat sich im Vergleich zur Grundschule sogar verbessert.
Ist natürlich schwer zu sagen, ob das jetzt alles von Latein kommt, ich habe aber den Eindruck, dass es so ist. Sie haben auch einen sehr guten Lateinlehrer und meine Tochter ist grundsätzlich interessiert und lernbereit. Und Lernen muss sie, ich glaube 80% dessen, was sie für Schule macht ist für Latein. Aber dadurch, dass sie in den anderen Fächern so viel effektiver ist als früher, hält sich der Aufwand insgesamt in Grenzen.
Ich hatte Latein als zweite Fremdsprache und merke jetzt im Nachhinein, dass ich doch auch sehr profitiert habe. Ich mochte es zwar in der Schule nicht besonders und hab es dann auch in der Oberstufe abgewählt, aber erstens kann ich verglichen mit meinem Mann und anderen Eltern, die Französisch hatten noch den gesamten Grammatikschulstoff aus dem Ärmel schütteln und außerdem hab ich später noch 3 weitere Sprachen gelernt, wo Latein eine sehr gute Grundlage war.
Klar kann man Latein auch später noch lernen, allerdings ist so ein Latinumkurs an der Uni doch was anderes als langjähriger Unterricht an der Schule. Und abgesehen von den wenigen, die es fürs Studium nachlernen mussten kenne ich niemand, der es nachträglich gelernt hätte, dafür viele die Französisch später noch gelernt haben.
Die Beschreibung von Aurys Tochter hört sich allerdings nicht so an, als würde sie Motivation aufbringen sich da reinzuarbeiten. Da ist Französisch vermutlich die bessere Wahl. Da ist die Chance, dass die Vokabeln ähnlich wie in Englisch so nebenbei hängen bleiben besser, weil man sie öfter hört.