Alles anzeigenMeine Eltern waren auch sehr unterstützend und haben da so manches Ding mit den Lehrpersonen ausgefochten...
Ein Lehrer meinte mal leicht vorwurfsvoll: "Ihre Tochter ist eine ganz schöne Emanze" und war sehr verdutzt, als sich meine Mamaherzlich für das Kompliment bedankt hat.
Trotzdem war mir immer klar: ich trete zu selbstbewusst auf, bin laut, übernehme in Gruppen mal die Führung... damit eckst du als Mädchen/junge Frau definitiv an. "Das tun Mädchen nicht" - hörte ich oft, sah ich oft... das hinterlässt Spuren, egal wie viel das Elternhaus stärkt.
Liebe Grüsse
Talpa
Beim letzten Absatz möchte ich unterschreiben. Ich hatte nur leider von zu Hause nicht diese Rückenstärkung. Da war immer klar, wenn es irgendwo Diskussionen gab: "du wirst schon was gemacht haben, was das rechtfertigt."... " Dich hört man, bevor man dich sieht" ... "Wenn du im Dorf die Straße lang gehst, wissen alle Bescheid, dass du kommst"... Das waren Sätze, die ich regelmäßig gehört habe von meiner Mutter, die mich dafür auch ausgeschimpft hat. Als ich in der Schulküche Mal zu Mittag aß (kleines Dorf, dort aßen oft auch Erwachsene Landwirte aus der Umgebung) und ich einfach nur höflich sein wollte (ich war da nicht oft) habe ich es den erwachsenen Männern nachgemacht und bin mit einem kräftigen "Mahlzeit!" als Gruß in den Essensaal gekommen. Das wurde mir, schmunzelnd zwar, aber von den Männern direkt als ungewöhnlich gespiegelt und hing mir so lange nach, dass ich als Erwachsene Frau davon im Forum schreiben kann.
Mir war immer klar: ich bin unangenehm, so wie ich bin. Selbst als junge Erwachsene habe ich manchmal verzweifelt versucht herauszufinden, wann ich zu laut bin. Ich habe lange Zeit sogar vermutet, ob ich eventuell nicht richtig hören kann, weil mir dauerhaft das Feedback gegeben wurde, dass meine "Stimme zu kräftig" ist. (Ich wurde mit Bezug auf meine Stimme auch schon als "Machtmensch" in eine Schublade gesteckt).
Mit meiner 8 jährigen Tochter passiert bereits dasselbe.
Mittlerweile sage ich selbstbewusst: "Soll ich dein Kind rufen? Ich bin mit einem kräftigen Organ gesegnet" oder auch "Wir sind eben laut" so als Familien Zusammengehörigkeitsding. Einfach auch, damit mein Kind es nicht als Makel wahrnimmt, wenn sie ihre Redeanteile einfordert, wenn sie leidenschaftlich diskutiert oder einfach auch mal eine gute Idee hat in einer Gruppe und das gewürdigt wissen will.
Ich weiß immer noch nicht, ob ich wirklich laut, klotzig, ungeschickt und polterig bin oder wirkte. Meine Selbstwahrnehmung ist eigentlich eine ganz andere und meine Intention auch - immer! Aber wenn man das so oft hört... Man denkt ja schon, da muss ja was dran sein. Daher habe ich irgendwann als Teenie angefangen, wann immer ich spüre, dass ich engagiert oder emotional werde im Reden, die Kraft in der Stimme mindestens zu halbieren. Hat in der Wahrnehmung bei anderen irgendwie keinen Unterschied gemacht. Ich ecke trotzdem oft an. Mittlerweile bin ich in meinem Job als Führungskraft jedoch eher erfolgreich, auch weil ich mich durchsetzen kann. Zum Glück war ich all die Jahre innerlich irgendwie auch trotzig genug, dem Umfeld irgendwie nicht so richtig trauen zu können in ihrer Einschätzung. Das passte bei aller Selbstkritik nicht zu meinem Inneren. Und dass ich heute einfach offen sage "halt dir bitte kurz die Ohren zu, ich muss meine Kinder rufen" versöhnt mich ein bisschen mit der Gesamtlage.