Beiträge von Spinosa

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    Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen hätte nach neuen Berechnungen des Umweltbundesamtes einen sehr viel stärkeren positiven Effekt auf die Klimabilanz als bisher gedacht:


    Studie des Umweltbundesamtes: Tempolimit würde das Klima deutlich stärker schützen als gedacht
    Eine verbindliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen senkt den CO₂-Ausstoß kaum, heißt es oft. Doch laut einer Untersuchung wurden die tatsächlichen…
    www.spiegel.de

    Ich finde auch deine vorherige Wortwahl "randalierende Chaoten" oder sowas als gelinde gesagt schwierig - erinnert eher an Springerpresse, sorry. #weissnicht

    Es gab dort definitiv Demonstrierende, die Polizeifahrzeuge mit Steinen beworfen und Reifen zerstochen haben. Das waren nur sehr wenige, es waren weniger als 1 % der Demonstrierenden. Aber solche Leute bezeichne ich persönlich als randalierende Chaoten. Sorry. #weissnicht Was die Springerpresse schreibt ist mir latte. Und was du über mich denkst ebenfalls.

    Mit Jugendlichen im Antifa-Look geht die Polizei halt auch anders um als mit erwachsenen normalos, hab ich erst neulich auf der anti AfD Demo in Berlin erleben dürfen…

    Das kann natürlich auch eine Rolle spielen. Danke für deinen Bericht! Ja, stimmt, ich bin Mitte 40 und sehe ziemlich normal aus, meine Freunde ebenso. Kann sein, dass wir deshalb nicht behelligt wurden.

    Beim Klimastreik gab es auch kaum die Möglichkeit etwas verbotenes zu tun, oder?

    Das sind zwei Demos die sich nicht vergleichen lassen, finde ich.

    Wieso nicht? Die Möglichkeit, Polizisten gezielt zu beleidigen, die Möglichkeit der Sachbeschädigung an Ausrüstung der Polizei, und die Möglichkeit, Steine und Pyrotechnik zu werfen gibt es doch theoretisch auch beim Klimastreik

    Das ist eher mit Demos rund um Hambi zu vergleichen und auch da gab es Durchbruch Versuche und Auseinandersetzungen mit der Polizei.

    Mehrheitlich von Seiten der Polizei. Diesmal auch.

    Ja, sowas gab es auch schon früher. Mein Eindruck der Radikalisierung speist sich glaube ich vor allem daraus, dass meine Freunde, mit denen ich unterwegs war, diesmal vorab ganz klar gesagt haben, dass sie den Durchbruch nach Lützerath versuchen werden. Die haben auch schon 2018 gegen die Rodung des Hambacher Waldes protestiert und an unzähligen Aktionen teilgenommen. Aber bis gestern noch nie so gezielt die Konfrontation mit der Polizei gesucht. Mein Eindruck ist, dass es bisher immer eher nur so ein paar Dutzend Aktivisten waren, die Absperrungen überrannt haben. Gestern aber waren es mehr als 1000 Personen. Ich selbst bin in einer Gruppe von ca. 500 Personen durch die Polizeikette gerannt, vorher und hinterher haben es 2 ähnlich große Gruppen geschafft. Also ich habe schon den Eindruck, dass die Bereitschaft, Grenzen zu überschreiten, zunimmt.


    Dass die Gewalt mehrheitlich von der Polizei ausging, kann ich nicht bestätigen. Von Schlagstöcken habe ich hinterher erst gelesen, ich selbst habe nichts davon mitbekommen, obwohl ich sogar mit über den Erdwall gerannt bin. Auch meine Freunde, die sogar noch weiter gegangen sind und länger Widerstand leisteten, haben davon nichts mitbekommen. Ich vermute, dass solche Maßnahmen eher nur gegen Randalierer eingesetzt wurden, die Fahrzeuge demoliert haben oder so.


