Hallo Ihr Lieben,
endlich ein Update von mir.
Erstmal gaaaaaaaaaaanz herzlichen Dank für Eure positiven Energien. Sie haben sehr gut gewirkt.
Das als Kurzfassung - aber ich möchte trotzdem gern mal alles loswerden........
Die letzte Woche war eine sehr spezielle Erfahrung für mich und hat mir viele Grenzen aufgezeigt.
Die OP war relativ gut verlaufen und ab dem nächsten Morgen waren wir (meine Schwester & ich) ab frühesten Morgenstunden auf der Intensivstation bei ihm. Er war intubiert und entsprechend nicht bei Bewusstsein.
An dem Tag hatte er ein traumhaftes EKG & Blutdruck, alles nach Handbuch.
Am übernächsten Tag versuchte man, die Sedierung etwas herab zu setzen, damit er einen Anreiz bekommen sollte, selbst mit (der Maschine) zu atmen. Das ging leidlich, er hatte sehr lange Atempausen (sodass das Beatmungsgerät weiter dran bleiben musste) und als er etwas "wacher" (nicht wach, bloß das völlig "leblose" Koma wurde etwas vermindert, sodass er ansatzweise Regungen zeigte) war, flippten die Monitore aus, sein Herzschlag war teilweise bei 160, Schmerz-Fratzen dauerhaft, sodass die Sedierung wieder angehoben wurde. Der Herzschlag wurde wieder normaler, aber nach einem Herzultraschall waren wieder Rhythmusstörungen da.
Ich danke dem Personal der Intensiv sehr, dass wir -weil wir beide nicht fach-fremd sind und adäquat mit papa umgehen und auf zwischenfälle reagieren konnten- nahezu immer da sein durften (das war sehr wichtig) und er auf unsere Stimmen auch beruhigend reagierte.
Ein nächster Versuch für Sedierungs-Reduzierung wurde für die darauffolgenden frühen Morgenstunden angesetzt und wir durften ab 5h morgens bei ihm sein. Er wurde schnell etwas "wacher" (s.o.) mit Unruhe, Angst- & Schmerzzeichen und meine Schwester und ich waren nahezu jede Minute bei ihm (oder zumindest eine von uns). einmal mussten wir beide raus, weil man mittels defibrilator versuchte, die rhythmusstörungen in den griff zu kriegen - was fehlschlug. als wir wieder reindurften, war der herzschlag wieder sehr hoch und nach ein paar minuten streicheln/zureden wurde es etwas besser.
Im Laufe des Tages verlief das "Selbstatmen" immer besser, sodass das Beatmungsgerät von APAP auf CPAP umgestellt wurde, was ganz gut funktionierte. Wenn eine Atempause zu lange dauerte, genügte lautere Ansprache.
Leider war eine OP-Nachwirkung, dass ein kleiner Zipfel der Lunge zusammengefallen war, sodass er zwingend immer wieder eine Atem-"Trainingsmaske" tragen musste, bei der er gegen Widerstand atmen musste, was an dem und dem folgenden Tag regelrechte Panikattacken auslöste (zu der Zeit war er so "wach", dass er die Augen halb öffnen und mit den Armen wedeln konnte).
Am darauffolgenden Tag wurde die Sedierung bis auf ein Minimum reduziert wie auch einige andere Medikamente (anfangs waren es 16 Medikamenten-Perfusoren und 3 Infusionen) und er wurde nahezu wach. er war mitgenommen und es dauerte drei tage, bis er wirklich "da war". je mehr er da war, desto besser ging es mit dem Atem-Trainingsgerät. Herzschlag aber unvermittelt nach wie vor hoch (seit dem plötzlichen Anstieg an Tag 3 von 80 BpM auf 160 hatten wir uns an eine Monitoranzeige von 140/150 so "gewöhnt, dass wir uns über eine Herzschlagfrequenz von 130 regelrecht freuten.
Am Tag darauf kam er auf die Wachstation, weil auf der Intensiv jedes Bett gebraucht wird. dort gelten andere besuchsregeln und wir haben auch nur auf dringende empfehlung der intensiv-oberärztin eine ausnahme-besuchsregelung bekommen, sodass wir zwischen 10-19h da sein durften. das war in den folgenden zwei tagen wirklich wichtig, weil das noch in die zeitspanne des nicht wirklichen bewusstseins fiel und er ohne 1:1-betreuung mit den armen fixiert wurde, was panik auslöste, herzrasen .... - ihr könnt es euch denken. entsprechend froh waren wir über jede minute, die wir da sein und die knebel lösen durften.
in der zeit haben wir ihn viel gepflegt, lagern, umziehen, abgehusteten schleim auswischen, stirn kühlen, passiv-physiotherapie (meine schwester is physio). er hatte großen durst und konnte erstmal nur diese schwamm-"lollis" aussaugen (und unter größten schmerzen schlucken). und flüstern wurde (1-wort-sätze) möglich.
in der nacht auf den nächsten tag gab es dann einen riesigen schritt und als wir früh morgens anriefen, sagte die krankenschwester, dass es ihm viel-viel-viel-viel-viel-viel besser ginge. als ich morgens kam, war sein gesichtsausdruck wieder viel mehr "papa" und beim blick auf den monitor wurde mir warm um`s herz - frequenz 82 bpm
er hat unsere anwesenheit sehr genossen und wagte teilweise ein lächeln. er konnte auch etwas mehr flüstern.
am tag danach war meine schwester vormittags da und ich ab 12h -zeitgleich mit meiner mutter. an dem tag fühlte er sich noch viel besser und konnte lauter sprechen (undeutlich, aber immerhin) und als er anfing, von einem homöopathischen mittel zu sprechen, welches er früher mal einem patienten gegeben hat, brach bei mir das eis. bis zu dem moment war ich ja absolut immer im "flow" und lebte von sekunde zu sekunde und auch bei lautesten monitor-alarmtönen konnte ich im wahrsten sinne bei ihm sein und funktionierte tadellos. als dann diese paar tage später er halbaufrecht im bett saß und von homöopathie sprach, lösten sich bei mir alle ventile und die tränen liefen und liefen. ich war so glücklich.......
die medikamente wurden immer weiter reduziert, der externe schrittmacher schließlich entfernt und er dufte auf normalstation.
nach zwei tagen wurden dort auch die drei fingerdicken drainageschläuche aus dem bauch gezogen, wovor er viel angst hatte - aber sich sehr auf das bewegen-lernen ohne schläuche freute.
seit wachstation bekam er auch von seiten des krankenhauses physiotherapie, die nach so einem eingriff auch dringend nötig ist. er war äußerst, äußerst geschwächt (an einem tag bekam er abendessen in der zeit, als meine mutter (die gerade "schicht hatte") rausgeschickt wurde wegen eine bettnachbar-untersuchung und als sie wieder reinkam, war das essen nahezu unangerührt, weil mein papa den löffel nicht halten konnte). ;(
seitdem hat er jeden tag grooooße fortschritte gemacht und status quo heute war, dass er (wackelig und kippelig, aber dennoch) ein paar meter auf dem gang laufen konnte ohne schweißausbruch.
danke, dass ich hier alles mal aufschreiben durfte - auch, wenn die kritische intensiv-zeit bei mir "gut funktioniert" hat, haben -retrospektiv betrachtet- diese tage doch sehr zugesetzt und vieles in ein neues verhältnis gesetzt.
am donnerstag geht`s ab in die reha und wir freuen uns sehr auf papa`s leben 2.0 ...........
liebe grüße und danke an euch alle,
nayda