Beifuß: "Der botanische Gattungsname »Artemisia« geht vermutlich auf die Göttin Artemis zurück. Sie gilt in der griechischen Mythologie als Beschützerin der wilden Tiere und Göttin der Jagd. Außerdem ist sie die Schutzgöttin der Gebärenden und zuständig für Heilung und Fruchtbarkeit. Unter der Bezeichnung »Artemisia« beschrieb der griechische Arzt Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) erstmals die Wirkung und Anwendung von Beifuß. In seiner »De Materia Medica« empfahl er Beifuß als Sitzbad, um die Menstruation, vaginale Sekretion und die Nachgeburt zu fördern. Diese Anwendungen übernahmen später Heilkundler in ihren Kräuterbüchern und ergänzten weitere Indikationen, vor allem Verdauungsstörungen.
Über Jahrhunderte wurde Beifuß als »Mutter aller Kräuter« hoch geschätzt, besonders bei Frauenleiden. Volkstümlich wurde er bei Menstruationsbeschwerden zur Entspannung und Entkrampfung eingesetzt, aber auch um die Wehentätigkeit während der Geburt anzuregen. Deshalb sollten Schwangere Beifuß nicht anwenden. Neben seinem Einsatz bei Magen- und Darmbeschwerden zur Anregung der Verdauung schätzten die Heilkundigen Beifuß auch als Heilpflanze bei Neurosen und Schlaflosigkeit. Seine Wurzel sollte sogar gegen Epilepsie helfen, wie Christoph Wilhelm Hufeland in dem von ihm herausgegebenen »Journal der practischen Heilkunde« (1824) beschrieb. Folglich wurde Beifußwurzel im Jahr 1827 in die Preußische Pharmakopoe aufgenommen und musste somit in den Apotheken vorrätig sein.
Schutz vor Dämonen und Hexerei:
Im Mittelalter galt Beifuß als sehr wirksames Kraut gegen Hexerei. Daher war er Bestandteil vieler sogenannter magischer Rezepturen. Die Germanen flochten den zu Johanni (24. Juni) gesammelten Beifuß zu einem Gürtel. Diesen Johannis- oder Sonnenwendgürtel trugen sie um den Körper, er sollte sie vor bösen Dämonen und Zauberei schützen. Am Dachfirst befestigte Beifußbüschel, deren Spitzen nach unten zeigten, sollten sogar Blitze abwehren und Krankheiten fernhalten. Das Kraut galt außerdem als wichtiges Räuchermittel zur Abwehr böser Mächte und zur rituellen Reinigung."
Beifuss: Mutter aller Kräuter | PTA-Forum