    Allerdings sagen meine Freunde ganz klar, dass sie schon allein die Tatsache, dass die Polizei sich in Ketten um Lützerath aufgestellt hat um ein Näherkommen der Demonstranten zu verhindern, als Provokation empfunden haben. Und diese Sichtweise kann ich schon auch nachvollziehen. Denn was wäre denn so schlimm daran gewesen, wenn wirklich ein paar Tausend Demonstranten nach Lützerath reingegangen wären? Von dem Ort steht sowieso fast gar nichts mehr. Es gab gestern dort schon fast keine Häuser mehr, wo Leute sich hätten verschanzen können. Und die allermeisten Demonstrierenden hatten meiner Einschätzung nach auch gar nicht das Ziel, geschweige denn die Ausrüstung, sich längerfristig in Lützerath festzusetzen. Ich glaube, viele wollten auch einfach nur mal gucken und vielleicht ein Zeichen setzen, mehr nicht. Also ungefähr die gleiche Motivation, wie an die Abbruchkante zu gehen. Und wenn dann tatsächlich 100 oder 200 Leute über Nacht in Lützerath in den Sitzstreik gegangen wären. Ja mei. Dann hätte die Polizei sie halt am nächsten Morgen wieder rausgetragen. DAS wäre eine wahrhaft deeskalierende Polizeistrategie gewesen. Ich weiß nicht, ob die Einsatzleitung eine solche Strategie überhaupt ernsthaft in Erwägung gezogen hat, und wieso man sich stattdessen dafür entschieden hat, die Wälle zu errichten und zu verteidigen. Aber das war ja auf jeden Fall die Entscheidung der Einsatzleitung und nicht die der einzelnen Polizist:innen, die dann die gewählte Strategie umsetzen sollten.

    Beim Klimastreik gab es auch kaum die Möglichkeit etwas verbotenes zu tun, oder?

    Das sind zwei Demos die sich nicht vergleichen lassen, finde ich.

    Wieso nicht? Die Möglichkeit, Polizisten gezielt zu beleidigen, die Möglichkeit der Sachbeschädigung an Ausrüstung der Polizei, und die Möglichkeit, Steine und Pyrotechnik zu werfen gibt es doch theoretisch auch beim Klimastreik

    Wenn ich die Stimmung beim Global Strike 2019 mit der Stimmung gestern in Lützerath vergleiche, dann hat es in den vergangenen 3 Jahren definitiv eine Radikalisierung gegeben. Vandalismus gegen die Fahrzeuge der Polizei, Steinewerfer und Pyrotechnik habe ich damals noch nicht erlebt und auch keine Berichte darüber gehört. Aber okay, ich war auch in einer Gruppe unterwegs, die sich schon früh vom Hauptstrom der Demo abgesetzt hat mit dem klaren Ziel, einen Vorstoß bis nach Lützerath zu versuchen. Im Hauptstrom hat man von alldem wahrscheinlich nicht viel mitbekommen.

    Ich kann anmerken, dass FFF freitags keine Parteifahnen oder -Plakate zugelassen hat. Die mussten wieder eingepackt werden. Sicher war das gestern auch so.

    Sowohl gestern in Lützerath als auch im Jahr 2019 beim Global Strike in Aachen habe ich Banner der Linken und der DKP gesehen. Beim Global Strike zusätzlich auch Banner von Volt und von anderen grünen Splitterparteien. Also wenn es von Veranstalterseite ein Verbot von Parteisymbolen gab, dann wurde die Einhaltung des Verbots jedenfalls nicht konsequent durchgesetzt. Kann aber natürlich sein, dass die Grünen sich anstandshalber trotzdem dran gehalten haben.

