Ich kann im Grunde bei jedem Wort von Patrick unterschreiben.
19 Jahre im Beruf, und ich habe bisher genau keinen einzigen Patienten gesehen, der mich gebeten hätte, ihm beim Sterben zu helfen. Der mir gesagt hätte, er oder sie will jetzt Sterbehilfe.
Ich habe viele Menschen gesehen, die alles gegeben hätten, wieder gesund zu werden. Noch mehr solche, die Schmerzlinderung wollten.
Janos, wir scheinen in ganz verschiedener Medizin zu arbeiten.
Mein ehemaliges Haus hatte einen großen Palliativbereich, wo ich 10 Jahre mitgearbeitet habe. Noch nie habe ich erlebt, dass Palliativmediziner oder Schmerztherapeut in mißliche rechtliche Lage geraten wäre. Das habe ich nur als Aussage mancher Hausärzte gehört, die Angst haben und kein Bock, sich zu informieren oder BTM zu verschreiben. Oder beides. Die gleichen Hausärzte hatten null Probleme, älteren Menschen im großen Stil Benzos zu verschreiben, tausenden von Patienten, jahrelang. Ich kann da wirklich sehr böse werden. Ich kann auch Patientengeschichten erzählen, Menschen, die auch zu Dignitas wollten, bis sie in den Genuss einer gescheiten Palliativmedizin gekommen sind und entdeckt haben, dass Symptomlinderung möglich ist.
Beim Schreiben ist es mir eingefallen, einen Patienten hatte ich, der wirklich sterben wollte und aus dem Fenster gesprungen war. Er ist einen Meter tief gefallen und es ist ihm nichts passiert. Seine Krankheit war am Ende, er hat Beruhigungsmittel bekommen und ist ein Tag später sowieso gestorben.
Zulassung einer geschäftsmäßigen Sterbehilfe hat auch nichts mit unnötigen Maßnahmen am Lebensende zu tun. Das eine wird das andere nicht verändern. Mit entsprechendem Gespräch und Dokumentation ist keiner verpflichtet, Magensonde zu legen oder unnötig zu operieren.
Wenn geschäftsmäßige Sterbehilfe zugelassen wird, ändert das an der Arbeit eines Arztes erstmal genau gar nichts. Das wird bestimmt nur mit entsprechender Zulassung und einer Menge Dokumentation möglich. Verändert alltägliche ärztliche Arbeit genau gar nicht.
Ich sehe es wie PatrickStar, es kann durchaus ein gesellschaftlicher Druck auf schwer kranke entstehen.
Übrigens, was ist ein unwürdiger Tod? Ich habe schon viele Menschen sterben sehen, Tod ist nie schön, manchmal schwer, manchmal leicht, aber unwürdig?
Mein Eindruck ist, viele hier Schreibenden haben einfach ein Kopfkino, stellen sich alle möglichen quälenden Sachen vor und wollen es selbst steuern. Realität ist meistens dann ganz anders.
Und Janos‘ Beispiel mit sehr an Wahnvorstellungen leidenden Demenzkranken finde ich sehr erschreckend, natürlich, und den Menschen gehört mein ganzes Mitgefühl, aber sie dürfen eigentlich gar nicht unter Sterbehilfe fallen, denn sie können es nicht selbst bewusst entscheiden und wenn wir anfangen, Menschen einzuschläfern wie Tiere, weil WIR ihr Leid nicht ertragen, dann ist es für mich nichts anderes, als Säuberung, nur aus anderen Gründen.
Edit: unterschreibe den letzten Post von Spinosa vollumfänglich.