Ebenso ist es ein strukturelles Problem bei Waldorf, dass dort lange Märchen und Sagen (Stichwort atlantis, Feen) gleichwertig zu realer Geschichte erzählt werden. Da kommen dann Menschen aus der Schule die sich mit dem Konzept Fakten schwer tun, weil könnte ja alles sein. Das empfinde ich als ein Problem in einer Welt wo Fake News als waffe genutzt werden.
Das wäre für mich eben die Frage: Ist das so wie Du es beschreibst? Grundsätzlich, strukturell bei "Waldorfs" in allen Schulen, systemimmanent? Werden wirklich, z.B. in der siebten oder achten Klasse Atlantis- und Feengeschichten auf gleicher Ebene wie z.B. Napoleon oder die Industrialisierung behandelt? Weißt Du das genau? Ich weiß es jedenfalls nicht, ich schrieb ja, ich habe mich damit nicht in der Tiefe auseinandergesetzt - zugleich bin ich aber auch nicht sicher, ob die hier Kritisierenden das gemacht haben, über diesen Waldorfsalat-Podcast hinaus.
Ist es wirklich so, dass sich Ex-WaldorfschülerInnen mit Fakten schwertun, mehr als andere Menschen? Welcher Art Fakten? Und falls das gelegentlich zutrifft: Richten sie damit Schaden an? Wenn jemand zum Beispiel davon überzeugt ist, die Erde sei eine Scheibe, wäre es zwar eine falsche Annahme, ich könnte es diskutieren, wenn ich Lust dazu hätte, aber gleichzeitig schadet diese Person damit niemandem. Wenn jemand denkt, es gibt keinen Klimawandel, ist das bedauerlich, und diese Person wird in ihrem Alltag vermutlich danach handeln, aber auch hier: Wie groß kann der Schaden sein, den sie damit anrichtet?
Und zur Einstellung "Leben und leben lassen", wie Du es nennst: Was nützt es, anderen deutlich machen zu wollen, dass sie falsch liegen, während ich selber auf der vermeintlich richtigen Seite stehe, z.B. eben beim Klimawandel? Wenn ich anscheinend faktenfreie oder sogar rassistische o.ä. Meinungen anderer mit meinen korrekten Argumenten kontere, in der Absicht, sie auf den "richtigen Weg" zu bringen oder wenigstens "dagegengehalten zu haben"? Was wird dadurch besser? Verändern kann ich nur mich selbst, auf andere habe ich ggf. durch mein eigenes Leben, Freundlichkeit, Mitgefühl, Zuneigung und Toleranz im Kontakt mit ihnen Einfluss, und auch das kann ich nicht erzwingen. Mit dieser Haltung, im guten Kontakt miteinander, kann eine Diskussion sinnvoll sein, sonst eher nicht, denke ich.
Wo ich Dir zustimme, ist die Notwendigkeit der Aufarbeitung und Veränderung von Grundlagen menschenfeindlicher Pädagogik - über deren Existenz kann ich aber bezüglich der Waldorfschulen nichts sagen, außer, dass ich diese im eigenen o.g. Umfeld bisher nicht bemerkt habe, aber dazu weiß ich übers System einfach zu wenig.
Und ich stimme Dir auch zu (wenn ich Dich richtig verstehe), dass es wichtig ist, sich für strukturelle / politische / soziale Gerechtigkeit, Frieden u.a. zu engagieren und nicht alles egal sein zu lassen, so ist es von mir keinesfalls gemeint.