    Dieser Kommentar spiegelt meine Meinung:


    Kommentar: Die Räumung in Lützerath sendet falsche Signale
    Die verstörenden Bilder in Lützerath sind ein Beleg für und ein Eingeständnis von politischem Versagen, meint Markus Feldenkirchen.
    www.ndr.de


    Daraus ein paar Zitate:

    "Da konnten diejenigen bemitleidenswerten Polizistinnen und Polizisten, die diese Räumung durchführen müssen, noch so geschickt, noch so behutsam vorgehen. Es wirkt zutiefst anachronistisch, wenn bewaffnete Männer und Frauen in dunkler Montur anrücken, um gegen jene vorzugehen, die richtigerweise verhindern wollen, dass noch mehr fossile Energie genutzt wird und der Klimawandel weiter beschleunigt wird. Mit dieser Räumung entsteht der Eindruck, als bekämpfe der Staat mit aller Macht den Klimaschutz. Als kämpfe er für das Falsche. Das tut er ganz nüchtern betrachtet auch. [...] Würden die Grünen den Klimaschutz so ernst nehmen, wie sie öffentlich bekunden, hätte ihre Führung konsequenter handeln müssen. Vor langer Zeit schon. Wenn verstörende Bilder wie in Lützerath entstehen, ist das bereits ein Beleg für und ein Eingeständnis von politischem Versagen. Dann liegt ein massives Versäumnis vor."

    Auf der Demo gestern war auch eine große Delegation der Grünen Jugend. Jedoch bezeichnenderweise ohne eigene Banner. Nur aus Lautsprecherdurchsagen aus dieser Gruppe heraus konnte ich erkennen, dass es sich um die Grüne Jugend handelte. Ob es ihnen von der Parteizentrale untersagt worden war, dort Fahne zu zeigen, oder von den Organisatoren der Demo, oder ob es ihre eigene Entscheidung war, vermag ich nicht zu sagen. Aber es hat mir doch etwas Hoffnung gemacht, dass sie zumindest da waren.


    Insgesamt war die Stimmung auf der Demo aber sehr klar anti-grün. Es gab auch immer wieder Sprechchöre mit dem Inhalt "Wer hat uns verraten? Die Grünen!" Und es wurden Plakate gezeigt mit Sprüchen wie "Ich hab mich verwählt" etc .


    Es ist aus meiner Sicht ein sehr großes Problem, dass die Sympathisanten der Klimaschutzbewegung sich parlamentarisch nicht mehr vertreten fühlen. Für Konservative ist die CDU nach wie vor das Sammelbecken. Wer wirtschaftsliberal denkt, ist bei der FDP gut aufgehoben. Diese Partei tut einfach genau das, wofür sie gewählt wurde. Und wer sich vor allem für soziale Gerechtigkeit interessiert, kann sich von der Linken und ganz vielleicht auch von der SPD vertreten fühlen. Aber welche der im Bundestag und in den Landtagen vertretenen Parteien setzt sich wirklich glaubhaft für Klimaschutz und Artenschutz ein? Keine andere Partei kann das Vakuum füllen, welches die Grünen hinterlassen. Und das trägt m.E. ganz entscheidend zur Radikalisierung der Bewegung bei.

    Spinosa danke für deinen Bericht. Hattest du dir vorher Grenzen gesteckt, wie weit du gehen würdest? Mir kommt es z.b. von außen ziemlich verrückt vor so nah zur Abbruchkante zu gehen (was war überhaupt der Sinn davon?)

    Aber das scheinen ja nicht nur die ganz Radikalen gewesen zu sein, die das mitgemacht habe. Ich kann mir auch vorstellen, dass man sich da in so einer Dynamik ziemlich mitreißen lassen kann.

    Meine Vorstellung war eigentlich, dass ich ganz normal mit dem Hauptstrom in der Demo mitlaufe bis zu der Bühne, dort den Kundgebungen und der Musik lausche, und wieder nach Hause gehe. Ich habe mich darauf gefreut, Greta Thunberg einmal in echt zu sehen. Aber dann habe ich mich von der Gruppendynamik mitreißen lassen. Bis zu dem Punkt mit dem Tränengas, wo ich dann Angst bekam und plötzlich ganz deutlich wusste, dass ich nicht noch weiter gehen möchte. Während die Gruppe um mich herum noch weiter in die Konfrontation mit der Polizei reingegangen ist. Also die Gruppendynamik war ganz klar auf weitere Konfrontation aus, aber an dem Punkt habe ich mich aus dieser Dynamik dann ausgeklinkt. Bis dahin habe ich mich von der Dynamik aber durchaus mitreißen lassen, mehr als ich vorher gedacht hätte.


    Ich möchte aber auch noch sagen, dass ich die Polizei schon als eher deeskalierend erlebt habe. Es gab aus der Menschenmenge um mich herum immer wieder Sprechchöre, die das Ziel hatten die Polizist:innen zu beleidigen. Zum Beispiel sowas: "Polizei in NRW - Schlägertrupp von RWE" (bei dem Spruch habe ich nicht mitgemacht). Die Polizei hat sich davon aber nicht provozieren lassen. Auch als eine Menschenmenge die Absperrung überrannt hat, haben die Beamt:innen nicht sofort durchgegriffen, sondern sich zunächst zurückgezogen, sich dann neu formiert, dann erst in mehreren Lautsprecherdurchsagen angekündigt, dass sie Wasserwerfer und Tränengas einsetzen werden, und erst dann den Warnungen Taten folgen lassen.

    Ich erzähle mal. Also ich war mit drei anderen Leuten da, von denen zwei ein bisschen krasser drauf sind als ich. Die beiden wollten unbedingt versuchen, nach Lützerath durchzubrechen. Also haben wir uns durch den tiefen Schlamm gekämpft erst bis zur Abbruchkante und dann weiter bis zur ersten Absperrung. Die Polizei hatte rings um Lützerath mehrere Erdwälle errichtet und auf den Wällen standen einige Hundertschaften der Polizei. Wir sind bis zum ersten dieser Wälle, zusammen mit Tausenden anderen.


    Dann zündete in unserer Nähe irgendjemand Pyrotechnik, dadurch war die Polizei einen Moment abgelenkt, und dann gab es einen Durchbruch von etwa 500 Personen durch diese erste Absperrung. Ich mitten drin. Also über den Wall rüber und Richtung Lützerath gerannt. Dann fing die Polizei an, Tränengas und Wasserwerfer einzusetzen. Das war durch die Witterung erschwert, weil der starke Wind das Wasser und das Tränengas teilweise in Richtung der Polizei zurück geweht hat. Trotzdem wurde es mir dann mulmig. Wasserwerfer und Tränengas war mir dann doch zu krass. Meine Gruppe hatte ich auch aus den Augen verloren. Also habe ich mich allein wieder auf den Weg zurück hinter den Wall gemacht. Vorher habe ich noch meinen Regenschirm einer fremden Frau geschenkt, die sich damit gegen das Tränengas schützen wollte, weil sie weiter Richtung Lützerath rennen wollte.


    Ich bin dann zur Bühne gegangen, wo es Life Musik gab, und habe da getanzt bis der letzte Auftritt zuende war. Dann bin ich zum Auto zurück gegangen und habe unterwegs gehofft, dass die anderen Gruppenmitglieder nicht verletzt und nicht verhaftet wurden. Auf meine Textnachrichten hatten sie nicht mehr reagiert. Zum Glück trafen sie aber etwa eine halbe Stunde nach mir auch am Auto ein.


    Meine Freunde berichteten dann, dass sie einige Krawallos dabei beobachtet haben, wie sie mindestens 10 Polizeifahrzeuge demoliert haben (Luft aus den Reifen gelassen und Fenster eingeschlagen). Da war dann auch bei meinen Freunden die Grenze überschritten und sie haben sich zurück gezogen.


    Insgesamt waren diese gewaltbereiten Chaoten aber wirklich eine winzige Minderheit. Vielleicht 300 Leute unter den 35 000. Die Demonstrierenden waren sehr bunt gemischt. Alle Altersgruppen vom Säugling bis zur Oma vertreten. Wirklich viele Eltern mit Kindern. Ein paar Punks, ein paar Kommunisten, ein paar Hippies, aber ganz überwiegend "bürgerliche Mitte".

    Ich habe leider mein privates Handy vergessen, bin jetzt nur mit dem Diensthandy hier. Komme deshalb nicht in die Signalgruppe rein. Falls mir jemand den Link nochmal als PN schicken könnte, würde ich mich freuen. Ansonsten hoffe ich euch einfach so zu treffen.